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Die Geschichte der Nordstadt von Hannover beschreibt die Geschichte des hannoverschen Stadtteils Nordstadt Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Eingemeindung 3 Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg 4 Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehung Bearbeiten nbsp Links Cafe und Restaurant Schlosswende am Konigsworther Platz um 1900An die mittelalterlichen Wustungen im Gebiet der heutigen Nordstadt erinnern nur noch die Strassennamen Am Puttenser Felde und die Schoneworth Die heutige Nordstadt hat sich aus der Steintor Gartengemeinde entwickelt einer einst zum Amt Langenhagen gehorigen landlich strukturierten Verwaltungseinheit die 1793 zum Amt Hannover kam Eine Keimzelle des heutigen Stadtteils erkennt man noch rund um den um 1650 angelegten Alten Judischen Friedhof wo mit der 1742 gegrundeten koniglich privilegierten Wachstuchmacherey vor dem Steinthore Hannovers altester Industriebetrieb entstand Hier steht auch Hannovers letztes erhaltenes Gartenhaus ein klassizistischer Fachwerkbau von 1820 und zugleich das alteste Haus der Nordstadt 1829 wurde eine Gliederung der Steintor Gartengemeinde in acht Ortschaften Konigsworth Schlosswende Nordfeld Fernrode Vorort Ostwende Butersworth und Westwende vorgenommen Eingemeindung BearbeitenDie Steintor Gartengemeinde wurde 1843 zusammen mit den sechs Ortschaften der Aegidientor Gartengemeinde Kirchwende Bult Kleefeld Heidorn Tiefenriede und Emmerberg zur Vorstadt Hannover vereinigt und 1859 nach Hannover eingemeindet Zuvor hatte sich am Engelbosteler Damm schon 1837 das Farbengeschaft Hornemann Hornemannweg niedergelassen aus dem sich spater die Pelikanwerke entwickelten Die Ansiedlung von Industriebetrieben ging vor allem einher mit der Anlage der Bahnstrecke Hannover Minden Kurz nach der Fertigstellung der 1847 entstandenen Bahnhofsgebaude in Hannover waren diese bereits zu klein Ein neuer Produktenbahnhof der spatere Hauptguterbahnhof Hannover musste her Zugleich baute man bis 1870 im Dreieck zwischen Hannovers erster Eisenbahnunterfuhrung am Ende des Engelbosteler Damms und der Kopernikusstrasse einen Rangierbahnhof Hieran erinnern erhaltene Anlagen rund um die alte Ladestrasse Mit der Gleisanbindung zogen 1858 die Geldschrankfabrik Bode Bodestrasse und 1879 die bald marktfuhrende Feinkostfabrik Appel an den Engelbosteler Damm Zum Fabrikgelande mit dem von Anne Koken entwickelten Hummer Logo fuhrt noch immer ein Gleisrest vom Knick der Strasse Vordere Schoneworth Schon um 1858 bereite die Suche nach einem Platz fur den Neuen Judischen Friedhof erhebliche Probleme da nur noch ganz wenige Teile des vorstadtischen Gebietes ganz frei von Ansiedlungen seien Die planlose Bebauung an den alten Wegfuhrungen beiderseits des Engelbosteler Damms zeigt sich in Teilen noch in einer unregelmassigen Ansiedlung von Landarbeiterhauschen und kleinen Handwerksbetrieben Kleinstadtische beinahe landliche Bauten teils noch aus den 1860er Jahren haben sich vereinzelt erhalten am Engelbosteler Damm in der Heisenstrasse An der Strangriede und in der Oberstrasse Die Bausubstanz dieser Zeit zeigt sich beispielhaft am symmetrischen Fassadenaufriss des zweigeschossigen Hauses Heisenstrasse 31 das von jungeren hoheren Mietshausern des spaten 19 Jahrhunderts eingerahmt wird Nachdem die Einwohnerzahl zwischen dem Dorf Hainholz und der ehemaligen Stadtgrenze von Hannover im heutigen Gebiet der Nordstadt auf uber 7 000 Menschen angestiegen war genehmigte das konigliche Ministerium die Grundung einer neuen evangelisch lutherischen Gemeinde Als Gotteshaus diente ab dem 28 August 1859 ubergangsweise die Nikolaikapelle am Klagesmarkt Nach langen Diskussionen und der Einsicht dass die Gemeinde kaum Mittel fur einen Kirchenbau aufbringen konnte schuttete man am nordlichen Ende des Klagesmarkts den inzwischen versandeten Ochsenpump zu und baute mit dem Geld und unter dem Patronat von Konig Georg V 1859 1864 die Christuskirche die als Residenzkirche nahezu gleichzeitig mit dem Welfenschloss entstand Nach der Schlacht bei Langensalza 1866 und der Annexion des Konigreichs Hannover durch Preussen wurde nun noch verstarkt auch das Militar zum bestimmenden Wirtschaftsfaktor in der Nordstadt Anstelle der vorgesehenen Palaste rund um Konigsworther Platz Georgengarten und Welfenschloss fur den Hofstaat der an den Wiener Hof geflohenen Familie Georg V sollten nun weitere Militareinrichtungen und Fabriken entstehen Vier der zahlreichen Kasernen der Garnisonsstadt die sich uber die ganze Stadt verteilten lagen auf dem Gebiet der Nordstadt Nach der schon in den 1850er Jahren errichteten koniglichen Garde du Corps Caserne am Konigsworther Platz wurde 1885 1888 eine weitere Ulanenkaserne der nun Preussischen Provinz Hannover als dreiflugelige Anlage an der Militarstrasse heute Appelstrasse 7 errichtet von dem sich der langgestreckte Pferdestall erhalten hat Gegenuber neben dem neuen Nikolai Friedhof lag das Train Depot des 10 Train Bataillons dessen Kaserne direkt an der Bahnlinie am Mohringsberg lag Das leerstehende Welfenschloss wurde nach einem Intermezzo als Hilfslazarett wahrend des Krieges gegen Frankreich 1871 bis 1879 umgebaut fur die Technische Hochschule Unweit davon bezog die 1843 gegrundete Geschaftsbucherfabrik J C Konig amp Ebhardt in den 1880er Jahren einen Neubau an der Schlosswender Strasse Und schliesslich bezog 1895 auch die Schokoladenfabrik Sprengel ihren dann stetig erweiterten Neubau in der Schaufelder Strasse der sich bald bis in den Knick der Glunderstrasse ausbreiten sollte Der Kofferfabrik gegenuber ebenfalls in der Schaufelder Strasse sind die Gebaude des Aufzugherstellers Havemeyer und Sander der 1974 an die Firma Kone verkauft wurde neuen Nutzungen im Stadtteil zugefuhrt worden Zwischen 1890 und 1903 wurden insgesamt sechs Schulen in der Nordstadt gebaut und von 1897 bis 1900 schliesslich die Feuerwache durch den Architekten Otto Ruprecht Am 27 August 1891 war die Grundsteinlegung fur das neue Stadtische Krankenhaus I das heutige Klinikum Nordstadt Es wurde nach Planen von Paul Rowald im Pavillonstil erbaut Am 31 Januar 1895 wurde der Bau ubergeben am 1 Februar war die Einweihung Die Baukosten betrugen drei Millionen Mark 1898 wurde durch die Hannoveraner Emil Berliner und Joseph Berliner die Deutsche Grammophon Gesellschaft gegrundet in der Kniestrasse wurden die ersten Schallplatten der Welt fabriziert In der dortigen J Berliner Telephon Fabrik vertrieben die Bruder den Hackethal Draht durch die von ihnen gegrundete Hackethal Draht Gesellschaft mbH Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs erlebte die Nordstadt einen rasanten Anstieg ihrer Bevolkerungszahl der eine sehr dichte geschlossene Blockbebauung notwendig machte Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg BearbeitenDer Erste Weltkrieg brachte einen grossen Ruckschritt Viele der hier angesiedelten kleinen Fuhrunternehmen mussten wegen Auftragsmangels schliessen Der Wegfall preiswerter Importe aus den deutschen Kolonien und die galoppierende Inflation belastete die hier ansassige Konsumguterindustrie Sprengel Die Lebensumstande der Kleinen Leute in der Nordstadt von der Weimarer Republik uber das Deutsche Jungvolk Pimpfe die Hitlerjugend und den Noten bis zum Jahr 1946 beschreibt das Buch Die Leute vom Damme Es beinhaltet die Kindheitserinnerungen des hier aufgewachsenen Spiegel Mitbegrunders und spateren Herausgebers des Manager Magazins Leo Brawand Am 25 Marz 1945 vormittags wurde die Nordstadt in einem beinahe zweieinhalbstundigen Grossangriff zerstort 1 Durch die Luftangriffe auf Hannover wurde vor allem das Gebiet ostlich des Engelbosteler Damms zerstort bedingt durch unmittelbare Nahe zum Hauptguterbahnhof Hannover und die angrenzende Continental AG Die Fliegerbomben sollten vor allem die kriegswichtige Gummiproduktion und die Transportmoglichkeiten der Eisenbahn treffen Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg BearbeitenDer Wiederaufbau in den 1950er Jahren zeigte anfangs grosse wirtschaftliche Erfolge die mit einem erneuten Anstieg der Bevolkerungszahl einhergingen Ab 1972 setzte ein schleichender wirtschaftlicher Niedergang ein der zu zahlreichen Firmenschliessungen und Arbeitsplatzverlusten fuhrte Lediglich die Universitat konnte ihren dominierenden Einfluss auf den Stadtteil weiter ausbauen Im Zuge der Umnutzung des ehemaligen Hauptguterbahnhofs werden auf dem grossen Brachgelande zwischen Bahnstrecke und der neu geschaffenen Gertrud Knebusch Strasse Gewerbebauten errichtet Die umgebauten Hallen beherbergen heute Lebensmittelgrosshandel und Sporteinrichtungen Vor allem im nordlichen Bereich zwischen Weidendamm und Engelbosteler Damm haben sich kleine und mittelstandische Unternehmen gehalten Hier finden sich auch mehrere Moscheen verschiedener Religionsgruppen Um dem Verfall der alten Bausubstanz entgegenzuwirken und den Stadtteil insbesondere fur junge Familien wieder attraktiver zu machen wurde 1985 ein umfangreiches Stadtteilsanierungsprogramm gestartet Im Zuge dieser Massnahmen kam es auch zu spektakularen Grundstucksverkaufen und gewalttatigen Auseinandersetzungen mit Hausbesetzern aus der autonomen Szene die sich dadurch in der Nordstadt mehrere Zentren erkampft haben Besonders bei den Chaostagen 1995 war die Nordstadt mit dem Sprengelgelande im Zentrum ein Schauplatz der Auseinandersetzungen zwischen Punks und Polizei Literatur BearbeitenKlaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hrsg Stadtlexikon Hannover Von den Anfangen bis zur Gegenwart Schlutersche Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 Weblinks BearbeitenChronik der Nordstadt private HomepageEinzelnachweise Bearbeiten Hans Joachim Toll Zehn Jahre spater in ders Die Nacht vor dem Tag ohne Sonne Ein Dokumentarbericht von Leben und Tod der Stadt Hannover Sonderdruck des Dokumentarberichts erschienen in der Hannoverschen Presse Hannover Hannoversche Druck und Verlagsgesellschaft 1953 S 24 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Nordstadt von Hannover amp oldid 238115094