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Hans Nadler 1 Juli 1910 in Dresden 8 Oktober 2005 ebenda war ein deutscher Architekt Bauhistoriker und bekannter Denkmalpfleger Er war sachsischer Landeskonservator und Honorarprofessor der TU Dresden Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistung und Kritik 3 Auszeichnungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Grab Hans Nadlers auf dem Waldfriedhof Weisser HirschHans Nadler wurde 1910 als Sohn des Malers Hans Nadler sen in Dresden geboren Wahrend seines Studiums der Architektur an der Technischen Hochschule Dresden arbeitete er als Assistent von Heinrich Sulze an Ausgrabungen in Pompeji im Auftrag des Deutschen Archaologischen Instituts Er promovierte 1940 uber die Wasserburg Goltzsch in Rodewisch im Vogtland Nach dem Krieg wurde er ab 1945 Mitarbeiter des Sachsischen Landesamtes fur Denkmalpflege in der DDR von 1949 bis 1952 als Landeskonservator Nach der Gliederung der DDR in Bezirke arbeitete er als Leiter des Instituts fur Denkmalpflege Dresden mit der Zustandigkeit fur die Bezirke Dresden Karl Marx Stadt Chemnitz Leipzig und Cottbus Er wurde zudem von der Technischen Universitat Dresden zum Honorarprofessor fur Denkmalpflege ernannt und war im Redaktionsbeirat der Zeitschrift Natur und Heimat tatig Bekannt wurde Nadler durch seinen vehementen und geschickten Einsatz zugunsten des Erhalts beschadigter Baudenkmaler in Dresden zu dem er insbesondere durch seine Vorbilder bewegt wurde seinen Lehrer Heinrich Sulze und Walter Bachmann dem er 1949 als Leiter des sachsischen Denkmalamtes nachfolgte Durch die Luftangriffe auf Dresden war die Innere Altstadt einschliesslich der meisten Hauptwerke des Dresdner Barock weitestgehend zerstort worden Trotz des Neubaufurors schafften es Hans Nadler und seine Mitstreiter im Denkmalamt sowie auch die ehrenamtlichen Denkmalpfleger in langen Verhandlungen mit den regierenden Kommunisten wichtige Ruinen wie das Dresdner Residenzschloss die Semperoper das Coselpalais das Taschenbergpalais das Kurlander Palais oder die Dreikonigskirche fur einen spateren Wiederaufbau zu sichern Die jahrzehntelange auf Besucher sonderbar wirkende Durchsetzung der Dresdner Altstadt mit verkohlten Kriegsruinen war sein Werk ebenso die dadurch bedingte Wiederauferstehung Dresdens als Elbflorenz ab 1990 Fritz Lofflers Buch Das alte Dresden 1955 das in Zusammenarbeit des Instituts fur Denkmalpflege und der Bauakademie vorbereitet wurde sollte den Dresdnern die Erinnerung an die alte Stadt wachhalten und den Auswartigen insbesondere den Ostberliner Politikern klarmachen was die Trummer einst bedeutet hatten Ohne jemals Mitglied der SED zu sein war Nadlers beharrliche Stimme in Berlin unuberhorbar Er schrieb zahlreiche Gutachten fur die Erhaltung von gefahrdeten Baudenkmalen durch deren geschickte Argumentation er manche Rettung bewirken konnte Zwinger Katholische Hofkirche und Kreuzkirche wurden alsbald nach dem Krieg unter der Leitung des Denkmalamtes wieder restauriert die ausgebrannten Ruinen von Landhaus Gewandhaus und dem Palais im Grossen Garten folgten in den 1960er Jahren das erhaltene Kollegienhaus konnte Nadler noch 1982 mit viel Muhe retten als Mitteltrakt des Hotels Bellevue Die Schlosser Moritzburg und Pillnitz hatten den Krieg unbeschadet uberstanden Die spatere Rekonstruktion der vollig zerstorten Frauenkirche war nur dank der Erhaltung des Trummerbergs moglich den man auf Nadlers Vorschlag hin vorsorglich zum Kriegsmonument erklart hatte Ab 1989 pladierte Nadler vehement fur einen baldigen Wiederaufbau Bei der Sophienkirche Dresdens letztem gotischem Bauwerk unterlagen die Denkmalschutzer die durchaus restaurierungsfahige Ruine wurde 1962 abgetragen und an ihrer Stelle eine Grossgaststatte errichtet 1968 wurde auch die Leipziger Paulinerkirche gesprengt Da sind wir mal wieder als zweiter Sieger rausgegangen lautete Nadlers kurzer Kommentar Zahllose teilzerstorte Bauwerke wurden im Zuge des Wiederaufbaus der Stadt Dresden endgultig beseitigt und ganze Strassenzuge fielen der planmassigen Enttrummerung zum Opfer darunter sehr viele barocke Burgerhauser aber auch so bedeutende Grossbauten wie das Altstadter Rathaus das Neustadter Rathaus oder das Palais Wackerbarth Als fatal erwies sich das Aufbaugesetz von 1950 das das Bemuhen der Eigentumer um die Erhaltung und den Wiederaufbau ihrer Hauser in den Ruinengebieten beendete sie wurden zum Verkauf an den Staat gezwungen wobei der Kaufer den Preis bestimmte es folgte grossflachiger Abriss und Neubebauung Auch den Abriss vieler Schlosser und Herrenhauser in Sachsen auf den Befehl Nr 209 der Sowjetischen Militaradministration in Deutschland SMAD vom 9 September 1947 hin konnte er nicht abwenden die Landesbodenkommission Sachsen hatte auf ihrer Sitzung vom 12 Dezember 1947 den fur die sachsische Kulturlandschaft so verhangnisvollen Beschluss gefasst Die Kreisbodenkommissionen werden angewiesen sofort mindestens 25 der Herrenhauser und Schlosser abzubrechen 1 Das war der Todesstoss fur mehr als 240 Schlosser und Herrenhauser in Sachsen Es gibt kaum einen Ort in Sachsen in dem man nicht auf seine Spuren stosst Ohne Professor Nadler stunde hier gar nichts mehr Satze wie diesen hort man uberall zwischen Leipzig und Gorlitz 2 Hans Nadler war Ehrenburger von Dresden Gorlitz Bad Muskau Rodewisch Torgau und Elsterwerda der Geburtsstadt seines Vaters Hier unterstutzte er unter anderem die Grundung der Kleinen Galerie Hans Nadler die den Namen seines Vaters des Malers Hans Nadler tragt Von 1955 bis 2002 wohnte Nadler mit seiner Familie als Mieter in Dinglingers Weinberghaus in dem er aus konservatorischen Grunden auf den Einbau einer Zentralheizung verzichtete Hans Nadler verstarb am 8 Oktober 2005 22 Tage vor der Wiederweihe der Frauenkirche deren Wiederaufbau er zusammen mit Ludwig Guttler Karl Ludwig Hoch und Manfred von Ardenne mit dem Ruf aus Dresden am 13 Februar 1990 initiierte Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Weisser Hirsch In der Tageszeitung Dresdner Neueste Nachrichten wurde er im Jahre 2000 zu einem der 100 Dresdner des 20 Jahrhunderts gewahlt 3 Leistung und Kritik BearbeitenVergleichbar dem Wiederaufbau der Warschauer Altstadt unter Jan Zachwatowicz muss die Einstellung Hans Nadlers ahnlich wie jene von Margarete Kuhn in Berlin oder jene der insgesamt rekonstruktionsfreudigen bayerischen Denkmalpflege nach 1945 im Zusammenhang mit den baukulturellen Verlusten durch den Bombenkrieg gesehen werden Gegenuber der Schule von Denkmalpflegern die sich an den nach langer Diskussion schliesslich 1964 in der Charta von Venedig festgelegten Grundsatzen orientierte glaubte Nadler daran dass Rekonstruktion nicht bloss Ausnahmecharakter Artikel 9 haben durfte da er den Begriff der Identitat die durch Denkmalpflege konserviert werden soll weiter gefasst sehen wollte Wegen des traumatischen Identitatsverlustes in Dresden wich er deshalb von dem an die originale Substanz gekoppelten Begriff der Konservierung ab der in ihr einen archivahnlichen Zeugniswert sieht und ging nicht mehr von einem aktuell gefahrdeten Schutzgut als vielmehr von einem aus der Erinnerung wiederentstehenden Gut aus Schutzenswert wurde in diesem Modell ein historischer Standort der mit einem bestimmten Gebaudeentwurf verbunden war So wurde beispielsweise die Ruine der Dresdner Frauenkirche die als solche 1990 bereits eine historische Bedeutung erlangt hatte zugunsten einer archaologischen Rekonstruktion aufgegeben Die Kritik hielt dem entgegen dass eine Rekonstruktion deutlich von dem Gestaltungswillen des Rekonstruierenden beeinflusst wird und es sich daher nicht im strengen Sinne um Denkmalpflege handelt sondern um eine Neuschopfung Die Objektivierung die darin liegt nur original erhaltene historische Bausubstanz als schutzenswert zu begreifen da sie eine Vielzahl von teilweise sogar nicht gewollten Huse Eigenschaften uberliefert loste er zugunsten einer Subjektivierung einer Hoffnung auf das Uberwinden der Zerstorung auf Auszeichnungen Bearbeiten1962 Nationalpreis fur Kunst und Kultur III Klasse 1965 Ehrenburger der Stadt Bad Muskau 1976 Vaterlandischer Verdienstorden in Bronze 1978 Europapreis fur Denkmalpflege der Stiftung F V S zu Hamburg 1981 Kunstpreis der Stadt Gorlitz 1982 Kunstpreis der Stadt Dresden 1985 Deutscher Preis fur Denkmalschutz Karl Friedrich Schinkel Ring des Deutschen Nationalkomitees fur Denkmalschutz 1989 Ehrenburger der Stadt Elsterwerda 1991 Ehrenburger der Stadt Rodewisch im Vogtland 1993 Bundesverdienstkreuz Verdienstkreuz 1 Klasse 1994 Ehrenmitglied der Architektenkammer von Sachsen 1995 Ehrenburger der Stadt Gorlitz 1996 Ehrenburger der Stadt Dresden 1997 Sachsischer Verdienstorden 1997 Erich Kastner Preis des Presseclubs Dresden e V 2001 Ehrenmitglied der Sachsischen Akademie der Kunste 2001 Ehrenburger der Stadt Torgau 2002 Preis fur Denkmalpflege des Landkreises Elbe ElsterLiteratur BearbeitenSigrid Brandt Geschichte der Denkmalpflege in der SBZ DDR Berlin 2003 Jochen Helbig Hans Nadler in Denkmalpflege in Sachsen 1894 1994 Boehlau Weimar 1997 Bd 1 S 47 51 Norbert Huse Unbequeme Baudenkmale Munchen 1997 Verein Landliche Bauwerte in Sachsen Hrsg Hans Nadler 1910 2005 Ein Leben in funf Staatsordnungen Ein Leben fur die sachsische Kulturlandschaft Dresden 2016 ISBN 978 3 938390 32 0 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hans Nadler in der Sachsischen Bibliografie Nachruf der Welt Nachruf des Landesamts fur Denkmalpflege Sachsen Memento vom 26 Februar 2008 im Webarchiv archive today Weinberg der Zwietracht Artikel von Ullrich Fichtner in der ZEIT zur Auseinandersetzung um Dinglingers Weinberg 2001 Kurzvita und Publikationen bei der Sachsischen Akademie der Kunste Biografie bei der Stadt Bad Muskau Hans Nadler und Walther Hultsch arbeiten als enges Gespann nach dem Zweiten Weltkrieg in SachsenEinzelnachweise Bearbeiten Rundverfugung Nr 7 des Ministeriums fur Land und Forstwirtschaft in der Landesregierung Sachsen vom 29 Dezember 1947 Abschrift im Sachsischen Staatsarchiv Leipzig Kreisverwaltungs Oschatz Band 684 S 152 Hans Nadler Erinnerungen eines Denkmalpflegers Artikel in Barock in Sachsen Monumente Edition herausgegeben von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Seite 26 31 100 Dresdner des 20 Jahrhunderts In Dresdner Neueste Nachrichten Dresdner Nachrichten GmbH amp Co KG Dresden 31 Dezember 1999 S 22 Normdaten Person GND 132039486 lobid OGND AKS LCCN no2010200669 VIAF 23288759 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nadler HansKURZBESCHREIBUNG deutscher Denkmalpfleger und ArchitektGEBURTSDATUM 1 Juli 1910GEBURTSORT DresdenSTERBEDATUM 8 Oktober 2005STERBEORT Dresden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Nadler Denkmalpfleger amp oldid 236022491