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Das Graberfeld von Pfatten auch Graberfeld Stadlhof ist ein spatbronze bis fruheisenzeitlich belegtes Graberfeld am Stadlhof heute Teil des Versuchszentrums Laimburg in der Gemeinde Pfatten im Sudtiroler Unterland Das Graberfeld am Fuss des Mitterbergs ostlich unter dem Kreiter Sattel gelegen liefert wichtige Belege fur die uberregionalen Kontakte der damaligen Bevolkerung Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Epochen der Bestattungen 2 1 Jungsteinzeit 2 2 Bronzezeit 2 3 Eisenzeit 2 4 Romische Kaiserzeit 3 Weblinks 4 Literatur 5 EinzelnachweiseForschungsgeschichte BearbeitenIm Jahre 1850 fanden Bauern beim Abgraben einer Schutthalde in der Nahe des Stadlhofes eine Reihe von Ascheurnen Nachdem der Fund der Besitzerin des Hofes Grafin Thun zu Castel Brughiero gemeldet wurde vertraute sie ihrem Hofgeistlichen Ciprian Pescosta die Erforschung des Hugels an Der Kaplan begann 1854 mit seiner Arbeit und grub am Fusse des Mitterbergs ein Jahr lang wobei er in dieser Zeit eine grosse Anzahl von Urnengrabern entdeckte Mit den Jahren jedoch gerieten das Graberfeld in Pfatten und sein genauer Standort in Vergessenheit Erst im Jahre 1928 entdeckten die Heimatforscher Emil Pasolli aus Branzoll und Leopold von Unterrichter aus Brixen die alte Fundstelle neu Zu einer planmassigen Ausgrabung kam es schliesslich in den Jahren 1928 bis 1930 unter der Aufsicht des damaligen Denkmalpflegers Ettore Ghislanzoni der 157 fruh und altereisenzeitliche Graber einige jungereisenzeitliche und 37 romerzeitliche Graber entdeckte Das Graberfeld in Pfatten ist bislang der einzige Grabbezirk in Europa in dem Bestattungen kontinuierlich uber anderthalb Jahrtausende hindurch nachgewiesen wurden Bedeutsam sind aber neben den vielen Objekten aus Keramik Bronze und Eisen die etwa 200 geschlossen ausgegrabenen Grabinventare die eine typenchronologische Auswertung moglich machen Epochen der Bestattungen BearbeitenJungsteinzeit Bearbeiten Es ist nicht genau bekannt wann die ersten Menschen sich in Pfatten und Umgebung niederliessen Einen wichtigen Anhaltspunkt bildet eine weisse Silexpfeilspitze die jedoch in keinen genauen Fundzusammenhang gesetzt werden kann aber den Herkunftsnamen Pfatten tragt Der Typus dieser langen dreieckformigen Pfeilspitze kann mit der jungsteinzeitlichen Kulturgruppe der so genannten vasi a bocca quadrata welche zwischen dem Mittel und Spatneolithikum in Oberitalien und dem alpinen Etschland zu finden waren verbunden werden Die besten Vergleiche fur diesen Fund kommen aus dem nahe gelegenen Trentino Im Jahre 1925 entdeckte man bei Meano in Trient ein Steinkistengrab mit einem kleinen Steinbeil und einer Pfeilspitze die beide relativ spat zu datieren sind Deshalb wird der Grabbefund aus Pfatten ebenfalls an die Wende zwischen mittlerem und spatem Neolithikum gesetzt also Ende des 4 bis Anfang des 3 Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung Bronzezeit Bearbeiten Die wenigen Fundstucke aus Pfatten die in die Endbronzezeit ca 14 10 Jahrhundert v Chr datiert werden konnen bestehen aus wenigen Tonscherben die eher planlos aufgesammelt wurden Sehr wichtig fur den Beweis einer spat bis endbronzezeitlichen Besiedlung des Pfattener Raumes liefert ein dort in der Umgebung gefundenes Bronzemesser welches isoliert also ausserhalb des ublichen Fundkomplexes entdeckt wurde Solche Griffzungenmesser weisen im Raum Pfatten ein besonderes Merkmal auf Zwischen Griffzunge und Klingenansatz befindet sich beim so genannten Pfattener Messer ein breites hinten durch einen Wulst abgeschlossenes Zwischenstuck Dieses Zwischenstuck kann im Querschnitt variieren Man findet es entweder kantig rund oder gedreht vor Oftmals weist es auch liniengerahmte Strichgruppenbander auf Bei der Klinge hingegen dominieren Bogen Girlanden oder Kreisaugen als Dekorationselement Eisenzeit Bearbeiten Der Zusammenhang mit dem Pfattener Messer und der Urnenfelderstufe Ha B1 lasst die Frage aufkommen ob in dieser Zone bereits seit dem Beginn der fruheren Urnenfelderstufe ca 10 Jahrhundert v Chr bestattet wurde Wenn man nun auch die Altfunde vom Graberfeld Pfatten betrachtet so kann man einzelne Bestattungen ins 10 Jahrhundert v Chr datieren Unter diesen fruhen Funden befinden sich namlich Tonscherben welche durch Verzierungselemente wie Fischgratenbander Parallelfurchen und Dellenreihen in die Stufe Hallstatt B1 datiert werden konnen Die Funde welche in die Hallstattzeit datiert werden machen im Gegensatz zu den Funden aus der Urnenfelderzeit einen recht grossen Anteil des gesamten Fundkomplexes aus Man kann nicht genau sagen wieso dies so ist In Frage kommen verschiedene Moglichkeiten wie z B im 6 Jahrhundert v Chr eine vorubergehende Bestattungszeit an einem anderen Ort ungenugende Forschung sowie eine Teilabwanderung der Bevolkerung Fakt ist dass ab dem 5 4 Jahrhundert v Chr der Bestattungsort im Pfattener Raum einen neuen Aufschwung erlebte aus diesem Zeitraum stammt auch eine Porphyrstele mit Inschrift in ratischer Sprache 1 Wenn man jedoch die verschiedenen Streufunde und einige eher sparlich durchgefuhrte Schurfungen hinzunimmt so kann man zwar eine Reduzierung der Bestattungen im 6 Jahrhundert v Chr erkennen doch von einer direkten Unterbrechung kann man nicht sprechen Als Einschnitt in das Bestattungsgebiet wird nun die im 5 Jahrhundert v Chr durchgefuhrte Verlegung der Graber in das Sudareal gewertet Sehr wichtig in diesem Fundkomplex sind die halbmondformigen Rasiermesser die man in der Nekropole von Pfatten haufig gefunden hat Wenn man vom Stadlhof spricht kann man im Allgemeinen zwei Typen dieser Rasiermesser meinen die sich zeitlich gesehen ablosen Der altere Typus weist einen kammartigen Rucken auf der direkt am Stangengriff mit Ring oder Antennenende ansetzt ist und bis zur Spitze durchlauft Die Verzierungselemente reduzieren sich auf schraffierte Dreiecke die entweder hangend oder stehend vorkommen konnen Die jungere Variante dieses Alltagsgegenstandes hat einen durchgehenden Ruckenansatz und einen hochgezogenen Endzipfel der am Ring oder Antennenende beginnt Die Verzierungen in dieser Gruppe sind neben den schraffierten Dreiecken Punktlinienmuster und Maander Aus diesen wenigen Funden erscheint eine Zweikopffibel mit gerahmtem Schragstrichband erwahnenswert Es handelt sich hierbei um einen sudalpinen bzw inneralpinen Typus Die Gleichformigkeit dieser Fibel deutet auf eine relativ limitierte Anzahl an Werkstatten die diese Form herstellten Eine Besonderheit ist zudem dass diese Fibelart nicht wie die ubrigen Fibeln dieser Zeit einen Schlussknopf am Nadelhalter aufweist Die Wandlungen in dieser Zeit lassen sich wahrscheinlich auf aussere Einflusse der damaligen Zeit zuruckfuhren Sehr deutlich kann man dies am Sud Graberfeld von Pfatten dem so genannten sepulcreto galloromano sehen Anhand der dort aufgefundenen Waffenformen kann man sehr deutlich einen Einfluss der keltischen Zivilisation sehen den man auch im jungereisenzeitlichen Graberfeld von Pfatten erkennen kann Zum selben Ergebnis gelangt man auch bei den Schmuckformen der Latenezeit Allgemein kann man sagen dass es sich bei den Helmen Schwertern und Lanzenspitzen die im Sudtiroler Gebiet gefunden wurden hochstwahrscheinlich um von heimischen eventuell ratischen Handwerkern hergestellte Gegenstande handelt es jedoch nicht auszuschliessen ist dass sie auch von keltischen Schmieden gefertigt worden sein konnen Romische Kaiserzeit Bearbeiten Es scheint als wurden die romischen Bestattungen sich direkt an die vorromischen anschliessen Somit kann man davon ausgehen dass die Romerschaft in diesem Gebiet die hier vorgefundenen Kulturgruppen und Traditionen nicht ausloschen wollte sondern an dieselbigen anknupfte Auch wenn die geringe Fundanzahl einen Typenquerschnitt nicht ermoglicht so kann man von einer Kontinuitat der Bestattungen im Graberfeld von Pfatten sprechen Da die romischen Grabniederlegungen unmittelbar an die vorromische Zeit anknupfen wird von einer mehr oder weniger ruhigen Ubernahme des Gebietes durch die Fremdherrschaft ausgegangen Zu nennen sind die so genannten Krebsschwanzfibeln Dies ist ein Typus der Mittel und Spatlatenezeit der im Trentino und Bozner Unterland noch bis in die fruhe romische Kaiserzeit getragen und hergestellt wurde Aus dieser Zeit stammen auch die beiden eimerformigen Tongefasse mit Kerbenleisten am Schulterumbruch bei denen es sich ebenfalls um eine einheimisch hergestellte Ware handelt Die anderen gefundenen Keramikformen die man in diese Epoche datiert stammen hauptsachlich aus Oberitalien wie z B die Sigillata Teller helltonige Kruge oder Ollampchen mit dem Stempel QGC Aus romischer Zeit stammt auch ein kleines Flaschchen aus blaugrunem Glas das in seiner Form sehr stark an die grossen Henkelflaschen den so genannten Hydriae erinnert Weblinks BearbeitenPfatten Vadena auf tir univie ac at Datenbank ratischer Inschriften Thesaurus Inscriptionum Raeticarum TIR der Universitat Wien Literatur BearbeitenEduard von Sacken Die ratisch etruskischen Graber bei Stadlhof Mitteilungen d Zentralkomm 10 Wien 1865 S 183 190 Ettore Ghislanzoni Il sepolcreto di Vadena In Monumenti antichi 38 3 1940 ZDB ID 206537 x Sp 317 534 Auch Sonderabdruck Bardi Rom 1940 Reimo Lunz Studien zur End Bronzezeit und alteren Eisenzeit im Sudalpenraum Sansoni Florenz 1974 Reimo Lunz Vor und Fruhgeschichte Sudtirols Mit Ausblicken auf die alpinen Nachbargebiete Band 1 Steinzeit Manfrini Trient 1986 Georg Tengler Maria Luise Kiem Pfatten Landschaft und Geschichte Komitee Dorfbuch Pfatten Bozen 1991 Franco Marzatico I materiali preromani della valle dell Adige nel castello del Buonconsiglio Band 1 Provincia autonoma di Trento Ufficio beni archeologici Trient 1997 ISBN 88 7702 062 8 Patrimonio storico artistico del Trentino 21 Amai Lang Lehrbrief Archaologie der Rater I Hrsg LMU Munchen 2008 S 26 Volltext PDF Leonhard Franz Der alteste Fundbericht uber das vorgeschichtliche Graberfeld von Pfatten In Veroffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum Band 31 Innsbruck 1951 S 125 132 zobodat at PDF 4 6 MB abgerufen am 27 Februar 2013 Einzelnachweise Bearbeiten BZ 10 1 In Thesaurus Inscriptionum Raeticarum hrsg von Stefan Schumacher Corinna Salomon Sindy Kluge Gudrun Bajc amp Martin Braun 2013 heute abgerufen am 9 Oktober 202146 3816 11 2845 Koordinaten 46 22 53 8 N 11 17 4 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Graberfeld Stadlhof amp oldid 241631673