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Das System der Heliografischen Koordinaten dient zur Angabe genauer Positionen auf der Oberflache der Sonne Die beiden Kugelkoordinaten beziehen sich auf das mittlere Hohenniveau der Photosphare sichtbare Begrenzung des Sonnenrandes und werden alsheliografische Breite und heliografische Lange bezeichnet Heliografische Koordinaten auf der Sonnenkugel orange Pfeile zeigen die Richtung zu bzw abnehmender Breite B bzw Lange L an Sie werden analog der geografischen Breite und Lange definiert der Erdoberflache entspricht dabei das mittlere Hohenniveau der Photosphare Die heliografischen Koordinaten beziehen sich aber im Gegensatz zu den Breiten und Langenangaben auf der Erde nicht auf ein Ellipsoid sondern eine exakte Kugel Zudem muss anders als auf der Erde bei der Positionsbestimmung die differentiellen Rotation d h die je nach Breitenkreis unterschiedlichen Umlaufzeit eines Punkte auf der Sonnenoberflache berucksichtigt werden Die Bezeichnung heliografisch kommt aus dem Griechischen fur Sonne Helios Helios und zeichnen beschreiben grafein grafe in Sie wurde in Analogie zur Selenografie in die Astronomie eingefuhrt als sich der Schwerpunkt der Sonnenforschung von der Astrometrie zur Sonnenphysik verlagerte und rechnerische Modelle der Sonnenrotation erforderlich wurden Inhaltsverzeichnis 1 Heliografische Breiten und Langenkreise 1 1 Carrington Koordinaten 1 2 Stonyhurst Koordinaten 2 Differentielle Rotation und Positionsbestimmung 3 Kugelgestalt der Sonne 4 Positionen solarer Erscheinungen 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHeliografische Breiten und Langenkreise Bearbeiten nbsp Rotationsachse Aquator Zentral und NullmeridianDie Sonne weist eine Rotation auf deren Drehsinn der Umlaufrichtung der Erde um die Sonne gleicht sie rotiert prograd Die beiden Punkte an denen die Rotationsachse die Sonnenkugel durchstosst sind die Sonnenpole Der nordliche Sonnenpol ist derjenige der von der Erde aus gesehen in Richtung Himmelsnord Hemisphare weist Vom Sonnennordpol aus gesehen dreht sich die Sonne gegen den Uhrzeigersinn West liegt in Richtung der Drehung Osten in der entgegengesetzten Richtung Langengrade werden im Fall der Sonne anders als bei vielen anderen Himmelskorpern in Rotationsrichtung aufsteigend gezahlt 1 Senkrecht zur Rotationsachse in einer Ebene mit der Mitte der Sonnenkugel verlauft der Sonnenaquator Er definiert die heliografische Breite von Null Nach Norden hin nimmt die heliografische Breite bis zu 90 am Nordpol zu nach Suden nimmt sie Werte von bis 90 am Sudpol an Zur Festlegung von Langenkreisen gibt es zwei Herangehensweisen Langenkreise die mit der Sonne rotieren oder Langenkreise die relativ zum Beobachter feststehen Carrington Koordinaten Bearbeiten Carrington Koordinaten sind anhand von mit der Sonne rotierenden Merdianen definiert 2 Die Festlegung des Nullmeridians der Sonne erfolgte willkurlich Der Carrington Nullmeridian benannt nach dem britischen Astronomen Richard Christopher Carrington ist der Langenhalbkreis der am 1 Januar 1854 um 12 Uhr Weltzeit durch den aufsteigenden Knoten des Sonnenaquators den Schnittpunkt des Aquators mit der Ekliptik in Rotationsrichtung verlief Dieser Nullmeridian war am 9 November 1853 gleich dem Zentralmeridian also dem Langenkreis der zu diesem Zeitpunkt von der Erde ausgesehen scheinbar senkrecht zum Sonnenaquator durch die Mitte der Sonnenscheibe verlief Ausgehend von diesem Nullmeridian verlaufen Langengrade von 180 im Osten bis 180 im Westen 3 Stonyhurst Koordinaten Bearbeiten nbsp Stonyhurst Scheibe auf der die Position von Sonnenflecken relativ zum Aquator und Zentralmeridian eingetragen wirdBei Stonyhurst Koordinaten benannt nach dem Stonyhurst College in London richten sich die Langenangaben nach dem Zentralmeridian der Sonnenscheibe sie sind relativ zum Beobachter fix Ein solares Phanomen das mit der Sonne rotiert hat in diesem System einen zunehmenden Langengrad 4 Um die Stonyhurst Koordinaten eines auf der Sonnenscheibe beobachteten Phanomens zu ermitteln muss man die Neigung der Sonnen Rotationsachse zur Ekliptik berucksichtigen Die Achse ist um den Positionswinkel P0 seitwarts und um B0 zum Beobachter geneigt P0 schwankt zwischen 26 3 B0 zwischen 7 25 Sogenannte Stonyhurst Scheiben sind Gradnetze fur verschiedene Werte von P0 und B0 Uber die Sonnenscheibe gelegt lassen sich von ihnen Koordinaten eines auf der Scheibe sichtbaren Phanomens ablesen 3 Bei der Umrechnung von Stonyhurst in Carrington Koordinaten bleibt die Breite gleich die Lange muss anhand des vom Beobachtungszeitpunkt abhangigen Abstands zwischen Null und Zentralmeridian umgerechnet werden 3 Differentielle Rotation und Positionsbestimmung BearbeitenDie Rotation der Sonne auf dem Aquator ist etwas schneller ist als in hoheren heliografischen Breiten es handelt sich um eine differentielle Rotation Die siderische Rotationsdauer betragt am Aquator 25 03 Tage synodisch d h von der ebenfalls rotierenden Erde aus gesehen 26 9 Tage in Polnahe 30 875 Tage synodisch 33 708 Tage etwa 20 Prozent langsamer 5 im Mittel entsprechend 16 Breite 25 38 Tage synodisch 27 2753 Tage 2 Fur eine Rotation des Nullmeridians wird mit dem mittleren Wert von 25 38 Tagen gerechnet Dementsprechend stimmen etwa alle 27 2753 Tage Null und Zentralmeridian uberein Wegen der differentiellen Rotation werden solare Phanomene die gegenuber der Mitte der Photosphare unbewegt sind und nicht auf 16 Breite liegen nach einer Rotation nicht mehr genau auf dem Nullmeridian liegen naher am Aquator werden sie voraus sein liegen sie hingegen naher an den Polen werden sie nachlaufen 3 Kugelgestalt der Sonne BearbeitenEine zweite Besonderheit der heliografischen gegenuber den geografischen Koordinaten liegt im Unterschied zwischen der Sonnen und der Erdfigur Letztere ist annahernd ein Ellipsoid wahrend die Sonne fast genau eine Kugel darstellt Weil eine Abplattung der Sonne messtechnisch kaum nachweisbar ist sind ellipsoidische Koordinaten nicht erforderlich Daher muss auch nicht zwischen ellipsoidische Breite und geo zentrische Breite unterschieden werden sondern eine auf die mittlere Sonnenkugel bezogene Breite reicht als Koordinatenangabe aus Die seit langem gesuchte Abplattung der Sonne ist sehr gering und konnte erst vor einigen Jahrzehnten annahernd bestimmt werden Hauptproblem dabei sind die thermischen Einflusse bei Tagbeobachtungen Positionen solarer Erscheinungen BearbeitenAngaben zu den heliografischen Koordinaten der scheinbaren Sonnenmitte finden sich in jedem ausfuhrlicheren Astronomischen Jahrbuch insbesondere in den Astronomical Ephemeris Sie sind unter anderem zur genauen Einmessung von Sonnenflecken Flares und anderen Erscheinungen in der Photo und Chromosphare der Sonne erforderlich 3 Die heliografische Position von Sonnenflecken gibt uber Rotationsanalysen hinaus weitere Hinweise zur Astrophysik des Sonneninneren und seiner Konvektionsvorgange Die gegenseitigen heliografischen Ortsverschiebungen der Sonnenflecken gaben zu Beginn des 19 Jahrhunderts die ersten Hinweise auf eine differentielle Sonnenrotation die zugehorigen Rotationsgesetze entwickelten der Englander Richard Christopher Carrington und der Deutsche Gustav Sporer fast gleichzeitig 6 was bald auch zum Forschungsthema der Gasdynamik wurde Sporers Gesetz beschreibt einen Zusammenhang zwischen dem Verlauf des Sonnenfleckenzyklus und der mittleren heliografischen Breite der Flecken siehe auch Schmetterlingsdiagramm Siehe auch BearbeitenSonnenbeobachtung Heliografie selenografische Breite selenografische LangeLiteratur BearbeitenE Junker Positionsbestimmung solarer Erscheinungen In Gunter D Roth Hrsg Handbuch fur Sternfreunde Band 2 Beobachtung und Praxis Springer 2013 ISBN 978 3 662 35380 6 S 53 69 Arnold Hanslmeier Einfuhrung in die Astronomie und Astrophysik 3 Auflage Springer 2014 ISBN 978 3 642 37700 6 7 Die Sonne 7 1 Grunddaten und Koordinaten S 228 229 doi 10 1007 978 3 642 37700 6 Weblinks BearbeitenDie Sonne Einfuhrung in die Positionsbestimmung Vereinigung der Sternfreunde Fachgruppe Sonne 1 Auflage 2017 Einzelnachweise Bearbeiten Oliver Montenbruck Grundlagen der Ephemeridenrechnung 7 Auflage 2009 ISBN 978 3 8274 2292 7 S 109 110 a b Carrington heliographic coordinates In Oxford Reference doi 10 1093 oi authority 20110803095551605 oxfordreference com a b c d e E Junker Positionsbestimmung solarer Erscheinungen In Gunter D Roth Hrsg Handbuch fur Sternfreunde Band 2 Beobachtung und Praxis Springer 2013 ISBN 978 3 662 35380 6 S 53 69 Stonyhurst heliographic coordinates In Oxford Reference doi 10 1093 oi authority 20110803100534821 oxfordreference com Hans Ulrich Keller Kompendium der Astronomie Einfuhrung in die Wissenschaft vom Universum Kosmos 2019 ISBN 978 3 440 16631 4 S 96 Arnab Rai Choudhuri Nature s Third Cycle A Story of Sunspots Oxford University Press 2015 ISBN 978 0 19 967475 6 S 2 4 28 32 doi 10 1093 acprof oso 9780199674756 001 0001 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heliografische Koordinaten 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