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Giulia Gonzaga um 1513 in Gazzuolo 16 April 1566 in Neapel war eine italienische Adelige aus der Gonzaga Linie der Herren von Sabbioneta 1 Cristofano dell Altissimo Giulia Gonzaga Kopie eines verschollenen Portrats von Sebastiano del Piombo Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Hof von Fondi 1 2 Piratenangriff gescheiterter Entfuhrungsversuch 1 3 Nahe zu Waldensern und zur Reformation Inquisition 2 Einzelnachweise 3 Literatur 3 1 Altere Titel 4 WeblinksLeben BearbeitenSie wurde wahrscheinlich 1513 als siebte Tochter von Francesca Fieschi und Ludovico Gonzaga Herr von Gazzuolo Sabbioneta Viadana und Casalmaggiore dem altesten Sohn von Gianfrancesco Gonzaga 1446 1496 geboren Im Alter von 13 Jahren im August 1526 wurde sie mit Vespasiano Colonna 1480 1528 dem Sohn von Prospero Colonna verheiratet Vespasiano wurde im Jahr zuvor Witwer von Beatrice Appiano der Tochter des Herrn von Piombino Jacopo IV Appiano und hatte ein kleines Madchen namens Isabella Der Graf von Fondi und Herzog von Traetto ein Cousin dritten Grades und 33 Jahren alter als Giulia war als ob das nicht schon genug ware bei schlechter Gesundheit lahm und verkruppelt 2 Giulia die eine Mitgift von 12 000 Goldscudi mitgebracht hatte wurde nach weniger als zwei Jahren am 13 Marz 1528 Witwe und Erbin ihres Mannes unter der Bedingung dass sie nicht wieder heiratete da in diesem Fall der gesamte Besitz Vespasianos an seine Tochter Isabella fallen wurde nbsp Castello Caetani Fondi in dem heute das Stadtmuseum untergebracht istIn seinem Testament das er am Tag vor seinem Tod verfasste schrieb Vespasiano Ich uberlasse Isabella dem Ippolito Medici dem Neffen des Papstes mit 30 000 Dukaten des Konigreichs als Mitgift und um die Vasallen zu erfreuen und die Nachwelt zu befriedigen sollen ihre Kinder den Nachnamen des Hauses Colonna tragen Fur den Fall dass die Heirat Isabellas mit dem Neffen Ippolito nicht zustande kommen sollte hat meine Frau beschlossen sie einem ihrer Bruder mit 5 000 Dukaten aus den Einkunften des Staates Campagna als Mitgift zu uberlassen Im Ubrigen hinterlasse ich meiner Gattin als Frau und Gonnerin den gesamten vorgenannten Staat und auch das Konigreich und zwar fur den Rest ihres Lebens Wenn sie heiratet nimmt sie ihre Mitgift und Isabella wird Universalerbe sowohl des Staates Campagna als auch des Konigreichs und von Apruzio bleiben 3 Deshalb heiratete Giulia nicht noch einmal wahrend Isabella Ippolito de Medici nicht heiratete der am 10 Januar 1529 vom Medici Papst zum Kardinal ernannt wurde sondern einen Bruder von Giulia Luigi Gonzaga Rodomonte Auf diese Weise bezog Giulia ihre Familie in den Schutz ihrer Lehen ein und behielt gleichzeitig die Freundschaft des einflussreichen Kardinals 4 Isabella ihrerseits hatte von Luigi Gonzaga einen Sohn Vespasiano der eines Tages Herzog von Sabbioneta wurde und nach ihrer Wiederverheiratung musste sich Giulia um den jungen Vespasiano kummern Hof von Fondi Bearbeiten Giulia Gonzaga liess sich in Fondi nieder und forderte mit ihrem Sekretar dem Modeneser Dichter Gandolfo Porrino einen kleinen intellektuellen Kreis im ortlichen Schloss der von Personlichkeiten wie Vittoria Colonna Marcantonio Flaminio Vittore Soranzo Francesco Maria Molza Francesco Berni dem Maler Sebastiano del Piombo der ihr Portrat malte Pier Paolo Vergerio und Pietro Carnesecchi besucht wurde Juan de Valdes der spanische Schriftsteller der in Neapel lebte und sein ganzes Leben im Geruch der Ketzerei stand schrieb am 18 September 1535 an Kardinal Ercole Gonzaga dass er in Fondi gewesen sei mit jener Dame bei der es sehr schade ist dass sie nicht die Dame der ganzen Welt ist obwohl ich glaube dass Gott dafur gesorgt hat dass auch wir anderen armen Menschen in den Genuss ihrer gottlichen Konversation und Freundlichkeit kommen die der Schonheit in nichts nachsteht 5 Ihre Intelligenz und Kultur sowie ihre Schonheit erregten die Aufmerksamkeit bedeutender Dichter der Zeit wie Ariosto und Bernardo Tasso Torquatos Vater der ihr mehrere Sonette widmete nbsp Tizian Portrat von Ippolito de Medici nbsp Anonym Portrat von Giulia GonzagaSelbst Kardinal Ippolito horte nicht auf ihr den Hof zu machen dieser papstliche Legat in Umbrien Vizekanzler Verwalter der Bistumer Casale und Lecce der in seinem romischen Haus in Campo Marzio einen Hofstaat unterhielt widmete ihr seine Ubersetzung des zweiten Buches der Aeneis und schrieb dass das Feuer in seinem Herzen das sie entfache dem von Troja gleiche und ihm Kummer Seufzer und Tranen bereite So wie eine Legende besagt dass sie ihre Ehe mit Vespasiano Colonna nicht vollziehen wollte so wird ihr in einem anderen gegenteiligen Gerucht ein Sohn von Kardinal Ippolito Asdrubale de Medici zugeschrieben 6 Piratenangriff gescheiterter Entfuhrungsversuch Bearbeiten In der Nacht vom 8 auf den 9 August 1534 wurde die Stadt Fondi von dem Korsaren Barbarossa angegriffen der seit Wochen die Sudkuste der Halbinsel plunderte Nach der traditionellen Interpretation der Ereignisse versuchte er sie zu entfuhren um sie Sultan Suleyman I dem Prachtigen zu schenken Durch die Aufmerksamkeit eines Dieners entkam sie eine abenteuerliche Flucht in leichter Kleidung fuhrte sie nach Campodimele Barbarossa plunderte die Stadt und das nahe gelegene Sperlonga wurde dann aber durch den erbitterten Widerstand der Einwohner von Itri zuruckgeschlagen Einige haben sogar behauptet dass Barbarossas Versuch von der Familie Colonna zum Anlass genommen wurde sich der Besitztumer der Gonzaga zu bemachtigen Der Dichter Francesco Maria Molza verfasste nach ihrer Flucht die Ekloge La ninfa fuggitiva etwa Die fluchtige Nymphe Nahe zu Waldensern und zur Reformation Inquisition Bearbeiten Weniger als ein Jahr spater organisierte Kaiser Karl V eine Feldzug gegen Tunis um die Basis von Barbarossas Piratenangriffen zu zerstoren Als der Herrscher am 25 November 1535 nach Neapel zuruckkehrte begab sich Giulia Gonzaga zu ihm nicht nur um ihren Racher zu sehen sondern auch um sich bei ihm einzuschmeicheln und um ihre eigenen hauslichen Streitigkeiten mit der Familie Colonna und ihrer Stieftochter Isabella zu losen Sie blieb in Neapel und trat in das neapolitanische Kloster San Francesco delle Monache ein das durch einen Erlass von Paul III genehmigt wurde um den Laienstand zu erhalten nbsp Anonym Giulia GonzagaOrtensio Lando beschrieb sie als eine Frau die ihre Schonheit vernachlassigt hat alle ihre Gedanken dem Himmel zuwendet und in den heiligen Schriften viel geubter ist als andere Frauen mit der Nadel oder dem Spinnrocken 1536 lernte Giulia in Neapel auch Bernardino Ochino kennen einen beruhmten Prediger General des Kapuzinerordens der vor der Verfolgung durch die Inquisition in die Schweiz geflohen war und in den Kreisen von Valdes verkehrte Valdes machte sie zur Protagonistin seines Dialogs Alfabeto cristiano der 1546 posthum von Gonzaga selbst veroffentlicht wurde Die von Gonzaga geteilten waldensischen Grundsatze bestehen in der Ablehnung ausserer Formen der Frommigkeit in der vertrauensvollen Hingabe an Gott der nachdem er Christus die Strafe fur die Sunden der Menschheit auferlegt hat eine Fahigkeit zur Vergebung bewiesen hat an die der Mensch absolut glauben kann Der Glaube ist demnach eine Erleuchtung durch den Heiligen Geist nicht das Ergebnis einer rationalen Analyse der Heiligen Schrift nbsp Tizian Portrat der Giulia GonzagaNach seinem Tod im Jahr 1541 machte Valdes sie zur Erbin all seiner Schriften und Giulia setzte die Initiativen des Spaniers fort Sie knupfte auch Kontakte zu dem Kreis der sich in Viterbo im Haus des englischen Kardinals Reginald Pole traf der den Reformbestrebungen nahe stand Als 1558 Kardinal Pole in Rom vor dem Tribunal des Heiligen Offiziums erscheinen musste um sich dem Vorwurf der Ketzerei zu stellen und auf dem Sterbebett erklarte dass er katholisch und dem Papst gehorsam sei schrieb Gonzaga an ihren Freund Pietro Carnesecchi dass sie diese Erklarung fur skandalos halte Ihre Bekanntschaft mit Personen die im Verdacht standen der protestantischen Reformation nahezustehen erregte die Aufmerksamkeit der Inquisition Diese begann Beweise fur einen Ketzerprozess zu sammeln aber dank der Intervention ihrer Cousins Kardinal Ercole und Ferrante I Gonzaga kam es nicht dazu Giulia Gonzaga starb am 16 April 1566 im Alter von 53 Jahren in Neapel und hinterliess ihren Neffen Vespasiano als Universalerben Nach ihrem Tod erwirkte Papst Pius V die Konfiszierung ihrer Korrespondenz bei deren Verlesung er sagte dass er sie wenn sie noch am Leben ware lebendig verbrannt hatte 7 Die Untersuchung ihrer Korrespondenz mit Carnesecchi fuhrte jedoch zur Eroffnung eines Ermittlungsverfahrens und eines Prozesses wegen Ketzerei gegen Carnesecchi der am 1 Oktober 1567 auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde In den Protokollen des Inquisitionsprozesses gegen Carnesecchi Gonzaga Pole und Valdes die inzwischen alle verstorben waren wurden sie als lutherische Ketzer bezeichnet Einzelnachweise Bearbeiten Guido Dall Olio Giulia Gonzaga In Dizionario Biografico degli Italiani DBI So beschrieb es der Botschafter von Mantua in Rom anlasslich der Unterzeichnung des Ehevertrags vgl Bruto Amante Giulia Gonzaga contessa di Fondi e il movimento religioso femminile nel secolo XVI Bologna 1896 S 9 B Amante S 58 59 B Amante S 58 59 In B Amante S 80 Luigi Passebrini Hrsg Marietta de Ricci ovvero Firenze al tempo dell assedio racconto Band 6 Florenz 1853 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche B Amante S 394 Der Botschafter Rabbi schrieb am 28 Juni 1566 Hier verstehen wir dass Monsignore Carnesecchi gefangen genommen worden ist da mehrere Briefe von ihm unter den Schriften von D ulia da Gonzaga gefunden worden sind die voll von dieser bosen Saat gewesen sein mussen welche Schriften S S hierher gebracht und gesehen und abgeschrieben hatte da D lulia mit vielen Herren dieses Hofes und mit anderen von ausserhalb Umgang hatte ist es unzweifelhaft dass sich noch andere im Netz befinden Dieser Papst sagte anlasslich dieser Schriften wenn er sie vor ihrem Tod gesehen hatte hatte er sie bei lebendigem Leibe verbrannt Literatur BearbeitenMario Oliva Giulia Gonzaga Colonna tra Rinascimento e Controriforma Mursia Mailand 1985 Salvatore Caponetto La Riforma protestante nell Italia del Cinquecento Claudiana Turin 1997 ISBN 88 7016 153 6 Guido Dall Olio Gonzaga Giulia In Mario Caravale Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 57 Giulini Gonzaga Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 2001 Luigi Muccitelli La contessa di Fondi Giulia Gonzaga Gazzuolo Mantovano 1513 Napoli 1566 Lo Spazio Fondi 2002 Antonio Di Fazio Giulia Gonzaga e il movimento di riforma Caramanica Marina di Minturno 2003 ISBN 88 7425 016 9 Camilla Russell Giulia Gonzaga and the Religious Controversies of Sixteenth century Italy Brepols 2006 Carla Amirante Giulia Gonzaga Centro Internazionale Studi sul Mito 2013 S 56 centrointernazionalestudisulmito com PDF Paolo Bertelli Giulia Gonzaga 1513 1566 L immagine di una signora del rinascimento Un approccio iconografico In Atti Acc Rov Agiati Ser IX Bd VI A Nr 266 2016 S 25 48 tn it PDF Susanna Peyronel Rambaldi Giulia Gonzaga A Gentlewoman in the Italian Reformation Viella Rom 2021 Lieselotte von Eltz Julia Gonzaga In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 35 Bautz Nordhausen 2014 ISBN 978 3 88309 882 1 Sp 514 523 Altere Titel Bearbeiten Bernardo Tasso Rime Lancellotti Bergamo 1749 Ireneo Affo Memorie di tre celebri principesse della famiglia Gonzaga Parma 1787 Bruto Amante Giulia Gonzaga contessa di Fondi e il movimento religioso femminile nel secolo XVI Nicola Zanichelli Bologna 1896 archive org Giovanni Conte Colino Storia di Fondi Neapel 1901 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Giuseppe Paladino Giulia Gonzaga e il movimento valdesiano Tip Sangiovanni Neapel 1909 Romolo Quazza Gonzaga Giulia In Enciclopedia Italiana Bd 17 Giap Gs Rom 1933 Siro Attilio Nulli Giulia Gonzaga Fratelli Treves Mailand 1938 Benedetto Nicolini Giulia Gonzaga e la crisi del valdesianesimo In Atti dell Accademia Pontaniana Band V 1952 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Giulia Gonzaga Sammlung von Bildern Gonzaga Giulia contessa di Fondi In Enciclopedia on line Istituto della Enciclopedia Italiana Rom Portale turistico di Minturno Scuari Castello Baronale Abgerufen am 4 November 2021 Normdaten Person GND 11871810X lobid OGND AKS LCCN n85344644 VIAF 251220554 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gonzaga GiuliaKURZBESCHREIBUNG italienische AdligeGEBURTSDATUM unsicher 1513GEBURTSORT GazzuoloSTERBEDATUM 16 April 1566STERBEORT Neapel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Giulia Gonzaga amp oldid 234395637