www.wikidata.de-de.nina.az
Hans Schindowski 11 Juli 1904 in Konigsberg unbekannt war ein Volkswirt beigeordneter Burgermeister in Tilsit und Sturmbannfuhrer beim Sicherheitsdienst der SS Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Sicherheitsdienst der SS 3 Nachkriegszeit 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHans Otto Schindowski studierte Volks und Betriebswirtschaft in Konigsberg und Frankfurt Main und promovierte zum Dr rer pol Von 1924 bis 1930 war er neben dem Studium Statistiker in Frankfurt Main Zwischen 1931 und 1932 gehorte er zum Burgermeisteramt in Konigsberg Von 1933 bis 1935 war er Burgermeister in Lyck Ostpreussen von 1935 bis 31 Januar 1938 Stadtkammerer in Gumbinnen und ab 1 Februar 1938 beigeordneter Burgermeister in Tilsit Ostpreussen 1 Schindowski trat am 1 Dezember 1931 in die NSDAP ein Nr 854794 und war seit 1932 Mitglied der SS Nr 51388 Sicherheitsdienst der SS BearbeitenDer SD in Tilsit unter Gestapo und SD Chef Heinz Grafe war ab 1938 intensiv in der geheimen Aufklarung gegen das Memelgebiet und Litauen mit Hilfe der Volksdeutschen und des deutschen Kulturverbands tatig 2 Schindowskis spatere enge Bindung an Grafe deutet darauf hin dass er bereits wahrend seiner Zeit in Tilsit fur den SD wahrscheinlich als ehrenamtliches SD Mitglied tatig war Im Fruhjahr 1941 arbeitete Schindowski im Auftrag des SD in der deutsch russischen Umsiedlungskommission in Estland und brachte wahrend der Nachumsiedlung mit Hilfe des baltendeutschen Germanisten Andreas von Weiss den estnischen Juristen und V Mann des SD Hjalmar Mae nach Deutschland der in Estland wegen eines Putschversuchs von 1935 38 inhaftiert gewesen war Mae war bei der ersten Umsiedlung der Volksdeutschen 1939 40 als Este nicht berucksichtigt worden 3 Im Fruhsommer 1941 hatte Reinhard Heydrich vor dem Russland Feldzug die Einsatzgruppen von Sipo und SD in Pretzsch und Bad Duben zusammengefasst Sie sollten die Gegner des Reiches in der Sowjetunion liquidieren Heinz Grafe hielt in Bad Schmiedeberg vor den dort versammelten Fuhrern der Einsatzgruppen einen Vortrag uber die Verhaltnisse in der Sowjetunion aus Sicht des SD wahrend sein vormaliger Tilsiter Kollege Hans Schindowski hier speziell auf die baltischen Lander einging 4 5 Ziel des Unterrichts war die Verbesserung des Kenntnisstandes der Einsatzgruppen Angehorigen uber die Sowjetunion aus Sicht des SS Auslandsnachrichtendienstes wobei naturlich auch die Interessen des SD in Sachen Nachrichtengewinnung eine Rolle spielten Grafe und Schindowski ging es unter anderem darum mit Hilfe der SD Angehorigen in der Einsatzgruppe A Vertrauensleute des SD in den lokalen Innenverwaltungen im Baltikum zu verankern Sie sollten die Polizeiaufgaben von Sipo und SD im Besatzungsapparat unterstutzen Beteiligt an diesen Absichten war ausserdem Obersturmbannfuhrer im SD Peter Kleist der sowohl fur die Dienststelle Ribbentrop wie auch fur das Reichsministerium fur die besetzten Ostgebiete kurz Ostministerium als Berater bei der Heeresgruppe Nord im Baltikum wirkte 6 7 Schindowski gehorte dann von Juni 1941 bis Anfang 1942 als Sturmbannfuhrer zur Abteilung III SD der Einsatzgruppe A im Baltikum unter Sturmbannfuhrer Karl Tschierschky 8 9 Die Einsatzgruppe A unter Walter Stahlecker meldete im Stahlecker Bericht bis zum 31 Januar 1942 insgesamt 249 420 getotete Juden und das Baltikum judenfrei Zusammen mit SD Obersturmbannfuhrer Peter Kleist gelang es Schindowski den mit der Einsatzgruppe A nach Estland gekommenen Hjalmar Mae als SD Vertrauten zunachst in der Besatzungsverwaltung der Wehrmacht zu installieren Mae ubernahm zunachst im August 1941 die Estnische Innenverwaltung im ruckwartigen Heeresgebiet Nord unter General Franz von Roques 10 11 Ab Dezember 1941 war Mae im Generalkommissariat Estland Direktor fur Bildung und Justiz und Generaldirektor fur Inneres 11 Eine estlandische Regierungskommission hat 1998 Hjalmar Mae als Hauptverantwortlichen in der estnischen Selbstverwaltung fur Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch estnische Polizei und SS Einheiten unter deutscher Herrschaft bezeichnet 12 Spatestens am 1 Januar 1942 wurde Sturmbannfuhrer Schindowski hauptamtliches Mitglied des SD denn die Gestapo in Tilsit beantragte zu diesem Datum die Freistellung von Schindowski fur das RSHA 1 Anfang 1942 war Schindowski fur Grafes Amtsgruppe VI C beim Aufbau des Unternehmen Zeppelin eingesetzt Im Auftrag von Heinz Grafe liessen Anfang 1942 Sturmbannfuhrer Hans Schindowski 13 und Hauptsturmfuhrer Emil Haussmann im Lager Sudauen Suwalki gefangene Russen im Auftrag des SD befragen Schindowski nutzte dabei die alten Kontakte aus seiner Tilsiter Zeit denn das Lager Suwalki wurde von der Gestapo Tilsit betreut Dabei stiess er auf den russischen Oberstleutnant Wladimir Gil der im Auftrag der Gestapo Tilsit russische Funktionare und Juden unter den Gefangenen zu identifizieren hatte Gil hatte sich die Gunst der Gestapo damit erkauft dass er den Deutschen russische Landsleute ans Messer lieferte die anschliessend von der Gestapo hingerichtet wurden Ausgerechnet die Gestapo V Leute um Gil pickten sich Schindowski und Haussmann heraus um Russen fur das Unternehmen Zeppelin abzuwerben Die Russen wurden von Schindowski mit dem Argument gekodert dass sie im Falle einer Bewahrung im Krieg spater in der Fuhrung eines nichtbolschewistischen Russlands berucksichtigt werden sollten 14 Gil und seine Leute wurden als Kampfbund DRUSCHINA ubernommen kurz im KZ Sachsenhausen ausgebildet und dann nach Jablon im Distrikt Lublin verlegt Dort befand sich ab Marz 1942 ein Zeppelin Stab fur die Ausbildung geeigneter Zeppelin Agenten russischer Nationalitat unter SD Hauptsturmfuhrer Kuno Callsen 15 Jablon wurde im Fruhjahr 1942 das Hauptausbildungslager fur russische Agenten bei Zeppelin Die Leitung des Zeppelin Stabes im SS Sonderlager Jablon ubernahm schliesslich Hans Schindowski wahrend Kuno Callsen sein Stellvertreter wurde Hauptsturmfuhrer Emil Haussmann der bereits in Suwalki bei der Personalauswahl half hatte das Aufgabengebiet Propaganda zu verantworten und Obersturmfuhrer Fred Grube vom Wannsee Institut leitete die Informationsbeschaffung aus der Sowjetunion Am 16 Juni 1942 bat Schindowski per Telegramm Heinz Grafe im RSHA um Zustimmung den volksdeutschen Wachmann Bar wegen einer Vergewaltigung vor versammelter Mannschaft erschiessen zu lassen um die ubrigen Wachleute zu disziplinieren die trotz bester Verpflegung in Jablon Lebensmittel geraubt hatten 16 Das bemerkenswerte an diesem Vorgang ist dass Exekutivmassnahmen auch bei Zeppelin nicht nur erwogen sondern auch durchgefuhrt wurden wie andere belegbare Falle zeigen Exekutionen durch Angehorige von Zeppelin wurden in den Nachkriegsverfahren immer mit der Begrundung verneint man habe beim Amt VI keine Exekutivbefugnisse gehabt Nachdem das Sonderlager im Juni 1942 seine volle Einsatzbereitschaft erlangte ubergab Schindowski das Kommando an Hauptsturmfuhrer Wilhelm Lehmann Von Jablon aus wurde DRUSCHINA bereits zu den ersten Partisanen Sauberungsaktionen im Raum Jablon Parczew eingesetzt Im Mai 1942 war die Einheit im Partisanenkampf im Raum Newel bei der Einsatzgruppe B eingesetzt 17 Danach war DRUSCHINA war bei der Liquidierung judischer Ghettos im Rahmen der Aktion Reinhardt in den Kreisen Parczew Tomaszow Zamosc und Rawa beteiligt und soll dabei etwa 1500 Juden und Polen ermordet haben 18 Im Marz 1943 ubernahm Hans Schindowski das neue Hauptkommando Mitte des Unternehmen Zeppelin in Glebokie am Velikoje See in Weissrussland nordlich von Minsk Die ihm erneut unterstellte DRUSCHINA Brigade von Wladimir Gil war im Ort Luzhki nordlich von Glebokie untergebracht Die DRUSCHINA war bei der Partisanenjagd eingesetzt Die DRUSCHINA entwickelte danach in den Augen von Schindowski ein Eigenleben mit entsprechenden negativen Auswirkungen 19 Bei einer Besprechung in Berlin im Marz 1943 an der Heinz Grafe Erich Hengelhaupt Hans Schindowski und Hauptsturmfuhrer Theodor Girgensohn teilnahmen wurde beschlossen den Kampfbund von Gil Rodionow durch verlassliche Altemigranten der Abwehr II als Instrukteure von innen heraus zu erneuern 20 Der Altemigrant Sergej Iwanow und seine Leute trafen fur Schindowski uberraschend am 29 Marz in Glebokie mit weitreichenden Vollmachten ein Der uberrumpelte Schindowski sorgte umgehend fur eine Klarung der Verhaltnisse im Rahmen einer erneuten Besprechung in Berlin am 8 April 1943 bei Heinz Grafe an der Erich Hengelhaupt der neue Zeppelin Leiter Walter Kurreck Schindowski selbst und die beiden Emigranten Sergej Iwanow und Igor Sacharow teilnahmen Danach wurde Iwanow dem Leiter des Hauptkommandos Mitte also Schindowski unterstellt Letztlich musste Schindowski aber doch Kompetenzen an Iwanow abgeben Ein deutsches Rahmenkommando wie bei der DRUSCHINA war namlich nicht vorgesehen Danach kam es in Luzhki zu einer versuchten Meuterei und dann wahrend weiterer Partisaneneinsatze im April 1943 zur erneuten Desertion von 36 Kampfern der DRUSCHINA 21 Die als Radelsfuhrer identifizierten russischen Aktivisten wurden alsbald erschossen 22 Im Mai Juni 1943 nahm DRUSCHINA am Unternehmen Cottbus gegen Partisanen im Rahmen des SS Sonderverbands Dirlewanger in Weissrussland teil 23 Der SS Sonderverband Dirlewanger zahlte 14 000 weissrussische Todesopfer wovon etwa 90 Prozent Zivilisten waren Zwei Monate nach dem Umzug des Hauptkommandos Mitte nach Pleskau ubergab Schindowski die Fuhrung des Hauptkommandos an seinen Stellvertreter Otto Kraus und ubernahm einen neuen Posten im RSHA Schindowski gehorte im RSHA zum Amt VI Kult wie der Amtschef VI Walter Schellenberg berichtete 24 Im November 1944 ubernahm Schindowski das Referat VI A 7 im Zentralbereich des RSHA unter Martin Sandberger 1 Nachkriegszeit BearbeitenSchindowski war ab den 1950er Jahren Geschaftsfuhrer der HAPAG Gefolgschaftshilfe GmbH also der Pensionskasse der HAPAG Reederei in Hamburg Am Ballindamm Hans Schindowski taucht in verschiedenen Verfahren ab 1960 wegen seiner Kriegsvergangenheit auf so im sogenannten Zeppelin Verfahren wo er am 8 April 1964 polizeilich vernommen wurde 25 oder im Verfahren gegen Gerhard Maywald wo Schindowski als Angehoriger des BdS Ostland aufgefuhrt war 26 Verurteilungen sind nicht bekannt Die Generalstaatsanwaltschaft beim Kammergericht in Berlin fuhrte im Rahmen der Arbeitsgruppe RSHA ebenfalls eine Akte uber Schindowski 27 Einzelnachweise Bearbeiten a b c SS und NSDAP Personalunterlagen des Berlin Document Center zu Schindowski CIA FOIA Electronic Reading Room Schindowski Hans 0004 Ingrida Jakubaviciene Die Observierung des deutschen Kulturverbandes durch die litauischen Sicherheitsorgane Annaberger Annalen Nr 18 2010 Erinnerungen Hjalmar Mae Hjalmar Mae memuaarid Stockholm 1993 sowie Olev Liivik und Triin Tark Aus der Sowjetunion in das Deutsche Reich Uber die Nachumsiedlung aus Estland im Jahre 1941 Zeitschrift fur Ostmitteleuropa Forschung 65 2016 S 418 und Dissertation Meelis Maripuu Omavalitsuseta omavalitsused Halduskorraldus Eestis Saksa okupatsiooni ajal 1941 1944 Tartu 2012 ISBN 978 9949 32 092 9 Eberhard Ulm Mordkommandos in Duben Teil 6 Online Aufsatz unter https www lvz de Region Bad Dueben Mordkommandos in Dueben Appell 1941 auf dem Hitler Platz Andrej Angrick Peter Klein The Final Solution in Riga S 49 Peter Kleist Zwischen Hitler und Stalin 1939 45 Athenaum Bonn 1950 S 152 Hans Dieter Handrack Das Reichskommissariat Ostland Dittmer Scheden 1975 ISBN 3 88297 885 6 S 79 Schindowski taucht in einem SD Bericht vom 13 2 1942 auf in dem es ruckblickend um ein Gesprach des Oberstleutnants Arno Kriegsheim mit General v Roques Peter Kleist Schindowski und Hjalmar Mae am 25 8 1941 in Werro Estland ging Dokument 150 S 439 440 und in einem finnischen Bericht vom 21 10 1941 Dokument 98 S 318 beide Dokumente in Die Verfolgung und Ermordung der europaischenm Juden Band 7 Oldenbourg Munchen 2011 Helmut Krausnick Hans Heinrich Wilhelm Die Truppe des Weltanschauungskrieges In Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte Band 22 Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1981 ISBN 3 421 01987 8 S 291 Michael Wildt Generation des Unbedingten Hamburger Edition Hamburg 2002 ISBN 3 930908 75 1 S 662 a b Dissertation Meelis Maripuu Omavalitsuseta omavalitsused Halduskorraldus Eestis Saksa okupatsiooni ajal 1941 1944 Tartu 2012 ISBN 978 9949 32 092 9 https mnemosyne ee wp content uploads 2021 12 conclusions en 1941 1944 pdf Schreiben Sturmbannfuhrer Hans Joachim Bohme Leiter Stapo Tilsit vom 21 Marz 1942 BStU MfS HA IX 11 FV 6 74 Band 53 Blatt 186 Schreiben Schindowski an Grafe vom 15 April 1943 Unterlagen KGB beim MfS BStU MfS HA IX 11 FV 6 74 Band 58 Blatt 225 BStU MfS HA IX 11 FV 6 74 Band 28 Blatt 277ff Telegramm 3239 vom 16 6 1942 aus Jablon an RSHA VI C Z gez von Sturmbannfuhrer Schindowski BStU MfS HA IX 11 FV 6 74 Band 21 Blatt 29 30 Rolf Michaelis Russen in der Waffen SS S 100 Dmitrij Aleksandrowicz Zukow Iwan Iwanowicz Kowtun 1 ja Russkaja brigada SS Druzina Moskau 2010 S 69 74 Russisch Tatigkeitsbericht Kommando Mitte vom 1 4 1943 BStU MfS HA IX 11 FV 6 74 Band 61 Blatt 132 Lagebericht Dr Schindowski vom Hauptkommando Mitte an Dr Grafe vom 1 April 1943 BStU MfS HA IX 11 FV 6 74 Band 61 Blatt 136 Tatigkeitsbericht Kommando Mitte vom 10 5 1943 BStU MfS HA IX 11 FV 6 74 Band 61 Blatt 110 Vorlaufiger Bericht von Hauptsturmfuhrer von Kotschoubey and RSHA VI C Z vom 2 Mai 1943 BStU MfS HA IX 11 FV 6 74 Band 58 Blatt 127 und 128 Rolf Michaelis Russen in der Waffen SS Doerffler Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 3 89555 672 6 S 102 103 Reinhard R Doerries Hitler s last Chief of Intelligence Allied interrogations of Walter Schellenberg Frank Cass London Portland 2003 ISBN 0 7146 5400 0 S 193 194 Bundesarchiv Ludwigsburg B 162 22 AR Z 23 62 Bl 640 Staatsarchiv Hamburg Strafsache 213 12 0042 Maywald Gerhard Kurt u a https www archivportal d de item FHX4UQI2QUXWTHUFL5RBEHE634YG5FSGNormdaten Person GND 125439253 lobid OGND AKS VIAF 72354889 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schindowski HansKURZBESCHREIBUNG Volkswirt Burgermeister in Tilsit und SturmbannfuhrerGEBURTSDATUM 11 Juli 1904GEBURTSORT KonigsbergSTERBEDATUM 20 Jahrhundert oder 21 Jahrhundert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Schindowski amp oldid 238974409