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Hermann von Carinthia oder Hermann von Karnten auch Hermannus Dalmata Sclavus Dalmata oder Hermannus Secundus 1 slowenisch Herman Koroski um 1100 um 1155 war ein Philosoph Astronom Astrologe Mathematiker Ubersetzer und Autor Nach seiner eigenen Aussage war er im Herzen von Istrien heute Kroatien geboren doch nach manchen Quellen stammt er von der Insel Korcula in Kroatien Hermann gilt als der wichtigste Ubersetzer arabischer astronomischer Texte im 12 Jahrhundert und Botschafter arabischer Kultur in Europa Euklid links mit Astrolab und Visierrohr und Herman von Carinthia rechts als Hermanus bezeichnet manchmal auch mit Hermann von Reichenau identifiziert mit Astrolab Bodleian Library Ashmole MS 304 Folio 2 von Matthew Paris St Albans von 1240 bis 1260Istrien war zu Hermanns Zeit eine Mark des damals noch grossen Herzogtums Karnten dessen Name abgeleitet ist von Karantanien Carantania Carentania ebenso wie slowenisch Karantanija Korotan oder Koroska jenes Karantanien das angeblich 595 zum ersten Mal als Gorostan d h Bergland erwahnt wurde 2 und bis zu seinem Aufgehen im Heiligen romischen Reich der erste unabhangige Staat der Proto Slowenen gewesen war Inhaltsverzeichnis 1 Abstammung und Bildung 2 Ubersetzungen des Korans und anderer islamischer Quellen 3 Ubersetzungen klassischer Autoren 4 Astrologie and Astronomie 5 Eigene Werke 6 Literatur 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseAbstammung und Bildung BearbeitenHermanns zweiter lateinischer Name Sclavus Dalmata bzw die gelegentliche Bezeichnung der Slawe weisen vielleicht nicht auf seine slawische Herkunft sondern auf seine slawische Umgebung hin deren Sprache er verstanden und wohl auch beherrscht haben durfte denn in jenem grossen Karnten des 12 Jahrhunderts wurde das bayerische Deutsch nur teilweise gesprochen Abstammungsmassig soll Hermann ein Sohn des Karntner Spanheimers Engelbert II gewesen sein 3 der 1103 mit der Markgrafschaft Istrien belehnt wurde faktisch aber offenbar bereits ab 1096 die Mark zunachst fur Poppo II III und ab 1093 fur Burkhard von Moosburg leitete und 1123 auch Herzog von Karnten wurde Allerdings scheint Hermann unter den sieben Kindern Engelberts II Ulrich Engelbert Heinrich Rapoto Adelheid Hartwig Mathilde die er von seinen Gattinnen Uta von Vohburg der Tochter des Passauer Burggrafen Ulrich dem Vielreichen bzw in zweiter Ehe mit Adelheid von Lechsgmund hatte nicht auf 4 Falls Hermanns jedoch tatsachlich ein Spanheimer war konnten die Beinamen Sclavus bzw der Slawe indes eventuell auch darauf verweisen dass er ein unehelicher Sohn Engelberts mit einer slowenischen oder kroatischen Mutter war Mit hoher Wahrscheinlichkeit besuchte Hermann eine benediktinische Klosterschule in Istrien In Chartres besuchte er eine der dortigen Kathedralschulen Vorganger der Universitaten Die Lehrer in Chartres waren Bernhard von Chartres und Thierry von Chartres Nach 1130 studierte Hermann in Paris Die Schule von Chartres war bekannt fur ihr Interesse am christlichen Platonismus und den Naturwissenschaften und vielleicht wurde Hermanns Aufmerksamkeit schon in Frankreich auf die arabischen Quellen der klassischen Texte gelenkt Einer von Hermanns Kommilitonen in Frankreich war Robert von Ketton mit dem er vier Jahre lang den Nahen Osten bereiste Beide Manner wurden Ubersetzer aus dem Arabischen In Konstantinopel und Damaskus lernte Hermann die zeitgenossische arabische Wissenschaft kennen Ca 1138 kehrte er nach Europa zuruck und wirkte als Gelehrter in Spanien und Sudfrankreich Ein grosser Teil seiner Arbeit blieb anonym Ubersetzungen des Korans und anderer islamischer Quellen BearbeitenDie erste bekannte Ubersetzung des Korans in eine europaische Sprache war Teil eines Auftrags von Petrus Venerabilis einige islamische Texte ins Lateinische zu ubersetzen Diese Version des Korans wurde Lex Mahumet pseudoprophete genannt und den Hauptanteil an der Ubersetzung hatte Robert von Ketton Ausserdem arbeiteten Peter von Toledo und Mohammed der Sarazene mit Der Auftrag der 1143 abgeschlossen wurde schloss noch andere islamische Texte ein und es scheint dass Hermann bei diesen die Hauptarbeit geleistet hat De generatione Mahumet et nutritura eius und Doctrina Mahumet Ubersetzungen klassischer Autoren BearbeitenHermann ubersetzte 1143 in Toulouse das Werk Planisphaerium von Ptolemaus nach einer arabischen Ubersetzung aus dem Griechischen mit Kommentaren von Maslama al Madschriti der im 10 Jahrhundert in Cordoba wirkte Die westeuropaischen Gelehrten lernten die ptolemaische Weltsicht durch dieses Werk kennen das Hermanns Lehrer Thierry von Chartres gewidmet war Lange Zeit glaubte man diese Ubersetzung sei die einzige erhaltene Verbindung zu Ptolemaus Original Spater wurde in Istanbul eine weitere arabische Ubersetzung gefunden Hermann ubersetzte auch den Kanon der Konige des Ptolemaus diese Ubersetzung wurde lange dem Deutschen Hermann Contractus zugeschrieben Euclidis geometria Elementa ubersetzte Hermann um 1140 vielleicht in Zusammenarbeit mit Robert von Ketton Astrologie and Astronomie BearbeitenHermanns erste bekannte Ubersetzung war das sechste Buch einer astrologischen Abhandlung Liber sextus astronomie des judischen Autors Sahl ibn Bischr Es wurde 1138 in Spanien unter dem Titel Zaelis fatidica herausgegeben Bischr schrieb in der griechischen astrologischen Tradition Seine ersten funf Bucher wurden erhalten in der Ubersetzung von Johannes von Sevilla Johannes Hispalensis Das sechste Buch enthalt Weissagungen basierend auf den Bewegungen der Planeten und Kometen Ca 1140 ubersetzte Hermann das astronomische Werk Kitab al madkhal ila ilm ahkam al nujum Einfuhrung in die Astronomie des Abu Ma shar 5 Das Werk enthalt Problemstellungen aus der griechischen Philosophie der arabischen Astronomie und der ostlichen Astrologie und wurde zuerst 1133 von Johannes von Sevilla ins Lateinische ubertragen Hermanns freiere Ubersetzung wurde mehrmals unter dem Titel Liber introductorius in astronomiam Albumasaris Abalachii veroffentlicht Augsburg 1489 Venedig 1495 und 1506 Ein grosser Teil von Hermanns Arbeit wurde in Roger von Herefords Book of Astronomical Judgements eingefugt Hermann ubersetzte Muhammad ibn Musa al Chwarizmis astronomische Tabellen zij sie wurden 1126 auch von Adelard von Bath 1075 1164 ubersetzt Charles Burnett 2001 geht davon aus dass Hermann mit Robert von Ketton und Hugo oder Hugh von Santalla am Liber novem iudicum Buch der neun Richter arbeitete einer Sammlung von Ubersetzungen arabischer Astrologen vor allem al Kindis Vielleicht hatten sie die Absicht die zeitgenossische aberglaubische lateinischsprachige Astrologie durch arabische wissenschaftliche Astronomie zu ersetzen Laut Burnett setzten die Magier der Renaissance die von Herman Robert und Hugh begrundete hermetische Tradition lediglich fort Bemerkenswert ist dass Hermann die Fachausdrucke und eine Beschworung des Ascpelius mit Hugh teilt vor allem in seinem Werk De essentiis s u Im Bild von Euklid und einer Person namens Hermanus am Anfang des Experimentarius Bernardini Silvestri MS Ashmole 304 fol 2v Bodleian Library 6 eine Handschrift von Prophezeiungen sortes in dem auch noch andere Autoritaten ausgefuhrt und von Matthew Paris abgebildet sind wurde die abgebildete Person Hermannus haufig mit Hermann von Carinthia identifiziert 7 Im Text selbst wird weder Euklid noch eine Person namens Hermannus erwahnt Das Astrolab war andererseits haufig ein Zeichen fur Astrologen oder Astronomen und Euklid stand haufig allgemein fur exakte Wissenschaft Spater wurde die Figur auch mit Hermann von Reichenau identifiziert 8 9 Nach anderen Autoren symbolisieren sie einfach Geometrie und Astronomie 10 Hermann von Carinthia ubersetzte arabische astronomische Texte wenn auch nicht uber das Astrolab und eine Version von Euklid war Teil des Heptateuchon das er mit Robert of Kettle fur Thierry von Chartres vorbereitete Hermann von Reichenau wurde andererseits eine Abhandlung uber das Astrolab zugeschrieben De mensura astrolabii Eigene Werke BearbeitenHermanns Originalwerk zur Philosophie war De essentiis Darin befasst er sich mit den funf aristotelischen Kategorien Ursache Bewegung Raum Zeit und Umwelt habitudo Er begann diese Abhandlung 1143 in Toulouse und vollendete sie im gleichen Jahr in Beziers 1982 wurde das Buch in Deutschland aufgelegt Auch einige andere Werke werden Hermann zugeschrieben der Liber imbrium uber Meteorologie 1140 1141 De indagatione cordis Von der Erforschung des Herzens uber Astrologie darin werden zahlreiche arabische und judische Wissenschaftler genannt und zitiert mathematische und astronomische Werke De mensura De utilitatibus astrolabii De compositione et usu astrolabii vor 1143 Hermann war offenbar sehr am Astrolabium interessiert denn sein Portrat zeigt ihn mit einem solchen GeratViele mittelalterliche Autoren beziehen sich auf Hermanns Werk z B Albertus Magnus im Speculum astronomiae Literatur BearbeitenDe Essentiis A Critical Edition with Translation and Commentary by Charles Burnett Brill Leiden Koln 1982 De indagatione cordis enthalten in Sheila Low Beer Herman of Carinthia The Liber imbriam The Fatidica and the De indagatione Cordis The City University of New York Charles Burnett Arabic into Latin in Twelfth Century Spain The Works of Hermann of Carinthia In Mittellateinisches Jahrbuch 13 1978 S 100 134 Hubert L L Busard Herausgeber The translaton of the Elements of Euclid from the Arabic into Latin by Hermann of Carinthia books VII XII Leiden E M Brill 1968 Hubert L L Busard Herausgeber The translaton of the Elements of Euclid from the Arabic into Latin by Hermann of Carinthia Amsterdam Mathematisch Centrum 1977 Hubert L L Busard Hermann von Carinthia Hermannus de Carinthia Hermann von Karnten Lexikon des Mittelalters Band 4 Spalte 2166 Gerhard Katschnig Ubersetzung und Mehrsprachigkeit im 12 Jahrhundert Hermann von Karinthia In Colloquium New Philologies Volume 5 2 2020 S 133 153 Matthias Tischler Die Iberische Halbinsel als christlich muslimischer Begegnungsraum im Spiegel von Transfer und Transformationsprozessen des 12 15 Jahrhunderts In Anuario de Historia de la Iglesia 20 2011 S 117 155 Hans Jurgen Rieckenberg Hermann von Karnten In Neue Deutsche Biographie NDB Band 8 Duncker amp Humblot Berlin 1969 ISBN 3 428 00189 3 S 646 f Digitalisat Siehe auch BearbeitenLateinische Ubersetzungen im HochmittelalterWeblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hermann von Carinthia im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Istrianet Illustri Dalmatin Irena Knehtl Herman An Unfinished Life Life And Times Of Herman De Carinthia 1110 Ca 1154 Memento vom 25 Marz 2006 im Internet Archive Stipe Kutlesa Hermann of Dalmatia 1110 1154 Croatian Philosophers I S 57 70Einzelnachweise Bearbeiten Stipe Kutlesa Hermann of Dalmatis 1110 1150 Zagreb 2004 In literature he is also known as and by some other names englisch PDF Irena Knehtl Herman An unfinished Life Part One Kapitel The Book of Carantania Memento vom 30 November 2006 im Internet Archive auf buzzle com englisch vgl aber andere Deutungen in wie keltisch carant Freund s Karantanien oder nach einem keltischen Stamm der Karner Der Grosse Brockhaus in 20 Bd Leipzig 1928 1935 Bd 9 S 736 Irena Knehtl Herman An Unfinished Life Part One Kapitel The Book of Carantania Memento vom 30 November 2006 im Internet Archive auf buzzle com englisch Friedrich Hausmann Die Grafen zu Ortenburg und ihre Vorfahren im Mannesstamm die Spanheimer in Karnten Sachsen und Bayern sowie deren Nebenlinien In Ostbairische Grenzmarken Passauer Jahrbuch fur Geschichte Kunst und Volkskunde Band 36 Passau 1994 S 15 17 Introduction to Astronomy Containing the Eight Divided Books of Abu Ma shar Abalachus In World Digital Library 1506 abgerufen am 15 Juli 2013 Beschreibung der Handschrift MS Ashmole 304 in der Bodleian Library Medieval Manuscripts in Oxford Libraries Digitalisat von fol 002v M Brini Savorelli Un manuale di geomanzia presentato da Bernardo Silvestre da Tours XII secolo l Experimentarius Rivista critica di storia della filosofia III 1959 S 283 342 hier S 286 C S F Burnett What is the Experimentarius of Bernardus Silvestris A PreliminarySurvey of the Material Archives d histoire doctrinale et litteraire du moyen age XLIV 1977 S 79 125 hier S 78 80 Nachdruck in Burnett Magic and Divination in the Middle Ages Texts and Techniques in the Islamic and Christian World Aldershot 1996 S 79 125 Suzanne Lewis The Art of Matthew Paris in the Chronica Majora University of California Press 1987 S 386 Abbildung 388 Hermannus Contractus of Reichenau Allegra Iafrate Of Stars and Men Matthew Paris and the Illustrations of MS Ashmole 304 Journal of the Courtauld and Warburg Institutes 2013 S 139 177 hier S 146ffNormdaten Person GND 118890387 lobid OGND AKS LCCN n84050077 VIAF 249187894 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hermann von CarinthiaALTERNATIVNAMEN Hermann von Karnten Hermannus Dalmata Sclavus Dalmata Hermannus Secundus Herman Koroski slowenisch KURZBESCHREIBUNG Philosoph Astronom Astrologe Mathematiker Ubersetzer und AutorGEBURTSDATUM um 1100GEBURTSORT Istrien oder Korcula KroatienSTERBEDATUM um 1155 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann von Carinthia amp oldid 233867047