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Die Heeresmunitionsanstalt Kapen benannt nach einem westlich von Oranienbaum gelegenen Waldgebiet war eine Heeresmunitionsanstalt zur Fertigstellung von Granaten und chemischen Waffen im Zweiten Weltkrieg Nach dem Krieg wurde ein Teil der Anlage als sowjetischer Militarstutzpunkt der andere vom Rustungsunternehmen VEB Chemiewerk Kapen genutzt Mit der deutschen Wiedervereinigung schloss der Militarstutzpunkt und das Chemiewerk wurde zum Dessora Industriepark umgewandelt Im Oktober 1935 entstand auf 200 Hektar eine Heeresmunitionsanstalt Zunachst wurden Munition und Kartuschen fur grosskalibrige Geschutze produziert Die erforderlichen Sprengstoffe kamen aus dem in der Nahe gelegenen Sprengstoffwerk in Schonebeck Elbe 1938 wurde das Werk um einen Bunker mit acht Tanks fur etwa 8000 Tonnen flussige Kampfstoffe und eine Abfullanlage erweitert Die Heeresmunitionsanstalt begann darauf mit der Produktion von Chemiewaffen in Form von Granaten und Fliegerbomben Die Kampfstoffe kamen hauptsachlich von dem Chemieunternehmen Orgacid Die Heeresmunitionsanstalt wuchs weiter und im Februar 1943 beschaftigte sie 1150 Personen davon 300 Zwangsarbeiter Sie uberdauerte den Zweiten Weltkrieg unbeschadet und wurde im April 1945 von der United States Army besetzt Nachkriegszeit BearbeitenDie Amerikaner erbeuteten dort Dokumente zur Chemiewaffenfertigung bevor sie sich im Mai des Jahres zuruckzogen und die Rote Armee das Gelande besetzte Bis 1947 wurden die vorgefundenen Chemikalien in Leergeschosshullen abgefullt diese wurden per Eisenbahn an die Ostsee transportiert wo sie versenkt wurden Ein Teil der Kampfstoffe wurde vor Ort verbrannt ein weiterer Teil in die Sowjetunion verbracht Auch die Anlagen wurden demontiert und ebenfalls in die Sowjetunion uberfuhrt Die Kampfstoffbunker wurden gesprengt Die Arbeitskraft fur die Beseitigung stellten hauptsachlich ehemalige Angehorige der Heeresmunitionsanstalt 1 Von 1952 bis 1956 erfolgte die Verbrennung aus allen Teilen der DDR gefundenen Kampfstoffen in einer dafur eigens gebauten Verbrennungsanlage 2 Spater nutzte die Gruppe der Sowjetischen Streitkrafte in Deutschland einen Teil des Gelandes als Militarstandort Der davon nicht betroffene Teil mit der Abfullanlage wurde vom neu gegrundeten VEB Chemiewerk Kapen ubernommen 1 welches sarkastisch Puddingfabrik genannt wurde 3 Produziert wurden Rustungsguter wie Handgranaten Zunder und Landminen 4 darunter die Infanteriemine PPM 2 5 und die Selbstschussanlage SM 70 6 Beide Waffen wurden an der innerdeutschen Grenze verwendet 7 Ende der 1970 wurde das Chemiewerk Kapen mit den Mechanischen Werkstatten Konigswartha dem VEB Gerate und Werkzeugbau Wiesa dem Spreewerk Lubben u a zum Geratebaukombinat Konigswartha zusammengeschlossen 8 Nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahre 1990 wurde das Chemiewerk Kapen abgewickelt Auf dem Gelande entstand der Dessora Industriepark 1 Im September 1992 verliessen die letzten sowjetischen Soldaten den Militarstandort 3 Weblinks Bearbeitenhttps www sachsenschiene net bunker mun mun 22 htm Stasi Unterlagen Archiv Themenbeitrag Der VEB Chemiewerk Kapen und die Splittermine SM 70Einzelnachweise Bearbeiten a b c Willy Schilling Sachsen Anhalt 1933 1945 der historische Reisefuhrer Ch Links Verlag 2013 ISBN 9783861537168 S 77 78 1 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulrike Hofken Steffi Lemke Dr Jurgen Rochlitz und der Fraktion BUNDNIS 90 DIE GRUNEN Drucksache 13 2348 24 10 1995 a b Hans Peter Berth Teufelszeug aus der Puddingfabrik in Mitteldeutsche Zeitung 13 08 07 2 Thomas Kemnitz Robert Conrad Michael Tager Stillgelegt 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa Verlag MairDumont 2016 ISBN 9783616470177 S 59 3 Kloss im Hals DER SPIEGEL Ausgabe 30 1991 22 07 1991 Stasi Unterlagen Archiv Themenbeitrag Der VEB Chemiewerk Kapen und die Splittermine SM 70 Jochen Staadt Ihr verdammten Schweine In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14 August 2017 4 Rainer Karlsch Die Rustungsindustrie der DDR im Uberblick in Militar Staat und Gesellschaft in der DDR Forschungsfelder Ergebnisse Perspektiven Ch Links Verlag 2004 ISBN 9783861533290 S 180 5 51 8041 12 344512 Koordinaten 51 48 14 8 N 12 20 40 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heeresmunitionsanstalt Kapen amp oldid 232501376