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Die ORGACID GmbH war ein Unternehmen der chemischen Industrie in Ammendorf bei Halle Saale das am 23 November 1934 im Berliner Handelsregister eingetragen wurde Die Orgacid war eine Tochtergesellschaft der Essener Goldschmidt AG und der Berliner Degea 1 und wurde nach dem Montan Schema durch den Staat gefordert Ehemaliges Verwaltungsgebaude als Relikt des Orgacid WerkesWerk Ammendorf BearbeitenDas Betriebsgelande des ehemaligen Werks in Ammendorf lag an der Camillo Irmscher Strasse im heutigen halleschen Stadtteil Ammendorf Beesen Die Anlagen wurden in den 1930er Jahren errichtet 1935 begann man mit der Einlagerung von Oxol Im Zweiten Weltkrieg war das Werk die zweitgrosste Fabrik Deutschlands fur Chemiewaffen Bis 1942 wurden hier etwa 26 000 Tonnen S Lost Senfgas hergestellt und zur Abfullstation am nahegelegenen Gleisanschluss gepumpt 2 US amerikanische Truppen besetzten das Werk 1945 und ubergaben es im Mai 1945 an die sowjetischen Streitkrafte Die Sowjetische Besatzungsmacht demontierte das Werk teilweise und sprengte oberirdisch die Reste Als einziger Bau blieb das Orgacid Verwaltungsgebaude vollstandig sowie acht unterirdische Zisternen in Teilen erhalten 3 Nach Angaben der Inspektoren der Streitkrafte der Vereinigten Staaten anlasslich der Ubergabe an die sowjetische Besatzungsmacht befanden sich am 9 Mai 1945 an flussigen Kampfstoffen auf dem Gelande 4 445 Tonnen Sommerlost Anteil an Schwefel Lost lt 021 gt 88 174 Tonnen Winterlost Gemisch aus Schwefel Propyl und Sauerstofflost 00 6 Tonnen Stickstofflost Nach Angaben des Deutschen Bundestags liegen keine gesicherten Aufzeichnungen uber die Vernichtung der Kampfstoffe vor Etwa 558 t wurden im Kohlekraftwerk des Plastwerks Ammendorf sowie im Chemiewerk Dessau Kapen verbrannt die restlichen 67 t wurden verbrannt nachdem sie gemeinsam mit kampfstoffangereichertem Wasser 1953 1954 nach Kapen verbracht wurden Im Jahr 1957 wurde das Baugelande komplett abgesperrt 2 die Neutralisation des Bodens und die Entgiftungsarbeiten wurde im Jahr 1958 abgeschlossen 4 1990 legten Kinder beim Spielen die vermauerten Zugange zur Fabrik frei Funf der 20 Meter langen gefliesten Katakomben enthielten noch das Hautgift Lost 20 Tonnen wurden durch einen ABC Zug der Nationalen Volksarmee abgepumpt 1 zudem erfolgte die Neutralisation von etwa 600 Kubikmetern Kampfstoffspuren enthaltendem Sickerwasser mittels Calciumhypochlorit 4 Unter einem Lagerplatz des Fernmeldebauamts 401 der Deutschen Post wurde die Steuerzentrale und eine Abfullanlage vermutet die als scharfste Umweltbombe bezeichnet wurde 1 1991 wurde wegen starker Kontamination mit Kriegsaltlasten und einer Gefahrdung fur Menschen und Umwelt eine Totalsanierung einer Flache von 10 Hektar empfohlen 2 Eine grundliche Sanierung wurde mit etwa 90 Millionen DM angesetzt eine Verfullung und Begrunung mit 180 000 DM 2 In den Zellen der Lagerbunker befanden sich 1995 laut den dem Bundestag vorliegenden Gutachten keine Boden und Grundwasserbelastungen durch Kampfstoffe mehr Kampfmittelspuren in den Bunkerwanden wurden nicht ausgeschlossen Die Offnungen der Zisternen wurden verschlossen und eine einzelne mit einer Probenahmevorrichtung ausgestattet Der Bunkerkomplex wurde mit einer 1 Meter starken Erdschicht uberdeckt und begrunt 4 Heute befinden sich auf dem Firmengelande noch acht weit verzweigte grun geflieste Zisternen die nicht vollstandig entgiftet sind Da Abbauprodukte des Kampfstoffes Lost im Jahre 2019 auf dem Gelande nachgewiesen wurden liess die Stadt ein Gutachten erstellen das weitere Bodenuntersuchungen empfahl Der Leiter des stadtischen Umweltamts Steffen Johannemann erklarte am 30 Juni 2022 dass das dortige Grundwasser in die Weisse Elster abfliesst 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Orgacid Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gras druber In Der Spiegel Nr 3 vom 6 Januar 1995 S 64 Martin Schramme Lost Das giftige Geheimnis von Halle Ammendorf Orgacid Halle im Bild abgerufen am 7 Mai 2021 Drucksache 13 2733 des Deutschen Bundestags vom 24 Oktober 1995Einzelnachweise Bearbeiten a b c Giftgas Besonders heikel In Der Spiegel Nr 40 1990 online 1 Oktober 1990 a b c d Gras druber In Der Spiegel Nr 3 16 Januar 1995 Seite 64 Rolf Petri Technologietransfer aus der deutschen Chemieindustrie 1925 1960 a b c d Drucksache 13 2733 des Deutschen Bundestags vom 24 Oktober 1995 Abgerufen am 25 Dezember 2011 Unbefugte graben auf Orgacid Areal In Mitteldeutsche Zeitung 1 Juli 2022 Seite 8 51 439189 11 991506 Koordinaten 51 26 21 1 N 11 59 29 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orgacid amp oldid 234816491