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Grosshennersdorf ist ein Ortsteil der Stadt Herrnhut im Landkreis Gorlitz im Sudosten Sachsens Vor der freiwilligen Eingemeindung die im Rahmen der vom sachsischen Innenministerium geforderten Zielgrosse von mindestens 5000 Einwohnern pro Gemeinde erfolgte gehorte Grosshennersdorf bereits seit dem Jahresanfang 2000 der Verwaltungsgemeinschaft Herrnhut an GrosshennersdorfStadt HerrnhutWappen von GrosshennersdorfKoordinaten 51 0 N 14 48 O 50 991666666667 14 791666666667 285 Koordinaten 50 59 30 N 14 47 30 OHohe 285 mFlache 21 94 km Einwohner 1489 31 Dez 2010 Bevolkerungsdichte 68 Einwohner km Eingemeindung 1 Januar 2011Postleitzahl 02747Vorwahl 035873Karte Lage von Grosshennersdorf auf dem Gebiet der Stadt Herrnhut Stand 1 Januar 2013 Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 2 1 Ortsnamenformen 2 2 Verwaltungszugehorigkeit 2 3 Einwohnerentwicklung 2 4 Katharinenhof 2 5 Zweiter Weltkrieg 3 Kultur und Sehenswurdigkeiten 3 1 Gedenkstatten 3 2 Bauwerke 3 3 Regelmassige Veranstaltungen 4 Personlichkeiten 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenGrosshennersdorf liegt in Form eines Waldhufendorfes im Suden des Landkreises etwa zehn Kilometer nordlich des Stadtgebiets von Zittau Umliegende Orte sind Rennersdorf O L im Norden Neundorf auf dem Eigen im Nordosten Burkersdorf und Schlegel im Osten Dittelsdorf und Wittgendorf im Sudosten Oberseifersdorf im Suden Oderwitz im Sudwesten Ruppersdorf O L im Westen und die Herrnhuter Kernstadt im Nordwesten Durch das Dorf fliesst der Ehrlichbach Er entspringt im oberen Dorfteil am Fuss des Grossen Bergs und mundet im Ortsteil Euldorf in den Petersbach Zwischen dem Dorfkern und dem Ortsteil Heuscheune befindet sich ein Teichgebiet welches zur Trockenlegung der umliegenden Felder vor Jahrhunderten angelegt wurde Die beiden grossten Gewasser heissen Leubner Teich und Ententeich Geschichte Bearbeiten nbsp Karte von Oberreit mit Grosshennersdorf um 1845Die erste Erwahnung von Grosshennersdorf stammt aus dem Jahre 1296 Ein Ulmannus de Henrichsdorf auch Henrichsdorf wird in mehreren Urkunden als Besitzer des neuen Dorfes genannt 1378 ubergeben die Heinrichsdorfer die Herrschaft Hennersdorf an Nikol Stewitz Dessen Geschlecht der Stewitz ubt die Herrschaft uber das Waldhufendorf bis zum Anfang des 15 Jahrhunderts aus Unter der Herrschaft der Familie Stewitz beginnt der Bau des Schlosses Damit ist dieser Profanbau einer der altesten in der Oberlausitz Im Jahr 1408 verkauft Georg Stewitz den Ort an die Familie von Gersdorf f die weitverzweigteste Adelsfamilie der Lausitz Zur Zeit deren Herrschaft wurde mit der planmassigen Bebauung der Dorfaue mit festen Hausern fur die Gutshandwerker rund um das Schloss begonnen Zwischen 1425 und 1431 wurde das Dorf durch die Hussitenkriege schwer in Mitleidenschaft gezogen Nahezu jedes Jahr zogen die Hussiten durch den Ort plunderten ihn und trieben das Vieh davon Zum 1 Januar 2011 erfolgte die Eingliederung der Gemeinde Grosshennersdorf mit ihren Ortsteilen Euldorf Grosshennersdorf Heuscheune Neundorf auf dem Eigen und Schonbrunn nach Herrnhut 1 Ortsnamenformen Bearbeiten 1296 Ulmannus de Henrichsdorf 1322 Heinrichsdorff 1352 Henrici villa scriptoris 1378 Heinersdorff Schreibers 1424 Schreyberivilla 1429 Heinersdorff Schreybers 1542 Hennersdorff 1764 Marckhennersdorff 1768 Gross Hennersdorf 18 Jh auch Markthennersdorf und Hennersdorf unter dem Konigsholz genannt Verwaltungszugehorigkeit Bearbeiten 1777 Gorlitzer Kreis 1843 Landgerichtsbezirk Lobau 1856 Gerichtsamt Herrnhut 1875 Amtshauptmannschaft Lobau 1952 Kreis Lobau 1994 Landkreis Lobau Zittau 2008 Landkreis Gorlitz Einwohnerentwicklung Bearbeiten Jahr Einwohner 2 1617 48 besessene Mann 42 Gartner 2 Hausler1777 36 besessene Mann 57 Gartner 82 Hausler 2 Wustungen1834 12721871 14291890 14671910 12371925 16191939 18441946 23701950 23451964 23001990 18412000 16762010 1489Katharinenhof Bearbeiten nbsp Gebaudekomplex des Katharinenhofs Helene von Gersdorff HausEine besondere Bedeutung erlangte das Gut im 18 Jahrhundert als Witwensitz von Henriette Catharina von Gersdorff die hier ihren Enkel Nikolaus Ludwig von Zinzendorf den spateren Grunder der Herrnhuter Brudergemeine aufzog 1721 wurde aus Teilen des Guts der nach ihr benannte Katharinenhof gebildet eine diakonisch soziale Stiftung zur Versorgung von Waisenkindern und armer alter Leute Jetzt ist es ein nach Ewald Meltzer benanntes Wohnheim 3 fur geistig und korperlich behinderte Menschen Zwischen 1739 und 1741 arbeitete Diaconus Heinrich Melchior Muhlenberg als Inspektor im Katharinenhof Er ging 1742 nach Pennsylvania und begrundete dort die lutherische Kirche Nordamerikas Von 1802 bis 1832 befand sich hier auch eine Pensionsanstalt mit Padagogium fur junge Adlige Zwischen 1909 und 1911 errichtete man an Stelle der baulichen Anlagen aus dem Jahre 1726 die heute existierenden Gebaude mit ihrem neobarocken Fassadenschmuck 4 5 Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Die auf dem Katharinenhof 1940 lebenden ca 300 behinderten Kinder wurden unter dem Vorwand diesen fur die Unterbringung von Fluchtlingen freimachen zu mussen in Pirna und Grossschweidnitz getotet In den Gebauden wurden danach etwa 400 Elsass Lothringer die wegen ihrer Wehrdienstverweigerung zwangsumgesiedelt worden waren sowie Bessarabiendeutsche untergebracht Der Katharinenhof wurde in den letzten Kriegstagen durch Beschuss beschadigt Im November 1941 wurden Zwangsumsiedler aus Slowenien im Dorf untergebracht im Oktober 1944 die ersten Fluchtlinge aus den Ostgebieten Der Ort wurde Durchgangsstation fur Tausende die zeitweilig beherbergt und versorgt werden mussten Am 7 Mai 1945 erfolgte das Kommando zur Raumung des zur Verteidigung vorbereiteten Dorfes und am 8 Mai wurde Grosshennersdorf zum Kampfgebiet Nur die Nachricht von der Kapitulation verhinderte schwerere Zerstorungen Vier Hauser wurden total zerstort die Kirche und der Katharinenhof durch Beschuss beschadigt Beim Dorf sind 45 deutsche und sowjetische Soldaten ums Leben gekommenen 17 Burger toteten sich in den Tagen danach selbst Auf den Schlachtfeldern in ganz Europa sind wahrend des Krieges 106 Manner des Dorfes gestorben Kultur und Sehenswurdigkeiten Bearbeiten Hauptartikel Liste der Kulturdenkmale in Grosshennersdorf Gedenkstatten Bearbeiten Im Jahr 1996 wurde auf dem Gelande des Katharinenhofes eine Gedenksaule errichtet mit der an 223 Frauen Kinder und Manner erinnert wird die der Totungsaktion T4 des NS Regimes zum Opfer fielen Im Jahr 2000 wurde zum 300 Geburtstag von Nikolaus Ludwig von Zinzendorf ein Wanderweg von den Ruinen seines Jugendhauses dem ehemaligen Wasserschloss Grosshennersdorf nach Herrnhut angelegt Bauwerke Bearbeiten nbsp Schloss Gross Hennersdorf um 1850Das ehemalige Schloss Grosshennersdorf ist zur Ruine verkommen Ein Skulpturenpfad der von Herrnhut nach Grosshennersdorf fuhrt ist zu besichtigen nbsp Kirche in GrosshennersdorfOrtsbildpragend fur Grosshennersdorf ist die Kirche Sie wurde 1869 und 1870 anstelle eines mittelalterlichen Vorgangerbaus durch Maurermeister Carl August Thomas aus Neusalza einem Schuler des beruhmten sachsischen Kirchenbaumeisters und Schinkelschulers Carl August Schramm errichtet Kurz zuvor in den Jahren 1868 und 1869 erbaute er schon die Kirche in Crostau die in ihrem Baukorper der Grosshennersdorfer in Vielem sehr ahnlich ist Die Arbeiten im Inneren der Grosshennersdorfer Kirche verantwortete der aus Oberseifersdorf stammende Zimmermeister Gottfried Schroter Von der alten Kirche blieb lediglich der Turm der nach einem Brand von Zimmermeister Zacharias Hanschke aus Altbernsdorf 1829 1834 wiederaufgebaut worden war Cornelius Gurlitt Architekt und Kunsthistoriker wurdigte in seinem Kunstinventar von 1910 die Qualitat der Grosshennersdorfer Kirche Das Kirchenhaus ist eine fur die Erbauungszeit 1870 aussergewohnlich gute und beachtenswerte Anlage Zweigeschossige Emporen vor dem im Halbkreis gebildeten Chor sind reizvoll ausgebildete Betstubchen vorgelegt In den Kreuzarmen Treppen Wie in Crostau so lebt auch hier der Raum noch aus der Tradition der barocken Gemeindekirche Die dem damaligen Zeitgeschmack entstammenden historisierenden Zuge sind diesem Erbe untergeordnet und zeigen sich in den Rundbogenfenstern und der geraumigen von Gestuhl freien durch einen Rundbogen abgesonderten Apsis Zu der ansprechenden Wirkung des in den Einzelformen schlichten Innenraumes tragt die noch im Originalzustand erhaltene Ausmalung bei die aber in nachster Zeit unbedingt einer Erneuerung bedarf Die Kirche besitzt drei Glocken Die grosse Bronze Glocke stammt aus dem Jahr 1829 und wurde von Friedrich Gruhl in Kleinwelka gegossen Die beiden Klangstahlglocken wurden als Ersatz fur die zwei im Jahre 1917 abgegebenen Bronzeglocken 1920 bei Schilling amp Lattermann in Apolda gegossen Regelmassige Veranstaltungen Bearbeiten Im Februar fand bis zur Saison 2006 2007 alljahrlich die Karnevalssaison ihren Abschluss in der Gemeinschaftseinrichtung des Dorfes ehemals VEG Dies erfolgt seit der Saison 2007 2008 im Begegnungszentrum Ausserdem findet jedes Jahr in der Nacht vom 30 April auf den 1 Mai ein Hexenfeuer statt Besonders zu erwahnen ist die Arbeit des Kunstbauerkino e V der ehrenamtlich ein Programmkino betreibt das mit seinem regelmassigen jahrlich ausgezeichneten Programm eine feste Grosse in der Kulturlandschaft der Region darstellt Zudem veranstaltet der Kunstbauerkino e V jedes Jahr im Mai das Neisse Filmfestival als Festival mit Auspragung in Richtung des Osteuropaischen Films Personlichkeiten BearbeitenHenriette Catharina Freifrau von Gersdorff 1648 1726 religiose Lyrikerin Forderin des Pietismus und der Herrnhuter Brudergemeine Grossmutter von Nikolaus Ludwig von Zinzendorf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf 1700 1760 Grunder der Evangelischen Brudergemeine Henry Melchior Muhlenberg 1711 1787 Pfarrer in Grosshennersdorf von 1739 bis 1741 spater Patriarch der lutherischen Kirche in Nordamerika Christian Ludwig Seebass 1754 1806 Romanist Philosoph und Schriftsteller Gottfried Georg Muller 1762 1821 deutsch amerikanischer Kirchenkomponist Ernst Ferdinand Ruckert 1795 1843 Arzt Medizinschriftsteller und Ubersetzer Leopold Immanuel Ruckert 1797 1871 protestantischer Theologe Gustav Hermann Julius Lipsius 1802 1841 evangelisch lutherischer Pfarrer Karl Heinrich Adelbert Lipsius 1805 1861 evangelisch lutherischer Theologe und Padagoge Alwin Domsch 1871 1954 Gutsbesitzer und Politiker DNVP CNBL Gottfried Haschke 1935 2018 Politiker CDU Literatur BearbeitenDie sudostliche Oberlausitz mit Zittau und dem Zittauer Gebirge Werte der deutschen Heimat Band 16 1 Auflage Akademie Verlag Berlin 1970 S 43 ff Die Geschichte der Glocken von Grosshennersdorf und Rennersdorf Hrsg im Auftrag des Ev Luth Kirchenvorstandes Grosshennersdorf Rennersdorf von Pfarrer Alexander Wieckowski Grosshennersdorf Grosshennersdorfer Rennersdorfer Kirchengeschichten Heft Nr 1 2010 Der Grosshennersdorfer Kirchenneubau von 1869 70 Hrsg im Auftrag des Ev Luth Kirchenvorstandes Grosshennersdorf Rennersdorf von Pfarrer Alexander Wieckowski Grosshennersdorf 2010 Grosshennersdorfer Rennersdorfer Kirchengeschichten Heft Nr 2 2010 Der Katharinenhof und sein Inspektor Diaconus Heinrich Melchior Muhlenberg Hrsg im Auftrag des Ev Luth Kirchenvorstandes Grosshennersdorf Rennersdorf von Pfarrer Alexander Wieckowski Grosshennersdorf 2011 Grosshennersdorfer Rennersdorfer Kirchengeschichten Heft Nr 3 2011 Cornelius Gurlitt Grosshennersdorf In Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 34 Heft Amtshauptmannschaft Lobau C C Meinhold Dresden 1910 S 154 Kriegsereignisse in Grosshennersdorf von den Hussitenkriegen bis zum Zweiten Weltkrieg bearbeitet und verfasst von Alexander Wieckowski Grosshennersdorf 2015 Grosshennersdorfer Geschichten hrsg vom Grosshennersdorfer Geschichtsverein e V Band 7 Grosshennersdorf in der Weimarer Republik die Aufzeichnungen der Ortspfarrer Martin Grobe und Max Penzel bearbeitet und kommentiert von Alexander Wieckowski Grosshennersdorf 2017 Grosshennersdorfer Geschichten hrsg vom Grosshennersdorfer Geschichtsverein e V Band 8 Alexander Wieckowski Der Katharinenhof in Grosshennersdorf 1721 23 bis 1741 Das Gersdorf sche Armen und Waisenhaus und sein letzter Inspektor Heinrich Melchior Muhlenberg Mit einem Quellenanhang zu Bewohnern und Angestellten des Katharinenhofs sowie Dokumenten aus der Grosshennersdorfer Amtszeit von Muhlenberg In Thomas Muller Bahlke Alexander Wieckowski Heinrich Melchior Muhlenberg und der Katharinenhof zu Grosshennersdorf Dresden 2015 S 53 231 Schriftenreihe der Akademie Herrnhut 3 ISBN 978 3 86276 165 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grosshennersdorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Ritterguter und Schlosser im Konigreiche Sachsen Gross Hennersdorf Quellen und Volltexte Website von GrosshennersdorfEinzelnachweise Bearbeiten StBA Gebietsanderungen vom 01 Januar bis 31 Dezember 2011 Grosshennersdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen Diakoniewerk Oberlausitz e V Ewald Meltzer Heim Diakoniewerk Oberlausitz e V Katharinenhof auf www diakoniewerk oberlausitz de Georg Dehio et al Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Sachsen I Regierungsbezirk Dresden Munchen Berlin 1996 S 421Ortsteile der Stadt Herrnhut Berthelsdorf Euldorf Friedensthal Grosshennersdorf Herrnhut Heuscheune Neundorf auf dem Eigen Ninive Rennersdorf Ruppersdorf aus Niederruppersdorf und Oberruppersdorf Schonbrunn Schwan Strahwalde Normdaten Geografikum GND 4094096 2 lobid OGND AKS VIAF 239909496 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grosshennersdorf amp oldid 231965378