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Das Hotel de Lassay auch Palais de la Presidence genannt 1 ist ein Hotel particulier im 7 Pariser Arrondissement und die Residenz des Prasidenten der franzosischen Nationalversammlung Es steht direkt neben dem Palais Bourbon wo die Nationalversammlung zusammentritt und besitzt zu diesem eine direkte Verbindung durch eine Galerie und einen Festsaal Gartenfassade des Hotels de LassayIm ersten Viertel des 18 Jahrhunderts durch Leon de Madaillant de Lesparre Marquis de Lassay erbaut wurde es nach 1786 durch den Fursten von Conde im Inneren stark umgestaltet Weitere Umbauten folgten am Ende des 18 Jahrhunderts zwecks Nutzung als Schule Nachdem der franzosische Staat das Gebaude 1834 erworben hatte liess er dessen Innenraume in den 1840er Jahren noch einmal vollkommen neu gestalten um sie fur den Prasidenten der Nationalversammlung nutzbar zu machen Das Hotel ist heute nur fur Gruppen zu besichtigen die dazu von einem Abgeordneten eingeladen worden sind und alljahrlich am europaischen Tag des offenen Denkmals ist es fur Besucher offen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Ausseres 2 2 Inneneinrichtung 3 Literatur 4 Weblinks 5 Einzelnachweise und AnmerkungenGeschichte Bearbeiten1719 hatte Leon de Madaillant de Lesparre Marquis de Lassay 2 Landbesitz am linken Ufer der Seine in einem Gebiet erworben das zu jener Zeit Pre du clercs genannt wurde 3 Damals war dieses Gebiet das spater zum Faubourg Saint Germain werden sollte und heute das Stadtzentrum von Paris ausmacht noch nahezu unbebaut und eine beschauliche landliche Idylle vor den Toren der franzosischen Hauptstadt Lassay enger Vertrauter und Liebhaber der verwitweten Herzogin Louise Francoise de Bourbon Furstin von Conde uberredete diese dort ebenfalls Land zu kaufen um ein Landschloss nach dem Vorbild des Grand Trianons zu errichten 4 Ein Teil ihres erworbenen Besitzes trat die Herzogin 1720 fur seine Ratschlage und treuen Dienste 5 an ihren Freund Lassay ab 6 sodass auch er sich dort eine Residenz errichten konnte nbsp Bauherr des Hotels Leon de Madaillan de LesparreAb 1722 wurden zwischen der Rue de l Universite und dem Seineufer das Palais Bourbon und das Hotel de Lassay zeitgleich errichtet Die anfanglichen Plane stammten von dem italienischen Architekten Carlo Giardini der jedoch noch im Jahr des Baubeginns starb Er wurde durch Pierre Cailleteau genannt Lassurance ersetzt aber auch er verstarb nur zwei Jahre spater sodass Jean Aubert seine Nachfolge antrat 4 Lange Zeit galt das Gebaude als Werk Jacques Gabriels doch hatte er nur eine beratende Funktion 7 Die Bauarbeiten fanden 1728 ein Ende und Leon de Madaillant de Lesparre bezog sein neues Domizil 1729 8 Zu jener Zeit gehorten rund drei Morgen Land zum Anwesen 9 das als franzosischer Garten gestaltet war und auf seiner Nordseite einen Ausblick auf die Seine bot Eine von Kastanien gesaumte Allee fuhrte axial von Suden auf den Haupteingang des Gebaudes zu An ihren beiden Seiten lagen hinter den doppelten Baumreihen versteckt Wirtschaftsgebaude wie Kuchen Vorratskammern eine Waschkuche Pferdestalle ein Mobellager Remisen und Bedienstetenunterkunfte Ein kleiner Blumengarten ostlich des Hauses musste in spaterer Zeit einem schmalen Anbau weichen Das Hotel war eines der ersten Gebaude in Frankreich an dem Stilelemente des Rokoko verwendet wurden 10 dennoch war der Bau sowohl was architektonische Dekoration als auch die Ausmasse anging wesentlich bescheidener als das benachbarte Palais Bourbon nbsp Erdgeschossgrundriss des Hotels de Lassay vor den Umbauten unter dem Fursten von CondeBeim Tod des Marquis 1750 erbte seine Witwe Reine den Besitz Sie bewohnte das Hotel nicht selbst und schenkte es dem Grossneffen ihres Mannes Louis Leon de Brancas Graf von Lauraguais Der verausserte das Anwesen 1768 11 an Louis V Joseph de Bourbon prince de Conde dem auch schon das benachbarte Palais gehorte Conde liess das Innere des Gebaudes nach Planen Antoine Michel Le Carpentiers stark umgestalten So liess er das Vestibul 1770 durch Honore Guibert mit militarischen Motiven dekorieren die an seine Erfolge im Siebenjahrigen Krieg erinnern sollten 12 und Trennwande zwischen den kleinen Antichambres des ostlichen Gebaudeteils entfernen um dort 1772 13 einen grossen Speisesaal einzurichten Ausserdem veranlasste er die Umgestaltung der grossen Galerie im Westteil des Baus Diese nahm die gesamte Tiefe des Gebaudes ein und war unter Leon de Madaillant de Lesparre als Ausstellungsraum seiner umfangreichen Gemaldesammlung genutzt worden Unter den zahlreichen Exponaten aus flamischer italienischer und spanischer Schule hatten sich auch Werke von Peter Paul Rubens Pieter Bruegel und Bartolome Esteban Murillo befunden 14 Louis Joseph liess diese Galerie zu Ehren seines Vorfahren dem Grossen Conde franzosisch le Grand Conde mit vier grossen Schlachtengemalden von Philippe Casanova und Jean Baptiste Le Paon ausstatten Allegorische Statuen und Figuren aus der griechischen Mythologie komplettierten das ikonografische Programm des Raums Obwohl Conde am 18 Juli 1789 emigrierte liess er noch im Jahr 1790 Arbeiten am Gebaude ausfuhren 4 1791 teilte es das gleiche Schicksal wie das Palais Bourbon Es wurde konfisziert und zu Nationaleigentum erklart in dem ebenso wie im benachbarten Palais ab 1794 die Ecole centrale des travaux publics die spatere polytechnische Schule untergebracht war Diese Nutzung machte Umbauten im Inneren notwendig Nach seiner Ruckkehr nach Frankreich im Jahr 1814 erhielt der Furst von Conde die beiden Gebaude zuruck Im Gegensatz zum Palais Bourbon das er ab 1814 an den franzosischen Staat vermietete 15 nutzte er das Hotel de Lassay zu Wohnzwecken selbst Ab 1832 war es ebenfalls an den Staat vermietet damit dort der Prasident der Abgeordnetenkammer wohnen konnte 15 Es wurde damit an eine alte Tradition angeknupft denn schon 1804 hatte der Prasident des Corps legislatif das Recht zugesprochen bekommen im Hotel de Lassay zu wohnen 16 Das Anwesen war 1830 als Erbe an den noch unmundigen Henri d Orleans Herzog von Aumale gekommen 1834 verkaufte dessen Vormundschaftsrat es endgultig an den franzosischen Staat der dort ab 1846 weitere Umbauten nach Planen des Architekten Jules de Joly vornehmen liess 17 So wurde zum Beispiel das bis dahin einstockige Gebaude um eine Etage erhoht und durch einen Festsaal im Osten mit dem Palais Bourbon verbunden Die Einweihung des Saals der eine seit 1799 13 oder 1809 18 existierende einfach Holzgalerie ersetzte fand 1848 durch Armand Marrast statt 15 Unter dem Prasidenten Charles de Morny wurde dem Festsaal 1860 6 auf der sudlichen Langseite die Galerie des Tapisseries vorgesetzt und damit die letzte bauliche Veranderung am Gebaude vorgenommen Mit dem Anbau der im Rahmen eines pomposen Balls im Mai 1861 eingeweiht wurde schaffte Morny Platz fur seine rund 50 Werke 13 umfassende Gemaldesammlung Diese wurde nach seinem Tod verkauft sodass in diesem Raum heute Tapisserien aus der Gobelin Manufaktur sowie aus Beauvais hangen denen er seinen Namen verdankt Beschreibung BearbeitenAusseres Bearbeiten nbsp EingangsfassadeDas Hotel de Lassay ist ein einzelner langgestreckter Baukorper mit einem Grundriss von 25 11 Toises 19 20 etwa 48 7 21 5 Meter Eine axial angelegte etwa 84 Meter 21 lange Allee lauft von Suden auf das Gebaude zu und endet in einem ca 29 5 50 Meter 21 messenden schlichten Vorhof Die zwei Geschosse des Hauses sind durch Fenster in 13 Achsen unterteilt und werden von einem flachen Walmdach abgeschlossen Im Osten und Westen schliessen sich den beiden Eckrisaliten mit jeweils zwei Achsen schmale einachsige Anbauten an Im dreiachsigen Mittelrisalit befindet sich das Portal zu dem eine achtstufige Freitreppe hinauffuhrt Sie stammt von Umbauten unter Jules de July und ersetzte im 19 Jahrhundert einen halbovalen Vorganger Eine Attika mit Balusterbrustung die mit Vasen und Putten besetzt ist bildet den oberen Abschluss des Obergeschosses in dem sich die privaten Wohnraume des Prasidenten der Nationalversammlung sowie die Buros seines Stabs befinden 22 7 Samtliche Fenster besitzen als oberen Abschluss ein Rocaille Ornament und machen das Hotel de Lassay zu einem der fruhesten Gebaude dieses Stils in Frankreich Sudlich vor der Galerie des Tapisseries liegt ein kleiner Jardin des Quatres Colonnes genannter Garten der durch seine streng symmetrische Konzeption als einziger Gartenteil heute noch an die einstige barocke Gartenanlage des Anwesens erinnert 22 Der fast quadratische Garten mit einer Kantenlange von rund 42 Metern 21 besitzt in seiner Mitte eine etwa 18 5 18 5 Meter 21 grosse Rasenflache die durch zwei sich im Gartenmittelpunkt kreuzende Wege in Viertel geteilt wird Die Kreuzung ist durch ein kleines Rondell markiert In den Ecken des Gartens liegen Beete die mit Baumen und Strauchern bepflanzt sind Inneneinrichtung Bearbeiten nbsp Der Grosse SalonVon der einstigen prachtvollen Rokoko Ausstattung im Inneren durch Jules Degoullons und Mathieu Le Goupie ist so gut wie nichts mehr original erhalten 7 Vieles ging durch die Veranderungen unter Louis Joseph de Bourbon und die Umbauten im 19 Jahrhundert verloren Nahezu alle heute sichtbaren Malereien stammen von Francois Joseph Heim der zwischen 1846 und 1848 23 mit der malerischen Ausgestaltung der Innenraume betraut war Den Besucher empfangt das grosse Vestibul im Stil des Regence dessen Gestaltung aus dem Jahr 1770 stammt Zwischen Pilastern mit korinthischen Kapitellen finden sich Reliefs von Waffen Rustungen und anderen militarischen Motiven Hinter dem Vestibul liegt zur Gartenseite der Grosse Salon franzosisch Grand Salon der wie viele andere Raume des Hotels auch vergoldete Boiserien besitzt Uber den Turen finden sich die Supraporten Le concert Le concert champetre La lecture und La danse und eine Allegorie des Friedens Das Mobiliar des Raums stammt von den Gebrudern Grohe der Kamin wurde von Seguin gefertigt 13 Die ubrige Ausstattung datiert ebenfalls in das 19 Jahrhundert Eine grosse Freitreppe fuhrt von diesem Raum in den Garten Rechter Hand des Vestibuls liegt der Speisesaal der in den 1770er Jahren durch Zusammenlegung zweier kleinerer Raume entstand Sein Deckengemalde stammt von Deruelle 13 Vom Speisezimmer gelangt der Besucher in den Salon der Elemente franzosisch Salon des Elements der seinen Namen von den vier durch Francois Joseph Heim gemalten Supraporten erhielt die Erde Feuer Wasser und Luft darstellen Anfanglich als Schlafzimmer eingerichtet wurde dieses Zimmer wahrend der Restauration als Billardzimmer genutzt 13 Wie im Grossen Salon stammen Mobel und Kamin von den Grohes und Seguin Uber eine Tur ist der Raum mit dem ostlich benachbarten Kabinett des Aufbruchs franzosisch Cabinet du Depart verbunden Der seit jeher als Arbeitszimmer genutzte Raum tragt diesen Namen weil der Prasident traditionell von dort zu den Sitzungen der Nationalversammlung aufbricht 13 An einer Wand hangt eine Tapisserie vom Ende des 18 Jahrhunderts mit dem Motiv der Schule von Athen nach dem bekannten Gemalde Raffaels Der wertvolle Teppich auf dem Fussboden aus der Zeit Ludwigs XIV stammt aus einer 93 Stucke umfassende Serie die ursprunglich fur die Grosse Galerie des Louvre angefertigt wurden 13 Vom Kabinett des Aufbruchs gelangt man in den grossen Festsaal mit seinen vergoldeten Pilastern uber den das Gebaude mit dem Palais Bourbon verbunden ist Er besitzt funf grosse Rundbogenfenster auf der nordlichen zum Garten gelegenen Langseite die mit einer entsprechenden Anzahl Rundbogendurchbruche auf der sudlichen Langseite korrespondieren Sie bilden die Verbindung zur 1860 angebauten Galerie des Tapisserie die durch funf Oberlichter beleuchtet wird Westlich des Grossen Salons liegt der Salon der Jahreszeiten franzosisch Salons des Saisons dessen Name von den durch Heim gestalteten Supraporten mit Darstellung der vier Jahreszeiten resultiert Die gesamte Ausstattung des Zimmers stammt aus dem 19 Jahrhundert Durch diesen Raum gelangt der Besucher in den westlich benachbarten Salon der Spiele franzosisch Salon des Jeux der den nordlichen Teil der einstigen Galerie einnimmt Auch in diesem Fall leitet sich der Name von den Supraporten des Raums ab die funf verschiedene Kinderspiele zeigen In diesem Salon versammelt sich jeden Dienstag die Prasidentenkonferenz um die Tagesordnungen der Nationalversammlung fur die laufende sowie fur die zwei kommenden Wochen festzulegen 13 Literatur BearbeitenClaude Fregnac Belle demeures de Paris Hachette Paris 1977 ISBN 2 01 003868 1 S 198 206 Cornelius Gurlitt Geschichte des Barockstiles des Rococo und des Klassicismus in Belgien Holland Frankreich England Ebner amp Seubert Stuttgart 1888 S 222 223 Paulin Paris Le Marquis de Lassay et l Hotel Lassay Techener Paris 1848 Digitalisat Jean Aymar Piganiol de La Force Description de Paris de Versailles de Marly de Meudon de Saint Cloud de Fontainebleau Band 7 Theodore Legras Paris 1742 S 168 170 Digitalisat Presidence de l Assemblee nationale Hrsg L Hotel de Lassay De la Regence a nos jours Presidence de l Assemblee nationale Paris 2007 PDF 1 6 MB Reginald Blomfield A History of French Architecture From the Death of Mazarin till the Death of Louis XV 1661 1774 Band 2 2 Auflage Bell and sons London 1921 S 163 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hotel de Lassay Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte des Palais Bourbon und des Hotels de Lassay franzosisch Informationen zum Hotel auf der Website der franzosischen Nationalversammlung franzosisch Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten C Gurlitt Geschichte des Barockstiles des Rococo und des Klassicismus in Belgien Holland Frankreich England S 222 C Fregnac Belle demeures de Paris S 202 Viele Publikationen geben immer noch die veraltete Information wieder bei dem Erbauer habe es sich um Leons Vater Armand de Madaillant de Lesparre gehandelt Dies resultiert aus dem Umstand dass in alterer Geschichtsschreibung Vater und Sohn oft zu einer Person vermengt wurden Presidence de l Assemblee nationale L Hotel de Lassay S 3 a b c Kurzhistorie des Hotels auf der Website der franzosischen Nationalversammlung Zugriff am 12 August 2013 Pierre Biais Du feu a l incendie Publibook 2009 ISBN 2748347951 S 310 online a b Geschichte des Palais Bourbon und des Hotels de Lassay Zugriff am 12 August 2013 a b c Andrew Ayers The Architecture of Paris An Architectural Guide Axel Menges Stuttgart u a 2004 ISBN 3 930698 96 X S 139 online P Paris Le Marquis de Lassay et l Hotel Lassay S 18 Adolphe Berty Topographie historique du vieux Paris Region du Faubourg Saint Germain Imprimerie Imperiale Paris 1882 S 225 online Presidence de l Assemblee nationale L Hotel de Lassay S 11 C Fregnac Belle demeures de Paris S 204 Presidence de l Assemblee nationale L Hotel de Lassay S 16 17 a b c d e f g h i Informationen zu den Innenraumen des Hotels Zugriff am 12 August 2013 P Paris Le Marquis de Lassay et l Hotel Lassay S 17 a b c Presidence de l Assemblee nationale L Hotel de Lassay S 13 Pierre Biais Du feu a l incendie Publibook 2009 ISBN 2748347951 S 311 online Presidence de l Assemblee nationale L Hotel de Lassay S 15 Presidence de l Assemblee nationale L Hotel de Lassay S 1 Presidence de l Assemblee nationale L Hotel de Lassay S 12 J A Piganiol de La Force Description de Paris de Versailles de Marly de Meudon de Saint Cloud de Fontainebleau S 169 a b c d Angabe gemass online verfugbarer Katasterkarte des Grundstucks a b Informationen zum Jardins des Quatres Colonnes fur Besucher des Hotels de Lassay PDF 3 1 MB Presidence de l Assemblee nationale L Hotel de Lassay S 16 48 862222222222 2 3172222222222 Koordinaten 48 51 44 N 2 19 2 O Normdaten Geografikum GND 4342819 8 lobid OGND AKS LCCN nb2007000108 VIAF 151526351 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hotel de Lassay amp oldid 225358464