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Geronticus Syn Comatibis ist eine kleine Vogelgattung aus der Familie der Ibisse und Loffler Threskiornithidae Neben funf fossilen Arten die aus der Zeit vom Miozan bis zum Pleistozan bekannt sind existieren heute nur zwei uberlebende Arten der Waldrapp Geronticus eremita und der Glattnackenrapp Geronticus calvus Der Gattungsname leitet sich vom griechischen Begriff gerontikos gerontikos der Greisenhafte ab in Anlehnung an den kahlen Kopf dieser dunkelgefiederten Vogel der an einen alten Mann erinnert GeronticusSystematikStamm Chordatiere Chordata Unterstamm Wirbeltiere Vertebrata Klasse Vogel Aves Ordnung PelecaniformesFamilie Ibisse und Loffler Threskiornithidae Gattung GeronticusWissenschaftlicher NameGeronticusWagler 1832Der Waldrapp Geronticus eremita und der Glattnackenrapp Geronticus calvus sind die einzigen uberlebenden Vertreter der Gattung Geronticus Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Rezente Arten 2 1 Waldrapp 2 2 Glattnackenrapp 3 Fossile Arten 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksMerkmale BearbeitenDer Waldrapp und der Glattennackenrapp sind mittelgrosse 70 bis 80 cm grosse vollstandig dunkle Ibisse mit unbefiedertem Kopf Gesicht und Nacken sowie beim Waldrapp mit verlangerten Schopffedern Das Gefieder ist irisierend schwarz mit violettem bronzenem und grunem Glanz die Halsfedern bilden eine Krause Der lange Schnabel ist abwarts gekrummt die Beine sind rot 1 Rezente Arten BearbeitenWaldrapp Bearbeiten Hauptartikel WaldrappBis zur endgultigen Klassifizierung in die Gattung Geronticus im spaten 19 Jahrhundert hatte der Waldrapp eine sehr wechselvolle taxonomische Geschichte Einer der ersten Historiker der hochstwahrscheinlich diesen Vogel literarisch erwahnte war Plinius der Altere in seinem Werk Naturalis historia Er beschrieb den Phalacrocorax Kahlrabe der in den Alpen gefangen wurde und auch auf den Balearen vorkam Im Jahre 1555 skizzierte Conrad Gessner den Waldrapp erstmals in seinem Buch Histora animalium Band III Icones avium und gab ihm den wissenschaftlichen Namen Corvus sylvaticus Er erwahnte jedoch auch dass es sich bei diesem Vogel laut dem Naturforscher Petrus Bellonius um einen schwarzen Ibis handeln konnte Corvus selvaticus Ibis nigra secundum Bellonium ni fallor 2 Der nachste der sich wissenschaftlich mit dem Waldrapp befasste war Ulisse Aldrovandi auch als Aldrovandus bekannt in seinem Werk Ornithologiae libri XII das 1603 erschien Er hegte keinen Zweifel daran dass der Kahlrabe des Plinius und Gessners Waldrapp identisch waren 1738 fertigte der Brite Eleazar Albin einen Kupferstich des Waldrapps an 1750 bezeichnete Jacob Theodor Klein den Vogel in seinem Werk Historiae Avium Prodomus als Berg Wiedehopf Upupa montana 1758 stellte ihn Carl von Linne irrtumlich ebenfalls in die Gattung der Wiedehopfe und bezeichnete ihn als Upupa eremita 1766 korrigierte Linne den Namen in Corvus eremita Einen bedeutenden Einschnitt gab es im Jahr 1805 in der 2 Auflage von Johann Matthaus Bechsteins Werk Gemeinnutzige Naturgeschichte der Vogel Deutschlands in dem Gessners Waldrapp als nichts anderes als eine Alpendohle Pyrrhocorax graculus bezeichnet wird Diese Nichtakzeptanz des Waldrapps spiegelte sich auch Jahrzehnte spater in der ornithologischen Literatur wider So schrieb beispielsweise Carl Gottlob Friderich 1891 in seinem Werk Naturgeschichte der deutschen Vogel Der Waldrabe Corvus silvaticus Gesner ist ein kunstlich verunstaltetes Stopfexemplar und aus Teilen verschiedener Vogel zusammengesetzt Dieser Popanz ist auch in Linne s Werken 1825 begann die Forschungsgeschichte des Schopfibisses den Eduard Ruppell 1835 als Nomen nudum erwahnte 3 und 1845 offiziell als Ibis comata beschrieb 4 Am 20 Februar 1825 erlegte der danische Waffenmeister Heinrich Schulz genannt Falkenstein als Begleiter der Forschungsreisenden Friedrich Wilhelm Hemprich und Christian Gottfried Ehrenberg im Asyr Gebirge zwischen Rachmen und Bir el Marahaba in der Nahe der heute verfallenen Hafenstadt Gumfuda an der Kuste des Roten Meeres in Athiopien zwei schwarze Ibisse Ehrenberg wollte die vermeintlich neue Art zu Ehren seines im Juni 1825 an der Malaria verstorbenen Freundes Hemprich als Ibis hemprichii beschreiben Es wurde zwar zwischen 1828 und 1832 eine Farbtafel fur eine geplante Ausgabe des Werkes Symbolae Physicae angefertigt die Vorbereitung wurde jedoch 1832 eingestellt sodass der Name Ibis hemprichii als Nomen nudum betrachtet werden muss 5 1832 stellte Johann Georg Wagler die Gattung Geronticus auf und klassifizierte den Glattnackenrapp als Typusart In einer Fussnote erwahnte er auch eine unbeschriebene Ibis Art und bezog sich dabei auf die von Hemprich und Ehrenberg 1825 gesammelten Exemplare 5 Spec nov ex Aegypto Gerontico calvo proxima 6 1844 fuhrte George Robert Gray Geronticus comatus und Geronticus calvus in seinem Werk List of Specimens of Birds in the Collection of the British Museum Part III Gallinae Grallae und Anseres auf Daneben listete er auch den Warzenibis Pseudibis papillosa den Stachelibis Threskiornis spinicollis und den Nipponibis Nipponia nippon in die Gattung Geronticus In seiner Beschreibung von 1845 fuhrte Ruppell Geronticus als Untergattung der Gattung Ibis auf und stellte den Vogel dem er den Trivialnamen Schopftragender Nimmersatt gab in die Familie der Reiher Ardeidae 4 1850 fuhrte Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach die Gattung Comatibis fur den Schopfibis ein 7 Geronticus comatus oder Comatibis comata waren nun fur einen langeren Zeitraum die gultigen wissenschaftlichen Namen in der Fachliteratur z B in Conspectus generum avium 1850 von Charles Lucien Bonaparte in Victor Loches Catalogue des mammiferes et des oiseaux 1858 oder in Illustrirtes Thierleben Eine allgemeine Kunde des Thierreichs 1865 von Alfred Brehm Keiner der vorgenannten Autoren stellte eine Verbindung zwischen Gessners Waldrapp und Ruppells Schopfibis her bis Ernst Hartert Walter Rothschild und Otto Kleinschmidt im Jahr 1897 anhand von Exemplaren aus dem turkischen Birecik den Beweis erbrachten 8 dass beide Vogel identisch waren und Hemprich und Ehrenberg somit den in Europa ausgestorbenen Waldrapp wiederentdeckt hatten Hartert fuhrte im selben Jahr die Kombination Comatibis eremita und Kleinschmidt im Jahr 1899 die heute gultige Kombination Geronticus eremita ein 9 Glattnackenrapp Bearbeiten Hauptartikel Glattnackenrapp Der Glattnackenrapp wurde 1772 am Kap der Guten Hoffnung in Sudafrika entdeckt 1780 von Georg Forster portratiert und 1783 von Pieter Boddaert als Tantalus calvus erstbeschrieben Im selben Jahr bezeichnete ihn Georges Louis Leclerc de Buffon als Courlis a tete nue deutsch Kahlkopfbrachvogel Andere Namen waren Ibis calva Viell Tantalus niger Gmelin und Tantalus capensis J R Forster 1832 stellte ihn Johann Georg Wagler in die neue Gattung Geronticus Fossile Arten BearbeitenDas alteste bekannte Fossil der Gattung Geronticus stammt aus Frankreich Es wurde in der Fossillagerstatte Sansan gefunden und besteht aus dem distalen Ende eines rechten Oberarmknochens Das Alter des Knochenfragments wird auf das spate Miozan vor 12 oder 14 Millionen Jahren datiert Alphonse Milne Edwards hielt das Fossil ursprunglich fur einen Reiher und nannte es 1868 in seiner Erstbeschreibung Ardea perplexa Im Jahr 2000 unterzog Jacques Cheneval den Knochen einer naheren Untersuchung und stellte verwandtschaftliche Beziehungen zum Waldrapp fest 10 Daraufhin erhielt das Taxon den Namen Geronticus perplexus 1998 beschrieb Slatosar Boew die Art Geronticus balcanicus aus Bulgarien deren fossile Uberreste auf ein Alter von 1 85 Millionen Jahre datiert werden 11 Sie ist wahrscheinlich mit Geronticus eremita identisch 12 Im Jahr 2010 beschrieben Denis Geraads und Cecile Mourer Chauvire die Art Geronticus olsoni die sie nach Storrs L Olson benannten 13 Die fossilen Uberreste stammen aus der Fossillagerstatte Ahl al Oughlam in Marokko und werden auf das Obere Pliozan vor 2 5 Millionen Jahren datiert Geronticus olsoni war wahrscheinlich grosser als Geronticus eremita Geronticus calvus oder Geronticus apelex Aus Sudafrika sind zwei fossile Arten bekannt die wahrscheinlich zur Ahnenlinie des Glattnackenrapps Geronticus calvus zahlen 1985 beschrieb Storrs L Olson die Form Geronticus apelex die aus dem fruhen Pliozan bekannt ist Das Epitheton a fur ohne und pelex Helm stammt aus dem Griechischen und bezieht sich auf das Fehlen eines ausgedehnten knochernen Hinterhauptbeins wie es bei modernen Geronticus Arten vorkommt 14 2019 beschrieb Marco Pavia das fossile Ibis Taxon Geronticus thackerayi aus der Fossillagerstatte Kromdraai in der Provinz Gauteng das er nach dem sudafrikanischen Palaontologen John Francis Thackeray benannte Das Alter der Art wurde vorlaufig in die Ubergangsperiode vom Pliozan zum Pleistozan datiert 15 Literatur BearbeitenOtto Herman Ornithologia Historica Der Kahlrabe Geronticus eremita sein Denkmal in Ungarn Aquila Jahrgang 10 1903 S 35 65 Ludwig Hopf Der Waldrapp Comatibis eremita Hartert ein verschollener europaischer Vogel In Jahreshefte des Vereins fur vaterlandische Naturkunde Nr 63 1907 S 273 278 Jean Strohl Conrad Gessner s Waldrapp Versuch einer Erganzung und textkritischen Ordnung des vorhandenen Materials In Vierteljahresschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zurich Nr 62 1917 S 501 538 Hans Kummerlowe Waldrapp Geronticus eremita LINNAEUS 1758 und Glattnackenrapp Geronticus calvus BODDAERT 1783 Zur Geschichte ihrer Erforschung und zur gegenwartigen Bestandssituation In Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien Nr 81 1978 S 319 349 zobodat at PDF Leslie H Brown Emil K Urban and Kenneth Newman Geronticus In The Birds of Africa Volume 1 Ostriches and Birds of Prey Bloomsbury Publishing 1982 S 202 Anita Albus Der wundersame Waldrapp In Von seltenen Vogeln S Fischer Verlag GmbH 2005 ISBN 978 3 10 000620 2 S 73 114 Einzelnachweise Bearbeiten Leslie H Brown Emil K Urban Kenneth Newman Geronticus In The Birds of Africa Volume 1 Ostriches and Birds of Prey Bloomsbury Publishing 1982 S 202 Conrad Gessner Icones avium 1555 Eduard Ruppell Neue Wirbelthiere zu der Fauna von Abyssinien gehorig Vogel Band 2 1835 S 48 a b Eduard Ruppell Systematische Uebersicht der Vogel Nord Ost Afrika s nebst Abbildung und Beschreibung von funfzig Theils unbekannten Theils noch nicht bildlich dargestellten Arten S Schmerber sche Buchhandlung Frankfurt 1845 doi 10 5962 bhl title 51961 a b Hans Kummerlowe Waldrapp Geronticus eremita LINNAEUS 1758 und Glattnackenrapp Geronticus calvus BODDAERT 1783 Zur Geschichte ihrer Erforschung und zur gegenwartigen Bestandssituation In Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien Nr 81 1978 S 319 349 zobodat at PDF Johann Georg Wagler Neue Sippen und Gattungen der Saugthiere und Vogel In Isis von Oken 1832 S 1218 1235 biodiversitylibrary org Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach Handbuch der speciellen Ornithologie Avium systema naturale Das naturliche System der Vogel Expedition der vollstandigsten Naturgeschichte 1850 Seiten 26 XIV Walter Rothschild Ernst Hartert Otto Kleinschmidt Comatibis eremita Linne an European Bird Novitates Zoologicae Vol IV 1897 S 371 377 Otto Kleinschmidt Nachtrag Waldrapp Geronticus eremita L In Carl Richard Hennicke Hrsg Naumann Naturgeschichte der Vogel Mitteleuropas VII Band Ibisse Flughuhner Trappen Kraniche Rallen Gera 1899 S 199 203 Jacques Cheneval L avifaune de Sansan Memoires du Museum national d histoire naturelle 183 2000 S 321 388 Z N Boev Presence of bald ibises Geronticus Wagler 1832 Threskionithidae Aves in the Late Pliocene of Bulgaria Geologica Balcanica 28 1998 S 45 52 Jiri Mlikovsky Cenozoic Birds of the World Part 1 Europe Praha Ninox Press 2002 S 1 407 C Mourer Chauvire D Geraads The upper Pliocene avifauna of Ahl al Oughlam Morocco Systematics and biogeography Records of the Australian Museum 62 2010 S 157 184 Storrs L Olson Early Pliocene ibises Aves Plataleidae from South Western Cape Province South Africa Annals of the South African Museum Band 97 3 1985 S 57 69 Marco Pavia Geronticus thackerayi sp nov Aves Threskiornithidae a new ibis from the hominin bearing locality of Kromdraai Cradle of Humankind Gauteng South Africa Journal of Vertebrate Paleontology 2019 e1647433 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Geronticus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geronticus amp oldid 222341250