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Heraqla arabisch قصر هرقلة DMG qaṣr Hiraqla war ein Siegesmonument vom Anfang des 9 Jahrhunderts des Abbasiden Herrschers Harun ar Raschid Die unvollendet gebliebene Ruine liegt nahe ar Raqqa im Norden von Syrien Ihr historischer und heutiger Name ist von der byzantinischen Stadt Herakleia ubernommen Ansicht von Sudosten Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Bauform 4 Bewertung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage Bearbeiten35 956888888889 38 933055555556 Koordinaten 35 57 24 8 N 38 55 59 O nbsp nbsp Heraqla Von der Hauptstadt des Gouvernements ar Raqqa fuhrt eine Nebenstrasse fast durchgangig entlang neuer vorstadtischer Bebauung acht Kilometer nach Westen bis zu dem an der Strasse gelegenen Monument Es ist umgeben von Baumwolle und Maisfeldern welche die breite bewasserte Flussoase des Euphrat von der Steppe unterscheiden Zur damaligen Zeit lag Heraqla direkt am Euphratufer heute verlauft der Fluss drei Kilometer sudlich Geschichte BearbeitenHarun ar Raschid hatte einen Feldzug gegen Herakleia das heutige Eregli im Sudwesten Anatoliens unternommen Er schlug dort im Jahr 806 das Heer des byzantinischen Kaisers Nikephoros I Der zeitgenossische Historiker At Tabari 839 923 hielt diesen Sieg fur den bedeutendsten Harun ar Raschids Seit 796 war ar Raqqa die Hauptstadt des Abbasidenherrschers 808 verlagerte er die Hauptstadt wieder zuruck nach Bagdad Der deutsche Eduard Sachau besichtigte 1879 als erster westlicher Reisender das Monument als er von Harran nach ar Raqqa unterwegs war und hielt es fur eine romische Festung 1 1907 nahm Ernst Herzfeld archaologische Untersuchungen vor und vermutete einen Terrassenbau der in den zwei Jahren die Harun ar Raschid nach seinem Sieg nur in der Stadt geblieben war zwangslaufig hatte unvollendet bleiben mussen 2 Kassem Toueir der seit 1976 Ausgrabungen des syrischen Antikendienstes leitete kam zu dem Ergebnis dass es sich um ein Siegesmonument handelte das in seiner Form im Nahen Osten einzigartig war Bis 1982 grub Toueir in den Sommermonaten in Heraqla und zugleich am Qasr al Banat einer Residenz aus dem 12 Jahrhundert in der Stadtmitte Seither ist die Ruine sich selbst uberlassen Bauform Bearbeiten nbsp Iwan in der Mitte der Ostseite nbsp Plattform mit teilweise freigelegten ScheinraumenDer annahernd quadratische und kompakte Bau mit 100 106 Metern Seitenlange erhebt sich 10 Meter aus der Ebene und hat aus der Ferne Ahnlichkeit mit einem romischen Kastell An allen vier Ecken ragten einst quadratische massive Turme mit 12 Metern Seitenlange aus der Mauerlinie heraus Die Mauern bestanden aus gleichmassig behauenen Steinquadern aus lokal verfugbarem hellgelbem Gipsstein in die byzantinische Spolien eingefugt und die mit Lehmmortel verfugt waren Die Spolien stammten moglicherweise von Kirchen die ar Raschid im Jahr 806 7 im Grenzbereich zu Byzanz abreissen liess Fur die Gewolbe und Bodenbelage wurden gebrannte Ziegel verwendet An den Aussenkanten des Bauwerks sind die Mauersteine fast uberall verschwunden Stattdessen bilden nun die dahinter geschichteten Lehmziegelpackungen und Fullsteine die aussere Begrenzung Der innere Bereich wurde bis zur Oberkante der Mauern mit Erde verfullt In den vier Seitenmitten befand sich jeweils ein grosser von der Ebene zuganglicher Iwan mit einem Stein Lehmziegelgewolbe Der halboffene Raum war 30 Meter lang 6 Meter breit und bis zum Gewolbescheitel 7 Meter hoch Die Iwane waren von Turmen flankiert die 8 2 Meter nach aussen ragten und 8 6 Meter breit waren Auf jeder Seite fuhrten zwei Aussentreppen auf die Plattform Oben waren quer durch den Bau Wandstege durchgezogen und ohne symmetrischen Plan zahlreiche Raumzellen aus Steinmauern angelegt die zumeist nicht miteinander verbunden waren und keine Fenster hatten Es waren nicht benutzbare Scheinraume die spater mit Erde und Schotter aufgefullt wurden Die Ausgraber legten einige dieser Raume bis auf den Grund frei Durch den seitlichen Erddruck sind die offenen Raume nun einsturzbedroht Im Unterschied zum Qasr al Banat fuhrte Toueir hier keine Restaurierungsmassnahmen durch Die Ostseite ist am besten erhalten die ubrigen Seiten haben durch Weiterverwendung der Steine als Baumaterial und durch Erosion das Aussehen eines Siedlungshugels angenommen Der Bau lag im Zentrum eines kreisrunden ausseren Mauerrings aus Gipssteinblocken von 500 Metern Durchmesser der 2 5 Meter stark war und dessen Reste nur noch im Luftbild gut zu erkennen sind da die landwirtschaftlichen Flachen allmahlich in den archaologischen Bereich hinein ausgedehnt werden Die Ringmauer war alle 20 Meter durch kleine Wehrturme verstarkt besass vier Tore in den Haupthimmelsrichtungen und war ebenfalls mit einer ausseren Schicht aus Gipsstein versehen Jedes Eingangstor bestand aus einem im Grundriss unterschiedlichen Raum Einer war rund der Raum des gegenuberliegenden Tores war quadratisch die anderen beiden waren sechs bzw achteckig Bewertung BearbeitenDie Anlage ist einzigartig in der islamischen Welt und bleibt bis heute ratselhaft Durch die in der zeitgenossischen Architektur unubliche Verwendung von Steinquadern sollte wohl der Ewigkeitscharakter des Denkmals herausgestellt werden Der zentral ausgerichtete Bauplan lasst sich als Symbol fur die universale Herrschaft deuten Michael Meinecke vertrat die Ansicht die Verwendung von Stein und weitere Besonderheiten der Architektur seien aus dem byzantinischen Reich verschleppten Bauleuten geschuldet 3 Die beim Bau verwendete Masseinheit war der dherʿa dhiraʿ Plural adhruʿ dessen Lange mit 51 08 Zentimetern bestimmt wurde Toueir halt es fur das Ergebnis einer absichtsvollen Planung dass alle Masse ein Mehrfaches von zwei dherʿa betragen die Breite des Osttors betragt beispielsweise umgerechnet 42 dherʿa und verweist auf die Bedeutung der Zahlensymbolik in der islamischen Baukunst Der Sieg uber Herakleia konnte als Erreichen der Weltherrschaft vorgestellt worden sein also musste das Monument ein Weltmodell mit den vier Eingangen als den vier Himmelsrichtungen darstellen 4 Burchard Brentjes sieht entsprechend die Architektur als kosmisches Modell und ihren Ursprung in Zentralasien Das zeitgleich entstandene Samaniden Mausoleum in Buchara besitzt in den Seitenmitten eines geschlossenen Kubus vier Iwane Der Grabbau lasst sich letztlich in seiner Symbolik auf die vorchristliche kreisrunde Grundform eines zentralasiatischen Kurgan Hugelgrabes zuruckfuhren 5 Literatur BearbeitenKassem Toueir Heraqlah A Unic Victory Monument of Harun ar Rashid In World Archaeology Vol 14 No 3 Islamic Archaeology Februar 1983 S 296 304 Georg Gerster Ralf B Wartke Flugbilder aus Syrien Von der Antike bis zur Moderne Philipp von Zabern Mainz 2003 S 152 154Weblinks BearbeitenPat McDonnell Twair A career at Raqqa In Saudi Aramco World September Oktober 1995Einzelnachweise Bearbeiten Eduard Sachau Reise in Syrien und Mesopotamien Leipzig 1883 Friedrich Sarre Ernst Herzfeld Archaologische Reise im Euphrat und Tigrisgebiet 4 Bande Berlin 1911 1920 hier Band 1 1911 S 161 163 Michael Meinecke Patterns of Stylistic Changes in Islamic Architecture Local Traditions versus Migrating Artists NYU Press New York London 1996 S 23 Kassem Toueir 1983 S 301 303 Burchard Brentjes City House and Grave Symbolism in Central and South Asian Architecture In Environmental Design Journal of the Islamic Environmental Design Research Centre 0 1984 S 3 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heraqla amp oldid 214316499