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Die Heiligenkirche ist eine Feldkapelle mit barocker Fassade und einer Gnadenquelle westlich von Bockenheim an der Weinstrasse Sie zahlt zu den offiziellen Wallfahrtsstatten des Bistums Speyer Heiligenkirche Die Heiligenkirche in Bockenheim Die Heiligenkirche in BockenheimBasisdatenKonfession katholischOrt Grossbockenheim DeutschlandDiozese Bistum SpeyerPatrozinium PetrusBaugeschichteBaubeginn 1741BaubeschreibungBautyp Rechteckraum mit aufwandiger FassadeFunktion und Titeloffizielle WallfahrtsstatteKoordinaten 49 36 8 N 8 10 14 9 O 49 602221 8 170797 Koordinaten 49 36 8 N 8 10 14 9 O Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Baubestand 3 Geschichte 3 1 Mittelalter 3 2 Fruhe Neuzeit 3 3 18 Jahrhundert 3 4 Verfall und Sicherung der Reste 4 Literatur 5 Weblinks 6 Einzelnachweise 7 GalerieLage BearbeitenDie Kapelle befindet sich am Osthang des Gerstenberges etwa 1000 m westlich bzw oberhalb von Bockenheim an der Weinstrasse Fruher nannte man diesen Bergabschnitt nach dem Kapellenpatrozinium Petersberg Unter dem Kirchlein bzw dem heutigen Altar entspringt eine Quelle die als Gnadenquelle betrachtet wird und vermutlich schon in vorchristlicher Zeit eine kultische Bedeutung hatte Gegenwartig versiegt sie zeitweise tritt aber immer wieder zu Tage Nur leicht nordwestlich der Anlage liegt ein grosser Kalksteinblock allgemein als Katzenstein auch Gotzenstein bekannt der ein heidnischer Altar gewesen sein soll 1 Baubestand Bearbeiten nbsp Ubersichtsaufnahme von Westen in Richtung OdenwaldDie Kapelle steht auf den Fundamenten einer grosseren geosteten wohl romanischen Kirche des 12 Jahrhunderts welche einen Trikonchos Grundriss aufwies Diese Fundamente wurden 1964 65 teilweise freigelegt sind aber nun wieder uberdeckt Dabei fand man auch ein Stuck eines romanischen Zierfrieses das in die angenommene Bauzeit datiert werden kann Unter dem Chor dieser Kirche wo sich die jetzige Kapelle befindet trat die Quelle nach Osten aus Die heutige Quellenkapelle ist rechteckig hat ein Tonnengewolbe und ist am Ort der Quelle Richtung Westen in den Bergabhang bzw die Fundamente der alten Kirche hineingebaut In ihrer jetzigen Form stammt sie aus der Zeit um 1740 durfte aber altere Ursprunge haben Der Eingang zu dieser Unterkirche oder Quellenkapelle ist als barockes Rundbogenportal mit Pilastern ausgefuhrt und nimmt ihre gesamte Fassade in Anspruch Oben dort wo sich fruher das Hauptgebaude befand tragt sie lediglich einen kapellenartigen Scheinaufbau mit Dachreiter welcher als Sakristei dient Er stammt samt einer Konche mit Marienfigur aus dem Jahre 1930 Im Inneren besitzt das meist verschlossene Gotteshaus in das man durch ein neuzeitliches Gittertor hineinsehen kann einen Sandsteinaltar des 18 Jahrhunderts unter dem die Quelle entspringt und unter dem Fussboden nach draussen in ein Becken vor der Kirche geleitet wird Im Altar ist eine Rundbogenoffnung zur Quelle hin Mittig darauf steht eine Marienfigur daruber hangt ein Kruzifix Die Einrichtung ist ausserst sparlich Vor der Kapelle ist alter Baumbestand mit Sitzbanken aus Sandstein vorhanden Von Osten fuhrt eine Treppe zum Kapellenvorplatz hinauf Geschichte Bearbeiten nbsp Bronzetafel zur Geschichte der Heiligenkirche nbsp Frontseite der Kirche Osten nbsp Innenansicht mit Altar unter dem die Quelle austritt nbsp Oberbau Sakristei mit Dachreiter von WestenMittelalter Bearbeiten Die Kirche hat den Hl Petrus zum Patron was zusammen mit den alten Baubefunden und dem offenbar vorchristlichen Kultplatz Quelle und Opferstein auf ein hohes Alter schliessen lasst St Petrus wurde mit Vorliebe als Patron fur Kirchen an ehemals heidnischen Statten gewahlt Eine Hinweistafel an der Kapelle datiert die Entstehung des ersten Baues in die Zeit um 730 Die Volksuberlieferung bringt Philipp von Zell mit ihrer Erbauung in Verbindung der auch im nahen Zell eine heidnische Kultstatte in eine christliche umgewandelt hatte Urkundlich greifbar wird die Ortlichkeit erstmals 1287 durch die Flurbezeichnung Am Heiligenborn Das Grossbockenheimer Weistum nennt um 1340 einen abzufuhrenden Bergpfennig womit vermutlich eine Abgabe fur diese Kirche gemeint ist 1475 wird ein Kaplan Heinrich Kuntz uff dem Petersberg erwahnt welcher im benachbarten Kindenheim einen zur Kapelle gehorenden Hof verpachtete Schliesslich folgt das Wormser Synodale von 1496 das die Kirche folgendermassen beschreibt Ausserhalb des Ortes auf einem Berg befindet sich die St Peterskapelle mit drei Altaren Der Hochaltar ist zu Ehren von St Peter geweiht er ist als Benefizium bestatigt mit einem Haus das aber in der Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen eingeaschert worden ist und wird nun durch die Kommende verwaltet Ebenda auf der rechten Seite der Altar der allerseligsten Jungfrau Maria als bestatigtes Benefizium hatte es ein Haus das aber verbrannt ist Ebenda auf der linken Seite der Altar der Hl Katharina der aber nur geweiht ist Die genannte Kommende war vermutlich der in Bockenheim befindliche kleine Filialkonvent des Klosters Otterberg Uber eine Zerstorung der Kirche wird im Synodale nichts berichtet lediglich von den verbrannten Wohnhausern Fruhe Neuzeit Bearbeiten Nach Einfuhrung der Reformation etwa ab 1563 war die katholische Religionsausubung vor Ort wie in der gesamten Grafschaft Leiningen Hardenburg verboten 1565 erliess Graf Philipp I von Leiningen Leiningen 1527 1597 eine Kirchenordnung in der es laut Punkt 9 bei Strafe von 10 Gulden scharfstens verboten wurde Kinder zum St Petersbrunnen zu bringen sie mit Frucht aufzuwiegen und die so ermittelte Fruchtmenge den Gotzen als Opfergabe darzubringen Dennoch scheint das Quellenheiligtum weiterhin besucht worden zu sein In einem Visitationsbericht von 1597 wird berichtet dass man ein neugeborenes schwachliches Kind aus Bobenheim am Berg zum Bockenheimer Petersbrunnen gebracht habe Den reformierten Pfarrer von Biedesheim der offenbar ebenfalls an dem alten Brauch festgehalten hatte beschimpfte man 1587 in einer Beschwerde als gottlosen Menschen und Milchsuffer uffm Petersberg Beim Verkauf der Wadgasser Klosterguter in Kleinbockenheim an die Leininger heisst es 1582 es seien dort Krucken Fuss und Armbander in grosser Zahl vorhanden gewesen die von krummen und lahmen Personen nach erhaltenen wundertatigen Curen zum Wahrzeichen hinterlassen worden seien Abbilder davon Votivgaben hatten sich in der Heiligenkirche befunden Erst als Kurfurst Johann Wilhelm von der Pfalz dem Grafen Johann Friedrich von Leiningen Dagsburg Hardenburg 1661 1722 die Gefalle der aufgehobenen Abtei Limburg zu Lehen uberlassen hatte gewahrte dieser den Katholiken seines Landchens ab 1700 freie Religionsausubung wobei offentliche Gottesdienste auf die drei Kirchen von Pfeffingen Grossbockenheim und Bechtheim beschrankt blieben Die katholische Gemeinde Grossbockenheim wollte die alte Kapelle die seit fast 150 Jahren verfiel wieder herrichten 1727 beantragte ihr Pfarrer beim zustandigen Bistum Worms die Wiederherstellung der Wallfahrtskapelle 1730 berichtete sein Nachfolger an die kirchliche Behorde dass die genannte Kirche noch in Mauern stehe Peter und Paulskirche heisse aber von alter Zeit her den Namen Heilkirche trage wegen des nahe dem Altar herausquellenden und in vielen Krankheiten sehr heilsamen Wassers 18 Jahrhundert Bearbeiten Seit 1728 regierte und residierte vor Ort Graf Karl Ludwig von Leiningen Dagsburg Emichsburg Als Lutheraner beschwerte er sich 1730 und 1732 uber die Renovierungsarbeiten an der Kapelle welche von der vor Ort zwischenzeitlich beguterten Kurpfalz gefordert wurden Im Jahre 1736 konvertierten der Graf und seine Gattin selbst zum katholischen Glauben wodurch nun in deren Territorium die gegen den Katholizismus gerichteten Restriktionen wegfielen Der Landesherr forderte jetzt in seinen Dorfern vielmehr sein Wiederaufbluhen In Bockenheim gab er im Dezember 1736 der katholischen Kirchengemeinde Kultgegenstande zuruck die seit 140 Jahren beschlagnahmt in der Emichsburg gelegen hatten Unter der mittelalterlichen Heiligenkirche liess er die Quelle neu fassen und die bis heute erhaltene tonnengewolbte Kapelle mit Altar und Barockfassade als Unterkirche bauen 1741 feierte er hier demonstrativ den katholischen Gottesdienst mit Seine neue Glaubensuberzeugung rief heftige Proteste der protestantischen Geistlichen bzw Einwohner hervor und sie beschwerten sich u a bei dem graflichen Bruder Friedrich Magnus der sich wiederum an Konig Georg II von England wandte welcher 1741 ein Mahnschreiben an Graf Karl Ludwig richtete Aus diesem geht hervor dass der Landesherr an der erwahnten Bockenheimer Kapelle ein Kapuzinerkloster errichten wollte und in der Grafschaft die katholischen Feiertage als allgemein verpflichtende Ruhetage eingefuhrt hatte 2 3 Graf Karl Ludwig starb 1747 und Grossbockenheim fiel wieder an seinen protestantischen Bruder Damit traten auch die Einschrankungen gegen den Katholizismus wieder in Kraft Es dauerte sehr lange bis die Kirche ganz fertiggestellt werden konnte Erst 1776 berichtete der Pfarrer nach Worms dass die Heiligenkirche mit oberer Kirche und unterer Quellenkapelle vollig unter Dach verputzt und geweisst sei Zur Ausstattung gehorten unter anderem Fensterladen eine Kanzel funf Beichtstuhle ein Taufstein und eine Kommunionbank Die letzten Arbeiten hatte man wegen aufgebrachten Dorfbewohnern unter dem Schutz kurpfalzischer Truppen ausfuhren mussen Verfall und Sicherung der Reste Bearbeiten Im Verlauf der Franzosischen Revolutionskriege wurden in den 1790er Jahren durch die Revolutionare gezielt Schlosser und Kirchen verwustet Hierbei ging die Bockenheimer Emichsburg unter und offenbar auch die renovierte Heiligenkirche 1825 wird sie als mit Abfallen Kot und Unrat angefullt bezeichnet Die Pfalz war mittlerweile ein Teil des Konigreichs Bayern dessen Regierung die Ruine damals auf Abriss versteigern liess Es standen zu dieser Zeit noch die 9 Meter hohen Mauern der Oberkirche ohne Bedachung sowie die eingewolbte Quellenkapelle darunter Der damalige protestantische Burgermeister Schlichting machte den katholischen Ortsgeistlichen auf ihren historischen Wert aufmerksam wodurch wenigstens diese Unterkirche mit Barockfassade und Quellfassung erhalten blieb 1859 wurde der gerettete Baubestand durch entsprechende Maurerarbeiten gesichert und 1930 erhielt das Tonnengewolbe seinen jetzigen kapellenartigen Aufbau mit Dachreiter Sakristei Heute fuhrt die Kirche das offizielle Patrozinium St Petrus und Paulus und St Maria zu den Stufen Der Zusatz Maria zu den Stufen bzw zu den Stiegeln lateinisch ad Gradus kam im 19 Jahrhundert auf da ein alter Bergpfad aus Bockenheim zur Kirche hinauffuhrt der den Namen Stiegelgasse tragt und schon im Mittelalter erwahnt wird Bekanntere Kirchen mit dem Patronat St Maria ad Gradus dienten hier als Vorlage Alljahrlich am Hochfest St Peter und Paul bzw am Sonntag zuvor oder danach findet hier seit 1936 ein Wallfahrtsfest mit Prozession statt das sogenannte Bockenheimer Kapellenfest Die Weinlage Bockenheimer Heiligenkirche ist nach diesem Ort benannt Literatur BearbeitenLandesamt fur Denkmalpflege Die Kunstdenkmaler von Bayern Regierungsbezirk Pfalz VIII Stadt und Landkreis Frankenthal Oldenbourg Verlag Munchen 1939 Seiten 228 229 Friedrich Schlatter Die Heiligenkirche von Bockenheim im Wandel der Zeiten Progressdruck Speyer 1994 Seite 31 34Weblinks BearbeitenWebseite zur Heiligenkirche Bockenheim Webseite des Bistums Speyer uber die Wallfahrt zur Heiligenkirche BockenheimEinzelnachweise Bearbeiten Webseite zum Katzenstein Anton Faber Europaische Staats Cantzley Register Band 7 Seiten 412 und 413 Frankfurt am Main 1752 Digitalscan Anton Faber Europaische Staats Cantzley Band 79 Seite 25 28 Frankfurt am Main 1741 Digitalscan des Konigsschreibens Galerie Bearbeiten nbsp Kolorierter Stich 1869 nbsp Ansicht um 1910 ohne Aufbau nbsp Ansicht um 1920 ohne Aufbau nbsp Der Katzenstein mit Tafel zur Historie nbsp Blick vom Katzenstein links hinunter zur Kapelle rechts unten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heiligenkirche Bockenheim an der Weinstrasse amp oldid 238003576