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Gibraltar 1 ist die wissenschaftliche Bezeichnung fur einen fossilen Schadel der 1848 in einem Kalksteinbruch Forbes Quarry im Norden von Gibraltar entdeckt wurde Das Fundstuck wurde von George Busk erstmals im Juli 1864 wissenschaftlich beschrieben 1 Es ahnelte dem 1856 entdeckten namensgebenden Fossil Neandertal 1 aus der Nahe von Dusseldorf so sehr dass Busk den Gibraltar Schadel als zweiten unabhangigen Nachweis der gleichen Art Homo neanderthalensis zuschrieb 2 Der Neandertaler Schadel Gibraltar 1Der Schadel Gibraltar 1 vor dem Entfernen der KalkkrustenLebens Rekonstruktion der Frau Gibraltar 1 im Neanderthal Museum Mettmann Inhaltsverzeichnis 1 Fundgeschichte 2 Datierung 3 Gibraltar 2 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeFundgeschichte BearbeitenDie genauen Fundumstande und der Fundhorizont wurden Mitte des 19 Jahrhunderts nicht dokumentiert Gesichert ist daher nur dass der Schadel von einem Mitglied der britischen Streitkrafte Leutnant Edmund Henry Rene Flint 3 der Gibraltar Scientific Society ubergeben wurde Sie dokumentierte den Eingang des Fundes unter dem Datum des 3 Marz 1848 und bewahrte ihn als Kuriosum in ihrer wissenschaftlichen Sammlung auf 1862 besuchten George Busk und Hugh Falconer das britische Uberseegebiet an der Sudspitze der Iberischen Halbinsel und wurden auf den Schadel aufmerksam gemacht Falconer benannte den Schadel 1864 Homo calpicus abgeleitet von lat Mons Calpe dem romischen Namen fur den Felsen von Gibraltar Busk hingegen ordnete ihn 1864 der im Spatsommer des Vorjahres von William King in einem Vortrag vor der Geologischen Sektion der British Association for the Advancement of Science vorgeschlagenen Art Homo neanderthalensis zu Busk veranlasste alsbald dass der Schadel nach London gebracht und 1868 dem Royal College of Surgeons of England vorgestellt wurde Seitdem befindet sich das Fossil in dessen Besitz wurde aber 1955 dem damaligen British Museum Natural History als Leihgabe ubergeben und wird heute im Natural History Museum in London verwahrt 4 In seiner ersten Fundbeschreibung vom Juli 1864 in der in London publizierten Zeitschrift The Reader erwahnt Busk dass ihm der Schadel von seinem Freund Captain Brome dem Direktor des Militargefangnisses von Gibraltar nach England geschickt worden sei Er bescheinigt dem Fund aufgrund seines Aussehens und der anhaftenden Mineralien ein enormes Alter der Schadel gleiche in allen wesentlichen Details einschliesslich der Starke der Knochen dem weithin bekannten Neandertaler Schadel In mancherlei Hinsicht sei er sogar unendlich wertvoller of infinitely higher value als dieser weil er wesentlich vollstandiger erhalten geblieben sei als das Fossil aus Deutschland Zugleich hebt Busk hervor der Fund aus Gibraltar beweise dass die anatomischen Merkmale des namensgebenden Fossils Neandertal 1 keine individuellen Besonderheiten seien sondern dass sie moglicherweise charakteristisch fur eine Rasse waren die vom Rhein bis zu den Saulen des Herkules verbreitet war Schliesslich spottet er Was auch immer an den Ufern der Dussel dem Fundort des Fossils Neandertal 1 passiert sein mag selbst Professor Mayer wird kaum vermuten dass sich ein rachitischer Kosak des Feldzuges von 1814 in den bruchigen Spalten des Felsens von Gibraltar verkrochen hatte 1 Busk spielte in diesem ironischen Kommentar darauf an dass der deutsche Anatom August Franz Josef Karl Mayer der ein entschlossener Anhanger des christlichen Schopfungsglaubens in seiner traditionellen Form war 5 das Fossil Neandertal 1 einem russischen Kosaken zugeschrieben hatte der um 1813 14 in den Wirren der Befreiungskriege gegen Napoleon verstorben sei und bei dem sich die ausgepragten Uberaugenwulste aufgrund standiger Sorgenfalten infolge seiner rachitisch verformten Beine gebildet hatten Da Busk nur unzureichende Kenntnisse auf dem Gebiet der vergleichenden Anatomie des Menschen besass und daher auf die Zusammenarbeit mit Falconer angewiesen war liess Busk nach Falconers unerwartetem Tod im Januar 1865 die Arbeit an einer genauen Beschreibung des Schadels ruhen und griff sie nie wieder auf Zudem blieb die Anerkennung der Neandertaler als Vorlaufer des anatomisch modernen Menschen Homo sapiens noch jahrzehntelang umstritten was beides dazu fuhrte dass der Gibraltar Schadel wieder in Vergessenheit geriet Der Gibraltar Fund von 1848 war nach dem bereits 1829 entdeckten Schadel Engis 2 das zweite der Fachwelt bekannte Fossil eines Neandertalers beide wurden jedoch erst nach der wissenschaftlichen Beschreibung des Fossils Neandertal 1 1857 als Neandertaler erkannt Engis 2 sogar erst 1936 Ware die Bezeichnung Homo calpicus nicht erst 1864 sondern einige Monate fruher vor dem August 1863 vorgeschlagen worden ware dies vermutlich anstelle von Homo neanderthalensis und Neandertaler gemass den internationalen Regeln fur die Zoologische Nomenklatur der heute noch gultige Name der fossilen Gibraltarer 6 da William King seinen Namensvorschlag Homo neanderthalenis erstmals im Verlauf der 33 Tagung der British Association for the Advancement of Science vorgetragen hatte die im August und September 1863 in Newcastle upon Tyne stattgefunden hatte 7 Datierung BearbeitenAuf der Website der Smithsonian Institution wird dem Schadel Gibraltar 1 ein Alter von 70 000 bis 45 000 Jahren zugeschrieben 8 1997 wurde er erstmals als vermutlich einer Neandertaler Frau zugehorig beschrieben 9 fur die ein Korpergewicht von 50 bis 70 kg berechnet wurde 10 2019 wurde die Diagnose weiblich anhand von DNA Merkmalen bestatigt 11 Zugleich wurden die erhalten gebliebenen DNA Fragmente dahingehend interpretiert dass die Neandertalerin engere verwandtschaftliche Merkmale mit zwei wesentlich alteren rund 120 000 Jahre alten Neandertaler Funden aus Belgien und Deutschland aufweist als mit einem annahernd gleich alten rund 49 000 Jahre alten Fund aus Spanien 11 Gibraltar 2 Bearbeiten nbsp Der Kinderschadel Gibraltar 2Im Jahr 1926 wurden Fragmente eines zweiten Schadels mit zugehorigem Unterkiefer entdeckt Archivnummer Gibraltar 2 1986 wurden sie als Uberreste eines Neandertaler Kinds ausgewiesen das im Alter von drei Jahren starb 12 Dieses Fossil wird auch als Devil s Tower Child bezeichnet benannt nach der Fundstelle dem Abri Devil s Tower Mousterian rock shelter Ihm wird ein Alter von 50 000 bis 45 000 Jahren BP zugeschrieben 13 und eine DNA Analyse wies 2019 nach dass das Kind ein Junge war 11 Literatur BearbeitenGeoffrey McKay Morant Studies of Palaeolithic Man II A biometric study of Neanderthaloid skulls and of their relationships to modern racial types In Annals of Eugenics Band 2 Nr 3 4 1927 S 318 380 Alex Menez Almost Homo calpicus The Early History of the Gibraltar Skull Gibraltar National Museum 2018 ISBN 978 1 919655 12 3Weblinks BearbeitenWhen Darwin Met a Neandertal Memento vom 12 November 2012 im Internet Archive Auf sciencemag org vom 22 September 2009Belege Bearbeiten a b George Busk Pithecoid Priscan Man from Gibraltar In The Reader A Review of Literature Science and Art 23 Juli 1864 Digitalisat George Busk Pithecoid Priscan Man from Gibraltar In The Reader vom 23 Juli 1864 deutsch Affenahnlicher alter Mann aus Gibraltar abgeleitet von griech pi8hkos altgr ausgesprochen pithekos Affe und lat priscus alt Alex Menez Custodian of the Gibraltar Skull The History of the Gibraltar Scientific Society In Sciences History Band 37 Nr 1 2018 S 34 62 doi 10 17704 1944 6178 37 1 34 Eintrag Gibraltar 1 in Bernard Wood Hrsg Wiley Blackwell Encyclopedia of Human Evolution Wiley Blackwell 2011 S 281 ISBN 978 1 4051 5510 6 Martin Kuckenberg Lag Eden im Neandertal Auf der Suche nach dem fruhen Menschen Econ Verlag Dusseldorf 1997 ISBN 3 430 15773 0 S 51 Paige Madison The Forgotten Fossil The Wild Homo calpicus of Gibraltar In Endeavour Band 40 Nr 4 2016 S 268 270 doi 10 1016 j endeavour 2016 09 005 William King On the Neanderthal Skull or Reasons for believing it to belong to the Clydian Period and to a species different from that represented by Man In British 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