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Die Gemeine Spinnmilbe oder Bohnenspinnmilbe Tetranychus urticae ist eine Art aus der Familie der Spinnmilben Tetranychidae innerhalb der Milben Acari Gemeine SpinnmilbeGemeine Spinnmilbe Tetranychus urticae SystematikOrdnung TrombidiformesUnterordnung ProstigmataFamilie Spinnmilben Tetranychidae Unterfamilie TetranychinaeGattung TetranychusArt Gemeine SpinnmilbeWissenschaftlicher NameTetranychus urticaeKoch 1836 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Biologie 3 Wirtspflanzen und Verbreitung 4 Schaden und Schadbild 5 Fotogalerie 6 Bekampfung 7 Synonyme 8 Einzelnachweise 9 WeblinksMerkmale BearbeitenAdulte Tiere sind bezuglich ihrer Grosse abhangig von ihrem Ernahrungszustand sehr variabel Weibchen haben eine Lange von etwa 0 4 bis 0 6 mm Mannchen von 0 3 bis 0 45 mm Die ellipsoiden weichhautigen Tiere haben eine konvexe Oberseite und sind unten abgeplattet Sie haben wahrend der Vegetationsperiode eine durchsichtige hell bis braungrune Farbung mit zwei deutlichen unscharf gezeichneten grossen dunklen seitlichen Flecken die von den durchscheinenden Blindsacken des Mitteldarmes gebildet werden Vom Spatsommer bis zum folgenden Fruhjahr sind die uberwinternden Weibchen orangerot bis zinnoberrot gefarbt Mit Ausnahme des sechsbeinigen ersten Larvenstadiums haben alle Entwicklungsstadien acht Laufbeine Biologie Bearbeiten nbsp Orangeroter Phanotyp Winterweibchen Die Gemeine Spinnmilbe uberwintert ausschliesslich in Form der orangeroten Winterweibchen die ab dem Spatsommer bei abnehmender Tageslange entstehen Man findet sie im Winter in Kolonien an allen moglichen geschutzten Platzen wie abgefallenem Laub an krautigen Pflanzen unter der Rinde von holzigen Wirtspflanzen etc Die Weibchen konnen auch harten Frost uber langere Zeit widerstehen so konnen sie Temperaturen von 15 C einige Wochen lang uberleben Im Fruhjahr beginnen die Weibchen bei steigenden Temperaturen dann wieder mit der Nahrungsaufnahme wandeln sich in die grunlich transparente Sommerform um und legen dann auch wieder Eier Die daraus entstehenden Nachkommen besiedeln im Verlauf der Vegetationsperiode dann wieder ihre Wirtspflanzen Dort entwickeln sie sich bei passenden Bedingungen schnell zu Kolonien in denen man dann auch alle Entwicklungsstadien der Art antrifft Aus den gelblich transparenten runden Eiern Durchmesser ca 0 13 mm schlupft eine sechsbeinige maximal 0 2 mm lange grunlich transparente Larve Darauf folgt eine beinlose larvale Ruhephase Protochrysalis aus der nach einer Hautung das erste Nymphenstadium Protonymphe entsteht Ab diesem Stadium haben die Tiere acht Beine Nach der zweiten Ruhephase Deutochrysalis schlupft das zweite Nymphenstadium Deutonymphe aus dem nach der letzten Ruhephase Teliochrysalis das ausgewachsene Tier Imago entsteht Die Dauer der gesamten Ontogenese betragt temperaturabhangig etwa 10 bis 30 Tage Die adulten Weibchen produzieren im Laufe ihres zwei bis funfwochigen Lebens etwa 50 bis 100 Eier Welches Geschlecht sich aus dem jeweiligen Ei entwickelt wird durch die Befruchtung festgelegt Aus unbefruchteten Eiern die nur einen Chromosomensatz enthalten also haploid sind entstehen stets haploide Mannchen wahrend sich aus befruchteten diploiden Eiern stets Weibchen entwickeln Man spricht bei diesem Phanomen von Arrhenotokie Unbegattete Weibchen produzieren folgerichtig lediglich parthenogenetisch mannliche Nachkommen wahrend sich aus den Eiern begatteter Weibchen sowohl Mannchen als auch Weibchen entwickeln konnen je nachdem ob das jeweilige Ei bei der Begattung befruchtet wurde Aus diesen Zusammenhangen ergibt sich auch eine Selbstregulation des Geschlechterverhaltnisses einer Population Bei einem Mangel an Mannchen bleiben mehr Weibchen unbegattet und produzieren demzufolge wieder mehr Mannchen wahrend ein Mannchenuberschuss in der nachsten Generation zu deutlich mehr Weibchen fuhrt In einer normalen Population liegt das Verhaltnis von Mannchen zu Weibchen in der Regel zwischen 1 3 und 3 4 Unter guten Lebensbedingungen d h bei trockenem heissem Klima vollzieht sich der Lebenszyklus der Gemeinen Spinnmilbe relativ schnell so dass dann aus einem abgelegten Ei binnen etwa einer Woche wieder ein geschlechtsreifes Tier entstehen kann Das erklart das aussergewohnliche Wachstumspotential und die explosionsartige Populationsentwicklung der Art bei hohen Temperaturen wie sie in Mitteleuropa manchmal im August herrschen Dabei treten hier insgesamt normalerweise sechs bis neun Generationen pro Jahr auf Wirtspflanzen und Verbreitung BearbeitenDie polyphage mit Ausnahme der Antarktis weltweit vorkommende Art ist unter den Spinnmilben jene mit der grossten wirtschaftlichen Bedeutung als Schadling In Deutschland findet man die Gemeine Spinnmilbe an etwa 90 Kulturpflanzen darunter Wein Bohnen Erbsen Gurken Hopfen Kartoffeln Erdbeeren Sonnenblumen und Obstgeholze wie Apfel Birne Pflaume und Stachelbeere Weltweit werden mehr als 200 Wirtspflanzen befallen darunter beispielsweise auch Baumwolle Hanf Maniok oder Soja als bedeutende Kulturen Schaden und Schadbild BearbeitenDie Gemeine Spinnmilbe sticht mit ihren Mundwerkzeugen von der Blattunterseite her die untere Epidermis und das Schwammparenchym bis hin zu den chloroplastenreichen Zellen des Palisadenparenchyms an um den zuckerhaltigen Zellsaft sowie auch die Chloroplasten selbst aufzusaugen Da sie 18 bis 22 Einstiche pro Minute vollfuhren kann ist die schutzende Cuticula der Pflanze stark angegriffen und dadurch ihre Schutzwirkung vor unkontrolliertem Gasaustausch reduziert Als Folge kollabieren die Zellen relativ schnell Es resultiert eine physiologische Reaktion der Pflanze die zu steigender Wasseraufnahme und erhohter Transpiration fuhrt Die Transpirationsrate ubertrifft bald die Wasseraufnahme so dass stark befallene Blatter langsam vertrocknen Auf den Blattern treten daher bei Befall zunachst kleine helle gelblichweisse Flecken auf Starker befallene Blatter nekrotisieren andern ihre Farbe von grun zu grau oder kupferbraun und fallen schliesslich ab Beim Hopfen wird dieses Schadbild daher Kupferbrand genannt Bei starkerem Befall entwickeln sich zudem feine Gespinste an den Pflanzen vor allem an den Blattunterseiten aber auch an den Trieben Fotogalerie Bearbeiten nbsp nbsp nbsp Bekampfung Bearbeiten nbsp Raubmilbe Typhlodromus pyriIn vielen landwirtschaftlichen Kulturen wie auch in Gartenbau Betrieben stellt die Gemeine Spinnmilbe ein ernstzunehmendes wirtschaftliches Problem dar Entsprechend stehen in den meisten Landern eine ausreichende Zahl zugelassener und wirksamer synthetischer Akarizide zur Spinnmilben Bekampfung zur Verfugung Alternativ oder erganzend konnen biologische Bekampfungsformen eingesetzt werden da die Gemeine Spinnmilbe zahlreiche naturliche Gegenspieler hat die deren Populationsentwicklung ebenfalls einschranken konnen Dies sind insbesondere Raubmilben Phytoseiidae Blumenwanzen Anthocoridae der Schwarze Kugelmarienkafer Stethorus punctillum bzw ausserhalb Europas andere Arten dieser Gattung sowie Taghafte Hemerobiidae und Florfliegen Chrysopidae Synonyme BearbeitenBemerkenswert ist die Vielzahl der Synonyme unter denen die Art im Laufe der Zeit beschrieben wurde 1 Tetranychus aduncus Flechtmann amp Baker 1967 Epitetranychus aequans Zacher 1916 Epitetranychus alceae Oudemans 1928 Tetranychus althaeae von Hanstein 1901 Tetranychus arabicus Attiah 1967 Tetranychus aspidistrae Oudemans 1931 Tetranychus bimaculatus Harvey 1892 Epitetranychus caldarii Oudemans 1931 Tetranychus choisyae Oudemans 1931 Acarus cinnabarinus Boisduval 1867 Acarus cucumeris Boisduval 1867 Eotetranychus cucurbitacearum Sayed 1946 Tetranychus dahliae Oudemans 1937 Tetranychus dugesii Cano y Alcacio 1886 Tetranychus eriostemi Murray 1877 Acarus ferrugineus Boisduval 1867 Tetranychus fervidus Koch 1841 Tetranychus fici Murray 1877 Tetranychus ragariae Oudemans 1931 Tetranychus fransseni Oudemans 1931 Epitetranychus hamatus Zacher 1916 Acarus hematodes Boisduval 1867 Tetranychus inaequalis Targioni Tozzetti 1878 Eotetranychus inexspectatus Andre 1933 Tetranychus longitarsus Donnadieu 1875 Tetranychus major Donnadieu 1875 Tetranychus manihotis Oudemans 1931 Tetranychus minor Donnadieu 1875 Tetranychus multisetes McGregor 1950 Tetranychus piger Donnadieu 1875 Distigmatus pilosus Donnadieu 1875 Tetranychus plumistoma Donnadieu 1875 Tetranychus reinwardtiae Oudemans 1930 Tetranychus ricinus Saba 1973 Acarus rosarum Boisduval 1867 Tetranychus russeolus Koch 1838 Acarus sambuci Schrank 1781 Eotetranychus scabrisetus Ugarov amp Nilolskii 1937 Tetranychus stellariae Oudemans 1931 Acarus telarius Linnaeus 1758 Acarus textor Fourcroy 1785 Tetranychus viburni Koch 1838 Tetranychus violae Oudemans 1931 Acarus vitis Boisduval 1867Einzelnachweise Bearbeiten Tetranychus urticae Koch 1836 Fauna Europaea Version 1 3 19 04 2007 abgerufen am 4 Oktober 2007 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gemeine Spinnmilbe Album mit Bildern Videos und Audiodateien Gemeine Spinnmilbe Rebschutzdienst NO Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gemeine Spinnmilbe amp oldid 239228766