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Anselm Wutschert 11 Februar 1881 in Ruswil 20 Januar 1915 in Luzern heimatberechtigt in Mauensee war ein Schweizer Straftater und der letzte im Kanton Luzern nach einem zivilen Strafprozess zum Tode verurteilte und hingerichtete Mensch Das fur Wutscherts Hinrichtung verwendete Fallbeil Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Verdingbub 1 2 Hilfsknecht 1 3 Im Elsass 1 4 Ruckkehr in die Schweiz 1 5 Leben im Wald 2 Mord an Emilie Furrer 3 Prozess und Hinrichtung 4 QuellenLeben BearbeitenWutschert war das jungste von drei Kindern des Tagelohners Franz Joseph Wutschert 1845 1909 und der Magd Maria Anna Emula Wutschert Fischer 1856 unbekannt Der alteste Bruder Niklaus war geistig behindert der zweitalteste Bruder Franz Josef galt als intelligent und machte in Frankreich Karriere als Kaufmann 1885 verliess der in einem Leumundszeugnis als hartherzig geizig und seinen Kindern gegenuber gefuhllos beschriebene Ehemann die Familie nachdem ihm seine Frau eroffnet hatte dass er nicht der Vater von Franz Josef war Die Mutter schlug sich danach als Prostituierte durch die Kinder mussten betteln gehen Wutschert sah seine Mutter nach eigener Aussage zum letzten Mal im Alter von elf Jahren Verdingbub Bearbeiten Mit neun Jahren wurde Wutschert als Verdingbub zu einem Bauern in Twerenegg bei Willisau gegeben wo er mehrmals beim Stehlen ertappt wurde Sein Lehrer beschrieb ihn als faulen Buben der allen moglichen Unfug trieb und nichts lernte Zwei Jahre spater wurde er immer noch als Verdingbub zum Bauern Vinzenz Tschopp nach Mauensee gegeben Tschopp sagte spater aus dass Wutschert auch bei ihm gestohlen und gelogen habe und dass ihm korperliche Zuchtigung offenbar egal war Auch sein Lehrer in Mauensee sagte aus dass Wutschert ohne jedes Ehr und Pflichtgefuhl war Bestrafungen machten ihm uberhaupt nichts aus Hilfsknecht Bearbeiten Mit 13 Jahren verliess Wutschert die Schule und fand bei einem Bauern in Knutwil eine Anstellung als Hilfsknecht hier beschrieb sein Arbeitgeber ihn nun als untadelig arbeitsam und fleissig Nach drei Jahren verliess Wutschert die Stelle wieder Der nunmehr Sechzehnjahrige wechselte in der Folge bis 1900 funfmal Stelle und Wohnort 1900 wurde er vom Hof gejagt weil er bei sexuellen Handlungen mit einem Jungrind uberrascht worden war Er ging nach Erstein im Elsass und arbeitete dort fur zwei Jahre als Hausknecht in einer Wirtschaft Im Elsass Bearbeiten In Erstein begann Wutschert sich fur Magie zu interessieren kaufte sich entsprechende Bucher und ging in der Folge nach Strassburg wo er sich als Schausteller und Wahrsager auf verschiedenen Jahrmarkten versuchte Das damit verdiente Geld gab er fur Bordellbesuche und beim Tanzen aus Mit 22 Jahren verliebte sich Wutschert in Montbeliard in eine junge Frau die ihn jedoch schon nach wenigen Monaten wieder verliess weil sie ihn beim Tanzen mit einer anderen gesehen hatte Die Mutter seiner Freundin vermittelte ihn an ihre andere Tochter die sich jedoch als Prostituierte erwies Nach diesem Erlebnis hatte Wutschert nur noch mit Prostituierten Verkehr Ruckkehr in die Schweiz Bearbeiten Anfang 1910 kehrte Wutschert in die Schweiz zuruck Mit 29 Jahren wurde er zur Rekrutenprufung aufgeboten an der ihm ein bedeutender Grad an geistiger Beschranktheit bescheinigt wurde Wutschert wurde als Hilfsdiensttauglich ausgehoben Nach seiner Ruckkehr war Wutschert bei 14 verschiedenen Landwirten jeweils fur kurze Zeit als Knecht angestellt Die Stellen verliess er meist nach kurzer Zeit und ohne Vorwarnung obwohl seine Arbeitgeber ihn in den polizeilichen Befragungen spater fast durchwegs als gutmutig und arbeitsam beschrieben Allerdings waren seine haufigen Anekdoten zu seinen Erlebnissen in franzosischen Bordellen durchwegs unangenehm aufgefallen Eine Bauernfamilie in Egolzwil bei der Wutschert im Marz 1912 kurzzeitig angestellt war meldete spater der Polizei dass er gerne Milch aus ungewaschenen Tassen trank die ihre beiden Tochter benutzt hatten Sie hatten ihn auch im Zimmer der Tochter ertappt wie er sich an deren Unterwasche befriedigte und er hatte ausserdem Urin aus ihrem Nachthafen in eine Flasche gefullt Neben seiner Arbeit als Knecht fertigte Wutschert aus farbigem Papier Blumen und Kranze die er auf Jahrmarkten verkaufte Sein Geld gab er am Wochenende bei Besuchen in Luzern aus wo er sich beim Rollschuhfahren vergnugte und Frauen kennenzulernen versuchte damit jedoch durchwegs erfolglos blieb Was von seinem Geld danach noch ubrig war gab er auf dem Heimweg jeweils bei Trinkgelagen aus Seine anhaltenden Misserfolge beim anderen Geschlecht machten Wutschert zunehmend zu schaffen Er spielte mit dem Gedanken sich zu betrinken und dann aufzuhangen sah jedoch davon ab weil ihm der Todeskampf dabei zu lang erschien In dieser Zeit reifte in ihm der Plan eine Frau zu ermorden um dann durch Enthauptung sterben zu konnen weil das schneller ginge Einmal kaufte ich mir Schnaps um mir im betrunkenen Zustand das Leben zu nehmen aber ich fand den Mut nicht mich aufzuhangen Ich dachte das Sterben geht damit e chli lang Wenn ich jedoch eine Frau umbringen tate wurde man mir den Kopf abhauen und das ginge gleitiger Anselm Wutschert bei seiner Vernehmung Leben im Wald Bearbeiten Im August 1913 verliess Wutschert seine letzte Arbeitsstelle beim Bauern Josef Hodel in Zell Er hatte seinem Mitknecht Jakob Hiltbrunner Bargeld im Wert von 86 Schweizer Franken nach heutigem Wert etwa 800 Franken aus einem verschlossenen Koffer gestohlen worauf dieser bei der Polizei Anzeige erstattete Als Wutschert von dieser Anzeige erfuhr verliess er den Hof fluchtartig und kampierte danach an wechselnden Orten im Wald Er verubte wahrend dieser Zeit Einbruche auf verschiedenen Bauernhofen und stahl dabei Lebensmittel Vieh Kleider und Decken Danach fand man des Oftern Spuren von Wutscherts Lagern im Wald er selber wurde aber nur drei Mal von anderen Menschen gesehen Am 2 September 1913 versuchte er in einem Wald in der Nahe von Hildisrieden eine alte Frau zu vergewaltigen fluchtete jedoch als diese ihm drohte den Bannwart zu rufen Am 11 Oktober 1913 hielt er in einem Wald bei Neudorf zwei Madchen auf liess diese jedoch nach einem kurzen Wortwechsel weitergehen Am Morgen des 6 Februar 1914 schliesslich wurde Wutschert in Eich wahrend eines Einbruchs im Hof Oberhundgellen vom Bauern uberrascht worauf er diesen mit einer Mistgabel niederstach und fluchtete Alle vier Personen die Wutschert in dieser Zeit begegneten beschrieben ihn spater der Polizei als verkommene Gestalt mit langen Haaren dreckigen Kleidern und wildem Vollbart Mord an Emilie Furrer BearbeitenAm 16 Mai 1914 traf Wutschert im Holzliwald bei Krumbach auf die 20 jahrige Emilie Furrer Diese befand sich wegen einer Lungenkrankheit zur Kur auf dem nahe gelegenen Hof ihres Onkels Xaver Furrer und verbrachte auf Anraten ihres Arztes viel Zeit im Wald wo sie zum Zeitvertrieb Stickereien anfertigte Wutschert wollte sie zum Geschlechtsverkehr zwingen Als sie sich weigerte schlug er sie nieder schnitt ihr mit der Schere ihres Nahzeugs die Kehle durch schnitt ihr dann die rechte Brust ab verstummelte ihre Genitalien und vollzog an der Leiche den Geschlechtsverkehr Bei seiner Einvernahme beschrieb er den Tathergang spater folgendermassen Ich sagte dem Madchen Wenn du mich vogeln lasst tue ich dir nichts Es antwortete diese Schlechtigkeit wolle es nicht tun lieber wurde es sterben und in den Himmel kommen Als ich ihm sagte dass ich es sonst toten werde faltete es die Hande und betete O Barmherzigkeit Gottes Darauf schlug ich es von Sinnen und schnitt ihm mit der Schere aus ihrem Strickzeug die Gurgel auf Weil ich wissen wollte ob in ihrer Brust Milch ist schnitt ich sie ab Dann wollte ich den Geschlechtsverkehr ausfuhren doch es ging nicht weil es unten zu eng war Da habe ich halt alles mit der Schere abgehauen danach ging es Ich habe sie getotet damit man mir den Kopf abschneidet und ich nicht ins Zuchthaus komme Das Leben ist mir schon lange verleidet Anselm Wutschert bei seiner Vernehmung Als seine Nichte nicht wie verabredet aus dem Wald zuruckkam alarmierte Xaver Furrer gegen 21 Uhr die Polizei die sofort eine Suchaktion einleitete Am Morgen des nachsten Tages fand Furrers Knecht Johann Kochli schliesslich Emilie Furrers verstummelte Leiche mit Moos und Tannenzweigen bedeckt in einer Blutlache Unweit des Tatorts wurde eine von Wutscherts Lagerstellen gefunden Die Luzerner Kantonspolizei setzte eine Belohnung von 1000 Franken fur die Ergreifung des Taters aus und stellte selbst eine Hundertschaft von Polizisten An der Suche beteiligten sich daneben auch diverse Privatpersonen Wutschert konnte nach zehn Tagen in einem Wald bei Wetzwil vom Landjager Robert Hafliger aufgespurt und verhaftet werden Er trug einen Teil der Unterhose seines Opfers um den Hals zudem fand man in seinen Taschen Emilie Furrers Strumpfe und ihre abgeschnittenen ausseren Genitalien Wutschert wurde ins Gefangnis nach Sursee uberfuhrt wo er den Mord ohne weiteres gestand Prozess und Hinrichtung Bearbeiten nbsp Die Guillotine von Luzern auf der Wutschert hingerichtet wurde Wutschert wurde vor das Luzerner Kriminalgericht gestellt Im August befragten die Amtsarzte Schutz und Karl Beck aus Sursee ihn im Auftrag des Gerichts um seine Zurechnungsfahigkeit festzustellen Sie kamen in ihrem Gutachten zum Schluss dass Wutschert zwar geistig zuruckgeblieben aber voll schuldfahig war Wutscherts Korper und die abnorme Schadelbildung entspricht der schwachen geistigen Entwicklung Jedoch ist der Mord an Emilie Furrer psychologisch nicht auf die Verrucktheit sondern auf die unsagliche Verkommenheit des Taters zuruck zu fuhren Sein Drang hingerichtet zu werden ist Ausdruck von Abspannung und Reaktion nach sexuellen Aufregungen und Exzessen Er hat von seinen Eltern keine Geisteskrankheit geerbt wohl aber die Disposition zu schlechten Charaktereigenschaften die zweifellos durch die mutterliche Erziehung den Bettel und die tiefe Armut eine bedenkliche Entwicklung erfuhren Seine Tat stellt das Endglied einer langen Kette sexueller masturbatorischer Exzesse dar Das Bordell Leben in Frankreich hat das seine getan um sein sexuelles Bedurfnis weiter zu steigern Seine Geistestatigkeit klebt am sinnlich Wahrgenommenen und er weist einen gewissen Grad an Schwachsinn auf wovon seine intensive Beschaftigung mit aberglaubischen Dingen und seine kindische Naivitat zeugen Dass der zutage tretende Schwachsinn aber nicht hochgradig ist geht aus Wutscherts lebhafter Fantasietatigkeit hervor die ihren Ausdruck beim Rollschuhfahren und der Herstellung komplizierter Papierblumen fand Von einer Tat im Affekt kann keine Rede sein Die Verstummelung des Opfers ist der Ausfluss von Wutscherts unsaglicher Verrohung ware sie eine Folge von Idiotie konnte er die Grunde dafur nicht in so schreckend zynischer Weise angeben Er hat die Brust Emilie Furrers aus Neugierde abgehauen und ihre Geschlechtsteile zum Zwecke um durch ihren Anblick und ihre Beruhrung wie fruher mit den Weiberkleidern und gebrauchten Tassen sexuelle Wollustgefuhle hervorzurufen Sein Gebaren ist nicht Ausdruck von Krankheit sondern von Verkommenheit Es muss deshalb mit Bestimmtheit erklart werden dass Wutschert das Verbrechen an Fraulein Furrer nicht im Zustande aufgehobener oder wesentlich gestorter oder geminderter Vernunfttatigkeit begangen hat Amtsarztliches Gutachten Beck und Schutz Den Antrag von Wutscherts Verteidiger seinen Mandaten vom renommierten Zurcher Psychiater Eugen Bleuler untersuchen zu lassen lehnte das Gericht ab Am 7 November 1914 wurde Wutschert vom Luzerner Kriminalgericht fur den Mord an Emilie Furrer zum Tod durch die Guillotine verurteilt Trotz seiner vorherigen Aussagen wonach dies seine Absicht gewesen sei reichte er beim Grossen Rat des Kantons Luzern ein Gnadengesuch ein Dieses wurde am 19 Januar 1915 debattiert wobei insbesondere die Frage nach Wutscherts Schuldfahigkeit kontrovers diskutiert wurde Entweder besteht bei einem Morder ein moralisches Irresein oder es besteht nicht Besteht es nicht so muss laut Gesetz die Todesstrafe ausgesprochen werden besteht es so muss die Todesstrafe verhangt werden zum Schutze der burgerlichen Gesellschaft Protokoll der Grossratsdebatte vom 19 Januar 1915 Schliesslich lehnten die Grossrate das Gesuch in geheimer Abstimmung mit 32 zu 103 Stimmen ab Wutschert wurde am Tag darauf um neun Uhr morgens im Schuppen der Strafanstalt Luzern von Scharfrichter Theodor Mengis auf der Guillotine von Luzern hingerichtet Es war die letzte Hinrichtung im Kanton Luzern und die viertletzte zivile Hinrichtung in der Schweiz Quellen BearbeitenPeter Holenstein Der Irre von Krumbach In Die Weltwoche Ausgabe 3 2005 Peter Holenstein 2013 Der Waldmensch von Mauensee Bericht uber einen historischen Kriminalfall In Kriminalistik 67 7 482 90 Letzter Dead Man Walking in Luzern In Luzerner Woche 10 Marz 2003PersonendatenNAME Wutschert AnselmKURZBESCHREIBUNG Schweizer Straftater letzte Hinrichtung im Kanton LuzernGEBURTSDATUM 11 Februar 1881GEBURTSORT RuswilSTERBEDATUM 20 Januar 1915STERBEORT Luzern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anselm Wutschert amp oldid 236523994