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Heinrich Ernst Walter Schulz 21 Juli 1893 in Saalfeld 5 Juni 1979 in Eltville am Rhein war ein deutscher Offizier und politischer Attentater Er wurde bekannt als Mittater von Heinrich Tillessen bei der am 26 August 1921 erfolgten Ermordung des deutschen Politikers Matthias Erzberger Heinrich Schulz als Zeuge bei den Nurnberger Prozessen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend Erster Weltkrieg und Freikorpszeit 1 2 Das Attentat auf Erzberger 1 3 Flucht und Emigration 1 4 Leben im NS Staat 1933 bis 1945 1 5 Nachkriegszeit 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend Erster Weltkrieg und Freikorpszeit Bearbeiten In seiner Jugend besuchte Schulz vier Jahre lang die Burgerschule anschliessend vier Jahre lang das Real Gymnasium in Saalfeld und drei Jahre lang die Oberrealschule in Jena Nach der Einjahrigen Prufung trat er zur Absolvierung einer kaufmannischen Lehre in eine Maschinenfabrik und Eisengiesserei in Saalfeld ein Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst wurde dann dreimal verwundet und mehrfach ausgezeichnet Bei Kriegsende wurde er im Range eines Leutnants aus dem Militardienst entlassen Seine Demobilisierung erfolgte im Dezember 1918 in Rudolstadt Danach kehrte Schulz in sein Elternhaus zuruck und arbeitete wieder an seinem alten Arbeitsplatz bei der Saalfelder Maschinenfabrik und Eisengiesserei bis er sich im April 1919 der Marine Brigade Ehrhardt einem rechtsgerichteten Freikorps anschloss Mit der Marinebrigade wurde er nacheinander in Munchen Hof und Berlin eingesetzt Im Marz 1920 nahm er ausserdem an der Besetzung des Berliner Regierungsviertels im Zuge des sogenannten Kapp Putsches teil Nach der Auflosung der Marine Brigade Erhardt gehorte Schulz ab April 1921 der Organisation Consul an einem nationalistischen Geheimbund der als eine Art Nachfolgeorganisation der Marine Brigade versuchte die Weimarer Republik mit Attentaten und Fememorden zu destabilisieren Das Attentat auf Erzberger Bearbeiten Im Auftrag der Organisation Consul ermordete Schulz am 26 August 1921 zusammen mit Heinrich Tillessen bei Bad Griesbach im Schwarzwald den Zentrumspolitiker und fruheren Reichsfinanzminister Matthias Erzberger Fur rechtsradikale und deutschnationale Gruppierungen erfullte Erzberger das Feindbild des Novemberverbrechers da er als Leiter der deutschen Waffenstillstandskommission am 11 November 1918 das Waffenstillstandsabkommen von Compiegne unterzeichnet hatte Flucht und Emigration Bearbeiten Zur Fahndung ausgeschrieben floh Schulz kurz nach dem Attentat zusammen mit Tillesen und dem wegen Mordes verfolgten Hermann Berchtold nach Ungarn Dort wurde er 1924 erkannt und verhaftet Da die ungarische Regierung seine Auslieferung ablehnte wurde er wieder freigelassen aber des Landes verwiesen In der Folge kam er uber Italien nach Sudwestafrika und spater nach Spanisch Guinea wo er von 1926 bis 1932 als Pflanzungsleiter lebte Aufgrund einer Malariaerkrankung reiste er 1932 oder 1933 zur Erholung nach Barcelona von wo er nach seiner Auskurierung im Marz oder April 1933 nach Deutschland zuruckkehrte Leben im NS Staat 1933 bis 1945 Bearbeiten Kurz vor oder kurz nach seiner Ruckkehr nach Deutschland wurde Schulz durch die von Reichsprasident Paul von Hindenburg unterzeichnete Straffreiheitsverordnung von 1933 1 amnestiert Im Mai oder Juni 1933 trat Schulz in die SS Mitgliedsnummer 36 060 ein Er wurde in der Folge einige Monate lang als SS Mann als Schreiber bei der Bayerischen Politischen Polizei in Munchen beschaftigt Eigenen Angaben zufolge hatte er wahrend dieser Zeit einen Zusammenstoss mit Reinhard Heydrich weil er den Eintritt in den Sicherheitsdienst der SS ablehnte Von Ende 1933 bis ins Jahr 1934 war Schulz ein halbes Jahr lang als SS Untersturmfuhrer Stabsfuhrer beim SS Abschnitt XXX in Kassel Diese Stellung verliess er nach Zusammenstossen mit seinem Vorgesetzten Unger Stattdessen wurde er zum SS Oberabschnitt Rhein in Koblenz versetzt wo er in der Verwaltung tatig war Im Zuge der Umorganisation der Oberabschnitte kam er im Januar 1936 zum SS Oberabschnitt Fulda Werra nach Arolsen Dort wurde er zunachst in der Verwaltung beschaftigt bevor er im Jahr 1938 zum Fursorgereferenten ernannt wurde Der NSDAP Mitgliedsnummer 4 071 605 trat er im Juni 1937 bei In der Allgemeinen SS wurde er nacheinander zum SS Sturmbannfuhrer und SS Obersturmbannfuhrer befordert Am 15 April 1940 wurde Schulz in die Waffen SS ubernommen In dieser wurde er als Fursorgeoffizier der Waffen SS und Polizei im Wehrkreis II Kassel verwendet Hier unterstand er dem Hauptfursorge Versorgungsamt der Waffen SS bzw nach dessen Auflosung 1944 dem Rasse und Siedlungshauptamt und war mit der Betreuung von verwundeten Angehorigen der Waffen SS sowie mit der Versorgung von Hinterbliebenen von im Krieg getoteten Angehorigen der Waffen SS befasst Ausserdem war er fur die Betreuung von Frauen Kindern und Eltern zustandig deren Angehorige SS Leute und an der Front waren Im Rahmen seiner Tatigkeit als Fursorgeoffizier der Waffen SS die er bis Kriegsende ausubte wurde Schulz 1943 zum Obersturmbannfuhrer der Waffen SS befordert In regionaler Hinsicht unterstand er dem SS Gruppenfuhrer Josias Erbprinz zu Waldeck Pyrmont Nachkriegszeit Bearbeiten Bei Kriegsende geriet Schulz im Mai 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft In der Folge wurde er im Rahmen der Nurnberger Prozesse als Zeuge vernommen wobei auch seine Beteiligung an der Ermordung Erzbergers zu Tage kam Im November 1946 beantragte der badische Generalstaatsanwalt die Uberstellung an die zustandigen badischen Strafverfolgungsbehorden Diese erfolgte aber nicht sofort da erst das Spruchkammerverfahren abgewartet wurde in dem Heinrich Schulz zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt wurde Im Dezember 1949 wurde Schulz an die deutschen Behorden uberstellt und kam in Offenburg in Haft Das Hauptverfahren wegen des Mordes an Erzberger fand vom 17 bis 19 Juli 1950 vor dem Landgericht Offenburg statt Der Mittater Heinrich Tillessen wurde als Zeuge vernommen und entlastete Schulz indem er sich selbst als Haupttater darstellte obwohl er in seiner eigenen Hauptverhandlung eine genau gegenteilige Darstellung der Tat vorgebracht hatte Es gilt jedoch als sicher dass wenigstens einer der todlichen Kopfschusse aus der Waffe von Schulz stammte 2 Als Konsequenz wurde Heinrich Schulz wegen Totschlags verurteilt und nicht wegen Mordes Das Strafmass betrug zwolf Jahre Haft Am 22 Dezember 1952 wurde die Strafe zur Bewahrung ausgesetzt Heinrich Schulz lebte danach in Frankfurt am Main Literatur BearbeitenCord Gebhardt Der Fall des Erzberger Morders Heinrich Tillessen Ein Beitrag zur Justizgeschichte nach 1945 Mohr Siebeck Tubingen 1995 ISBN 3 16 146490 7 Beitrage zur Rechtsgeschichte des 20 Jahrhunderts Nr 14 Reiner Haehling von Lanzenauer Der Mord an Matthias Erzberger Verlag der Gesellschaft fur Kulturhistorische Dokumentation Karlsruhe 2008 ISBN 3 922596 75 4 Schriftenreihe des Rechtshistorischen Museums Karlsruhe Heft 14 Eugen Huber Stentrup Der Mord an Matthias Erzberger In Juristische Schulung JuS Band 21 Nr 4 1981 S 246 250 Einzelnachweise Bearbeiten Die Straffreiheitsverordnung vom 21 Marz 1933 1 Gutachten der Gerichtschemikers Popp aus Frankfurt vom 19 September 1921 Staatsarchiv Freiburg Normdaten Person GND 133592979 lobid OGND AKS VIAF 67660406 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schulz HeinrichALTERNATIVNAMEN Schulz Heinrich Ernst WalterKURZBESCHREIBUNG deutscher Attentater Beteiligter am Attentat auf Matthias ErzbergerGEBURTSDATUM 21 Juli 1893GEBURTSORT SaalfeldSTERBEDATUM 5 Juni 1979STERBEORT Eltville am Rhein Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Schulz Attentater amp oldid 238482010