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Die Georgica curiosa sind ein enzyklopadisch angelegtes Lehrbuch uber alle Aspekte der Haus und Landwirtschaft nach dem Verstandnis des 17 Jahrhunderts ein Hohepunkt der so genannten Hausvaterliteratur Ihr Autor war der osterreichische Landadlige Wolf Helmhardt von Hohberg 1612 1688 Titelseite zu Teil 1Titelseite zu Teil 2 Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeine Voraussetzungen 2 Hohbergs Georgica curiosa 2 1 Planung und Durchfuhrung 2 2 Gliederung und Inhalte 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungAllgemeine Voraussetzungen BearbeitenWer damals Ratschlage fur die Zielgruppe der Hausvater niederschrieb hauptsachlich fur die Landguter des Adels und fur grossbauerliche Hofe musste neben den rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten auch eine Reihe anderer Faktoren berucksichtigen Den Begriff des Hausvaters hatte Martin Luther benutzt In seinem Sprachgebrauch hatte das Wort Haus einen umfassenden Charakter es bezeichnete die soziale Grundeinheit der vormodernen Gesellschaft Dabei gruppierten sich im Regelfall um eine Kernfamilie aus Ehepaar und unverheirateten Kindern alle sonstigen Personen die an der Hauswirtschaft beteiligt waren Knechte und Magde alte Leute unverheiratete Verwandte Die Funktionen dieser Hausgemeinschaft waren die okonomische Produktion Fortpflanzung und Kindererziehung die Versorgung von Alten und Kranken die Vermittlung der von Kirche und weltlicher Obrigkeit vorgegebenen Normen Der Hausvater herrschte als Patriarch uber alle anderen im Haus Durch seine Vermittlung hatte die Gruppe Anteil an den ubergeordneten sozialen Strukturen an der Kirchengemeinde dem Dorf oder der Stadt Hohbergs Georgica curiosa BearbeitenPlanung und Durchfuhrung Bearbeiten Der Autor Wolf Helmhardt von Hohberg bewirtschaftete einige kleinere Guter in Niederosterreich Den Hauptteil seiner Zeit verbrachte er mit dieser Tatigkeit er hatte jedoch auch ausgepragte literarische Ambitionen Um 1660 begann er mit einem Projekt das beide Interessen vereinen sollte er plante ein landwirtschaftliches Lehrgedicht das sich an der Georgica des Vergil orientierte einer antiken Dichtung von hochstem literarischen Rang Freunde Hohbergs denen er seine Versuche vorlegte waren allerdings der Meinung dass dergleichen Scripta Didacta lat belehrende Schriften besser und anmuthiger in freyer als gebundener Rede mogen gehalten werden also dass ich nothwendig in Prosa Beymerckungen anhencken sollte Hohberg stellte danach sein Vorhaben fur lange Zeit zuruck in der Zwischenzeit studierte er die vorhandene landwirtschaftliche Literatur und die Praxis auf den Gutern in seiner Umgebung Wegen der Verfolgung von Protestanten in Osterreich musste er das Land verlassen und siedelte sich in Regensburg an Hier fand er Zeit das grosse Werk fortzusetzen 1682 erschien es unter dem Titel Georgica curiosa im Format Grossquart gr 4 ein Buchformat von 35 bis 40 cm Hohe und im Umfang von 1400 Seiten Eine um 400 Seiten erweiterte Neuauflage folgte 1687 unter dem Titel Georgica curiosa aucta Das Buch enthalt 277 Kupferstiche und zahlreiche Holzschnitte im Text Das ursprungliche Konzept eines Lehrgedichts in klassischen Versen dem Bemerkungen in Prosa angehenckt werden sollten war nun in sein Gegenteil verkehrt Das grosse Handbuch zwei Teile zu je sechs Buchern ist in Prosa abgefasst Aber am Anfang jedes der 12 Bucher steht ein mehrseitiges programmatisches Gedicht in lateinischer Sprache freilich in recht unbeholfenen Versen Im Vorwort gibt Hohberg eine umfangreiche Aufstellung seiner literarischen Quellen Auf die Schriftsteller der Antike geht er kaum ein und begrundet das damit dass dergleichen auf die alten Zeiten und Gebrauche gerichtete Authores den ungelehrten Baurleuten wenig Nutzen schaffen Dagegen nennt er zahlreiche Autoren aus der zeitgenossischen europaischen Literatur Er wusste dass die von ihm vorgeschlagenen landwirtschaftlichen Methoden nicht in jedem Klima anwendbar waren meinte aber dass man sein Buch im gantzen Teutschland und nachst daran benachbarten Landern wol gebrauchen kann Fur die damalige Beliebtheit des Werkes spricht dass 1695 1701 und 1715 drei weitere Auflagen erschienen die letzte wurde von ihrem Nurnberger Verleger sogar um einen dritten Band von 600 Seiten erweitert der neben anderem ein Kochbuch enthalt Gliederung und Inhalte Bearbeiten Teil 1 Haus und Garten Buch 1 Allgemeine Fragen Gewerbe Landeskunde Buch 2 Der Hausvater Buch 3 Die Hausmutter Buch 4 Wein und Obstbau Buch 5 Der Kuchen und Arzneigarten Buch 6 Der Blumengarten Kultur und sozialgeschichtlich besonders interessant sind die Bucher eins bis drei in denen allgemeine Aspekte des Familien und Landlebens besprochen werden Ganz zu Anfang des ersten Buches nennt Hohberg als Grundbedingung guten Wirtschaftens Gottes Segen ohn welchen nichts nutzbar oder gutes zu verrichten In den folgenden Kapiteln werden hochst unterschiedliche Themen behandelt Strassen Schulen Krankenhauser Kirchen Gerichte Wildbann Frondienste Grundbuch Vermessung Steuern Brauereien Malzereien Ziegelhutten Kalkbrennerei Gips Glashutten Dorrstuben Eisgruben Bruckenbau Muhlen Steinbruche Juden Zigeuner Bettler Wiedertaufer Salzbergwerke Erzbergwerke Metalle Verhuttung Schwefel Salpeter Alaun Tiergehege Kleintierhaltung Wirtshauser Markte Beschreibung des Landes Osterreich Uber die Juden merkt Hohberg an dass man sich vielfach nicht einig sei ob sie geduldet oder als Gotteslasterer und Feinde des Herrn Jesus abgeschafft werden sollten Vor Zigeunern musse man sich huten sie seien Diebe und Zauberer und mussten durch gemeinsames Handeln vertrieben werden wenn sie wie ublich in eine Gegend einbrechen wollen Herumziehende Bettler seien eine Plage weil sie die armen Bauern oft so unverschamt bedrangten dass man ihnen schliesslich etwas geben musse Uber die Alchemie und die Umwandlung unedler Metalle in Gold aussert sich Hohberg vorsichtig Ich will mir aber weder die rechten wahren Philosophos zu Feinden machen noch die Moglichkeit Metalla transmutandi gantz laugnen nbsp Hausvater Hauslehrer und Kinder nbsp Frauen beim DestillierenIm zweiten Buch werden behandelt Das Verhalten des Hausvaters gegenuber Gott und den eigenen Leidenschaften zu seiner Ehefrau zu den Kindern und zum Gesinde die Erziehung der Kinder und ihre Verheiratung besondere Notlagen wie Teuerung Seuchen und Krieg der Jahresablauf in Haus und Feldarbeit Fragen der Gesundheit des Korpers und der Seele Uber das Verhaltnis des Patriarchen zu seiner Ehefrau meint Hohberg wie man auch den fruchtbarsten Acker nicht vorschriftsmassig bestellen konne wo ein ungleich storrig und widerwartiges paar Ochsen in dem Pfluge zusamm gespannt wird so sei es auch um die Hauswirtschaft ubel bestellt wenn die Eheleute nicht eintrachtig einander tragen helffen eines dort das andere da hinaus will Gegenuber seinem Eheweib musse der Hausvater mehr gelind als scharff mehr ernsthaft als tyrannisch und mehr wolgewollt als gefurchtet zu seyn sich befleissen Die Herrschaft des Mannes uber das Weib sei gleichsam im Kleinen ein Abbild der Herrschaft Gottes uber den Menschen Uber das Gesinde unproblematisch sei es wenn man eigene Untertanen und genugsame Waisenkinder habe die durften nicht nach Belieben kundigen bekamen weniger Lohn und mussten auch sorgfaltiger arbeiten jeder solle sich aber huten dass er nicht Fremde Trunckenbolde Huren und Buben und dergleichen ungesunde ansteckende und verdachtige Personen sie seyen Manns oder Weibs Bilder in sein Haus bringe Das dritte Buch handelt von der Hausmutter und ihren Pflichten der Bewirtung von Gasten dem Brotbacken dem richtigen Umgang mit Salz Olen Zucker Gewurzen Fisch Fleisch Wild und Geflugel dem Konservieren in Salz oder Essig Kerzenziehen Seifensieden und Einmachen der Herstellung von Marmelade Konfekt kandierten Fruchten Getranken Saften und Most Uberdies sollte die Hausfrau als Hausarztin tatig werden alle Korperteile deren Krankheiten und die geeigneten Gegenmittel werden im Buch ausfuhrlich beschrieben sie sollte auch Heilmittel selbst herstellen also mit dem Destillierkolben umgehen konnen Wahrend Hohberg in anderen Buchern den Vorrang des Mannes ganz entschieden betont wird diese Einstellung nun zumindest teilweise relativiert Zwar verlangt er auch hier die Frau solle dem Mann als ihrem von Gott gegebenen Haupt an die Hand gehen seinen weisen und vernunfftigen Rath und Anschlagen nicht freventlich widerbellen sondern mit stillem Geist und sanfftmuthiger Gedult seinen Willen vollziehen und woferne ihr eine bessere Meynung wie oft geschehen kann einfallet solches fein bescheidentlich andeuten Er schreibt aber auch die Haushaltung ohne Frauen sei wie ein Tag ohne Sonnenschein ein Garten ohne Blumen oder ein Wasser ohne Fische Besonders spater im Leben sind sie uns am allernothwendigsten denen Schwachheiten unsers hohen Alters zu Hulff zu kommen die wir mit solcher Vertraulichkeit niemand andern entdecken dorffen Ein Abschnitt beschaftigt sich mit der Frage ob Frauen studieren sollten Hohberg urteilt daruber dass mehr Schad als Nutzen daraus entspringen sollte wenn sich die Weiber insgemein aufs Studiren begeben wollten das kann man aber dennoch nicht laugnen dass sie so wol Gottes Ebenbild sind als die Manner und sich furtreffliche Einfalle unter ihnen befinden Auch die Bucher vier bis sechs enthalten neben der Darstellung von Sachfragen einige allgemeine Betrachtungen So spricht Hohberg im Zusammenhang mit dem Weinbau uber die Nachteile des Alkoholgenusses Das Laster der Trunckenheit ist in unsern Landern so durchgehend gemein dass auch Weiber und Kinder davon Zeugnus geben konnen und dies sei umso mehr zu beklagen weil nicht allein die gute Vernunft dadurch versoffen der Beruf verhindert die Gesundheit verschertzt sondern auch das Leben selbst verkurtzet und der Seelen Seligkeit in Gefahr und ewiges Verderben mutwillig gesturtzet Teil 2 Feld Vieh Wald und Jagd Buch 7 Vom Ackerbau Buch 8 Von der Pferdezucht Buch 9 Rinder Schaf Schweine und Geflugelhaltung Buch 10 Von Bienen und Seidenraupen Buch 11 Wasserversorgung Fischzucht usw Buch 12 Forstwirtschaft und Jagd Die sechs Bucher des zweiten Teils beschaftigen sich mit der Landwirtschaft im engeren Sinne Aber auch hier finden sich kulturgeschichtlich interessante Uberlegungen die uber den engen Rahmen hinausgehen Zum Beispiel schreibt Hohberg in der Vorrede zum zweiten Teil uber den ehrbaren Gewinn der durch Ackerbau und Viehzucht erzielt werde und den unredlichen Gewinn durch den Handel der oft mit Betrug und Wucher verbunden sei ein Thema das schon von Aristoteles behandelt wurde Ebenfalls ein Problem das schon in der Antike kontrovers diskutiert wurde war die Befurchtung dass die Fruchtbarkeit der Erde mit der Zeit nachlasse Hohberg meint zunachst dass dergleichen in Gottes Plan grundsatzlich nicht vorgesehen sein konne dass aber in dieser Richtung viel Schaden dadurch entstehe dass man die Landwirtschaft ungeschickten und schlecht ausgebildeten Hilfskraften uberlasse die es gerathe wie es mag ihren Feldbau hinstummlen An anderer Stelle begrundet er warum man fur gewohnlich den Untertanen die Jagd verbot wenn namlich Jagen und Fischen erlaubt waren wurde die junge furwitzige Bursch lieber diesen obligen und also dem gemeinen Nutzen Schaden bringen Wie nun der Mussiggang nicht gutes bringet wurden die Leute die Lust zur Arbeit verlieren zu ihrem eignen Verderben allerley Sunde und Laster treiben Literatur BearbeitenOtto Brunner Adeliges Landleben und europaischer Geist Leben und Werk Wolf Helmhards von Hohberg Salzburg 1949 Julius Hoffmann Die Hausvaterliteratur und die Predigten uber den christlichen Hausstand Lehre vom Haus und Bildung fur das hausliche Leben im 16 17 und 18 Jh Beltz Verlag Weinheim 1959 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Georgica Curiosa Aucta Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Digitalisat der ULB Sachsen Anhalt in Halle Seite des Deutschen Museums uber Hohbergs Georgica curiosa und die Hausvaterliteratur Anmerkung BearbeitenAlle Zitate im Artikel sind der Website des 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