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Der Gundelhof ist ein Wohnhaus am Grundstuck Brandstatte 5 Bauernmarkt 4 in der Inneren Stadt zu Wien Die im Vorgangerbau des heutigen 1949 errichteten Gebaudes befindliche Thomaskapelle wurde bereits 1343 erstmals urkundlich erwahnt 1458 wohnte Kaiser Friedrich III hier fur einige Tage Zur Zeit des Biedermeier beherbergte das Haus mit dem Sonnleithnerschen Salon den grossten musikalischen Salon seiner Zeit Ignaz von Sonnleithner Onkel Franz Grillparzers und Freund Wolfgang Amadeus Mozarts Joseph Haydns Ludwig van Beethovens und Antonio Salieris forderte hier insbesondere den jungen Franz Schubert der im Gundelhof die bis heute lebendige Tradition der Schubertiaden begrundete Weitere regelmassige Gaste des Hauses waren etwa Johannes Brahms und Clara Schumann Zu Beginn des 19 Jahrhunderts beherbergte das Gebaude ausserdem die Wiener Borse und den Wiener Musikverein Zeitweise befand sich der Gundelhof im Eigentum des Hauses Osterreich Este 48 209541 16 371727 Koordinaten 48 12 34 35 N 16 22 18 22 ODie Brandstatte mit dem Gundelhof im 18 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beruhmte Bewohner und Gaste 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Kaiser Friedrich III wohnte 1458 fur einige Tage im Gundelhof nbsp Eine Schubertiade Olgemalde von Julius Schmid 1897 nbsp Der grunderzeitliche Neubau um 1940 nbsp Der 1949 errichtete Nachfolgebau des alten GundelhofsWahrscheinlich von der Familie Schuttwurfel wurde hier im 13 Jahrhundert die Thomaskapelle gestiftet die 1343 erstmals urkundlich als Hauskapelle nachzuweisen ist 1 1351 wurde als Hauseigentumer der Wiener Burgermeister Berthold Poll genannt 1422 wurde der Baukomplex mitsamt der Kapelle vom Stadtanwalt Hans Zink verkauft wobei hier vom Haus das weilent drei Hauser gewesen sind die Rede ist In den Jahren 1434 bis 1461 gehorte es Peter Strasser Die haufige Annahme dass die Thomaskapelle erst von ihm errichtet worden sei ist nicht richtig da sie bereits 1343 erwahnt wird Moglicherweise wurde die Kapelle aber um 1450 erneuert 2 Zu dieser Zeit war das Gebaude als Strasserhof bekannt 3 Von Peter Strasser bei dem der 1458 anlasslich der Landtagsausschreibung von Wiener Neustadt nach Wien kommende Friedrich III fur drei Tage gewohnt hatte gelangte das Haus 1461 an dessen Witwe Kunigunde die es 1490 ihrem zweiten Gatten Georg von Gundlach verballhornt in Gundel vermachte der das Gebaude umbauen liess Dabei erhielt der Hof seinen Namen Als Georg von Gundlach 1515 Schulden nicht beglich wurde das Haus von der Schranne einem Glaubiger zugesprochen Danach kam es zu einem haufigen Besitzerwechsel 2 Zu jener Zeit handelte es sich um ein eindrucksvolles Gebaude das die Brandstatte zum Bauernmarkt hin abschloss sodass diese nur durch den Hof oder durch zwei Schwibbogen vom Stephansfreithof aus betreten werden konnte 4 Im Hof standen Verkaufsbuden wo der Gansemarkt abgehalten wurde In Erinnerung daran wurde der 1865 66 geschaffene Gansemadchenbrunnen von Anton Paul Wagner zuerst hier aufgestellt ehe er 1879 aus Platzgrunden an die Mariahilfer Strasse versetzt wurde 1607 wurde der fruhere Wiener Burgermeister Augustin Haffner Besitzer des Gundelhofes der die verfallene Thomaskapelle wiederherstellen liess Uber seine Gattin Barbara kam 1617 der Burgermeister Paul Wiedemann in den Besitz des Hauses Er liess die Ausstattung der Kapelle erweitern und vergrosserte die Messstiftung 2 Erst unter Joseph II wurde die Kapelle profaniert 5 1696 gelangte der Gundelhof in den Besitz von Bartholomaus I von Tinti in dessen in den Freiherrenstand erhobener Familie er uber 100 Jahre lang blieb 1801 kam der Hof an Erzherzog Ferdinand d Este den Bruder von Kaiser Joseph II Damals befand sich auch vorubergehend die Wiener Borse in dem Gebaude Von Ferdinands Erben Franz IV von Modena kaufte Bruno Neuling 1810 den Gundelhof von dem ihn sein Sohn Vinzenz Neuling erbte Im Gundelhof befanden sich zwei bekannte Gasthauser der Goldene Stern und die Eiche in der Ludwig van Beethoven des Ofteren verkehrte Zu Beginn des 19 Jahrhunderts befand sich hier ausserdem das bekannte Kaffeehaus Honig 6 Dieses war fur seine Billardtische bekannt man konnte hier aber auch Karten Schach und Brettspiele spielen 5 Anfang des 19 Jahrhunderts Mai 1815 bis Februar 1824 wurde hier der Sonnleithnersche Salon gefuhrt der grosste Musiksalon seiner Zeit Die halboffentlichen Konzerte fanden unter dem Titel Musikalische Ubungen vor einer uber 120 kopfigen schliesslich durch Eintrittskarten kontingentierten Zuhorerschaft statt 7 Die Gaste Ignaz von Sonnleithers die zur kulturell interessierten Elite Wiens gehorten boten insbesondere Franz Schubert den passenden Ramen um seine Lieder bekannt zu machen So nutzte er den musikalischen Salon zur Urauffuhrung zahlreicher Werke wie etwa des Erlkonigs 25 Janner 1821 mitunter nicht als Urauffuhrung qualifiziert 8 Die Abende hatten meist ein bestimmtes Thema bei dem Schubert die Sanger wie Johann Michael Vogl selbst am Klavier begleitete 5 Durch Ignaz von Sonnleithners Salon entstanden damit die Schubertiaden die noch heute als Musikfestspiele zum Beispiel in den Orten Hohenems und Schwarzenberg stattfinden Weitere Gaste des Sonnleithnerschen Salons waren etwa Franz Grillparzer Caroline Pichler Franz von Schober und Johann Nepomuk Nestroy 9 Zu den Freunden Sonnleithners zahlten etwa Wolfgang Amadeus Mozart Joseph Haydn Ludwig van Beethoven Antonio Salieri Joseph Weigl Joseph von Eybler und Joseph Preindl 9 Vom Fruhjahr 1818 bis zum Herbst 1820 wurden auch in der Wohnung des Geigers Otto Hatwig im Gundelhof Konzerte veranstaltet Schuberts erste Sinfonien und seine fruhen Ouverturen sind wahrscheinlich dort uraufgefuhrt worden 10 Von 1820 bis 1822 fanden die Abendunterhaltungen 11 der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien im Gundelhof statt 12 13 14 15 der durch den Sonnleithnerschen Salon 1815 1824 und die musikalischen Abende Vinzenz Neulings ca 1817 1822 sowie Otto Hatwigs 1818 1820 in den Jahren nach dem Wiener Kongress zum hot spot burgerlicher Musikkultur geworden war 8 Auch der Vereinssitz der Gesellschaft der Musikfreunde befand sich zu dieser Zeit im Gundelhof 8 Die bis heute als Wiener Musikverein bekannte Gesellschaft war 1812 von Joseph Sonnleithner dem Bruder Ignaz von Sonnleithners gegrundet worden In den 1850er Jahren zahlten Clara Schumann Johannes Brahms und Joseph Joachim zu den Mitwirkenden anspruchsvoller musikalischer Soireen im Gundelhof 16 1830 gelangte der Hof in den Besitz von Johann Malfatti Einer der letzten Besitzer war Salomon Rothschild Dieser liess 1855 einen Zubau errichten 2 1877 liess die Stadtbaugesellschaft den alten Gundelhof den sie 1873 von Anselm Salomon von Rothschild erworben hatte demolieren und durch ein modernes Zinshaus ersetzen das im April 1945 ausbrannte und 1949 unter Leitung des Architekten Franz John wiedererrichtet wurde 5 Dieser bis heute unverandert erhaltene Bau ist ein reprasentatives Beispiel der Architektur der fruhen Nachkriegsmoderne in Wien Auffallend ist das bereits ursprunglich im Terrassenbereich unterbrochene neoklassizistische Geison mit seinen grob stilisierten Mutuli Am 17 Juli 1942 wurde der hier wohnhafte Moritz Kohn 28 Juli 1892 nach Auschwitz deportiert wo er in weiterer Folge ermordet wurde 17 18 Trotz massiver Proteste der Regierung der BRD wurde hier am 5 August 1960 die Verkehrsvertretung der Deutschen Demokratischen Republik in Osterreich eroffnet 19 Am 29 August 1981 gelang es Hildegard Aman Inhaberin eines damals im Erdgeschoss des Hauses befindlichen Schuhgeschafts die Flucht Hesham Mohammed Rajehs nach dessen Terroranschlag auf den Wiener Stadttempel zu beenden indem sie den am Haus voruberlaufenden Mann durch Festhalten seiner Kapuze zum Stolpern brachte 20 Im Haus befindet sich heute unter anderem der Sitz der Filmproduktion des vielfach ausgezeichneten Regisseurs Houchang Allahyari 21 Beruhmte Bewohner und Gaste Bearbeiten nbsp Ludwig van Beethoven war regelmassiger Gast des Wirtshauses EicheBerthold Poll vor 1326 nach 1349 Politiker Kaiser Friedrich III 1415 1493 Kaiser des Heiligen Romischen Reiches Augustin Haffner um 1550 1616 Handelsmann Johann Paul Hocher 1616 1683 Jurist und Oberster Hofkanzler des Kaisers Bartholomaus I von Tinti 1661 1757 kaiserlicher Hofkammerrat und Kammerer Caroline Pichler 1769 1843 Schriftstellerin Ludwig van Beethoven 1770 1827 Komponist Ignaz von Sonnleithner 1770 1831 Jurist und Autor Salomon Rothschild 1774 1855 Unternehmer und Bankier Johann Malfatti 1775 1859 Mediziner Joseph Mayseder 1789 1863 Komponist Franz Grillparzer 1791 1872 Schriftsteller Vinzenz Neuling 1795 1846 Bierbrauer Franz von Schober 1796 1882 Dichter Librettist Lithograf und Schauspieler Franz Schubert 1797 1828 Komponist Johann Nepomuk Nestroy 1801 1862 Schauspieler und Opernsanger Clara Schumann 1819 1896 Pianistin und Komponistin Joseph Joachim 1831 1907 Violinist Dirigent und Komponist Rudolph von Vivenot 1833 1870 Arzt und Klimatologe Johannes Brahms 1833 1897 Komponist Pianist und Dirigent Julie von Asten 1841 1923 Pianistin und Klavierlehrerin Ingrid Nargang 1929 2019 Juristin und Zeithistorikerin Houchang Allahyari 1941 FilmregisseurLiteratur BearbeitenFelix Czeike Hrsg Gundelhof In Historisches Lexikon Wien Band 2 Kremayr amp Scheriau Wien 1993 ISBN 3 218 00544 2 638 639 Online Wilhelm Kisch Die alten Strassen und Platze Wien s und ihre historisch interessanten Hauser Ein Beitrag zur Kulturgeschichte Wiens mit Rucksicht auf vaterlandische Kunst Architektur Musik und Literatur M Gottlieb s Verlagsbuchhandlung Wien 1883 S 400 Der alte Gundelhof in der Google Buchsuche Gustav Gugitz Das Wiener Kaffeehaus Ein Stuck Kultur und Lokalgeschichte Wien Dt Verlag fur Jugend und Volk 1940 149 176 218 Gustav Gugitz Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien Hg vom Verein fur Landeskunde von Niederosterreich und Wien Band 3 Allgemeine und besondere Topographie von Wien Wien Jugend amp Volk 1956 347 Franz Baltzarek Die Geschichte der Borselokalitaten In Wiener Geschichtsblatter Band 26 Wien Verein fur Geschichte der Stadt Wien 1971 193 Chung Mei Liu Die Rolle der Musik im Wiener Salon bis ca 1830 Wien 2013 54 Online Paul Harrer Lucienfeld Wien seine Hauser Geschichte und Kultur Band 1 3 Teil Wien 1951 Manuskript im WStLA 718 720 Margarete Girardi Wiener Hofe einst und jetzt Wien Muller 1947 Beitrage zur Geschichte Kultur und Kunstgeschichte der Stadt Wien 4 92 Gundelhof 286 Thomaskapelle Hartmut Krones 200 Jahre Urauffuhrungen in der Gesellschaft der Musikfreunde Vandenhoeck amp Ruprecht 2019 ISBN 978 3 205 20936 2 77 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gundelhof Bilder Eintrag in Gerhard Robert Walther von Coeckelberghe Dutzele Curiositaten und memorabilienlexicon von Wien 1846 Wien Geschichte Wiki Gundelhof Regiowiki Gundelhof CityABC GundelhofEinzelnachweise Bearbeiten Thomaskapelle Wien Geschichte Wiki Abgerufen am 13 Oktober 2018 deutsch Sie Anrede a b c d Gundelhof Wien Geschichte Wiki Abgerufen am 12 Oktober 2018 deutsch Sie Anrede Curiositaten und Memorabilien Lexicon von Wien 1846 google at abgerufen am 13 Oktober 2018 Gundelhof Abgerufen am 13 Oktober 2018 a b c d Bauernmarkt 4 City ABC Abgerufen am 12 Oktober 2018 Cafe Honig Wien Geschichte Wiki Abgerufen am 12 Oktober 2018 deutsch Sie Anrede Hans Joachim Hinrichsen Franz Schubert C H Beck 2011 ISBN 978 3 406 62135 2 google at abgerufen am 3 November 2018 a b c Hartmut Krones 200 Jahre Urauffuhrungen in der Gesellschaft der Musikfreunde Vandenhoeck amp Ruprecht 2019 ISBN 978 3 205 20936 2 S 77 google fr abgerufen am 30 Juni 2020 a b Chung Mei Liu Die Rolle der Musik im Wiener Salon bis ca 1830 PDF Abgerufen am 12 Oktober 2018 Hans Joachim Hinrichsen Franz Schubert C H Beck 2011 ISBN 978 3 406 62135 2 google at abgerufen am 3 November 2018 Abendunterhaltung Wien Geschichte Wiki Abgerufen am 2 November 2018 deutsch Sie Anrede Institut fur kunst und musikhistorische Forschungen Konzertsale 2002 abgerufen am 2 November 2018 Allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt fur Freunde der Kunst Literatur und des geselligen Lebens 1822 na 1822 google at abgerufen am 2 November 2018 Altes Musikvereinsgebaude Wien Geschichte Wiki Abgerufen am 2 November 2018 deutsch Sie Anrede Eduard Hanslick Geschichte Des Concertwesens in Wien Ripol Klassik 1971 ISBN 978 5 87622 485 9 google at abgerufen am 2 November 2018 Max Kalbeck Johannes Brahms Grosse Komponisten Jazzybee Verlag 2012 ISBN 978 3 8496 0210 9 google at abgerufen am 13 Oktober 2018 DOW Erinnern Personendatenbanken Shoah Opfer Abgerufen am 30 Juni 2020 Herbert Exenberger Gleich dem kleinen Hauflein der Makkabaer die judische Gemeinde in Simmering 1848 1945 Mandelbaum 2009 ISBN 978 3 85476 292 8 S 316 google at abgerufen am 30 Juni 2020 Maximilian Graf Osterreich und die DDR 1949 1990 Politik und Wirtschaft im Schatten der deutschen Teilung VOAW Wien 2016 ISBN 978 3 7001 7951 1 S 166 ff Thomas Riegler Im Fadenkreuz Osterreich und der Nahostterrorismus 1973 bis 1985 V amp R unipress GmbH 2011 ISBN 978 3 89971 672 6 S 249 google at abgerufen am 30 Juni 2020 Austrian Directors Association Houchang Allahyari Abgerufen am 30 Juni 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gundelhof amp oldid 234251763