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Hans Dietrich Ernst 3 November 1908 in Oppeln 23 November 1986 in Leer 1 war ein deutscher Jurist SS Sturmbannfuhrer und SD Mitarbeiter der wahrend des Zweiten Weltkrieges im deutsch besetzten Frankreich als Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD KdS in Angers eingesetzt und dort fur Deportationen von Juden verantwortlich war Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Studium und Drittes Reich 1 2 Nach dem Krieg 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenStudium und Drittes Reich Bearbeiten Der Richtersohn absolvierte nach dem Abschluss seiner Schullaufbahn ein Studium der Rechtswissenschaft Zum 1 Dezember 1932 trat er der NSDAP bei Mitgliedsnummer 1 413 114 2 Nach dem Rechtsreferendariat und Studienabschluss war er in der Innenverwaltung in Hamburg und Berlin tatig und unmittelbar nach dem Anschluss Osterreichs bis Ende 1939 in der Dienststelle des Reichskommissars fur die Wiedervereinigung Osterreichs mit dem Deutschen Reiche Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er 1940 im Rahmen seiner Tatigkeit bei der Hamburger Senatsverwaltung zum Regierungsrat ernannt 3 Kurz darauf wurde er Stellvertreter des Landrates in Tegel im Regierungsbezirk Karlsbad 3 Er wurde bis zum Oberregierungsrat befordert 4 Nach dem Westfeldzug war er im deutsch besetzten Frankreich als Kriegsverwaltungsrat bei der Militarverwaltung in Dux eingesetzt und ab 1941 in Bordeaux als Referent fur Polizeisachen bei der dortigen Feldkommandantur Anfang Juni 1942 wurde er Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD KdS in Angers Sein Stellvertreter war hier Friedrich Busch Zu Beginn seiner Tatigkeit als KdS erhielt Ernst aufgrund dieser Funktion den Angleichungsdienstgrad SS Hauptsturmfuhrer 3 Unter seinem Kommando ging am 20 Juli 1942 ein Judentransport von Angers in das KZ Auschwitz Birkenau ab 5 6 Ernst raumte im August 1944 im Zuge der vorruckenden Alliierten seinen Dienstsitz als KdS Angers Nach dem Krieg Bearbeiten Nach Kriegsende befand sich Ernst in amerikanischer Internierung aus der er jedoch fliehen konnte Danach tauchte er in Leipzig unter wurde jedoch durch Angehorige der sowjetischen Besatzungsmacht festgenommen und nach einem Verfahren zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit verurteilt Im Arbeitslager Workuta des Gulags war er von 1947 bis 1956 inhaftiert und wurde als Amnestierter freigelassen Wahrend seiner Internierung in der Sowjetunion wurde er in Abwesenheit dreimal zum Tode verurteilt aufgrund von Verbrechen gegen franzosische Staatsburger 7 Wahrend seiner Abwesenheit fand auf Initiative seiner Ehefrau 1951 ein Spruchkammerverfahren statt in dem sie fur ihren in der Sowjetunion vermisst geglaubten Mannes auftrat Seine Ehefrau hatte dieses Verfahren angestrengt um nach der 131er Regelung finanziell abgesichert zu sein Ernst wurde in dem Entnazifizierungsverfahren als Unterstutzer des Nationalsozialismus eingeordnet und hatte bei einer Wiedereinstellung in den offentlichen Dienst geringere Bezuge erhalten sowie eine funfjahrige Beforderungssperre Seine Ehefrau erhielt dennoch nach der 131 Regelung eine finanzielle Versorgung 8 Nach seiner Entlassung zog Ernst Anfang 1956 nach Leer zu seiner Ehefrau und erhielt eine Haftentschadigung von 5 520 DM 8 Auf Initiative der Zentralen Rechtsschutzstelle ZRS wurde Ernst durch den Verband der Heimkehrer vor der Einreise nach Frankreich gewarnt 9 Aufgrund seines Entnazifizierungsstatus konnte Ernst nicht in den offentlichen Dienst zuruckkehren erhielt jedoch Bezuge Ab 1958 war er in Leer als Rechtsanwalt zugelassen und ab 1964 auch als Notar Gegen Ernst auf den die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen 1965 aufmerksam wurde und der ins Visier der Nazijager Serge und Beate Klarsfeld geriet wurden mehrfach Ermittlungen aufgenommen 8 Wahrend einer Vernehmung im Marz 1977 leugnete Ernst die Judendeportationen nicht und berief sich auf die von ihm als KdS seinerseits geforderten Aufgaben Uber den Zielort der Judendeportationen sei er sich nicht bewusst gewesen da die Zuge zunachst ins Sammellager Drancy gegangen seien und er vom Holocaust nichts gewusst habe 10 Serge Klarsfeld liess Justizminister Hans Jochen Vogel 1977 u a uber Ernst belastendes Material zukommen das dieser an das Oberlandesgericht Oldenburg weiterleitete Das OLG Oldenburg entzog 1977 Ernst die Zulassung als Anwalt und als Notar Nach einem durch Ernst veranlassten Ehrengerichtsverfahren wurden ihm beide Zulassungen wieder erteilt Gegen Ernst kam es nach den Kampagnen der Klarsfelds in Leer zu Protesten von Franzosen Ernst gab 1981 im Zuge des gegen ihn eingeleiteten Gerichtsverfahrens beide Zulassungen freiwillig zuruck 11 Wegen der Judendeportationen wurde Ernst 1981 durch die Staatsanwaltschaft des Landgerichts Aurich angeklagt aufgrund seines Gesundheitszustandes kam es jedoch nicht zur Hauptverhandlung 8 Literatur BearbeitenBernhard Brunner Der Frankreich Komplex Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland Wallstein Gottingen 2004 ISBN 3 89244 693 8 Serge Klarsfeld Die Endlosung der Judenfrage in Frankreich deutsche Dokumente 1941 1944 Dokumentationszentrum fur Judische Zeitgeschichte Paris Klarsfeld Paris 1977 Ahlrich Meyer Tater im Verhor Die Endlosung der Judenfrage in Frankreich 1940 1944 WBG Darmstadt 2005 ISBN 3 534 17564 6 Einzelnachweise Bearbeiten Stadtarchiv Leer StadtA LER Rep 023 01 Sterberegister Leer 1986 636 Bundesarchiv R 9361 VIII KARTEI 8430398 a b c Bernhard Brunner Der Frankreich Komplex Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland Wallstein Gottingen 2004 S 57 Bernhard Brunner Der Frankreich Komplex Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland Wallstein Gottingen 2004 S 56 Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 1945 Chronologie der Deportationen aus Frankreich Bernhard Brunner Der Frankreich Komplex Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland Wallstein Gottingen 2004 S 63 Bernhard Brunner Der Frankreich Komplex Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland Wallstein Gottingen 2004 S 96 a b c d Bernhard Brunner Der Frankreich Komplex Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland Wallstein Gottingen 2004 S 177 f Bernhard Brunner Der Frankreich Komplex Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland Wallstein Gottingen 2004 S 143 Bernhard Brunner Der Frankreich Komplex Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland Wallstein Gottingen 2004 S 333 Bernhard Brunner Der Frankreich Komplex Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland Wallstein Gottingen 2004 S 328f Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 9 Juli 2022 PersonendatenNAME Ernst Hans DietrichALTERNATIVNAMEN Ernst Hans DietrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist SD Mitarbeiter und Tater des HolocaustGEBURTSDATUM 3 November 1908GEBURTSORT OppelnSTERBEDATUM 23 November 1986STERBEORT Leer Ostfriesland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Dietrich Ernst amp oldid 231754895