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Die Geschichte der Milchwirtschaft in Osterreich stellt die Erzeugung Weiterverarbeitung und Handel mit Milch und Milcherzeugnissen in Osterreich dar Aufgrund des zeitweise weit uber verschiedenste kulturelle und geographische Raume sich ausdehnenden Reichs wird als Osterreich hier nur jener Raum behandelt der sich mit dem heutigen Territorium deckt Historisches Emaillewerbeschild fur osterreichische Milch im Stadtmuseum TraiskirchenAb dem 19 Jahrhundert entstand in Osterreich aus der bestehenden kleinbauerlichen Milchproduktion im Zuge zunehmender Mechanisierung und Industrialisierung eine moderne Milchwirtschaft Dabei kam es zu einer Professionalisierung und Spezialisierung von Berufen und Betrieben sowie zur Bildung neuer Organisationsformen wie Genossenschaften und Molkereien Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Milchwirtschaft hauptsachlich auf Expansion getrimmt ein Modell das in den 1970er Jahren zunehmend instabiler wurde Mit der sogenannten okosozialen Agrarpolitik konnten viele der kritischen Punkte dieser Zeit behoben werden bevor Osterreich 1995 dann Teil der Europaischen Union wurde und damit auch die osterreichische Milchwirtschaft sich in einem gesamteuropaischen Wirtschaftsmarkt wiederfand Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Industrialisierung der Milchwirtschaft in Osterreich Ungarn 2 1 Die Wiener Milchausstellung 1872 2 2 Organisation der osterreichischen Milchwirtschaft in den ersten Jahren 2 3 Der Erste Weltkrieg 3 Die Erste Republik 3 1 Probleme nach dem Krieg 3 2 Innovationen in der osterreichischen Milchwirtschaft 3 3 Ausbildung im Molkereiwesen 3 4 Uberschussproduktion 3 5 Organisation der Milchwirtschaft 3 6 Regelung des osterreichischen Milchmarktes 3 7 Aussenhandel mit Milchprodukten 3 8 Die Milchpropaganda 4 Milchwirtschaftliche Lenkung wahrend der NS Zeit 1938 1945 5 Die osterreichische Milchwirtschaft nach 1945 und in der Gegenwart 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenEs wird vermutet dass bereits zu Beginn des Neolithikums Schafe Ziegen und Rinder im Sudosten Europas als Fleischlieferanten genutzt und im mediterranen Europa ab der Mitte des 6 Jahrtausends v Chr auch zur Milcherzeugung gehalten wurden Unverarbeitete Milch war wegen der enthaltenen Laktose fur die Mehrzahl der Menschen damals aber nicht verdaulich erst eine Verarbeitung reduzierte den Laktosegehalt Vor rund 8000 bis 7500 Jahren wurde in Rumanien und Ungarn wohl schon Milch verarbeitet und Kase vor bereits 6800 bis 7400 Jahren im heutigen Polen 1 hergestellt 2 Voraussetzung fur den Siegeszug der Milch selbst als Lebensmittel war die genetische Entwicklung der Laktosetoleranz die vermutlich vor rund 7 500 Jahren im heutigen Ungarn ihren Ursprung hatte Ihre rasche Verbreitung erst erlaubte die Verdauung unverarbeiteter Milch Vor rund 5000 Jahren hatte sich diese genetische Anpassung bereits uber den grossten Teil Nord und Mitteleuropas ausgebreitet und Milchviehhaltung war ein beherrschender Baustein der Ernahrung geworden 1 Im Alpenraum wurde die Technik der Kaseherstellung wahrscheinlich durch die Kelten eingefuhrt In der Subsistenzwirtschaft des Mittelalters waren neben Rindern noch Schafe und Ziegen bedeutende Milchlieferanten insbesondere in den Bergen oder auf mageren Boden Erst ab dem spaten Mittelalter wurden im Voralpen und Alpenraum mehrheitlich Rinder zur Milcherzeugung gehalten ihre Milch wurde hauptsachlich zu Kase und Zieger verarbeitet Mit der Verbreitung des Labkases am Ende des Mittelalters wurde Kase transportfahiger und so ein Handelsgut 3 Industrialisierung der Milchwirtschaft in Osterreich Ungarn BearbeitenIn den 1870er Jahren sanken in Osterreich Ungarn die Getreidepreise und spater auch Schafwollpreise durch die Konkurrenz aus Ubersee Das fuhrte dazu dass die Milchwirtschaft ausgeweitet wurde und an Bedeutung gewann Dabei wurde sie von der Politik einzelnen Fachmannern und milchwirtschaftlichen Vereinen gezielt gefordert Das erste umfassende Buch uber Milchwirtschaft in Deutschland wurde 1870 von Benno Martiny herausgegeben 4 Kurz vor der Wende zum 20 Jahrhundert wurden auch die ersten Wanderlehrer und Instruktoren angestellt doch nach wie vor herrschte ein Fachkraftemangel Diesem Fachkraftemangel sollte durch die Grundung der Hochschule fur Bodenkultur 1872 und durch die Grundung mittlerer und niederer Landwirtschaftsschulen entgegengewirkt werden 5 nbsp Die Hochschule fur Bodenkultur 1896Mit der Spezialisierung der Milchwirtschaft ging ein Wandel einher Milch und ihre Verarbeitung fruher Frauenarbeit wurde zunehmend zu Mannerarbeit und aus einfachen landwirtschaftlichen Tatigkeiten bildeten sich neue Berufe in der entstehenden Milchwirtschaft aus eine Entwicklung die sich im fruhen 20 Jahrhundert weiter verstarkte Die Wiener Molkereiausstellung veranlasste Martin Wilckens 1873 zu seiner alp und milchwirtschaftlichen Studienreise durch die Alpenlander und er fuhrte an der Hochschule fur Bodenkultur in Wien die Milchwirtschaft als Vorlesungsgegenstand ein verbunden mit praktischen Ubungen der Milchuntersuchungen sowie der Butter und Kaseherstellung Diese gelten als die ersten milchwirtschaftlichen Vorlesungen im deutschsprachigen Raum 6 A H Benno Martiny widmete sich der Praxis der Milchwirtschaft und kaufte 1874 Gut Litzelhof bei Spittal in Karnten und bewirtschaftete es sechs Jahre Dort grundete er eine vorbildliche Milchviehzucht in der die Kuhe bei 370 bis 400 kg Gewicht eine durchschnittliche jahrliche Milchleistung von 2728 kg brachten die Hochstleistung lag bei 3500 kg Die Erfahrungen daraus flossen in Leitfaden fur die Milchviehzucht die Kennzeichnung von Zuchttieren und die Zuchtbuchfuhrung ein Zusammen mit C Schutz dem Landessekretar der Landwirtschaftsgesellschaft hat Martiny in Karnten neue Kasesorten eingefuhrt und auch sonst viel fur die karntnerische Milchwirtschaft getan 4 Die Wiener Milchausstellung 1872 Bearbeiten 1872 veranstaltete das k amp k Ackerbauministerium die Osterreichische Molkereiausstellung in Wien Die Idee dazu hatte Graf Berlupt Tissac Auf dieser Ausstellung trafen sich die wichtigsten Vertreter der Milchwirtschaftsforderung und der Milchwirtschaftswissenschaft Auf der vielseitigen Ausstellung wurden einerseits Milchprodukte und andererseits auch Gerate zu deren Herstellung gezeigt 41 inlandische Aussteller fur Butter und Butterschmalz und 195 Aussteller fur Kase prasentierten dabei ihre Produkte Allerdings war die Butterausstellung wenig befriedigend und viele der ausgesetzten Preise konnten aufgrund der mangelnden Qualitat nicht verteilt werden Bei der Kaseausstellung hingegen konnten die osterreichischen Kasereien ihre Leistungsfahigkeit unter Beweis stellen Vorarlberg war bei den Hartkasen das erfolgreichste Kronland gefolgt von Tirol und Salzburg Bei den romadurartigen Kasen war Karnten das erfolgreichste Kronland Auch Kondensmilch die damals in Osterreich an zwei Orten erzeugt wurde wurde ausgestellt Bei der Gerateausstellung erhielt das Lefeldt sche Butterfass die Goldmedaille Die Wiener Molkereiausstellung war wie zum Beispiel bei der Milchzentrifuge der Ausgangspunkt fur viele Neuerungen Sie sorgte dafur dass sich die Errungenschaften der danischen Milchwirtschaft in Osterreich und Deutschland verbreitet haben 4 Organisation der osterreichischen Milchwirtschaft in den ersten Jahren BearbeitenSchon Mitte des 19 Jahrhunderts gab es gewerbliche Unternehmen die sich der handwerklichen Verarbeitung der Milch und der Herstellung von Milchprodukten widmeten Daneben entstanden Gemeinschaftsbetriebe die durch den genossenschaftlichen Zusammenschluss der Bauern entstanden Durch das rasche Wachstum der Stadte und Industriezentren am Ende des 19 Jahrhunderts stieg die Bedeutung der Verarbeitung der Milch als neuer Wirtschaftszweig Die Ballungsraume wurden von den Bauern der Umgebung und von landwirtschaftlichen Grossbetrieben versorgt Jene Bauern die weiter weg von den Ballungszentren ihren Hof hatten konnte ihre Milch dort erst vermarkten als dies die organisatorische Zusammenarbeit von Betrieben und die gleichzeitige Errichtung von Verarbeitungsstatten ermoglichten Die ersten Genossenschaften wurden vom Geldmangel in ihrem Handlungsspielraum stark eingeschrankt So war teilweise aufgrund der finanziellen Not der Bau einer Molkerei unmoglich oder nur durch grosse Schulden realisierbar was viele Genossenschaften an den Rand des Ruins brachte und so zur Auflosung zwang Das anderte sich erst durch den Volkerbundkredit welcher der osterreichischen Milchwirtschaft gewahrt wurde nbsp Ehemalige Milchsammelstelle in HaschendorfVon den beiden moglichen Formen des Zusammenschlusses zur gemeinsamen Verwertung in der Entstehungszeit der Molkereien der genossenschaftlichen und der privatwirtschaftlichen Milchverarbeitung entschieden sich die Bauern meistens aufgrund des ungleich grosseren wirtschaftlichen Ruckhalts fur die genossenschaftliche Form Damit begann der ausserordentliche Aufschwung der milchwirtschaftlichen Genossenschaften der noch bis heute andauert Selbst in entlegenen Talern wurden genossenschaftliche Sennereien Kasereien und Molkereien mit einem dichten Netz aus Milchsammelstellen gegrundet Getragen war der Genossenschaftsgedanke von Gemeinsinn und Selbstverwaltung Bei den privaten Molkereien Kasereien und Milchgrosshandlern handelte es sich meist um Klein und Mittelbetriebe die von einzelnen Familien gelenkt wurden In Wien gingen die Privatbetriebe hingegen in erster Linie aus den stadtischen Milchgrosshandlern hervor Die Genossenschaften haben sich schliesslich zu sechs regionalen Verwertungszentralen und Absatzorganisationen zusammengeschlossen Diese ubernahmen alle wirtschaftlichen Aufgaben die die Genossenschaften nicht erfullen konnten Dazu zahlten die uberregionale Vermarktung und der Vertrieb der fertigen Milchprodukte Die einzige Verwaltungszentrale die noch vor dem Ersten Weltkrieg gegrundet wurde war die seit 1900 bestehende Erste Zentral Teebutter Verkaufsgenossenschaft Scharding Die meisten anderen wurden in der Zwischenkriegszeit gegrundet Die Erste Zentral Teebutter Verkaufsgenossenschaft Scharding die spater in Schardinger Oberosterreicher Molkereiverband umbenannt wurde und 1977 mit dem gewerblichen Molkereiverband Mauerkirchen fusionierte wurde 1900 gegrundet 1921 wurde die Alma Vorarlberger Kasefabriken und Export reg Gen m b H gegrundet 1928 entstand der Molkereiverband fur Niederosterreich zwanzig Jahre spater 1948 der Burgenlandische Molkerei und Milchgenossenschaftenverband reg Gen m b H 1970 entstand durch die Fusion des 1934 gegrundeten Steirischen Molkereiverbandes mit dem Molkereiverband Karnten und mit der Steirischen Viehverwertungsgenossenschaft der Agrosserta Agrarverwertungsverband reg Gen m b H Im selben Jahr fusionierten der 1931 gegrundete Salzburger Molkerei und Kasereiverband mit dem 1932 gegrundeten Tiroler Sennereiverband zur Alpi Alpenlandischen Milchindustrie reg Gen m b H 7 nbsp Elektrische Melkmaschine um 1910Entscheidend fur die heutige Bedeutung der Milchwirtschaft war unter anderem auch die Entwicklung einer fortgeschrittenen Melktechnik Jahrtausendelang wurden Kuhe aufwendig von Hand gemolken dabei wurde die Milch mit Zeigefinger und Daumen aus der Zitze gestreift In Nordamerika wurde im 19 Jahrhundert bereits intensiv an maschinellen Melkverfahren geforscht Zwischen 1870 und 1890 wurden ca 100 Patente angemeldet die aber alle in der Praxis versagten 8 Spatestens seit dem Jahr 1873 waren in Osterreich genauer gesagt der cisleithanischen Reichshalfte des Habsburgerreiches Melkmaschinen nach amerikanischem Patent erhaltlich Diese wurden von den Handlern naturlich in den hochsten Tonen gelobt 9 was allerdings nicht unbedingt der Wahrheit entsprochen hat Der Erste Weltkrieg Bearbeiten In den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wurden eine Reihe gesetzlicher Massnahmen zur Regelung des osterreichischen Milchmarktes diskutiert aber nicht verwirklicht Nach Kriegsausbruch nutzte das British Empire seine einzigartige Seemacht fur eine Blockade der Mittelmachte Diese Blockade das Deutsche Kaiserreich importierte damals Weizen und andere Lebensmittel in grossem Umfang fuhrte alsbald zu Nahrungsmittelknappheit und 1917 1918 zu Hunger bei vielen Soldaten und Zivilisten siehe Steckrubenwinter Viele Kuhe wurden geschlachtet die Milchversorgung Wiens und anderer grosser Stadte brach zusammen 1914 war die osterreichische Milchwirtschaft in einem starken Aufschwung Fur eine geregelte Versorgung der Bevolkerung mit qualitativ hochwertigen Milchprodukten waren im Molkereibereich zahlreiche Zu und Neubauten geplant Durch den Krieg kam es zu schweren Erschutterungen in der Milchwirtschaft zum einen durch die schonungslosen Vieh und Pferderequisitionen zum anderen weil die Militartransporte die Bahnanlieferung der Milch lahmgelegten Dies trug zu Versorgungsengpassen und zu einem starken Anstieg der Nahrungsmittelpreise bei Obwohl der Erzeugerpreis der Milch um 20 angehoben wurde war dies kein Anreiz fur die damaligen Produzenten die Milchanlieferung zu erhohen zumal es eine Inflation gab siehe auch Deutsche Inflation 1914 bis 1923 Verscharft wurde diese Situation durch eine Durre im Jahr 1915 die das Grunfutter verknappte Auch Kraftfutter gab es kaum noch zu kaufen Zusatzlich hatte eine Maul und Klauenseuche die Milchergiebigkeit und den Viehbestand herabgesetzt Um dem Engpass zu begegnen erhohte man die Einfuhr von Kondens und Trockenmilch aus dem neutralen Ausland Um die Milchversorgung der Grossstadte zu sichern wurden einzelne Molkereibetriebe zu staatlich geschutzten Unternehmen erklart und unter militarischen Schutz gestellt Per Verordnung wurde am 11 September 1916 die vollkommene Reglementierung und Lenkung der Milchproduktion festgeschrieben Das war der Beginn der Zwangsbewirtschaftung Diese Verordnung beinhaltete folgende Punkte siehe auch Kriegswirtschaft Ablieferungsverpflichtung zur Deckung des Bedarfs in Wien Betriebsvorrate Einblick bei den Milchproduzenten in Bezug auf Milchabnehmer Festsetzung von Hochstpreisen fur Milch in den Milchversorgungsstellen Wirtschaftsaufzeichnungen Funf Monate spater ab 18 Februar 1917 konnte man in Wien Milch nur noch mit amtlichen Milchkarten beziehen Die amtlichen Massnahmen brachten vermutlich keine Verbesserung der Milchversorgung 7 Die Erste Republik BearbeitenProbleme nach dem Krieg Bearbeiten Als die Kriegswirtschaft aufgehoben worden war begann man systematisch die Landwirtschaft aufzubauen Von allen Zweigen der Landwirtschaft wurde die Milchwirtschaft am starksten gefordert Mit dem Kriegsende war der Tiefpunkt der Milchversorgung in Osterreich jedoch noch nicht erreicht Zur Verschlechterung der Notsituation in der Nachkriegszeit trugen die verscharfte Viehrequisition der Futtermittelmangel zuruckkehrende Frontsoldaten Streiks Seuchen usw bei Um die Situation zu verbessern wurde standig nach Losungen gesucht Die Stadt Wien kaufte zum Beispiel 1500 Kuhe aus dem Ausland deren Milch ausschliesslich Kindern und Kranken zugutekommen sollte Man genehmigte den Bauern keinen Erzeugerpreis der die Entstehungskosten deckte andere Artikel wurden durch die Inflation teurer Milch wurde am Schwarzmarkt zeitweise mit dem Funffachen des amtlichen Hochstpreises gehandelt Auch fur aus dem Ausland importierte Trocken und Kondensmilch wurden Hochstpreise bezahlt Fur eine Dose mit 1 5 l ungezuckerter Kondensmilch musste man bis zu 26 Osterreichische Kronen zahlen 7 Innovationen in der osterreichischen Milchwirtschaft Bearbeiten Seit der Mitte der 1920er Jahre gab es in der osterreichischen Milchwirtschaft einen kraftigen Aufschwung Besonders gefordert wurde dieser Aufschwung durch den Volkerbundkredit den Osterreich auf Veranlassung des damaligen Bundesprasidenten Michael Hainisch erhalten hatte Der Volkerbundkredit wurde 1926 genehmigt und in den folgenden Jahren wurden in Osterreich 35 grossere Kasereien und Molkereien errichtet Insgesamt gab es 1936 in ganz Osterreich 858 Molkereien und Kasereien davon 400 Hartkasereien die sich hauptsachlich in Vorarlberg Tirol und Salzburg befanden 80 Weichkasereien und 180 Buttereien Die restlichen Betriebe waren Konsummilchmolkereien Osterreich hat viele Verbesserungen in der Milchwirtschaft von der Schweiz ubernommen 10 Ein Produkt das in der Zwischenkriegszeit neu in Osterreich war war der Schmelzkase 1925 begann die 1921 gegrundete Alma Genossenschaft in Bregenz mit der Schmelzkaseproduktion da sie in den ersten Jahren Probleme hatte die traditionellen Kasesorten zu verkaufen und im Schmelzkase eine wirtschaftlich sinnvolle Alternative zu den traditionellen Kasesorten sah 11 Ausbildung im Molkereiwesen Bearbeiten Der milchwirtschaftlichen Unterricht auf Hochschulniveau fand an der Hochschule fur Bodenkultur statt dort gab es eine die Lehrkanzel fur Molkereiwesen und landwirtschaftliche Bakteriologie Daneben gab es noch die sehr gut eingerichtete Bundeslehr und Versuchsanstalt in Wolfpassing bei Wieselburg gegrundet 1930 sowie zwei Molkerei und Kasereischulen und drei Lehrkasereien 12 In den osterreichischen Alpenlandern gab es zwei Schulen fur die freiwillige Ausbildung des Molkereipersonals Eine war Rotholz in Tirol und die andere Winkelhof in Oberalm Salzburg Die Kurse dauerten in Oberalm vier Monate in Rotholz sieben Monate allerdings gab es keine verbindlichen Vorschriften fur die Ausbildung Beide Schulen beendeten ihre Kurse mit Prufungen Die Molkereigenossen wurden in Wolfpassing Niederosterreich in zehnmonatigen Kursen ausgebildet Doch auch in Wolfpassing gab es sechsmonatige Kurse fur das leitende Fachpersonal und Fachlehrgange von kurzerer Dauer 13 Eine andere Schule die sich nicht lange halten konnte war die im Anschluss an die Ackerbauschule Ritzlhof Ansfelden OO errichtete Lehrmolkerei fur Butter und Weichkaseerzeugung Sie wurde 1927 vom oberosterreichischen Landeskulturrat errichtet und nach nur sechs Jahren wieder geschlossen In Imst und Lienz gab es Lehrsennereien angeschlossen an die dortigen landwirtschaftlichen Schulen die der Vorbereitung auf die Kasereischule in Rotholz dienten In Salzburg wurden die Schuler in der Lehrkaserei in Seekirchen praktisch auf die Schule in Winkelhof vorbereitet 14 Aber auch das Melkpersonal wurde geschult Die niederosterreichische Landeslandwirtschaftskammer betrieb eine Berufsmelkerschule in Laxenburg Die Schule wurde 1928 gegrundet Sie verfugte durchschnittlich uber 140 Kuhe der Stall war Eigentum des Kriegsgeschadigtenfonds Die Kurse dauerten sechs Monate mit 15 Schulern pro Kurs Daruber hinaus gab es noch weitere Melker und Viehhaltungsschulen wie zum Beispiel in Judenau bei Tulln wo die Kurse zwei Monate dauerten Auch in Ritzlhof in Oberosterreich am Ossiacher Tauern in Karnten mit sechsmonatigen Kursen und an der Landesschule Litzelhof bei Spittal an der Drau in Karnten gab es Ausbildungsstatten In den Bundeslandern Tirol Oberosterreich und Steiermark waren sogar Melklehrer angestellt 15 Uberschussproduktion Bearbeiten Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte Milchmangel der aber rasch behoben werden konnte und schon bald in eine Uberschusssituation uberging Auf freiwilliger Basis wurde 1930 ein Milchausgleichsfond geschaffen damit die Erzeuger unabhangig von der spateren Verwendung einen einheitlichen Erzeugerpreis bekamen Die Milchproduktion in Osterreich stieg ab 1919 innerhalb von nur vier Jahren von 1 201 665 t auf 1 827 245 t In Wien erhohte sich die Milchanlieferung von 1922 bis 1924 sprunghaft Wurden 1922 59 722 t im Jahr angeliefert waren es 1923 schon 143 897 t und 1924 226 800 t Das bedeutet dass sich die Anlieferung nach Wien innerhalb von zwei Jahren um 379 erhoht hat Zwar fanden durch den freien Milchverkehr die Bauern wieder Interesse an der Milchproduktion aber bei den Verbrauchern musste das Interesse am Milchkonsum erst wieder geweckt werden Durch die gigantische Inflation im Jahr 1922 mussten die Preise alle zwei Wochen neu festgesetzt werden Lag der Milchpreis bis zur Freigabe des Milchhandels bei 60 Kronen pro Liter wurde er am 14 Januar auf 100 Kronen erhoht Am 1 Dezember lag er gar bei 4250 Kronen Durch die grossen Unsicherheiten am Milchmarkt kam es zu Protesten der Milchbauern Milchhandler und Molkereien 7 Organisation der Milchwirtschaft Bearbeiten In der Zwischenkriegszeit konzentrierte sich die Milch und Viehwirtschaft auf die westlichen Teile des Landes Dort waren 97 99 der landwirtschaftlichen Flache Grunland Damals waren noch 27 2 der Bevolkerung in den land und forstwirtschaftlichen Berufen tatig 52 der Milch wurden 1936 getrunken 14 wurden zur Aufzucht gebraucht 22 wurden zu Butter und 12 zu Kase verarbeitet 11 der Milch wurden alleine in Wien verbraucht Die Versorgung Wiens wurde durch funf grosse und einige kleinere Molkereien ubernommen Rund um Wien wurden Ausgleichsmolkereien errichtet die den Uberschuss abfingen und ihn verarbeiteten In Tirol Vorarlberg und Salzburg lag der Schwerpunkt eher auf der Laibkaseherstellung Emmentaler und Groyer wahrend in Oberosterreich und der Steiermark die Butterproduktion und die Weichkaseherstellung vorherrschend waren Von den ca 25 Mio kg Butter die Mitte der 1930er Jahre jahrlich erzeugt wurden stammten 7 Mio aus der Hausproduktion Daneben wurden 5 Mio kg Weichkase und 15 Mio kg Hartkase erzeugt 10 Die Milch die in die Grossstadte geliefert wurde war wegen der langen Transportwege oft von geringer Qualitat und mit hohen Transportkosten belastet Bei Frischmilch spielten die hohen Transportkosten keine grosse Rolle anders bei anderen Milchprodukten deren Abfallprodukte wie etwa Mager Buttermilch oder Molke der Verwertung zugefuhrt werden mussten was neuerlich Transportkosten verursachte So war die Verarbeitung der Milch in der Grossstadt ein Verlustgeschaft das auf ein Minimum reduziert werden sollte Der erste Schritt in diese Richtung war die Regelung des Milchverkehrs 7 Von den 858 Betrieben die es 1936 in Osterreich gab waren ca 320 genossenschaftlich organisiert mit einer durchschnittlichen Verarbeitungsmenge von 3 000 bis 4 000 l taglich Daruber hinaus gab es noch 780 Alpkasereien und 900 Milchgenossenschaften Die wichtigsten dieser Genossenschaften waren der Oberosterreichische Molkereiverband oder die Erste Oberosterreichische Zentral Teebutter Verkaufsgenossenschaft in Scharding der Landesverband der Milch und Molkereigenossenschaften Niederosterreich der Verband der Steirischen Milchgenossenschaften der Verband der Privatmolkereien und Kasereien Osterreichs der Tiroler Sennereiverband der Salzburger Kasereiverband der Reichsverein fur Butter und Kasegrosshandler Osterreichs und die Berufsstandische Vereinigung der Butterhandler Osterreichs Die Dachorganisation war von 1922 an der Milchwirtschaftliche Verein der 1934 in die Milchwirtschaftliche Reichsvereinigung Osterreichs umgewandelt wurde Diese gliederte sich in sieben Sektionen Ihr war noch die Wirtschaftsvereinigung von Kasereiverbanden der osterreichischen Alpenlander angegliedert 12 In der Zwischenkriegszeit war Vorarlberg der wichtigste Kaseproduzent Osterreichs 1923 produzierte Vorarlberg 45 des osterreichischen Kases Um das Jahr 1938 betrug der Vorarlberger Anteil am osterreichischen Kaseexport 38 9 Davon ubernahm die Genossenschaft Alma fast die Halfte Zehn weitere Handler teilten sich den Rest wobei Josef Rupp aus Lochau der grosste Handler war Regelung des osterreichischen Milchmarktes Bearbeiten Die staatlichen Zuschusse fur Kondensmilch und den Kraftfutterkauf wurden in den 1920er Jahren wegen Geldmangel abgebaut Zur Freigabe des Milchverkehrs und Milchpreises wurden neben den oben bereits erwahnten Grunden fur die Milchnot folgende Grunde angefuhrt Anstieg der Fleischpreise Transportschwierigkeiten Schleichhandel offentliche Bewirtschaftung der Milch amtlich PreisfestsetzungAlle Verordnungen die bisher den Verkehr mit Milch und Molkereiprodukten regelten wurden am ersten Juni 1922 aufgehoben Nun konnten zwischen Milchbauern und den Abnehmern freie Liefervertrage abgeschlossen werden allerdings nur im Rahmen des Preistreibergesetzes Diese Massnahmen wirkten aus zwei Grunden zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht in vollem Umfang Erstens waren die kriegsbedingten Verluste beim Milchviehbestand noch nicht aufgeholt zweitens hatten die Alpengebiete die Umstellung auf die erhohte Milchproduktion noch nicht geschafft Wahrend der Weltwirtschaftskrise verscharften sich die Preiszusammenbruche Absatzkrisen das gegenseitige Unterbieten und die grenzenlose Not der Milchbauern in den marktfernen Gebieten so weit dass ein Zusammenbruch zu befurchten war 1931 setzte sich auf Grund der Probleme in Wien die Erkenntnis durch dass eine bessere Koordination der Milchwirtschaftspolitik notig war Die Entwicklung der osterreichischen Milchwirtschaft hin zu der erdruckenden Uberproduktion erforderte zwangslaufig Massnahmen um den Milchpreis auf einem rentablen Niveau zu halten Diese Massnahmen geschahen vorerst auf freiwilliger erst spater auf gesetzlicher Basis Schon 1928 hatte Hausler auf die neue Milchpreisgestaltung in der Schweiz hingewiesen die dort zur Stabilisierung des Kasepreises verwendet wurde namlich der Schaffung eines Milchausgleichsfonds Darum wurde eine Reihe von Gesetzen und Verordnungen geschaffen Der Milchausgleichsfonds wurde 1931 geschaffen 1934 wurden die Milchpreisverordnung und das Milchverkehrsgesetz erlassen 7 Mit dem Milchausgleichsfondsgesetz kam auch die gesetzliche Preisregelung fur Milch in Osterreich 16 1934 wurde das Milchverkehrsgesetz erlassen es wurde am 31 August 1934 verkundet und trat einen Tag spater in Kraft 17 Das Milchverkehrsgesetz regelte die Lieferung der Milch in grossere Verbraucherorte und auch die Verarbeitung der Milch zu Butter Kase Kondens und Trockenmilch Da einer sinkenden Nachfrage ein Mehrangebot gegenuberstand wurde durch diese Regulierung versucht die Erzeugung dem Bedarf anzupassen und so das Preisniveau zu halten Den Molkereien wurden Anlieferungsgebiete zugeteilt und den Erzeugern Lieferbeschrankungen auferlegt Dazu erhielten sie von der Landwirtschaftskammer auf Basis der letzten drei Jahre Anlieferungsscheine auf denen die zu liefernde Menge in Trink und Werkmilch unterteilt verzeichnet war Durch die Milchpreisbestimmungskommission wurden die Milchpreise die durch die Kriegswirtschaft weit unter den Entstehungskosten lagen langsam an die Produktionskosten angepasst Sie entstand auf freiwilliger Basis 1922 fur den Bereich des Wiener Milchmarktes In ihr waren Produzenten Handler Molkereien Land und Forstwirtschaft Behorden und Fachverbande paritatisch vertreten Die von dieser Kommission festgesetzten Preise waren nicht bindend wurden aber meistens eingehalten Sie wurde auf Initiative des Generalsekretars der Osterreichischen Landwirtschaftsgesellschaft gebildet 7 Durch das Bundesgesetz vom 17 Juli 1931 wurde die Errichtung eines Milchausgleichsfonds beschlossen Das war der Beginn der gesetzlichen Regelung des Milchmarktes in Osterreich Das Gesetz uber die Errichtung eines Milchausgleichsfonds war anfangs nur fur die Bundeslander Niederosterreich Oberosterreich Steiermark und Wien vorgesehen Auf Karnten Salzburg und Tirol wurde es erst gut zwei Jahre spater am 10 August 1933 ausgeweitet und erst als es am 24 November 1933 auch auf Vorarlberg ausgeweitet wurde galt es fur das ganze Bundesgebiet Bis zum Anschluss Osterreichs wurde die gesetzliche Regelung des Milchmarktes noch weiter ausgebaut besonders durch das Milchverkehrsgesetz 1934 18 Der Milchausgleichsfonds hob von jedem Liter Konsummilch vier Groschen ein um so den Preis der Verarbeitungsmilch zu erhohen Durch die Weltwirtschaftskrise ging der Konsum zuruck und trotz Ausgleichsfonds wurde der Erzeugerpreis gedruckt 19 Der Milchausgleichsfonds wurde gegrundet um einen moglichst einheitlichen Erzeuger und Verbraucherpreis zu sichern und die Versorgung der Bevolkerung zu gewahrleisten 19 Bei diesem Ausgleichsfonds mussten alle Milchbauern die durch ihre gunstige Lage Frischmilch liefern konnten zwei Groschen pro Liter bezahlen um diejenigen Bauern zu unterstutzen die ihre Milch zu Butter und Kase verarbeiten mussten und so weniger verdienten Jeder der Kuhmilch zukaufte und unmittelbar an den Verbraucher abgab oder Milchproduzenten die Milch in geschlossenen Ortschaften uber 5000 Einwohner direkt an den Verbraucher abgaben mussten diese Abgabe bezahlen Dadurch sollte eine gleichmassige Verwertung der Milch erreicht werden So konnte in den Jahren 1931 und 1932 der Milchpreis vollkommen stabil gehalten werden Die Durchsetzung scheiterte anfangs an den westlichen Bundeslandern so dass dieses Gesetz zuerst nur in Wien Niederosterreich Oberosterreich der Steiermark und dem Burgenland gultig war Erst als sich die Ausfuhrbedingungen 1933 verschlechterten traten auch die restlichen Bundeslander bei Geleitet wurde die Fondsverwaltung von einer Kommission die ihre Tatigkeit am 1 Oktober 1931 aufnahm und unter der Aufsicht des Bundesministeriums fur Land und Forstwirtschaft stand Die eingehobenen Beitrage wurden an die Verarbeitungsbetriebe als Verarbeitungszuschusse und als Preisausgleichszuschusse ausbezahlt Der Milchausgleichsfonds war schliesslich der Beginn des berufsstandisch getragenen staatlichen geforderte Ausgleichs und Lenkungssystems 7 Zum System des Milchausgleichsfonds gehorten auch Preisausgleichsbetrage und Verarbeitungszuschusse so sollten weitgehend einheitliche Erzeugerpreise erzielt werden Hinzu kamen noch Kundenschutz und Preiserhaltungsubereinkommen Trotz all dieser Massnahmen druckte der wirtschaftliche Niedergang die Nachfrage und damit der Preiskampf die Erzeugerpreise 19 Mit dem 1 Mai 1931 erliess das Landwirtschaftsministerium ein eigenes Milchregulativ als Verordnung in dem die Pasteurisierung der Milch fur bestimmte Stadte vorgeschrieben war 12 Aussenhandel mit Milchprodukten Bearbeiten Die Notlage nach dem Ersten Weltkrieg fuhrte dazu dass die Zolle fur Butter Kase Butterschmalz Trockenmilch und andere Milchprodukte aufgehoben wurden was zu laufend steigenden Einfuhren fuhrte Parallel zu den steigenden Einfuhren stieg durch die entsprechenden Forderungen der Landwirtschaft die Produktion im Inland Darum wurde die heimische Milchwirtschaft mit der Wiedereinfuhrung des Milchschutzzolles 1923 wieder geschutzt Durch die 1926 und 1927 erhohten Zolltarife 12 konnten die Einfuhren bis 1929 stark reduziert werden trotzdem waren die Einfuhren grosser als die Ausfuhren Darum wurden die Zolltarifbestimmungen 1931 nochmals verscharft und die Einfuhr von Butter Kase und Trockenmilch durch eine Verordnung am 28 April 1932 verboten Ab 1928 begann man verstarkt osterreichische Milchprodukte vor allem Butter und Kase zu exportieren Die Inlandspreise lagen aber uber dem Exportniveau Die osterreichischen Exporteure schlossen sich zu einer Ausfuhrorganisation zusammen um die auslandischen Markte uberwachen zu konnen Um den Export osterreichischer Milchprodukte zu ermoglichen zahlte das Landwirtschaftsministerium Exportpramien Hauptziel der Exportbemuhungen war Kompensationsgeschafte abzuschliessen So wurde osterreichische Butter gegen deutsche Kohle und deutscher Seefisch gegen osterreichischen Kase getauscht Der Export wurde von einer Ausfuhrstelle uberwacht und erfolgte nur gegen Ausfuhrscheine Der Aussenhandel mit Milchprodukten entwickelte sich ab 1931 sehr gunstig fur Osterreich der Import ging stark zuruck und gleichzeitig konnte der Export enorm gesteigert werden 7 Innerhalb der ersten vier Jahre stieg er auf den dreizehnfachen Wert Es wurde hauptsachlich Butter exportiert die zu 79 2 nach Deutschland verkauft wurde der Rest ging in die Schweiz 17 9 nach Danemark 1 3 und nach Grossbritannien 1 2 Der Import ist von 1929 bis 1933 um 80 zuruckgegangen 12 1934 wurde eine Ausfuhrorganisation der Exporteure von Milcherzeugnissen geschaffen 7 diese war beim Milchausgleichsfond untergebracht und sie leitete den Export aller Milchprodukte 12 Die Milchpropaganda Bearbeiten Von 1927 bis 1935 gab es in Osterreich eine Milchpropagandagesellschaft die von einer Propagandasektion bei der Milchwirtschaftlichen Reichsvereinigung Osterreichs abgelost wurde 7 Gegrundet wurde diese im April 1927 als Gesellschaft zur Forderung des Verbrauchs von Milch und heimischen Molkereiprodukten kurz Milchpropagandagesellschaft Es handelte sich dabei um einen gemeinnutzigen Verein 12 Die Milchpropagandagesellschaft sollte der Volksernahrung der Volksgesundheit und so auch der Volkswirtschaft dienen Einerseits sollten die Produzenten belehrt werden um die Qualitat der Milch und der Milchprodukte zu heben andererseits sollten die Konsumenten uber den Nahrwert die hohe Qualitat und die Preiswurdigkeit der Milchprodukte und uber die volkswirtschaftliche Bedeutung eines hoheren Milchkonsums aufgeklart werden Der Milchpropagandagesellschaft gehorten 1932 221 Mitglieder an Neben Milch verarbeitenden Betrieben Butter Milch und Kasehandlern Landwirtschaftskammern Milchproduzenten Molkereiausstattern war auch die Kammer fur Arbeiter und Angestellte ein Mitglied Finanziert wurde die Gesellschaft durch die Beitrage der Mitglieder und auch durch Subventionen des Landwirtschaftsministeriums und des Ministeriums fur soziale Verwaltung Um die gesteckten Ziele zu erreichen wurden alle damals modernen Werbemittel eingesetzt In den diversen Amtern wurde flachendeckend plakatiert es gab sogar eigene Poststempel die zum Verzehr heimischer Milch und Milchprodukte aufforderten In den Lebensmittelgeschaften wurde auf Plakaten darauf hingewiesen heimische Milchprodukte zu verlangen Infobroschuren wurden aufgelegt Es gab Lichtbild und Lehrfilmvorfuhrungen und es wurden Kostproben verteilt Bereits im ersten Jahr wurde die erste Milch in den Schulen verteilt Wenn moglich wurde mehr Geld eingehoben als die Milch kostete um mit diesem Uberschuss Milch fur Kinder aus armen Familien zu finanzieren Um die Schulmilchaktion auszuweiten gab es eine Pramie fur die Schule mit den meisten Kindern die an der Aktion teilnahmen Zusatzlich wurden auf den Elternversammlungen Schmalfilme gezeigt Um den Kaseverkauf anzukurbeln wurden nach schwedischem Vorbild mehrmals Kasewochen abgehalten In diesen Wochen wurden in den Schaufenstern heimische Kasesorten in prachtigen Arrangements ausgestellt Die Kunden wurden durch Broschuren und Plakate angehalten diese zu kaufen Auch auf den Wert des Kases als Nahrungsmittel wurde in Radiovortragen Kinowerbung und Artikeln in der Fach und Tagespresse hingewiesen Die Gastwirte wurden angeregt heimische Kasesorten in den Speisekarten zu vermerken und Kasespeisen anzubieten Die wiederholten Butteraktionen dienten dazu die Konsumenten von den Vorzugen der Butter gegenuber Kunstfett zu uberzeugen Als eines der besten Propagandamittel um den Milchkonsum anzukurbeln wurde das Anbieten der Milch angesehen Man bot Milch bei verschiedenen Veranstaltungen an in Wien wurden Milchkioske und Milchgarten initiiert Auf verschiedenen Bahnhofen wurde Milch in Bechern an die Durchreisenden verkauft Durch diese verschiedenen Werbeaktionen kehrte sich die negative Handelsbilanz bei Milch und Milchprodukten in eine positive um 20 Milchwirtschaftliche Lenkung wahrend der NS Zeit 1938 1945 BearbeitenWahrend der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde der Milchmarkt auf Basis des Reichsnahrstandsgesetzes und des Paragrafen 38 des Milchgesetzes umfassend gelenkt Alle Wirtschaftszweige wurden durch zahlreiche Anordnungen gelenkt die Land und Ernahrungswirtschaft wurde allerdings einer straffen hierarchischen Marktordnung unterworfen Die drei Phasen die Fink dabei unterscheidet sind nur bedingt auf die osterreichische Situation anwendbar da die erste Phase 1936 beendet war und die zweite Phase bis 1939 dauerte In der ersten Phase war Osterreich noch nicht Teil des Deutschen Reiches und auch in der zweiten Phase war Osterreich nur die letzten 1 Jahre an Deutschland angeschlossen Nur die dritte Phase die kriegswirtschaftliche Phase trifft sowohl auf das Deutsche Reich als auch auf Osterreich zu siehe dazu hier Nach dem Anschluss an Deutschland wurde die osterreichische Gesetzgebung den Milchmarkt betreffend in die deutsche Gesetzgebung integriert Damit wurde der Milchausgleichsfonds aufgehoben und durch Milch und Fettwirtschaftsverbande in Wien Graz Klagenfurt Salzburg und Innsbruck ersetzt Die Milch und Fettwirtschaftsverbande beschrankten sich aber nicht auf die Milchwirtschaft sondern betrafen auch die Eierwirtschaft inklusive Honig und zum Teil auch die Viehwirtschaft 21 Die osterreichische Milchwirtschaft nach 1945 und in der Gegenwart BearbeitenDie osterreichische Milchpolitik nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war insbesondere von einer permanenten Expansionspolitik geleitet So wurde bereits wahrend der Phase der Stabilisierung von 1945 bis 1952 die osterreichische Agrarproduktion massiv gesteigert Ab 1953 wurde in einer Periode der expansiven Intensivierung vor allem die Mechanisierung vorangetrieben und marktwirtschaftlichere Strukturen setzten sich durch Von 1961 bis 1975 lassen sich dann Bemuhungen um eine steigende Produktivitat aufgrund von Angebotsdruck erkennen Diese Intensivierungsspirale fuhrte letztlich dazu dass kleinere Betriebe zunehmend unrentabel wurden und nicht mehr wettbewerbsfahig waren Zugleich zeichnete sich eine allmahliche Uberproduktion ab die 1968 nicht mehr im eigenen Land abgesetzt werden konnte und durch die Regierung unter Josef Klaus finanziell auch nicht mehr ausgeglichen wurde Dadurch kam es 1968 zu Demonstrationen von Landwirten gegen die Regierung Unter der Regierung Kreisky wurde ab 1970 ein zunehmendes Subventionswesen eingefuhrt dass unter anderem dazu diente die ursprunglich OVP treuen Landwirte enger an die SPO zu binden 22 nbsp Josef Riegler 1990Ab 1987 setzte dann der Bundesminister fur Land und Forstwirtschaft Josef Riegler entlang des von ihm mit gegrundeten Konzepts einer okosozialen Agrarpolitik eine Neuorientierung der osterreichischen Agrarpolitik um die sich an drei wesentlichen Zielen orientierte Diese waren die Steigerung der wirtschaftlichen Leistungsfahigkeit der Betriebe eine Berucksichtigung des Umweltschutzes und soziale Fairness sowohl im Sinne der Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft wie auch die Unterstutzung kleinerer Betriebe Dazu zahlte auch die Forderung von Biohofen von Angeboten wie dem Ab Hof Verkauf sowie ab den 1990er Jahren auch eine zunehmende Pragung durch moderne industrielle Techniken wie Digitalisierung und Gentechnologie was kleine Betriebe wiederum ins Hintertreffen brachte 23 Die okosoziale Agrarpolitik legte den Grundstein fur die Konkurrenzfahigkeit der osterreichischen Milchwirtschaft beim Eintritt in die Europaische Union 1995 Die osterreichischen Regulationen insbesondere im Umweltschutzsektor ubertrafen jene der EU zu dieser Zeit was Besorgnis hinsichtlich einer Ruckabwicklung der erfolgreichen okosozialen Agrarpolitik ausloste Da die EU jedoch 1992 eine Agrarreform durchfuhrte die sich dem osterreichischen Modell annaherte bestatigten sich diese Befurchtungen nicht 24 Im Jahr 2021 wurden laut Ernahrungs und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO weltweit 743 656 589 Tonnen Kuhmilch produziert Osterreich hat daran nur einen kleinen Anteil mit 3 830 140 t steht es auf Platz 33 der Tabelle der grossten Kuhmilchproduzenten weltweit 25 Im Vergleich zu 2006 3 195 950 t hat es seine Produktion innerhalb von 15 Jahren jedoch deutlich erhoht In Osterreich lag die Kuhzahl 2007 bei 525 000 26 Einzelnachweise Bearbeiten a b Andrew Curry Neolithische Revolution Die Milch Revolution In Spektrum de 12 August 2013 abgerufen am 17 November 2023 Fritz Hoffeler Geschichte und Evolution der Lactose in toleranz Das Erbe der fruhen Viehzuchter In Biologie in unserer Zeit Band 39 Nr 6 Dezember 2009 ISSN 0045 205X S 378 387 doi 10 1002 biuz 200910405 wiley com abgerufen am 17 November 2023 Hans Stadler Milchwirtschaft In Historisches Lexikon der Schweiz HLS 30 Juli 2015 abgerufen am 17 November 2023 a b c W Winkler Geschichte der Milchwirtschaft In W von Altrock Wiesbaden Hrsg Organisation der Milchwirtschaft Handel und Verkehr mit Milch und Molkereiprodukten Geschichte der Milchwirtschaft Verlag von Julius Springer Wien 1936 Bundesministerium fur Land und Forstwirtschaft Hrsg 100 Jahre Landwirtschaftsministerium Wien 1967 Thomas Schurmann Milch zur Geschichte eines Nahrungsmittels In Helmut Ottenjann Karl Heinz Ziessow Hrsg Die Milch Geschichte und Zukunft eines Lebensmittels Museumsdorf Cloppenburg Cloppenburg 1996 a b c d e f g h i j k Helmut Andlinger Die Entwicklung der osterreichischen Milch und Molkereiwirtschaft anhand der wichtigsten Aspekte Johannes Kepler Universitat Linz 1999 Diplomarbeit Klaus Herrmann Vom Rohrchen zum Roboter Die Geschichte der Melkmaschine In Helmut Ottenjann Karl Heinz Ziessow Hrsg Die Milch Geschichte und Zukunft eines Lebensmittels Museumsdorf Cloppenburg Cloppenburg 1996 anno onb ac at a b W von Altrock Wiesbaden Organisation der Milchwirtschaft Handel und Verkehr mit Milch und Molkereiprodukten Geschichte der Milchwirtschaft Verlag von Julius Springer Wien 1936 Ernst Bruckmuller Eine Grune Revolution In Cerman Markus Hrsg Agrarrevolutionen Verhaltnisse in der Landwirtschaft vom Neolithikum zur Gegenwart Studienverlag Innsbruck Wien Bozen 2008 a b c d e f g W von Altrock Wiesbaden Das Molkereiwesen in den milchwirtschaftlich bedeutendsten Landern In W von Altrock Wiesbaden Organisation der Milchwirtschaft Handel und Verkehr mit Milch und Molkereiprodukten Geschichte der Milchwirtschaft Verlag von Julius Springer Wien 1936 Hans Roeder Ausbildung von Molkereipersonal und Befahigungsnachweis In W von Altrock Wiesbaden Hrsg Organisation der Milchwirtschaft D W Riedel Wangen Milchwirtschaftliche Unterrichts Versuchs und Forschungsanstalten In W von Altrock Wiesbaden Hrsg Organisation der Milchwirtschaft Handel und Verkehr mit Milch und Molkereiprodukten Geschichte der Milchwirtschaft Verlag von Julius Springer Wien 1936 Max Reiser Ausbildung von Melk und Viehpflege In W von Altrock Wiesbaden Hrsg Organisation der Milchwirtschaft Handel und Verkehr mit Milch und Molkereiprodukten Geschichte der Milchwirtschaft Verlag von Julius Springer Wien 1936 C Reuter Milchgesetze und Milchregulative In W von Altrock Wiesbaden Hrsg Organisation der Milchwirtschaft Handel und Verkehr mit Milch und Molkereiprodukten Geschichte der Milchwirtschaft Verlag von Julius Springer Wien 1936 alex onb ac at Thomas Dax Richtmengenregelung der Milchproduktion Entwicklung Auswirkung Reformvorschlage Institut fur Bergbauernfragen Wien a b c Gerda Eitzenberger Das System der Milchwirtschaft in Osterreich Kritik der Bauern und Verbesserungsmoglichkeiten Wirtschaftsuniversitat Wien Wien 1985 Diplomarbeit Moritz Ertl Die Milchpropaganda in den verschiedenen Staaten In W von Altrock Wiesbaden Hrsg Organisation der Milchwirtschaft Handel und Verkehr mit Milch und Molkereiprodukten Geschichte der Milchwirtschaft Verlag von Julius Springer Wien 1936 Andrea Fink Von der Bauern Milch zur Industriemilch Zur Entwicklung und Funktion der Qualitatsnormen bei Milch Gesamthochschule Kassel 1991 Dissertation Lisa Falter Milchwirtschaft im Wandel Konsum und Produktion von Milch und Milchprodukten in Osterreich zwischen 1970 und 1995 Diplomarbeit Universitat Wien 2019 S 29 32 univie ac at abgerufen am 15 November 2023 Lisa Falter Milchwirtschaft im Wandel Konsum und Produktion von Milch und Milchprodukten in Osterreich zwischen 1970 und 1995 Diplomarbeit Universitat Wien 2019 S 34 39 univie ac at abgerufen am 15 November 2023 Lisa Falter Milchwirtschaft im Wandel Konsum und Produktion von Milch und Milchprodukten in Osterreich zwischen 1970 und 1995 Diplomarbeit Universitat Wien 2019 S 40 48 univie ac at abgerufen am 15 November 2023 Livestock Primary gt Raw milk of cattle In Offizielle Produktionsstatistik der FAO fur 2021 fao org abgerufen am 9 Marz 2023 englisch Dairy 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