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Heinrich Franz Josef Junker 26 Marz 1889 in Offenbach am Main 3 April 1970 in Berlin 1 war ein deutscher Sprachwissenschaftler Iranist Indogermanist sowie Koreanist Er war von 1919 bis 1926 Professor fur Vergleichende Sprachwissenschaft an der Universitat Hamburg anschliessend bis 1945 in gleicher Funktion an der Universitat Leipzig Von 1951 bis 1960 hatte er den Lehrstuhl fur iranische Sprachen an der Humboldt Universitat zu Berlin inne Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Publikationen Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAls Spezialschuler Christian Bartholomaes studierte Heinrich F J Junkers an den Universitaten Giessen Strassburg und Heidelberg vergleichende Sprachwissenschaft klassische Philologie Germanistik Anglistik und Philosophie Er wurde 1911 in Heidelberg in Iranischer Sprache und Literatur zum Dr phil promoviert im Jahr darauf erfolgte seine Habilitation an der Universitat Giessen Thema beider Arbeiten war das Frahang i pahlawig ein Worterbuch aramaischer Logogramme mit ihrer mittelpersischen Ubersetzung in Pahlevi Schrift 2 In diesem Zusammenhang pragte Junker 1912 den sprachwissenschaftlichen Terminus Heterogramm 3 Von 1912 bis 1919 lehrte er als Privatdozent in Giessen Mit dem franzosischen Orientalisten Robert Gauthiot 1876 1916 unternahm Junker 1913 eine Studienreise in das Serafschan Tal in Russisch Turkestan heute Tadschikistan wo das iranische Volk der Yaghnobi lebt Im Ersten Weltkrieg diente Junker als Dolmetscher in Kriegsgefangenenlagern 1919 wechselte er als ausserordentlicher Professor fur vergleichende Sprachwissenschaft an die neugegrundete Universitat Hamburg und wurde dort 1923 zum ordentlichen Professor ernannt Als Nachfolger Wilhelm Streitbergs folgte er 1926 einem Ruf auf den Lehrstuhl fur Indogermanische bzw vergleichende Sprachwissenschaft an der Universitat Leipzig Er wurde 1929 als ordentliches Mitglied in die Sachsische Akademie der Wissenschaften aufgenommen Als Direktor ubernahm er die Leitung der vereinigten Sprachwissenschaftlichen Institute denen 1935 auch das Institut fur afrikanische Sprachen angegliedert wurde Zum 1 Mai 1933 trat Junker in die NSDAP ein Mitgliedsnummer 2 992 141 4 5 Im November 1933 unterzeichnete er das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitaten und Hochschulen zu Adolf Hitler Da ihm Aufstiegsmoglichkeiten aufgrund seiner fruheren Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge versagt geblieben seien will er laut eigener Aussage die Partei 1939 wieder verlassen haben Nach anderer Angabe erklarte ein Parteigericht seine Mitgliedschaft fur nichtig 2 Sein angeblicher Austritt war jedoch bis Marz 1944 nicht bei der zustandigen NSDAP Ortsgruppe Leipzig aktenkundig Dem Archaologen Bernhard Schweitzer zufolge der 1945 erster Nachkriegs Rektor der Universitat Leipzig wurde legte Junker eine ausfuhrliche Kartothek uber jeden Kollegen an in der er Ausspruche Stellungnahmen Handlungen der Betreffenden protokollarisch festgehalten habe In der Sachsischen Akademie der Wissenschaften betrieb Junker laut Schweitzer die Ausstossung der judischen oder halbjudischen Mitglieder und den Rucktritt des Germanistikprofessors Theodor Frings als Sekretar der Akademie 5 Wahrend des Zweiten Weltkrieges arbeitete Junker seit 1942 in der Gruppe Lebensmachte und Wesen des Indogermanentums beim Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften mit Sein Thema war Arische Grundzuge in Leben und Glauben des alten Iran 6 Nach Kriegsende befasste sich eine noch wahrend der amerikanischen Besatzung Leipzigs im Juni 1945 eingesetzte Sauberungskommission unter Hans Georg Gadamer mit Junker der aufgrund seiner NS Verstrickung als untragbar galt Da seine Personalakte verbrannt worden war liess sich das aber schwer beweisen Junker kam einer Entlassung zuvor und beantragte selbst seine Entpflichtung aus gesundheitlichen Grunden Aus der Sachsischen Akademie der Wissenschaften wurde er 1948 ausgeschlossen Junker war anschliessend zunachst als freischaffender Autor und Ubersetzer tatig Er beantragte 1950 seine Wiedereinsetzung als Professor was die Philosophische Fakultat der Universitat Leipzig jedoch aufgrund von Gutachten Bernhard Schweitzers und Hans Georg Gadamers die seine NS Belastung und Bespitzelung von Kollegen bezeugten ablehnte 5 Stattdessen berief die Humboldt Universitat zu Berlin Junker 1951 auf ihren Lehrstuhl fur iranische Sprachen Dort bestanden offenbar weniger Bedenken wegen seiner NS Vergangenheit Der Dekan der Philosophischen Fakultat in Ost Berlin Wolfgang Steinitz stellte Junkers Entpflichtung in Leipzig als Folge einer personlichen Fehde zwischen ihm und Bernhard Schweitzer dar Zu der Zeit bestand auch in der Sowjetunion ein grosses Interesse an Iranistik zudem durften in Zeiten des Koreakriegs Junkers Koreanischkenntnisse von Relevanz gewesen sein 5 In Berlin wurde er ausserdem 1953 Direktor des Instituts fur iranische und kaukasische Sprachen ab 1958 Vorderasiatisches Institut genannt sowie amtierender Direktor des Indogermanischen Instituts ab 1959 Sprachwissenschaftliches Institut der Humboldt Universitat Im selben Jahr wurde Junker in den Wissenschaftlichen Beirat fur die Fachrichtung Orientalistik beim Staatssekretariat fur Hochschulwesen der DDR berufen und spater zum Vorsitzenden des Beirates fur Sprachwissenschaft ernannt Ausserdem ubernahm Junker 1959 das stellvertretende Direktorenamt des Ostasiatischen Instituts und die Leitung der koreanischen Abteilung der Humboldt Universitat 2 Er schrieb auch Lehrbucher fur die Koreanische Sprache Sein Persisch deutsches Worterbuch wird bis heute verlegt Junker wurde 1960 als Hervorragender Wissenschaftler des Volkes in der DDR geehrt Auch nach seiner Emeritierung 1960 61 leitete er bis 1968 das Vorderasiatische Institut und hielt noch bis 1969 Lehrveranstaltungen 2 Publikationen Auswahl BearbeitenThe Frahang i Pahlavik Heidelberg 1912 Uber iranische Quellen der hellenistischen Aion Vorstellung Leipzig 1923 Arische Forschungen Yaghnobi Studien Band 1 Die sprachgeographische Gliederung des Yaghnōb Tales Leipzig 1930 als Hrsg Archiv fur die gesamte Phonetik Berlin 1937 1945 als Hrsg Sprachphilosophisches Lesebuch Heidelberg 1948 Koreanische Studien Berlin Ost 1955 als Hrsg Alte koreanische Bilder Landschaften und Volksleben Leipzig 1958 als Hrsg mit anderen Iranische Literaturgeschichte Leipzig 1959 mit Bozorg Alavi Persisch deutsches Worterbuch Leipzig 1965 u o Literatur BearbeitenErnst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Heinrich Junker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Heinrich Junker im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Werner Sundermann Junker Heinrich Franz Josef In Encyclopaedia Iranica 15 September 2009 abgerufen am 6 November 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Sachsische Biografie a b c d Werner Sundermann Junker Heinrich Franz Josef In Encyclopaedia Iranica 15 September 2009 abgerufen am 6 November 2020 englisch Carlo G Cereti Die iranischen Sprachen In Wilfried Seipel Hrsg 7000 Jahre persische Kunst Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH Bonn Skira editore Milano Kunsthistorisches Museum Wien Kunsthistorisches Museum Wien 2001 S 31 37 hier S 34 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 18730533 a b c d Gerd Simon Joachim Lerchenmueller Im Vorfeld des Massenmords Germanistik und Nachbarfacher im 2 Weltkrieg Eine Ubersicht 4 Auflage Universitat Tubingen 2009 ISBN 978 3 932613 00 5 S 100 urn nbn de bsz 21 opus 40088 uni tuebingen de abgerufen am 4 November 2021 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 293 Normdaten Person GND 118714171 lobid OGND AKS LCCN n87115880 VIAF 19700229 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Junker HeinrichALTERNATIVNAMEN Junker Heinrich F J KURZBESCHREIBUNG deutscher SprachwissenschaftlerGEBURTSDATUM 26 Marz 1889GEBURTSORT Offenbach am MainSTERBEDATUM 3 April 1970STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Junker Sprachwissenschaftler amp oldid 239486156