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Pithom auch Pitom ist ein biblischer Ortsname der im 2 Buch Mose Ex 1 11 neben Ramses als Stadt genannt wird die die Israeliten hatten erbauen mussen siehe Auszug aus Agypten Es ist die hebraische Form des altagyptischen Pi Tum auch Pi Atum oder Per Atum von pr Jtm Haus des Atum 1 Dieser Name tritt zum ersten Mal zur Zeit des agyptischen Neuen Reiches auf Durch Herodot ist die altgriechische Form Patumos uberliefert Der Ort lag im Wadi Tumilat einem etwa 50 km langen Tal im ostlichen Nildelta Umstritten ist mit welchem archaologischen Fundplatz der Name zu verbinden ist Es kommen Tell el Maschuta oder Tell er Retaba in Frage Inhaltsverzeichnis 1 Schriftliche Belege 1 1 Das agyptische Pi Atum 1 2 Das hebraische Pithom 1 3 Weitere Namen 2 Tell er Retaba und Tell el Maschuta 3 Identifikation 4 Literatur 5 EinzelnachweiseSchriftliche Belege BearbeitenDas agyptische Pi Atum Bearbeiten Der Gebrauch des Wortes Pi bzw Per im Ortsnamen ist wesentlich 2 Es hatte weitreichende Verwendung in altagyptischen Texten und leitet sich von pr Haus ab Der Ausdruck bezeichnete unter anderem den Tempel eines Gottes und in grosserem Kontext das Tempel Areal oder die Domane eines Gottes In diesem Sinne umfasste es ein weit grosseres Gebiet als der eigentliche Tempel und konnte eine ganze Stadt bezeichnen 3 Der Papyrus Anastasi VI der in die Zeit des Merenptah datiert erwahnt dass man Schasu Beduinen aus Edom den Durchgang durch die Festung Merenptah Hetephermaat gewahrte Dadurch konnten diese zu den Seen von Pi Atum gelangen das in der Region Tjeku liegt um ihre Herden zu ernahren 4 Interessanterweise werden die Seen die sich auf Pi Atum beziehen von den agyptischen Schreibern nicht mit dem agyptischen Wort angegeben sondern mit dem semitischen Lehnwort b r k w t in syllabischer Schreibung Manfred Bietak geht davon aus dass ein ursprunglich agyptischer Name von diesem idiomatischen Ausdruck verdrangt wurde Die Region musse deshalb fur langere Zeit von einer semitischsprachigen Bevolkerung besiedelt gewesen sein 5 Unter den Funden aus Tell el Maschuta gibt es zwei Objekte die sich auf Pi Atum beziehen alle anderen gebrauchen den Ausdruck Tjeku Die Statue eines Schreibers die in die Regierungszeit des Osorkon II datiert erwahnt das Haus des Atum pr Jtm als Teil von dessen Titel Die Pithomstele aus der Zeit des Ptolemaios II erwahnt den Ortsnamen drei Mal in der 13 Zeile als Pi Atum von Tjeku 6 Die Ortsbezeichnung Tjeku bezeichnete ursprunglich wohl die ganze Region des Wadi Tumilat Sie ist aber auch mit dem Fundort Tell el Maschuta verbunden So enthalt der arabische Name des heutigen Dorfes noch immer das linguistische Element ṯkw Das hebraische Sukkot Ex 12 37 wird ebenfalls auf das agyptische Tjeku zuruckgefuhrt 7 Das hebraische Pithom Bearbeiten Im 2 Buch Mose werden die Ereignisse um den Auszug aus Agypten geschildert Kapitel 1 15 Es heisst darin dass die Israeliten zu Fronarbeit herangezogen wurden um die Vorratsstadte Ramses und Pithom zu bauen Ex 1 11 Die linguistische Gleichsetzung von Pitom mit Pi Atum ist unbestritten Die Bezeichnung Vorratsstadt scheint fur Jan Assmann jedoch nicht zur Funktion der Stadt Pi Atum zu passen Vorratsstadte sind Stationen die mit Vorraten zur Versorgung des Heeres und mit Garnisonen zur Sicherung der grossen Feldzugsrouten angelegt wurden 8 In den mittelalterlichen Reiseberichten des Benjamin von Tudela wird Fajum als das biblische Pithom identifiziert 9 Weitere Namen Bearbeiten Der antike griechische Geschichtsschreiber Herodot bereiste Agypten zur Zeit der Ersten Perserherrschaft um 450 v Chr und schrieb daruber im zweiten Buch seiner Historien Darin erwahnt er dass der Kanal der unter Necho II begonnen wurde und von einem Nilarm bei Bubastis durch das Wadi Tumliat zum Roten Meer fuhrte an der arabischen Stadt Patumos vorbeifliesst Auch die Gleichsetzung von Patumos mit Pi Atum ist unbestritten 10 In Tell el Maschuta wurde eine lateinische Inschrift gefunden die den Ortsnamen Ero castra angibt Offenbar handelt es sich dabei um eine Entsprechung des griechischen Heroonpolis In der Ubersetzung der Septuaginta Gen 46 28 steht Heroonpolis fur die hebraische Ortsbezeichnung Gosen Die koptische Bibelubsersetzung im bohairischen Dialekt wiederum ersetzt Heroonpolis durch Pethom 10 Tell er Retaba und Tell el Maschuta Bearbeiten nbsp Ramses II erschlagt einen Asiaten vor dem Gott Atum Herr von Tjeku Nachzeichnung eines Reliefs aus Tell er RetabaDer Fundplatz Tell er Retaba enthalt eine Festung aus dem Neuen Reich Ramses II errichtete dort einen Tempel fur den Kult des Atum Herr von Tjeku Eine Stele und eine Statue zeigen ihn zusammen mit diesem Gott Ramses III verstarkte die Festung und errichtete weitere Denkmaler Die Festungsstadt war wahrend des Neuen Reiches ca 1550 1070 v Chr der einzige grossere Ort im Wadi Tumilat und nur von 600 bis 400 v Chr unbewohnt 11 In Tell el Maschuta existierte zwar in der Zweiten Zwischenzeit ca 1650 1550 v Chr eine Hyksos Siedlung dagegen ist fur den Zeitraum des Neuen Reiches ca 1550 1070 v Chr und der Dritten Zwischenzeit ca 1070 652 v Chr keine Besiedlung festzustellen 12 13 14 15 Erst im 7 Jahrhundert v Chr wurde der Ort neu gegrundet In dieser Zeit liess Necho II zwischen 610 und 605 v Chr den Bubastis Kanal anlegen um den pelusischen Nilarm mit dem Roten Meer zu verbinden Der dabei neu angelegte Ort Tell el Maschuta diente zunachst als Lager fur die am Kanalausbau beschaftigten Arbeiter Kurze Zeit spater wurden dort Apis Stiere geopfert und Einrichtungen fur den spateren Tempel des Atum gebaut Die alteren Denkmaler der Ramessiden und dritten Zwischenzeit die in Tell el Maschuta gefunden wurden mussten deshalb einen spateren Transport dorthin erfahren haben vermutlich aus Tell er Retaba 10 Der archaologische Befund deutet also darauf hin dass Tell el Maschuta die Nachfolgesiedlung von Tell er Retaba war und dass dieses ein Stuck weiter ostlich neu gegrundet wurde als Necho II den Kanal durchs Wadi Tumilat errichten liess Identifikation BearbeitenKenneth A Kitchen meinte dass Tell er Retaba Pithom und Tell el Maschuta Tjeku im Neuen Reich gleichzeitig existierten 16 Der keramische Befund widerspricht jedoch eindeutig dieser Annahme Das Wadi Tumilat Projekt fand unter den hunderttausenden von Keramikscherben nicht eine einzige die in die 18 oder 19 Dynastie datiert 17 Jansen Winkeln geht davon aus dass sowohl Tell er Retaba als auch die Nachfolgesiedlung Tell el Maschuta mit dem Namen Tjeku im engeren Sinne und Per Atum Pitom bezeichnet wurden obwohl letzteres nur fur Tell el Maschuta explizit belegt ist 10 Fur eine eindeutige Identifizierung von Pitom mit Tell el Maschuta spricht sich Redford aus 18 Dieser Ansicht folgt Rainer Albertz Auf der Grundlage dass die Siedlung Tell el Maschuta erst im 7 Jahrhundert v Chr gegrundet wurde geht er davon aus dass vom Verfasser der Endkomposition der Exodus Erzahlung eine Stadt genannt wird die in dessen Gegenwart im 6 Jahrhundert v Chr weithin bekannt war jedoch in der Ramessidenzeit noch nicht existierte Somit handelt es sich seiner Meinung nach bei der Nennung der Stadt Pitom um einen Anachronismus 19 Dagegen identifiziert Bietak den Ortsnamen Pithom eindeutig mit Tell er Retaba Die Identifikation mit Tell el Maschuta konne bestenfalls als Verlegung des Tempels des Pi Atum von Tell er Retaba nach Tell el Maschuta gedeutet werden So erscheine es sicher dass der Tempel in Tell er Retaba dem Gott Atum geweiht wurde Das wurde bedeuten dass dieser ein pr Jtm Haus des Atum war 20 Literatur BearbeitenAlan H Gardiner The Delta Residence of the Ramessides In Journal of Egyptian Archaeology Band 5 1918 S 242 271 John S Holladay Pithom In Donald B Redford Hrsg The Oxford Encyclopedia of Ancient Egypt Band 3 Oxford University Press Oxford 2001 S 50 53 Eric P Uphill Pithom and Raamses Their Location and Significance In Journal of Near Eastern Studies Band 27 Nr 4 1968 S 291 316 Einzelnachweise Bearbeiten Eric P Uphill Pithom and Raamses Their Location and Significance In Journal of Near Eastern Studies Band 27 Nummer 4 1968 S 291 Zur Vokalisation des agyptischen pr siehe Donald B Redford The Pronunciation of Pr in Late Toponyms In Journal of Near Eastern Studies Band 22 Nummer 2 1963 S 119 122 Eric P Uphill Pithom and Raamses Their Location and Significance In Journal of Near Eastern Studies Band 27 Nummer 4 1968 S 292 Raphael Giveon Les Bedouins Shosou des documents egyptiens Brill Leiden 1971 S 131 134 Manfred Bietak On the Historicity of the Exodus What Egyptology Today Can Contribute to Assessing the Biblical Account of the Sojourn in Egypt In Thomas E Levy Thomas Schneider William H C Propp Hrsg Israel s Exodus in Transdisciplinary Perspective Text Archaeology Culture and Geoscience Springer Cham u a 2015 S 21 Eric P Uphill Pithom and Raamses Their Location and Significance In Journal of Near Eastern Studies Band 27 Nummer 4 1968 S 291 Stephen O Moshier James K Hoffmeier Which Way Out of Egypt Physical Geography Related to the Exodus Itinerary In Thomas E Levy Thomas Schneider William H C Propp Hrsg Israel s Exodus in Transdisciplinary Perspective Text Archaeology Culture and Geoscience Springer Cham u a 2015 S 106 Jan Assmann Exodus Die Revolution der Alten Welt Beck Munchen 2015 S 123 Rabbi Lionel E Moses Is there an Authentic Triennial Cycle of Torah Readings In Committee on Jewish Law and Standards of the Rabbinical Assembly Hrsg Proceedings of the Committee on Jewish Law and Standards 29 April 1987 S 335 englisch a b c d Karl Jansen Winkeln Pitom In www bibelwissenschaft de erstellt Marz 2007 abgerufen Marz 2016 W M Flinders Petrie Hyksos and Israelite cities Office of School of Archaeology Bernard Quaritch London 1906 online John S Holladay Tell el Maskhuta Preliminary Report on the Wadi Tumilat Project 1978 1979 Undena Malibu 1982 John S Holladay Tell el Maskhuta In K A Bard Hrsg Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt Routledge London New York 1999 S 786 789 John S Holladay Pithom In D B 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