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Die Guillotine von Luzern bis 1869 Zurcher Guillotine 1 war eine Schweizer Hinrichtungsmaschine und befindet sich heute im Foyer des Historischen Museums Luzern Mit dieser Guillotine wurden seit der Wiedereinfuhrung der zivilen Todesstrafe 1879 bis zu ihrer Abschaffung 1942 alle neun zivilen Hinrichtungen in der Schweiz vollstreckt so auch die letzte am 18 Oktober 1940 an Hans Vollenweider im Kanton Obwalden 2 Guillotine von LuzernGuillotine von Luzern ohne das ursprung lich dazugehorende 170 cm hohe SchafottBaujahr 1836Hersteller Johann BuchelerRevision Escher Wyss 1845 Hohe 3 93 mBreite Tiefe 74 cm 212 cmMaterial profiliertes Holzgebalk Gleitschienen und Fallbeil aus StahlZubehor Ersatz fallbeil in Holz schatulle Inv Nr HMLU 02930 Delinquenten brett Lunette drei Transport kisten sowie Holzkiste fur den Leichnam und BahreVerbleib Historisches Museum LuzernInv Nr HMLU 9450 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 3 Politischer Rahmen 4 Galerie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Instruktionsmodell der Luzerner Guillotine samt ursprunglich mitgeliefertem SchafottDas knapp vier Meter hohe Holzgestell ist im Original erhalten und noch einsatzfahig Es wurde in drei graugrunen Kisten transportiert Aufgebaut ist die Guillotine 3 93 Meter hoch Das Fallmesser lauft an zwei auf den Innenseiten des Holzgestells angebrachten Stahlschienen Die Fuhrungsgeometrie macht ein Verkanten des Fallmessers das bei unsachgemassem Aufstellen der Guillotine eintreten konnte nahezu unmoglich Die Lunette ist mit einer Schnappsicherung versehen und so konstruiert dass sie den Hals des Delinquenten vollstandig umschloss Fruher war es eine der Aufgaben des Assistenten des Scharfrichters den Verurteilten am Kopf festzuhalten damit dieser sich nicht unter dem Fallbeil herauswinden konnte Zum Fundus gehoren auch einige schwarze Tucher mit denen die Richtstatte wurdig hergerichtet werden konnte 3 Ebenfalls mit enthalten waren ein Schafott dessen Verbleib nach 1902 nicht bekannt ist und ein detailliertes Instruktionsmodell im Massstab 1 5 Inv Nr HMLU 2980 an dem der Zusammenbau und Einsatz des Originals demonstriert werden kann Auf der Holzkiste mit der Originalklinge ist handschriftlich vermerkt Gebraucht In Luzern Muff Tobias 4 den 2 Mai 1910 Morgens 9 Uhr Luzern den 20 Januar 1915 Wutschert Anselm 9 Uhr In Altdorf Bernet Clemens den 22 Oktober 1924 In Zug Paul Irniger geb 4 11 1913 den 25 8 1939 5 Uhr In Sarnen Vollenweider Hans geb 11 2 1908 den 18 Oktober 1940 01 55 Uhr 5 Geschichte BearbeitenDie Guillotine von Luzern stammt aus der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts Der Mechanicus und Glasermeister Johann Bucheler aus Kloten fertigte diese Maschine 1836 im Auftrag des Kantons Zurich nach einem Genfer Vorbild Bucheler wurde durch den Bau der Guillotine zum geachteten Mann und fand keine Arbeit mehr Er baute ein etwa 1 20 m grosses Vorzeigemodell und versuchte damit weitere Auftrage zu erhalten Auch wollte er durch Zurschaustellen des Modells Geld verdienen Als er dieses in Klotener Wirtshausern zeigte wurde es vom Statthalteramt beschlagnahmt Das Modell befindet sich heute im Kriminalmuseum Zurich der Kantonspolizei Zurich 6 Wahrend in Genf die Guillotine schon bald nach der Franzosischen Revolution zum Einsatz kam 5 wurde sie in den Kantonen Zurich und Luzern erst Mitte der 1830er Jahre eingefuhrt Ob die Guillotine im Originalzustand eingesetzt werden konnte ist nicht uberliefert doch bereits 1845 beauftragte der Kanton Zurich das Unternehmen Escher Wyss sie funktionsfahig zu machen und wendete dafur 821 Franken auf 7 Die ebenfalls von Bucheler hergestellte mit dem Zurcher Modell praktisch identische erste Luzerner Guillotine wurde bereits am 18 April 1842 nach einer Petition an die Kantonsregierung als revolutionares Mordinstrument wieder zerstort Luzern kehrte zur Enthauptung mit dem Richtschwert zuruck 8 Die Genfer Guillotine wurde letztmals am 24 April 1862 bei der Hinrichtung des Raubmorders Maurice Elcy benutzt Sie befindet sich heute im Musee d art et d histoire in Genf 9 Bis 1865 erfolgten auf dem Zurcher Gerat elf Vollstreckungen zuletzt am sechsfachen Kindermorder Heinrich Gotti am 10 Mai 1865 10 Nach Abschaffung der Todesstrafe im Kanton Zurich 1869 wurde es fur 2 200 Franken an den Kanton Schaffhausen verkauft Dort wurde es nie eingesetzt aber mehrmals an andere Kantone vermietet 1904 wurde im Kanton Luzern ein Todesurteil gefallt so dass man fur den Fall einer Hinrichtung die Guillotine von Schaffhausen ausleihen wollte Schaffhausen verweigerte dies allerdings da die Guillotine nach der letzten Hinrichtung vom Kanton Luzern in nicht gereinigtem Zustande retourniert worden war 11 Luzern kaufte deshalb die Guillotine von Schaffhausen fur 1 000 Franken 5 fur alle nachfolgenden Hinrichtungen wurde sie aus Luzern entliehen 3 Wahrend vor 1874 Hinrichtungen in der Schweiz grundsatzlich offentlich vollzogen wurden war nach der Wiedereinfuhrung der Todesstrafe in allen entsprechenden kantonalen Strafgesetzbuchern die Hinrichtung unter Ausschluss der Offentlichkeit vorgesehen in Luzern in der Strafanstalt Baselstrasse 20 Der Walliser Grossrat Gustav Loretan 1848 1936 aus Leuk setzte sich am 29 Mai 1894 in seiner Rede fur die Begnadigung von Frau Cresence Zen Klusen aus Ried Brig ein und bemerkte Seit dem 10 Januar 1868 an welchem Tage das Todesurteil gegen Hely Freymond in Moudon Kanton Waadt vollstreckt wurde ist in der Schweiz bis zu den letzten Fallen im Kanton Luzern und im Kanton Schwyz die Todesstrafe nicht mehr vollzogen worden 12 Zen Klusen wurde in der Folge vom Grossen Rat begnadigt Die letzte Hinrichtung im Oktober 1940 mit diesem Gerat kostete einschliesslich Bewachung und Entschadigungszahlungen an Polizisten wahrend der Gerichtsverhandlung Arzt Geistliche und Scharfrichter 600 75 Fr Am 19 Oktober 1940 berichtete der Obwaldner Volksfreund Zur Hinrichtung Vollenweiders erfahren wir noch auf unsere Erkundigung hin Die Hinrichtung erfolgte am Freitag um zwei Uhr morgens Die Zeit wurde streng geheim gehalten Den letzten Beistand leisteten die beiden reformierten Pfarrer Herr Roth aus Alpnach und der Anstaltspfarrer Ruch aus Luzern Vollenweider ging ruhig und in sich gekehrt in den Tod Er hat die letzten Stunden zur Vorbereitung ausgenutzt und tatige Reue gezeigt Die Leiche wurde sofort nach Zurich uberfuhrt um sie den Angehorigen zur Bestattung zu ubergeben Damit sind die Akten uber ein Menschenleben geschlossen Drei schwere Verbrechen sind mit der hochsten Strafe gesuhnt Der Herrgott sei dem Toten ein gnadiger Richter Obwaldner Volksfreund 19 Oktober 1940 S 1 f Online auf ZentralGut chPolitischer Rahmen BearbeitenVor 1942 hatten alle Kantone der Schweiz ihr eigenes Strafrecht ein gesamtschweizerisch gultiges ziviles Strafrecht existierte nicht Mit dem Strafgesetz von 1835 trat in Zurich die ausschliessliche Totung per Guillotine in Kraft andere Hinrichtungsarten wie das Schwert oder der Galgen wurden damit verboten 1848 wurde die Todesstrafe fur politische Vergehen in der Bundesverfassung verboten und mit der Verfassungsrevision von 1874 grundsatzlich abgeschafft Einzelne Kantone hatten sie bereits abgeschafft Freiburg 1868 Neuchatel 1864 Zurich 1869 Tessin und Genf 1871 Basel Stadt 1872 Basel Land 1873 sowie Solothurn 1874 Doch bereits 1879 wurde die Moglichkeit der Todesstrafe mit Ausnahme politischer Vergehen per Volksabstimmung wieder eingefuhrt in der Folge fuhrten zehn Kantone und Halbkantone die Todesstrafe wieder ein Am 21 Dezember 1937 beschloss die Bundesversammlung ein gesamtschweizerisch gultiges Schweizerisches Strafgesetzbuch StGB das die kantonalen Strafgesetzbucher aufhob Darin war die definitive Abschaffung der Todesstrafe vorgesehen Inkrafttreten des StGB war am 1 Januar 1942 bis zu diesem Tag war das kantonale Strafgesetz jedes einzelnen Kantons gultig Vorausgegangen war am 3 Juli 1938 ein Referendum in dem sich die Schweizer Stimmburger mit 54 Prozent fur ein gesamtschweizerisch gultiges Strafgesetz ohne Todesstrafe in Friedenszeiten entschieden Da es sich um ein fakultatives Referendum handelte war das Standemehr zur Annahme nicht notwendig dieses hatte die Vorlage deutlich verfehlt Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurden unter Militarstrafrecht zwischen 1942 und 1944 noch 17 Hinrichtungen durch Erschiessen vollzogen die letzten am 7 Dezember 1944 an den Spionen Walter Laubscher und Hermann Grimm im Eggwald bei Bachs 13 14 1992 wurde die Todesstrafe auch in Kriegszeiten abgeschafft 15 Galerie Bearbeiten nbsp Die Genfer Guillotine diente als Vorlage fur den Bau der Guillotine von Luzern nbsp Zur Hinrichtung Etienne Chattons 1902 in Freiburg noch auf der Plattform des Schafotts nbsp Zur Hinrichtung Klemens Bernets 1924 in Altdorf nbsp Zur Hinrichtung Paul Irnigers 1939 in Zug nbsp Position des Fallbeils in der Lunette nbsp Schatulle mit Fallbeil und Kurzbeschreibung der DelinquentenLiteratur BearbeitenRichten und Strafen Infomappe fur Lehrpersonen Historisches Museum Luzern September 2011 Bd 1 S 6 Grosser Rat Sitzungsprotokoll vom 29 Mai 1894 zum Begnadigungsgesuch von Zen Klusen zu lebenslanglicher Zuchthausstrafe S 80 92 Ausschnitt aus dem Film Vollenweider Die Geschichte eines Morders der die Funktionsweise der Guillotine zeigt Marcel Gyr Die letzte Hinrichtung Neue Zurcher Zeitung 12 Oktober 2015 S 11 Alexandra Strobel Die Geschichte der Luzerner Guillotine Damals Blog 30 Juli 2015 Geschichte der Luzerner Guillotine auf todesstrafe ch Andreas Fassler Ein Luzerner Fallbeil fiel in Zug In Neue Zuger Zeitung 19 Februar 2013 Franz Gut Die Guillotinen und ihre Scharfrichter in der Schweiz bis zum Ende der zivilen Todesstrafe Signa Iuris Bd 19 Halle Saale 2023 S 36 41 und S 49 63 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Guillotine von Luzern Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Kleine Zurcher Verfassungsgeschichte 1218 2000 Staatsarchiv des Kantons Zurich Chronos Zurich 2000 S 82 swissinfo ch Schweizer Guillotine als Schaustuck 30 Juni 2003 a b Die letzte Hinrichtung in der Schweiz Henkermuseum Sissach Bericht aus der NZZ Neue Zurcher Zeitung vom 22 Oktober 1950 Es handelt sich um einen Schreibfehler der Hingerichtete hiess Matthias Muff a b c Richten und Strafen Infomappe fur Lehrpersonen 1 2 Vorlage Toter Link www historischesmuseum lu ch Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Historisches Museum Luzern September 2011 Bd 2 S 7 Kleine Zurcher Verfassungsgeschichte 1218 2000 PDF Staatsarchiv des Kantons Zurich Chronos Zurich 2000 S 82 Geratebeschreibung auf todesstrafe ch Geschichte der Guillotine auf todesstrafe ch Staatsarchiv von Kanton und Stadt Genf La guillotine franz Peter Holenstein Es ist mir wieder eins gestorben In Die Weltwoche Ausgabe 19 2015 Pil Crauer Das Leben und Sterben des unwurdigen Dieners Gottes und morderischen Vagabunden Paul Irniger Lenos Basel 1983 ISBN 3 85787 095 8 Seite 267 Gustav Loretan Rede vor dem Grossen Rat in Bulletin des seances du Grand Conseil du Canton du Valais Session ordinaire de mai 1884 Memento vom 1 November 2015 im Internet Archive S 88 Rolf Loffler Erschossen auf dem Hitlerplatz In Bieler Tagblatt 11 September 2012 Peter Noll Landesverrater 17 Lebenslaufe und Todesurteile 1942 1944 ISBN 978 3 7193 0681 6 Die Geschichte der Todesstrafe in der Schweiz auf todesstrafe ch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Guillotine von Luzern amp oldid 238165342