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Die Zentrale Rechtsschutzstelle Abkurzung ZRS war eine bundesdeutsche Behorde die von 1950 bis 1970 bestand Offizielle Aufgabe der ZRS war die Organisation des Rechtsschutzes fur Deutsche die von nichtdeutschen Gerichten wegen NS oder Kriegsverbrechen angeklagt oder verurteilt worden waren 1 Die von Hans Gawlik geleitete ZRS war ab Grundung dem Bundesjustizministerium dann von 1953 bis zur Auflosung dem Auswartigen Amt unterstellt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenKurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs gab es in den drei Besatzungszonen der Westalliierten verschiedene halbstaatliche Stellen die sich um das Schicksal der deutschen Kriegsgefangenen im Ausland kummerten besonders die Interimsorganisationen des Deutschen Roten Kreuzes mit seinem DRK Suchdienst der Deutsche Caritasverband und das Evangelische Hilfswerk waren hier ab 1945 aktiv Am 1 Dezember 1949 beschloss der knapp drei Monate vorher konstituierte Bundestag die Grundung einer Zentralen Rechtsschutzstelle um den Rechtsschutz fur diejenigen Deutschen sicherzustellen die in Auswirkung des Krieges im Ausland festgehalten wurden 2 Die Bundestagsdebatte zur Grundung der Zentralen Rechtsschutzstelle wurde von dem CDU Abgeordneten Eugen Gerstenmaier eroffnet der als Leiter des Evangelischen Hilfswerks mit der Sachlage vertraut war Gerstenmaier vermischte in seinem Redebeitrag konsequent die Frage der Kriegsgefangenen mit der Frage der angeklagten oder verurteilten Kriegsverbrecher und gab fur beide Kategorien kombiniert folgende Zahlen der in Gewahrsam befindlichen Deutschen in folgenden Landern an Sowjetunion 300 000 bis eine halbe Million Polen 15 000 Jugoslawien 1 400 Frankreich 1 200 Holland 200 Belgien 100 Norwegen 60 Danemark 55 Luxemburg 50 Italien 20 und Griechenland 8 3 Neben dem Beistand fur im Ausland Gesuchte oder Verurteilten kummerte sich die Rechtshilfestelle auch um die verurteilten Kriegs und NS Verbrecher die in den alliierten Kriegsverbrechergefangnissen von Landsberg Werl Wittlich und Spandau einsassen 4 Die ZRS wurde dem Bundesjustizministerium zugeordnet Sie nahm im Marz 1950 ihre Arbeit auf Ihr langjahriger Leiter war der Rechtsanwalt Dr Hans Gawlik der als Verteidiger mehrerer Angeklagter in den Nurnberger Prozessen bei der Strafverfolgung von NS und Kriegsverbrechern durch die Alliierten beteiligt war Gawlik war vor 1945 NSDAP Mitglied und Staatsanwalt am Sondergericht Breslau Nach Grundung des Auswartigen Amtes wurde die ZRS am 1 Februar 1953 diesem unterstellt Nachdem 1955 die letzten regularen Kriegsgefangenen durch die Sowjetunion entlassen wurden war der Fokus der ZRS vollends der Rechtsbeistand fur Deutsche die im Ausland wegen NS und Kriegsverbrechen angeklagt waren Auf Grund der von der ZRS fast ausnahmslos fur verurteilte SS und Wehrmachtsangehorige erteilten Unbedenklichkeitsbescheinigungen erhielten zahlreiche verurteilte Kriegsverbrecher nach ihrer Entlassung zum Teil erhebliche Haftentschadigungen So z B SS Untersturmfuhrer Karl Wiedemann der Fuhrer der Wachmannschaften des KZ Neuengamme 4 800 DM vom Magistrat der Stadt Bremerhaven 5 Im Haushaltsjahr 1958 erhielt die Zentrale Rechtsschutzstelle fur die im Ausland angeklagten Deutschen ein Budget von 1 2 Mio DM fur 24 Planstellen Offiziell betreute die ZRS damit noch 38 Internierte 6 Neben der Organisation des Rechtsbeistandes sammelte die Behorde Prozessunterlagen aus dem Ausland um in Abwesenheit verurteilte Deutsche vor dem Besuch von Landern zu warnen in denen sie auf der Fahndungsliste standen 7 Um die Anschriften von im Ausland verurteilten NS Tatern zum Zweck der Warnung in Erfahrung zu bringen arbeitete die ZRS mit dem Roten Kreuz und auch mit der Stillen Hilfe zusammen 8 So suchte die ZRS ab 1964 uber den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes nach insgesamt 800 Deutschen und Osterreichern die von franzosischen Gerichten in Abwesenheit wegen Kriegsverbrechen verurteilt worden waren Die Angelegenheit kam 1968 ans Licht als die Liste von gesuchten Osterreichern die das DRK an das Wiener Rote Kreuz gegeben hatte in einem Mitteilungsblatt der Kameradschaft der Linzer 45 Infanterie Division erschien wo sie Freunden von Simon Wiesenthal auffiel Diese Warnliste enthielt unter anderem den Namen von Alois Brunner 7 Gawlik wurde 1968 pensioniert 9 1970 wurde die ZRS als eigenstandige Organisationseinheit aufgelost und ihre Aufgaben vom Referat V 4 des Auswartigen Amtes ubernommen Literatur BearbeitenFelix Bohr Die Kriegsverbrecherlobby Suhrkamp Verlag Berlin 2018 ISBN 978 3 518 42840 5 Bernhard Brunner Der Frankreich Komplex Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland Wallstein Verlag Gottingen 2004 ISBN 3 89244 693 8 Eckart Conze Norbert Frei Peter Hayes Moshe Zimmermann Das Amt und die Vergangenheit Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik Karl Blessing Verlag Munchen 2010 ISBN 978 3 89667 430 2 Norbert Frei Vergangenheitspolitik Die Anfange der Bundesrepublik und die NS Vergangenheit Beck Munchen 1996 ISBN 3 406 41310 2 Weblinks BearbeitenBestand B 305 Zentrale Rechtsschutzstelle im BundesarchivEinzelnachweise Bearbeiten Die Rolle der ZRS bei Dr Hans Gawlik im Medium Deutscher Bundestag Hrsg Verhandlungen des Deutschen Bundestages Anlagen zu den stenographischen Berichten Bundestagsdrucksachen Nr 165 Stenographische Berichte Band 1 19 Sitzung S 543 ff Norbert Frei Vergangenheitspolitik Munchen 1996 S 181 182 Norbert Frei Vergangenheitspolitik Munchen 1996 S 21 f Haftentschadigung fur verurteilte Kriegsverbrecher im Medium Rechtsschutz In Der Spiegel Nr 2 1958 S 15 online a b Ist benachrichtigt In Der Spiegel Nr 16 1968 S 51 53 online Oliver Schrom und Andrea Ropke Stille Hilfe fur braune Kameraden das geheime Netzwerk der Alt und Neonazis 2 Auflage Ch Links Verlag Berlin 2002 ISBN 3 86153 266 2 S 51 52 Ulrich Keitel Das Auswartige Amt im Zwielicht oder Wieviel Angriffsflache bietet das Auswartige Amt Memento vom 29 Juni 2009 imInternet Archive Kommentar im Hessischen Rundfunk vom 17 August 1968 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zentrale Rechtsschutzstelle amp oldid 237476983