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Die gemeinsame Verteilung von Zufallsvariablen ist in der Stochastik eine Moglichkeit aus einem einfachen Wahrscheinlichkeitsmass auf einem Wahrscheinlichkeitsraum eine multivariate Verteilung auf einem hoherdimensionalen Raum zu konstruieren Ein Beispiel hierfur ist die Multinomialverteilung Aus masstheoretischer Sicht handelt es sich um ein Bildmass Die gemeinsame Verteilung von Zufallsvariablen ist somit eine Verallgemeinerung der Verteilung einer Zufallsvariablen Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Beispiel 3 Abgeleitete Begriffe 3 1 Gemeinsame Verteilungsfunktion 3 2 Gemeinsame Dichte 3 3 Randverteilung 4 Eindeutigkeit 5 Beziehung zur Unabhangigkeit 6 Verwendung 7 LiteraturDefinition BearbeitenGegeben sei eine endliche Indexmenge I displaystyle I nbsp sowie ein Wahrscheinlichkeitsraum W A P displaystyle Omega mathcal A P nbsp und eine Familie von Zufallsvariablen X i i I displaystyle X i i in I nbsp von diesem Wahrscheinlichkeitsraum in die Ereignisraume W i A i displaystyle Omega i mathcal A i nbsp Sei W I i I W i displaystyle Omega I prod i in I Omega i nbsp das kartesische Produkt der Grundmengen und A I i I A i displaystyle mathcal A I bigotimes i in I mathcal A i nbsp die entsprechende Produkt s Algebra Dann heisst das Wahrscheinlichkeitsmass auf dem Produktraum W I A I displaystyle Omega I mathcal A I nbsp das durch P X i i I i I A i P i I X i A i P i I X i 1 A i displaystyle P X i i in I left prod i in I A i right P left bigcap i in I X i in A i right P left bigcap i in I X i 1 A i right nbsp fur A i A i displaystyle A i in mathcal A i nbsp definiert wird die gemeinsame Verteilung der Zufallsvariablen X i displaystyle X i nbsp Beispiel BearbeitenWir betrachten den Wahrscheinlichkeitsraum W A P displaystyle Omega mathcal A P nbsp mit W 1 6 2 und A P W displaystyle Omega 1 dots 6 2 text und mathcal A mathcal P Omega nbsp und der diskreten Gleichverteilung auf dieser Grundmenge Dies entspricht der Modellierung eines zweimaligen Wurfelwurfes mit einem fairen Wurfel Die erste Zufallsvariable sei definiert als X 1 w w 1 w 2 displaystyle X 1 omega omega 1 omega 2 nbsp sie formalisiert die Aufsummierung der Augensummen der beiden Wurfel und bildet nach W 1 A 1 displaystyle Omega 1 mathcal A 1 nbsp ab mit W 1 2 12 displaystyle Omega 1 2 dots 12 nbsp und A 1 P W 1 displaystyle mathcal A 1 mathcal P Omega 1 nbsp Die zweite Zufallsvariable ist definiert als X 2 w 1 falls w 1 gerade 0 sonst displaystyle X 2 omega begin cases 1 amp text falls omega 1 text gerade 0 amp text sonst end cases nbsp und liefert die Information ob die erste gewurfelte Zahl gerade ist Sie bildet nach W 2 A 2 displaystyle Omega 2 mathcal A 2 nbsp ab mit W 2 0 1 displaystyle Omega 2 0 1 nbsp und A 2 P W 2 displaystyle mathcal A 2 mathcal P Omega 2 nbsp Die gemeinsame Verteilung ist nun ein Wahrscheinlichkeitsmass auf 2 12 0 1 displaystyle 2 dots 12 times 0 1 nbsp versehen mit der Produkt s Algebra hier dementsprechend der Potenzmenge Das Wahrscheinlichkeitsmass wird durch die Angabe auf einem Erzeuger der s Algebra vollstandig beschrieben hier also durch seine Werte auf den W 1 W 2 11 2 22 displaystyle Omega 1 cdot Omega 2 11 cdot 2 22 nbsp Elementarereignissen w 1 w 2 W 1 W 2 displaystyle omega 1 omega 2 subset Omega 1 times Omega 2 nbsp Der Einfachheit halber geben wir hier nur einige Wahrscheinlichkeiten der gemeinsamen Verteilung an P X 1 X 2 3 1 P X 1 1 3 X 2 1 1 displaystyle P X 1 X 2 3 1 P X 1 1 3 cap X 2 1 1 nbsp P 1 2 2 1 2 4 6 1 6 P 2 1 1 36 displaystyle P 1 2 2 1 cap 2 4 6 times 1 dots 6 P 2 1 frac 1 36 nbsp dd P X 1 X 2 2 1 P X 1 1 2 X 2 1 1 displaystyle P X 1 X 2 2 1 P X 1 1 2 cap X 2 1 1 nbsp P 1 1 2 4 6 1 6 P 0 displaystyle P 1 1 cap 2 4 6 times 1 dots 6 P emptyset 0 nbsp dd P X 1 X 2 4 0 P X 1 1 4 X 2 1 0 displaystyle P X 1 X 2 4 0 P X 1 1 4 cap X 2 1 0 nbsp P 1 3 3 1 2 2 1 3 5 1 6 P 1 3 3 1 2 36 displaystyle P 1 3 3 1 2 2 cap 1 3 5 times 1 dots 6 P 1 3 3 1 frac 2 36 nbsp dd Abgeleitete Begriffe BearbeitenGemeinsame Verteilungsfunktion Bearbeiten Analog zur Verteilungsfunktion einer Wahrscheinlichkeitsverteilung lasst sich auch fur gemeinsame Verteilungen von reellwertigen Zufallsvariablen die gemeinsame Verteilungsfunktion definieren Es handelt sich hierbei um eine Funktion F X i i I R I 0 1 displaystyle F X i i in I mathbb R I to 0 1 nbsp definiert durch F X i i I x P X i x i fur jedes i I P i I X i x i displaystyle F X i i in I x P X i leq x i text fur jedes i in I P left bigcap i in I X i leq x i right nbsp Gelegentlich wird sie auch nur mit F I displaystyle F I nbsp bezeichnet Gemeinsame Dichte Bearbeiten Wie auch bei Wahrscheinlichkeitsverteilungen mit Wahrscheinlichkeitsdichten lasst sich fur gemeinsame Verteilungen von Zufallsvariablen eine gemeinsame Dichte definieren Damit wird diejenige nicht notwendigerweise existente stetige Funktion f displaystyle f nbsp bezeichnet die F I x i 1 x i n x i 1 x i n f t 1 t n d t n d t 1 displaystyle F I x i 1 dots x i n int infty x i 1 dots int infty x i n f t 1 dots t n mathrm d t n dots mathrm d t 1 nbsp erfullt Die Indexmenge ist hier o B d A I i 1 i n displaystyle I i 1 dots i n nbsp gesetzt Randverteilung Bearbeiten Hauptartikel Randverteilung Als Randverteilungen Manchmal auch Marginalverteilung genannt werden die Bildmasse unter der Projektion auf die einzelnen Komponenten des Produktraumes bezeichnet Formal ist die j te Randverteilung der gemeinsamen Verteilung also definiert fur A j A j displaystyle A j in mathcal A j nbsp als P j A j P X i i I A j i I i j W i displaystyle P j A j P X i i in I left A j times prod i in I i neq j Omega i right nbsp Die Verteilungsfunktion der Randverteilung heisst dementsprechend Rand Verteilungsfunktion die Dichte dann Rand Dichte Eindeutigkeit BearbeitenDie gemeinsame Verteilung von Zufallsvariablen wird zuerst nicht auf der gesamten Produkt s Algebra definiert sondern nur auf dem Produkt der einzelnen s Algebren der Messraume Da dieses Produkt aber in diesem Fall ein Erzeuger der Produkt s Algebra ist lasst sich die obige Definition eindeutig zu einem Wahrscheinlichkeitsmass auf der gesamten Produkt s Algebra fortsetzen Beziehung zur Unabhangigkeit BearbeitenMittels der gemeinsamen Verteilung von Zufallsvariablen lasst sich fur endliche Mengen von Zufallsvariablen leicht ihre Unabhangigkeit uberprufen Es gilt Die Zufallsvariablen X i i I displaystyle X i i in I nbsp sind genau dann unabhangig wenn ihre gemeinsame Verteilung genau das Produktmass der Verteilungen der Zufallsvariablen ist wenn also giltP X i i I i I P X i displaystyle P X i i in I bigotimes i in I P X i nbsp Daraus folgt direkt Die Zufallsvariablen sind unabhangig wenn ihre gemeinsame Verteilungsfunktion gemeinsame Dichte genau das Produkt der Verteilungsfunktionen Dichtefunktionen ihrer Verteilungen sind Entsprechend der Definition fur stochastische Unabhangigkeit von Zufallsvariablen sind beliebige Familien von Zufallsvariablen genau dann unabhangig wenn eine der obigen Aussagen fur alle endlichen Teilfamilien gilt Verwendung BearbeitenDie gemeinsamen Verteilungen von Zufallsvariablen werden neben der Definition von multivariaten Verteilungen auch fur die Bestimmung von bedingten Verteilungen mittels der Randverteilungen genutzt Die bedingten Verteilungen modellieren bereits vorhandenes Wissen uber den Wert einer Zufallsvariable Literatur BearbeitenAchim Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie 3 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2013 ISBN 978 3 642 36017 6 doi 10 1007 978 3 642 36018 3 Christian Hesse Angewandte Wahrscheinlichkeitstheorie 1 Auflage Vieweg Wiesbaden 2003 ISBN 3 528 03183 2 doi 10 1007 978 3 663 01244 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gemeinsame Verteilung von Zufallsvariablen amp oldid 189035528 Gemeinsame Verteilungsfunktion