www.wikidata.de-de.nina.az
Der Gran Canaria Fink Fringilla polatzeki ist eine Singvogelart aus der Familie der Finken Fringillidae die auf der Kanareninsel Gran Canaria endemisch ist Er galt lange als Unterart des Teidefinks Fringilla teydea von der Insel Teneriffa jungere Studien 1 2 legen jedoch einen Artstatus nahe was von aktuellen Checklisten IOC HBW and BirdLife Taxonomic Checklist Birds of the World anerkannt wird Gran Canaria FinkGran Canaria Fink Fringilla polatzeki MannchenSystematikOrdnung Sperlingsvogel Passeriformes Unterordnung Singvogel Passeri Familie Finken Fringillidae Unterfamilie FringillinaeGattung Edelfinken Fringilla Art Gran Canaria FinkWissenschaftlicher NameFringilla polatzekiHartert 1905 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Systematik 3 Verbreitung 4 Lebensraum 5 Lautausserungen 6 Nahrungsverhalten 7 Fortpflanzungsverhalten 8 Status 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseMerkmale Bearbeiten nbsp Weibchen des Gran Canaria FinksDer Gran Canaria Fink erreicht eine Korperlange von 16 bis 17 cm Das durchschnittliche Gewicht der Mannchen betragt 28 3 g das der Weibchen 27 g Das adulte Mannchen ist kleiner als der Teidefink Die Flugel sind kurzer und der Schnabel ist geringfugig kurzer Die Stirn ist schwarzer mit einem ausgepragteren schwarzen Band Die Oberseite ist stumpfer und mehr asch olivgrau Die Spitzen der mittleren und grosseren Flugeldecken sind deutlich breiter und kontrastreicher weiss Das Weibchen des Gran Canaria Finks ist heller sowie am Kinn und an der Brust weniger grau als das Weibchen des Teidefinks Der Bauch ist weitgehend weiss Die Jungvogel ahneln dem Weibchen Sie sind etwas dunkler mit stumpferen braunlichgelben Flugelbinden und haben einen kurzeren vollstandig schwarzen Schnabel Systematik BearbeitenDer Gran Canaria Fink wurde 1905 von Ernst Hartert als Unterart des Teidefinks erstbeschrieben Erste molekulare Nachweise im Jahr 2013 1 gipfelten in einer im Jahr 2016 veroffentlichten integrierten Studie 2 die auch kleinere Unterschiede im Gefieder mittlere morphometrische und wesentliche stimmliche Unterschiede aufzeigte Der Gran Canaria Fink unterscheidet sich hauptsachlich durch ein oft deutlicheres samtschwarzes Band uber der Schnabelbasis viel hellere fast weisse Spitzen auf den Flugeldecken und eine starkere Weissfarbung auf dem Bauch und den Flanken ein helleres graueres Blau auf der Oberseite und der Brust kurzere Korper und Flugellange einen grosseren Frequenzbereich im Gesang und eine grossere Frequenzanderung vom Beginn bis zum Ende der ersten Gesangsphase In ihrem 2018 veroffentlichtem Werk Handbook of the Western Palearctic Birds erklarten die Autoren Lars Svensson und Hadoram Shirihai dass sie zwar die Studienergebnisse von George Sangster und seinen Kollegen nicht bestreiten wurden eine Akzeptierung als Art oder Unterart jedoch als willkurliche Entscheidung betrachteten Daher klassifizierten sie den Gran Canaria Fink nach wie vor als Unterart 3 Das Artepitheton ehrt den osterreichischen Ornithologen Johann Polatzek der 1905 in den Kiefernwaldern oberhalb der Gemeinde Mogan das Typusexemplar sammelte Verbreitung BearbeitenDer Gran Canaria Fink ist gegenwartig nur von zwei Standorten bekannt dem Reserva Natural Integral de Inagua Ojeda Pajonales 39 km und in Cumbre 18 km Die Art war fruher weiter verbreitet ist jetzt aber nur auf Waldstucke an diesen beiden Standorten beschrankt Lebensraum Bearbeiten nbsp Kanarische Kiefer im Reserva de InaguaDer Gran Canaria Fink bewohnt von der Kanarischen Kiefer Pinus canariensis dominierte Walder wo er hauptsachlich in Hohenlagen zwischen ca 700 m und 1200 m vorkommt In der Regel ist er am zahlreichsten in Gebieten mit gut entwickeltem Unterholz anzutreffen Lautausserungen BearbeitenDer Gesang ist hoher als beim Teidefink die Tone sind zweisilbiger und musikalischer Eine circa 2 Sekunden lange Strophe die aus einer fallenden Reihe weicher zweisilbiger Tone besteht gefolgt von einer langeren Silbe die deutlich leiser oder gedampfter ist als das Crescendo des Teidefinks und manchmal kaum wahrnehmbar ist Die Rufe des Gran Canaria Finks sind schwacher als die des Teidefinks und eher einsilbig z B ein nach oben gebogenes ui oder uit das vom Ton her an die Rufe des Fitis Phylloscopus trochilus oder des Zilpzalps Phylloscopus collybita erinnert gefolgt von einem stark frequenzmodulierten Ton mit mehreren Obertonen Im Flug ist gelegentlich ein scharfes sip zu horen Nahrungsverhalten BearbeitenDas Nahrungsspektrum ist nicht gut untersucht Die Art ist abhangig von den Samen der Kanarischen Kiefer Weitere Nahrungsbestandteile umfassen anderes pflanzliches Material sowie Wirbellose Fortpflanzungsverhalten BearbeitenEine im Jahr 2008 veroffentlichte detaillierte Studie 4 ergab dass die Eiablage in der Regel zwischen Mitte April und Ende Mai beginnt und Mitte bis Ende Mai ihren Hohepunkt erreicht Ungefahr 33 der Paare versuchen zwei Bruten Beide Geschlechter sind territorial mit beachtlicher Standorttreue Neuerliche Paarungen sind wahrscheinlich auf den Tod eines Partners zuruckzufuhren Das Nest wird vom Weibchen allein uber einen Zeitraum von 10 bis 14 Tagen gebaut offenbar immer in einer Kanarischen Kiefer etwa 5 5 bis 23 8 m uber dem Boden Es ist napfformig und besteht aussen aus Zweigen von Strauchern wie Thymiane Felsenlippen und Ginster Krautern Kiefernnadeln und Flechten die durch Spinnweben verbunden sind Die Auskleidung besteht hauptsachlich aus dunnen Grasern Kaninchen und Ziegenhaaren Federn sowie Spinnweben Das Gelege umfasst in der Regel zwei in Ausnahmefallen drei Eier Sie sind hellblau fein gezeichnet mit dunkelroten Flecken und vereinzelten schwarzlichen Flecken Sie sind 20 8 bis 23 8 mm lang und 16 bis 17 mm breit Ihr Gewicht betragt 3 2 g Sie werden im Abstand von 24 Stunden gelegt die Bebrutung erfolgt durch das Weibchen allein Die Brutzeit beginnt mit der Fertigstellung des Geleges und dauert 14 bis 16 Tage Die Nestlingszeit betragt 16 bis 18 Tage Die Jungvogel werden in der Regel allein vom Weibchen gefuttert ausser bei erneuten Nistversuchen Nach dem Fluggewerden versorgen sowohl das Mannchen als auch das Weibchen die Jungtiere fur weitere drei oder in Ausnahmefallen vier Wochen mit Nahrung Von 93 Nestern gingen vier in der Zeit vor der Eiablage verloren und bei drei weiteren war das Ergebnis unbekannt wahrend 63 erfolgreich mindestens ein Junges zur Welt brachten und 23 scheiterten Von letzteren wurden 73 9 erbeutet die meisten von Buntspechten Dendrocopus major weitere wahrscheinlich von Kolkraben Corvus corax 8 7 der Gelege wurden verlassen und 17 4 gingen aus unbekannten Grunden verloren Auch der Turmfalke Falco tinnunculus steht im Verdacht die Nester dieser Art zu plundern Erfolgreiche Nester befinden sich in der Regel etwas hoher uber dem Boden naher am Hauptstamm weiter vom Ende des Stutzastes entfernt und in hoheren Baumen Bei der teilweise eingefuhrten Population in Cumbre wurde bei 24 der 28 uberwachten Nester nach der ersten Ansiedlung in den Jahren 2011 bis 2013 in 79 der Nester mindestens ein Kuken flugge und 41 der brutenden Weibchen versuchten ein zweites Gelege wahrend in 46 der Nester ein einziges Kuken und in 54 zwei Kuken flugge wurden Die Uberlebenswahrscheinlichkeit im Winter betrug ca 77 bei ausgewilderten Vogeln und 72 bei Wildvogeln wahrend die jahrliche Uberlebensrate der Altvogel 64 bzw 67 betrug Die Art brutet im ersten Jahr Status BearbeitenDer Grand Canaria Fink wird in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN als stark gefahrdet endangered klassifiziert Die geschatzte Population betragt 120 bis 132 Paare womit der Gran Canaria Fink als der wahrscheinlich seltenste Brutvogel Europas gilt Zu Beginn des 20 Jahrhunderts war er noch weit verbreitet wie die 76 Exemplare belegen die der osterreichische Ornithologe Rudolf von Thanner innerhalb von vier Monaten im Jahr 1909 sammelte In den 1920er Jahren fuhrte die weit verbreitete Abholzung zu einem Verlust von 62 des Lebensraums in den Kiefernwaldern was in Verbindung mit dem Sammeln von Exemplaren fur Museen zu einem starken Ruckgang der Art fuhrte der moglicherweise durch den Einsatz von Insektiziden im Jahr 1953 noch beschleunigt wurde Der Gran Canaria Fink leidet weiterhin unter dem Verlust und der Fragmentierung seines Lebensraums Die Kiefernwalder werden fur kommerzielle Zwecke stark ausgebeutet was zu einer Isolierung der Population fuhrt Im Sommer 2007 wurde ein bedeutender Standort durch einen Waldbrand zerstort Eine weitere Population wurde in den 1950er Jahren in Pinar de Tamadaba entdeckt aber trotz intensiver Suche gibt es in diesem Gebiet nur sporadische Nachweise aus jungster Zeit Die Art bewohnt derzeit Waldgebiete von denen das grosste 37 km gross ist 95 der Population enthalt und durch das Naturreservat Inagua IUCN Kategorie Ib geschutzt ist Wichtige Schutzmassnahmen fur den Gran Canaria Fink wurden im Jahr 1982 eingeleitet und 1987 wurden sechs bedeutende Gebiete als Nationalparks und Naturreservate ausgewiesen die jedoch von den Menschen stark als Erholungs und Freizeitgebiete genutzt werden Die Art scheint gut mit leichten und mittelschweren Waldbranden zurechtzukommen aber der Zugang zu hochwertigen Kiefernwaldern in Verbindung mit stochastischen Populationsschwankungen scheint ein kritischer Faktor zu sein Dennoch gibt es bisher keine Hinweise darauf dass solche Waldbrande signifikante Auswirkungen auf den Genpool der Art haben und es gibt keine Anzeichen fur eine Zunahme der Inzucht 16 Exemplare wurden 2005 im Inagua Naturschutzgebiet eingefangen um ein Erhaltungsprogramm in Gefangenschaft zu starten Insgesamt 41 Gran Canaria Finken 11 im Jahr 2010 13 im Jahr 2011 und 17 im Jahr 2012 darunter 26 Mannchen und 15 Weibchen wurden in Gefangenschaft aufgezogen und unmittelbar nach der Brutsaison in Cumbre westlich von Inagua freigelassen mit einigem Erfolg da die Uberlebensrate im Vergleich zur Wildpopulation akzeptabel ist In der Roten Liste gefahrdeter Vogelarten Spaniens wird die Art als vom Aussterben bedroht klassifiziert Literatur BearbeitenErnst Hartert Eine neue Subspecies von Fringilla teydea In Ornithologische Monatsberichte Nr 13 1905 S 164 Rudolf von Thanner Beitrage zur Ornis Gran Canaria s In Ornithologisches Jahrbuch Nr 21 1910 S 81 101 Felipe Rodriguez Godoy Angel C Moreno Pinzon Azul de Gran Canaria Fringilla teydea polatzeki In A Madrono C Gonzalez J C Atienza Hrsg Libro Rojo de las Aves de Espana Direccion General para la Biodiversidad SEO BirdLife Madrid 2004 S 370 372 spanisch Felipe Rodriguez Angel C Moreno Breeding Biology of the Endangered Blue Chaffinch Fringilla Teydea Polatzeki in Gran Canaria Canary Islands In Acta Ornithologica Band 43 Nr 2 Juni 2008 ISSN 0001 6454 S 207 215 doi 10 3161 000164508X395324 bioone org abgerufen am 10 Oktober 2021 N M Suarez E Betancor R Fregel F Rodriguez J Pestano Genetic signature of a severe forest fire on the endangered Gran Canaria blue chaffinch Fringilla teydea polatzeki In Conservation Genetics Band 13 Nr 2 April 2012 ISSN 1566 0621 S 499 507 doi 10 1007 s10592 011 0302 1 springer com abgerufen am 10 Oktober 2021 Eduardo Garcia Del Rey The Blue Chaffinch of Gran Canaria Fringilla teydea polatzeki what next 2015 doi 10 13140 RG 2 1 2456 7760 rgdoi net abgerufen am 10 Oktober 2021 Jan T Lifjeld Jarl Andreas Anmarkrud Pascual Calabuig Joseph E J Cooper Lars Erik Johannessen Species level divergences in multiple functional traits between the two endemic subspecies of Blue Chaffinches Fringilla teydea in Canary Islands In BMC Zoology Band 1 Nr 1 23 August 2016 ISSN 2056 3132 doi 10 1186 s40850 016 0008 4 Alejandro Delgado Pascual Calabuig Victor Suarez Domingo Trujillo M Mercedez Suarez Rancel Preliminary assessment of the release of captive bred Gran Canaria Blue Chaffinches Fringilla teydea polatzeki as a reinforcement population In Bird Study Band 63 Nr 4 1 Oktober 2016 ISSN 0006 3657 S 554 558 doi 10 1080 00063657 2016 1239694 tandfonline com abgerufen am 10 Oktober 2021 Luis M Carrascal Victor Suarez Alejandro Delgado Angel Moreno Javier Seoane Cambio demografico del pinzon azul entre 1994 y 2016 en Inagua Gran Canaria 2016 doi 10 13140 RG 2 2 14165 63208 spanisch rgdoi net abgerufen am 10 Oktober 2021 Josep del Hoyo Nigel Collar and Guy M Kirwan Gran Canaria Blue Chaffinch Fringilla polatzeki version 1 0 In Birds of the World J del Hoyo A Elliott J Sargatal D A Christie and E de Juana Editors Cornell Lab of Ornithology Ithaca NY USA 2020 Subscription erforderlich Weblinks BearbeitenFringilla polatzeki in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2021 2 Eingestellt von BirdLife International 2017 Abgerufen am 10 Oktober 2021 J M N Efe Un experto plantea que el pinzon azul de Gran Canaria sea especie unica 19 Januar 2016 abgerufen am 10 Oktober 2021 spanisch El pinzon azul de Gran Canaria biologia y conservacion del ave mas amenazada de Canarias Film uber den Gran Canaria Fink 23 24 Minuten spanisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Eduardo Garcia del Rey Gunnhild Marthinsen Pascual Calabuig Loly Estevez Lars Erik Johannessen Reduced genetic diversity and sperm motility in the endangered Gran Canaria Blue Chaffinch Fringilla teydea polatzeki In Journal of Ornithology Band 154 Nr 3 Juli 2013 ISSN 2193 7192 S 761 768 doi 10 1007 s10336 013 0940 9 springer com abgerufen am 10 Oktober 2021 a b George Sangster Felipe Rodriguez Godoy C S Roselaar Magnus S Robb Jolanda A Luksenburg Integrative taxonomy reveals Europe s rarest songbird species the Gran Canaria blue chaffinch Fringilla polatzeki In Journal of Avian Biology Band 47 Nr 2 Marz 2016 S 159 166 doi 10 1111 jav 00825 wiley com abgerufen am 10 Oktober 2021 Hadoram Shirihai Lars Svensson Flycatchers to Buntings In Handbook of Western Palearctic birds Band 2 Helm London 2018 ISBN 978 0 7136 4571 2 S 359 360 Felipe Rodriguez Angel C Moreno Breeding Biology of the Endangered Blue Chaffinch Fringilla Teydea Polatzeki in Gran Canaria Canary Islands In Acta Ornithologica Band 43 Nr 2 Juni 2008 ISSN 0001 6454 S 207 215 doi 10 3161 000164508X395324 bioone org abgerufen am 10 Oktober 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gran Canaria Fink amp oldid 234685050