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Helga Trosken 7 April 1942 in Frankfurt am Main 1 September 2019 ebenda 1 war eine evangelische Pastorin und Theologin Sie wurde 1987 als Nachfolgerin von Dieter Trautwein zur Propstin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau EKHN gewahlt Damit war sie die erste Frau in einem bischoflichen Amt in Deutschland Von 1988 bis 2006 war sie Mitglied des Leitenden Geistlichen Amtes der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zunachst als Propstin von Frankfurt nach der Zusammenlegung der Propsteien Frankfurt und Nord Starkenburg ab 2000 als Propstin fur Rhein Main Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Kindheit Ausbildung Familie 1 2 Wahl zur Propstin 1 3 Engagement fur Frauen in der Kirche 1 4 Widerstande gegen Frauen in kirchlichen Amtern 1 5 Politische Positionen als Propstin 1 6 Verhaltnis zu 1968 1 7 Verhaltnis zu Martin Niemoller 1 8 Haltung zu kirchlichen Fragen 1 9 Kontroverse mit Gunther von Hagens 1 10 Haltung zu aktuellen frauenpolitischen Fragen 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenKindheit Ausbildung Familie Bearbeiten Helga Trosken verbrachte ihre Jugend in einer Familie die der Kirche nicht nahe stand 2 Die meisten ihrer Familienmitglieder waren in naturwissenschaftlichen Berufen tatig Nach dem Abitur an der Herderschule Frankfurt am Main begann sie 1962 Theologie zu studieren Ihre Studienorte waren Frankfurt am Main Berlin Heidelberg und Mainz Ein Amt als Gemeindepfarrerin das sie spater annahm konnte sie sich zu Beginn ihres Studiums noch nicht vorstellen Auch weil Pfarrerinnen im Gegensatz zu Pfarrern zu dieser Zeit noch nicht heiraten durften 1967 schloss sie ihr Studium ab Nach dem Vikariat im hessischen Dillenburg arbeitete sie am Okumenischen Institut Bossey sowie im okumenischen Rat der Kirchen in Genf Von 1970 bis 1988 arbeitete sie als Pfarrerin der Johannesgemeinde im sudhessischen Langen Von 1977 bis 1986 war sie Vorsitzende des Pfarrerausschusses 1997 wurde sie in die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland gewahlt Wahl zur Propstin Bearbeiten Am 30 November 1987 wurde Trosken zur ersten Frankfurter Propstin berufen 3 Damit war sie zustandig fur 350 000 evangelische Christinnen und Christen in Frankfurt am Main 1993 und 1999 wurde sie fur weitere Amtszeiten gewahlt Helga Trosken blieb Propstin bis sie 2006 in den Ruhestand ging Engagement fur Frauen in der Kirche Bearbeiten Als Trosken 1962 mit dem Theologiestudium begann war es ihr unwichtig ob es Pfarrerinnen gab Sie interessierte sich in erster Linie fur die Theologie als solche 4 Doch ihr Engagement fur Frauen in der Kirche wuchs schnell Bereits bevor die EKHN 1971 Frauen und Manner im Pfarramt gleichstellte war Trosken Pfarrerin in Langen In einem Interview sagte Helga Trosken sie sei die einzige Pfarrerin weit und breit gewesen Frauen in kirchlichen Amtern habe es an weiblichen Vorbildern gefehlt Sie berief fortan Treffen von Pfarrerinnen ein die als Vorbild des ersten Pfarrerinnentages im Jahr 1982 gelten Troskens gesamte Dienstzeit war gepragt vom Einsatz fur die tatsachliche Gleichstellung von Mannern und Frauen in der Kirche Unter anderem unterstutzte sie das Projekt einer Bibel Ubersetzung in gerechter Sprache Dass Frauen in wichtigen kirchlichen Amtern keine Einzelkampferinnen mehr seien freute sie Gleichzeitig kritisierte sie dass mannliche Netzwerke in der Kirche immer noch funktionierten und junge Pfarrerinnen im Einstellungsgesprach noch immer nach ihrer Familienplanung gefragt wurden 4 Widerstande gegen Frauen in kirchlichen Amtern Bearbeiten Seit ihrer Zeit als Pfarrerin in Langen hatte Trosken mit Vorbehalten zu kampfen Evangelikal patriarchale Krafte in der Kirche hatten ihrer Beobachtung nach grosse Schwierigkeiten mit der veranderten Rolle von Frauen in der Kirche Auch in der Bevolkerung gab es kritische Stimmen Ich kam auf den Friedhof und dann ging das Getuschel los erinnert sich Trosken an die erste Beerdigung die sie als Pfarrerin in Langen leitete Unter anderem wurde ihr hinterher gerufen Das Weib schweige in der Gemeinde 5 Spater hielt es ein Brautpaar zunachst fur eine Unverschamtheit dass es vor einer Frau den Bund der Ehe eingehen sollte 6 Fortan ging es oft um Kleiderfragen 4 Trosken fand in ihrem Briefkasten schwarze Strumpfe vor die ein Unbekannter eingeworfen hatte Schwierigkeiten hatte sie auch die ersten Pfarrerinnen Treffen einzuberufen Einzelne Manner in der Kirche hatten versucht die Treffen zu verhindern und ihr keine Adressen ihrer Kolleginnen ausgehandigt Auch nach ihrer Wahl zur Propstin habe es noch Vorbehalte gegeben Kritik gab es etwa daran dass Trosken spezielle Fortbildungen fur Kirchenvorsteherinnen anbot 7 Die Abteilung Offentlichkeitsarbeit der EKHN habe sie nicht ausreichend unterstutzt beklagte sie Politische Positionen als Propstin Bearbeiten Bereits in ihrer ersten Predigt als Propstin mahnte Trosken die Einmischung der Kirche in politische Fragen an 8 Im Jahr 1997 bezog sie eine klare Position zur Ausstellung Verbrechen der Wehrmacht die 1997 in Frankfurt am Main Station machte Sie forderte die Gemeinden zum Besuch der Ausstellung auf Gleichzeitig forderte sie von den Gemeinden sich ihrer Vergangenheit in der Zeit des Nationalsozialismus zu stellen 9 Zudem sprach sie sich gegen die Aufnahme von Frauen in die Bundeswehr auf und pflegte Partnerschaften zu Gemeinden in Sudkorea In ihren Predigten thematisierte sie politische Fragen wie Arbeitslosigkeit Sozialabbau multikulturelle Gesellschaft und den Umgang der Stadt mit Obdachlosen 10 Gemeinsam mit dem katholischen Stadtdekan Raban Tilmann setzte sie sich gegen die Ladenoffnung an Sonntagen ein 11 Engagiert war Trosken zudem in der Friedensbewegung und der Beratung von Kriegsdienstverweigerern was auch mit ihren eigenen Erfahrungen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und den folgenden Jahren zu tun hatte Den fruheren US Prasidenten George W Bush kritisierte sie scharf wegen seines Ausdrucks Achse des Bosen 12 Verhaltnis zu 1968 Bearbeiten Trosken bezeichnete sich selbst als 68erin obwohl sie ihr Studium schon 1967 abgeschlossen hatte 4 In ihrem Theologiestudium in Mainz setzte sie gemeinsam mit Kommilitoninnen und Kommilitonen Anderungen in der Prufungsordnung und bei der Zusammensetzung des Prufungsamtes durch Spater grundete sie gemeinsam mit Mitstreiterinnen und Mitstreitern die Offene Kirche eine Gruppe zur Demokratisierung der Kirchensynode Dort wurden Resolutionen verabschiedet etwa fur ein Ende des Vietnamkrieges oder fur eine Zulassung von Pfarrerinnen und Pfarrern die der Deutschen Kommunistischen Partei angehorten Von 1968 nahm Trosken das Leitwort mit Zur Freiheit hat uns Christus befreit So steht nun fest und lasst euch nicht wieder unter das Joch irgendeiner Knechtschaft fesseln Gal 5 1 Spater protestierte sie gegen den Bau der Startbahn West am Flughafen Frankfurt Main 13 Verhaltnis zu Martin Niemoller Bearbeiten Als ihr Vorbild bezeichnete Trosken Martin Niemoller den ersten Prasidenten der EKHN dessen Predigten sie gepragt haben Vier Jahre lang besuchte sie an jedem ersten Sonntag im Monat die Katharinenkirche in Frankfurt um Niemoller predigen zu horen 14 Haltung zu kirchlichen Fragen Bearbeiten Eine Zusammenlegung von Gemeinden in Frankfurt unterstutzte sie nur wenn diese nicht alleine aus wirtschaftlichen Grunden erfolgen sollte sondern beide Gemeinden davon profitierten Trosken unterstutzte mehrere homosexuelle Pfarrerinnen und Pfarrer 15 2008 also zwei Jahre nach Ende ihrer Amtszeit als Propstin wandte sie sich gegen die Einfuhrung des Bischofsamtes in der EKHN was zu einem Konflikt mit der Kirchenleitung fuhrte 5 Auseinandersetzungen fuhrte sie auch mit der katholischen Kirche Insbesondere ging es dabei um die Rolle des Papstes Wir brauchen keinen Papst Die Bibel allein genugt um universal glauben denken und handeln zu konnen 16 Kontroverse mit Gunther von Hagens Bearbeiten Anlasslich der vom Anatom Gunther von Hagens organisierten Ausstellung Korperwelten in Frankfurt am Main 16 Januar bis 13 Juni 2004 kam es zu einer Kontroverse zwischen Trosken und von Hagens Trosken lehnte die Schau als unmoralisch ab Die Ausstellung diene nicht der Wissenschaft sondern fordere die Tabuisierung des Todes indem sie den Besuchern vorgaukele der Tod sei nichts Dramatisches sondern etwas Schones 17 Haltung zu aktuellen frauenpolitischen Fragen Bearbeiten Bereits 1997 monierte Trosken jungen Pfarrerinnen fehle es an politischer Power Sie beklagte einen Ruckzug auf das eigene Kuschel Ego In der Frauenpolitik der 2000er Jahre sah Trosken Ruckschritte Die Wahl Angela Merkels zur Bundeskanzlerin bezeichnete sie in einem Interview als Eintagsfliege In den Riegen der DAX Vorstande gebe es kaum Frauen und auch in ihrem personlichen Umfeld sei vielen die Frage der Gleichberechtigung von Mannern und Frauen weitgehend egal Ich finde es sehr schade dass die jungen Frauen heute nicht sehr viel lauter aufstehen und fur ihre Rechte kampfen sagte sie anlasslich des Internationalen Frauentages 2017 2 Literatur BearbeitenHilmar Hoffmann Frankfurts starke Frauen Begegnungen 1945 bis heute Societats Verlag Frankfurt am Main 2006 ISBN 978 3 7973 1002 6 Helga Engler Heidle Marlies Flesch Thebesius Frauen im Talar Ein Stuck Frankfurter Kirchengeschichte Schriftenreihe des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt am Main Frankfurt am Main 1997 ISBN 3 922179 29 0 Weblinks BearbeitenHelga Trosken Erste Propstin schrieb Frauengeschichte Evangelische Kirche in Hessen und Nassau 2 September 2019 abgerufen am 2 September 2019 mit Interview als eingebetteten Audio Dateien Trosken Helga Hessische Biografie Stand 7 April 2022 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Hessen Nassau trauert um Helga Trosken Evangelische Kirche in Hessen und Nassau 2 September 2019 abgerufen am 2 September 2019 a b Helga Trosken Erste Propstin schrieb Frauengeschichte Evangelische Kirche in Hessen und Nassau 2 September 2019 abgerufen am 2 September 2019 Konrad Heidkamp Der Bischof ist eine Frau In Die Tageszeitung taz 30 Mai 1988 S 9 abgerufen am 3 September 2019 Interview a b c d Antje Schrupp Helga Trosken Erste Propstin In Engler Heidle Flesch Thebesius Hrsg Frauen im Talar S 185 a b Stefan Toepfer EKHN Fuhrung gegen Auftritt von Alt Propstin In FAZ net 19 September 2008 abgerufen am 23 Februar 2019 Nicole Jost Helga Trosken Erste Propstin Deutschlands In Frankfurter Neue Presse 8 Marz 2017 abgerufen am 3 September 2019 Antje Schrupp Helga Trosken Erste Propstin In Engler Heidle Flesch Thebesius Hrsg Frauen im Talar S 184 Helga Trosken Predigt zur Einfuhrung ins Amt als Propstin In Frankfurter Rundschau 14 Juni 1988 In Engler Heidle Flesch Thebesius Hrsg Frauen im Talar S 184 Helga Trosken Brief an die Pfarrerinnen und Pfarrer im Propsteibereich Frankfurt In Engler Heidle Flesch Thebesius Hrsg Frauen im Talar S 186 Antje Schrupp Helga Trosken Erste Propstin In Engler Heidle Flesch Thebesius Hrsg Frauen im Talar S 186 Hilmar Hoffmann Frankfurts starke Frauen S 300 Helga Trosken Schweigethema EU Verfassung Rede in Ramstein AG Friedensforschung 20 Marz 2004 abgerufen am 4 September 2019 Hilmar Hoffmann Frankfurts starke Frauen S 301 Helga Trosken Predigt zur Einfuhrung ins Amt als Propstin In Frankfurter Rundschau 14 Juni 1988 In Engler Heidle Flesch Thebesius Hrsg Frauen im Talar S 187 Sylvia Meise Mit Gottes Segen In taz de 17 Juni 2000 abgerufen am 3 September 2019 Hilmar Hoffmann Frankfurts starke Frauen S 299 Brigitte Roth Stefan Toepfer Propstin Helga Trosken Korperwelten Schau ist unmoralisch In Frankfurter Allgemeine Zeitung 11 Januar 2004 abgerufen am 23 Februar 2019 Interview mit Helga Trosken Normdaten Person GND 1193980186 lobid OGND AKS VIAF 415156762886041300007 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Trosken HelgaKURZBESCHREIBUNG evangelische Propstin fur Rhein MainGEBURTSDATUM 7 April 1942GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 1 September 2019STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index 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