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Unter Funktionen der Massenmedien versteht man die kommunikativen Aufgaben die den Medien in einer demokratischen Gesellschaft zugeschrieben werden sowie die Leistungen die die Medien fur die Menschen dieser Gesellschaft erbringen Medien sind demnach mitbeteiligt am Fort Bestand des Gesellschaftssystems und dessen Anpassungsmoglichkeiten an die Umwelt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Gesellschaftliche Funktionen 1 1 Informationsfunktion 1 2 Soziale Funktionen 1 3 Politische Funktionen 1 4 Okonomische Funktionen 2 Primare und subsidiare Funktionen 3 Funktionen fur das Individuum 4 Wahrnehmung der Funktionen 5 Kritische Betrachtung 5 1 Gefahrdung durch Medienmanipulation und Netzwerke 5 2 Abhangigkeit der Medien und Zensur durch die Wirtschaft 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGesellschaftliche Funktionen BearbeitenInformationsfunktion Bearbeiten Die Informationsfunktion ist die zentrale Funktion der Massenmedien eine Leistung der Massenmedien die diese ubergreifend im Hinblick auf das soziale politische und gesellschaftlich okonomische System erbringen Die Medien vermitteln Wissen und Erfahrungen d h das subjektive Wissen des Empfangers wird erweitert 2 Informationsvermittlung uber Massenmedien vollzieht sich dabei im Rahmen einer Sekundarerfahrung d h die Reduktion subjektiven Nichtwissens geschieht durch Kommunikation Die jeweilige Erfahrung macht man nicht personlich Primarerfahrungen liegen hingegen vor bei Erlebnissen in direktem Umgang mit Dingen 3 Klaus Beck kritisiert dass die Massenmedien keine Informationen an sich transportieren sondern lediglich Reize und Signale die vom Empfanger verarbeitet werden Ob und welche Information schliesslich konstruiert wird bestimmen nicht die Medien sondern die Rezipienten Beck Klaus 2007 4 So sorgen die Massenmedien dafur dass die Menschen die wirtschaftlichen sozialen okologischen und politischen Zusammenhange begreifen die Demokratie verstehen und uber Politik so unterrichtet sind dass sie selbst aktiv daran teilnehmen konnen Aus der Informationsfunktion leiten sich verschiedene Forderungen an die Massenmedien ab Sie sollen sich um Vollstandigkeit bemuhen sodass alle Interessengruppen innerhalb der Gesellschaft zu Wort kommen konnen Zudem sollen sie objektiv und verstandlich berichten sodass Ereignisse und Probleme auch fur nicht sachverstandige Burger einsehbar dargestellt werden 5 Soziale Funktionen Bearbeiten Soziale Funktionen sind jene Leistungen der Massenmedien die diese im Hinblick auf die gesellschaftliche Umwelt als soziales System erbringen 6 Am bedeutendsten fur das Zusammenleben von Menschen in industriellen Grossgesellschaften ist die Sozialisationsfunktion nach der Definition von Hess die Sozialisierung und Starkung des Normbewusstseins 7 Massenmedien vermitteln Handlungsmuster Rollenverhalten Normen und gesellschaftliche Werte Die soziale Orientierungsfunktion bezieht sich darauf dass die Massenmedien es ermoglichen sich in einer immer unuberschaubareren Umwelt zurechtzufinden indem sie eine Fulle von Details bereitstellen 8 Mit der Rekreationsfunktion nach Ronneberger 1971 9 bzw der Gratifikationsfunktion nach Saxer 1974 10 erfullen Medien den Bedarf nach Zerstreuung und Ablenkung 11 Dadurch ermoglichen es Medien den Menschen sich zu erholen und von der Arbeit abzulenken Durch Unterhaltung und Entspannung sind wir wieder in der Lage unsere Arbeit zu leisten mit unseren Problemen fertig zu werden und unser Leben zu bewaltigen Dabei werden bisweilen gewisse Fluchttendenzen Eskapismus unterstutzt wodurch die Medien fur die Rezipienten auch die Funktion erfullen die Sorgen des Alltags zu vergessen und vor der eigenen Realitat zu fluchten Dieser Aspekt wurde bereits im Uses and Gratifications Ansatz berucksichtigt und wird im Rahmen der Rekreationsfunktion als Eskapismusfunktion benannt 11 Die Medien bieten also Lebenshilfe im weitesten Sinne Sie erfullen daruber hinaus das Bedurfnis nach Abenteuer erotisch sinnlichem Vergnugen oder auch Angst und Schrecken Die vierte soziale Funktion ist die Integrationsfunktion nach der Medien in unserer durch verschiedene Gruppen organisierten bzw durch vielfaltige Interessen differenzierten Gesellschaft 11 gesellschaftlich anerkannte Verhaltensweisen und Verhaltensnormen vermitteln sowie Massenloyalitat fur die Geltung dieser sozialen politischen und rechtlichen Normen herstellen 12 Maletzke sieht diese Funktion darin dass der Mensch sich uber seinen eigenen Erfahrungshorizont hinaus als Teil der Gesellschaft fuhlt die er wiederum als Ganzes wahrnimmt 13 Politische Funktionen Bearbeiten Politische Funktionen also Leistungen der Massenmedien hinsichtlich der gesellschaftlichen Umwelt als politisches System beziehen sich auf demokratisch organisierte Staaten 14 Die wichtigste Funktion der Massenmedien in der Demokratie ist nach Ronneberger 1974 15 das Herstellen von Offentlichkeit Offentlichkeit entsteht und bestand darin dass Informationen via Massenmedien offentlich zuganglich gemacht wurden Heute tragt ebenso das Internet zur Herstellung einer Offentlichkeit bei in der nicht mehr nur mediale Institutionen Informationen und Meinungen zur Verfugung stellen konnen sondern jeder und jede sich beteiligen kann Politische Entscheidungen in einer Demokratie sind nur legitimierbar wenn sie Ausdruck des Willens einer Mehrheit der betroffenen Bevolkerung sind Willensbildung erfordert die Diskussion von Meinungen Durch die Erzeugung von Offentlichkeit bezuglich politischer Programme Absichten Forderungen und Ziele treten am politischen Prozess Beteiligte miteinander in Kommunikation 14 Indem Massenmedien die Erwartungen der Burger ebenso thematisieren wie die Entscheidungen des politischen Systems kommt es zum Austausch zwischen Organisationen Institutionen Parteien und Burgern So vermitteln die Medien das Wissen fur die Meinungsbildung und ermoglichen auf diese Weise die Teilnahme der Burger am politischen Prozess Politische Partizipation Sie tragen zur politischen Bildung bei Die Massenmedien transportieren die Stimmung in der Bevolkerung Artikulationsfunktion und konnen Sprachrohr der politischen Parteien sein Nur so kann die Meinungsbildung im eigentlichen Sinne zustande kommen 16 Saxer 1974 10 spricht auch von der Korrelationsleistung die die Massenmedien erbringen indem sie unterschiedliche Standpunkte aufeinander abstimmen und somit nicht nur Ausdruck der Meinungsvielfalt sind sondern diese auch verringern Dem Journalisten wird dabei die Funktion eines Vermittlers zugeschrieben 16 Aquivalent zur Sozialisations und Integrationsfunktion gibt es in Hinblick auf das politische System die politische Sozialisationsfunktion Angesichts des hohen Differenzierungsgrades moderner Gesellschaften werden die politischen Rollen transparent gemacht um eine aktive Teilnahme am politischen Geschehen zu ermoglichen 17 Mit der politischen Sozialisationsfunktion verbunden ist die politische Bildungsfunktion der Medien d h dass die Medien einen Beitrag leisten zur Heranbildung von am politischen Prozess beteiligten Staatsburgern Das Optimum gipfelt in der Fahigkeit zur Meinungsbildung 17 Ausserdem haben die Medien eine Kritik und Kontrollfunktion Sie geben den Mitgliedern einer Demokratie die Moglichkeit zur Kritik an den Machttragern indem sie Opposition und anderen Interessengruppen offentliches Gehor verschaffen Daruber hinaus kritisieren sie selbst Staat Gesellschaft oder Organisationen z B durch investigative Recherchen oder Kommentare zu aktuellen Themen Die Veroffentlichung von Kritik bringt in gewissem Masse Kontrolle uber die kritisierten Zustande ohne weitere Sanktionsmoglichkeiten daruber hinaus zu besitzen Die Veroffentlichung allein bzw die Angst davor kann zu Verhaltensanderungen fuhren oder zu Folgen wie eine Verurteilung oder Abwahl die durch die Veroffentlichung in Gang gebracht wurden 17 Man spricht deshalb auch von den Medien als Vierte Gewalt im Staat Fur die Presse sind in Deutschland die politischen Funktionen als offentliche Aufgabe in 3 der Landespressegesetze festgeschrieben Die Presse erfullt eine offentliche Aufgabe wenn sie in Angelegenheiten von offentlichem Interesse Nachrichten beschafft und verbreitet Stellung nimmt Kritik ubt oder auf andere Weise an der Meinungsbildung mitwirkt Okonomische Funktionen Bearbeiten Die okonomischen Funktionen beziehen sich auf die gesellschaftliche Umwelt als okonomisches System in Gesellschaften die nach privatwirtschaftlichen also kapitalistischen Prinzipien organisiert sind 18 Die zentrale okonomische Funktion der Massenmedien ist die Zirkulationsfunktion nach Holzer 1973 19 bzw absatzokonomische Funktion nach Holzer 1994 20 Danach unterstutzen die Medien die Aktivierung des Ware Geld Umlaufs und sind indem sie den Warenumschlag beschleunigen ein Motor des Wirtschaftskreislaufs Dies geschieht indem sie als Werbetrager auftreten 21 z B in Form von kommerziellen Anzeigen aber auch durch redaktionelle Beitrage z B uber aktuelle Modetrends oder indem sie als Unternehmen Arbeitsplatze schaffen Ausserdem werden kapitalistische Produktions und Machtverhaltnisse im Rahmen der Medieninhalte gefestigt Holzer 1973 22 benennt noch weitere Leistungen mit denen Medien das kapitalistische Wirtschaftssystem stabilisieren Wissensvermittlung Sozialtherapie und Legitimationshilfe Mit diesen Funktionen entsprechen die Medien der Bedarfsstruktur des Publikums 21 Medien vermitteln Wissen das dem Konsumenten hilft Kaufentscheidungen zu treffen Aus okonomischer Perspektive wird die soziale Funktion der Rekreation bzw Unterhaltung zur regenerativen Funktion Durch Befriedigung der Informations und Unterhaltungsanspruche der Rezipienten erhalt die arbeitende Bevolkerung jene Gratifikation die sie benotigt um sich zu entspannen sich physisch zu erholen und sich psychisch zu motivieren 2 Alle massenmedialen Informations und Unterhaltungsangebote tragen schliesslich zur Legitimierung und Propagierung des gesellschaftlichen Organisationsprinzips bei auf dem sowohl die Gesellschaft als Ganzes als auch die Medien basieren 2 Holzer 1994 spricht in diesem Zusammenhang von der herrschaftlichen Funktion die die Medien erfullen 23 soziale politische okonomischeFunktionen der Massenmedien Informationsfunktion Sozialisationsfunktion Herstellen von Offentlichkeit Zirkulationsfunktion Wissensvermittlung Sozialtherapie Legitimationshilfesoziale Orientierungsfunktion Artikulationsfunktion regenerative FunktionRekreationsfunktion politische Sozialisations und Bildungsfunktion herrschaftliche FunktionIntegrationsfunktion Kritik und Kontrollfunktionsoziales politisches okonomischesgesellschaftliches SystemPrimare und subsidiare Funktionen BearbeitenAusserdem konnen primare und subsidiare Funktionen unterschieden werden Primare Funktionen werden aufgrund des Programmauftrags oder des journalistischen Selbstverstandnisses erfullt Zu ihnen zahlen beispielsweise Information Unterhaltung Kritik oder Hilfe bei der Meinungsbildung Subsidiare Funktionen sind als solche nicht beabsichtigt Zum Beispiel kann Medienkonsum durch Bescheidwissen soziales Prestige herstellen Funktionen fur das Individuum BearbeitenDer einzelne Mensch erwartet von den Massenmedien Rat in praktischen Fragen er will seine Neugier befriedigen und indirekt seine Unsicherheit durch Wissen verringern Subsidiar erfullen die Medien auch das Bedurfnis nach personlicher Identitat Das dient einerseits dem reinen Vergnugen hilft aber andererseits den Alltag zu bewaltigen indem die Medien Erfolg versprechende Handlungsmuster vermitteln Daruber hinaus zeigen Medien den Nutzern welche Themen sozial und gesellschaftlich relevant sind und liefern so Gesprachsstoff Diese Funktion kann jedoch auch in das Gegenteil umgekehrt werden wenn im Sinne von panem et circenses die politische Ablenkung von gesellschaftlich wichtigen wichtigeren Themen bezweckt werden soll Dies kann z B durch eine ubermassige Betonung von Fussball und anderem Spitzensport erfolgen 24 Wahrnehmung der Funktionen BearbeitenWahrend im Rundfunk die aktuelle Informationsvermittlung und die Unterhaltungsfunktion im Mittelpunkt stehen kommt der Presse vor allem die Funktion zu Uberschaubarkeit in der Informationsflut zu schaffen Die Printmedien sind deshalb eher in der Lage die politischen Funktionen zu erfullen Dies gilt vor allem fur Wochenzeitungen und Zeitschriften die eine grossere Distanz zum tagesaktuellen Geschehen haben und uber mehr Raum verfugen komplexe Themen zu behandeln Nicht immer nehmen die Medien ihre Funktionen zufriedenstellend wahr Statt die Integration zu fordern kann beispielsweise durch die Medien ein kommunikatives Gefalle in der Gesellschaft Knowledge Gap entstehen Gut Informierte nutzen alle Informationsquellen vor allem die Printmedien und bilden sich so weiter wahrend weniger Gebildete weniger Gebrauch von Medien machen und demzufolge immer weiter hinter den Gebildeten zuruckbleiben Indem sie Rollen und Normen einseitig und stereotyp darstellen fordern die Medien Vorurteile und Rassismus Studien beweisen dass gerade Minderheiten Bernd Schonlebe es schwer haben in den Massenmedien zu Wort zu kommen Folglich wurden bestehende Machtverhaltnisse zementiert Als Losung wird oftmals ein anwaltschaftlicher Journalismus der vor allem die Interessen der Machtlosen vertreten soll vorgeschlagen Die Kritiker des anwaltschaftlichen Journalismus sind allerdings der Meinung der Meinungspluralismus innerhalb der Gesellschaft musse von den Massenmedien angemessen wiedergegeben werden Kritische Betrachtung BearbeitenGefahrdung durch Medienmanipulation und Netzwerke Bearbeiten Die Funktion der Medien als unabhangige Informations und Kontrollinstanz wird durch Techniken der Medienmanipulation und Propaganda in ihr Gegenteil verkehrt Desinformation und Demagogie Eine besondere Form der Manipulation stellt die Vernetzung von Politik und Medien dar In Uwe Krugers Dissertation zum Einfluss der Eliten auf deutsche Journalisten und Medien 25 wird ein theoretisches Modell entwickelt das Medienverhalten mit Hilfe von Pressure Groups und sozialen Netzwerken erklart und das vorhersagt dass Leitmedien mehr oder weniger den laufenden Diskurs der Eliten reflektieren aber dessen Grenzen nicht uberschreiten und dessen Pramissen nicht kritisch hinterfragen Ausgangsthese Krugers ist dass eine konsensuell geeinte Elite in wichtigen Fragen Krieg und Frieden makrookonomische Ordnung gegen die Interessen eines Grossteils der Bevolkerung regieren kann und dass journalistische Eliten zu stark in das Elitenmilieu eingebunden sein konnten um noch als Anwalte des offentlichen Interesses kritisch kontrollierend zu wirken Im empirischen Teil fokussiert seine soziale Netzwerkanalyse zunachst die soziale Umgebung von 219 leitenden Redakteuren deutscher Leitmedien Jeder Dritte unterhielt informelle Kontakte mit Politik und Wirtschaftseliten bei vier Aussenpolitik Journalisten Stefan Kornelius Klaus Dieter Frankenberger Michael Sturmer und Josef Joffe finden sich dichte Netzwerke im US und Nato affinen Elitenmilieu Weitere analysierte Journalisten sind Kai Diekmann Bild Peter Frey und Claus Kleber ZDF und Matthias Nass ZEIT Eine anschliessende Frame Analyse fragt inwieweit der Output dieser vier Journalisten in den umstrittenen Fragen der Definition von Sicherheit erweiterter Sicherheitsbegriff und Afghanistan Einsatz der Bundeswehr auf der Linie der ermittelten Bezugsgruppen liegt Abschliessend werden die Berichte uber die Munchner Sicherheitskonferenz und deren Gegner in funf Tageszeitungen inhaltsanalytisch untersucht Sie kommt zu dem Schluss dass die Eliten nahen Leitmedien FAZ Welt und Suddeutsche den auf der Sicherheitskonferenz laufenden Elitendiskurs ausfuhrlich abbilden dabei aber die Proteste und die Gegenveranstaltung Munchner Friedenskonferenz marginalisieren und delegitimieren 26 Als hoch problematisch erscheinen erstens die direkten Verbindungen zur Wirtschaft genauer die Beratertatigkeit von Chefredakteuren und Herausgebern fur gewinnorientierte Konzerne Josef Joffe Zeit als Beirat der Unicredit Bank sowie Stefan Aust Spiegel und Helmut Markwort Focus als Beirate der Deutschen Telekom AG Zweitens muss die Einbindung von Journalisten in eine Organisation der Bundesregierung kritisch gesehen werden namentlich Klaus Dieter Frankenberger FAZ Stefan Kornelius SZ und Peter Frey ZDF als Beirate der Bundesakademie fur Sicherheitspolitik eines Think Tanks im Geschaftsbereich des Bundesverteidigungsministeriums Der Beirat berat laut Akademie Satzung das Kuratorium das wiederum aus der Bundeskanzlerin sowie den Bundesministern der Verteidigung des Inneren des Auswartigen der Finanzen der Justiz fur Wirtschaft und fur Entwicklungshilfe besteht Die drei Journalisten verpflichteten sich somit jene Bundesregierung zu beraten die sie doch eigentlich als Anwalte der Offentlichkeit kritisieren und kontrollieren sollen S 148 27 Zu der Frage welche Art der Beeinflussung der Journalisten durch die Eliten vorliege vermutet Kruger dass Journalisten mit Eliten kompatiblen Werten und Meinungen hohere Chancen haben Zugang zu den hochsten Kreisen zu bekommen und die Einbindung in das Elitenmilieu verstarkt dann uber die Zeit hinweg die Konformitat Das heisst auch Journalisten mit Eliten kompatiblen Meinungen haben bessere Chancen Karriere zu machen denn sie konnen im eigenen Haus und in der Branche mit exklusiven Informationen und hochrangigen Interviewpartnern punkten 28 Kruger argumentiert mit dem Konzept des sozialen Kapitals Pierre Bourdieus 29 Abhangigkeit der Medien und Zensur durch die Wirtschaft Bearbeiten Da es sich bei fast allen Massenmedien um Werbetrager handelt sind sie mit Ausnahme des uberwiegend oder vollstandig gebuhrenfinanzierten offentlich rechtlichen Rundfunks in privatem Eigentum und ihre Finanzierung basiert grossenteils uberwiegend und manchmal ganz auf Werbeeinnahmen Bei Gratiszeitungen oder privaten Rundfunksendern bei Zeitungen und Zeitschriften konnen die Werbeeinnahmen 50 bis 80 ausmachen Aber auch beim offentlich rechtlichen Rundfunk kann bei Werbeeinnahmen von bis zu 40 von einer Abhangigkeit gesprochen werden 30 Deshalb weisen Kritiker darauf hin dass kein Medium das Werbung verbreitet unabhangig sein kann und dass je grosser der Werbeanteil ist auch die Abhangigkeit umso hoher ist Diese Abhangigkeit hat ganz bestimmte Auswirkungen auf die Art der Medieninhalte In der Wirtschaftspresse werden die Medien haufig genau als das bezeichnet fur das sie sich in ihren offenen Momenten ausgeben als einen Zweig der Werbeindustrie 31 Die privaten Medien unterliegen uberdies einer zunehmenden Konzentration wobei die Besitzverhaltnisse oftmals verworren oder undurchsichtig sind Diese Entwicklung stellt eine laufende Bedrohung der demokratischen Kultur dar 32 die nach Meinung der Kritiker schon fur sich alleine genommen in einer Demokratie alle Alarmglocken schrillen lassen musste Funf oder sechs Werbeagenturen dominieren die 400 Milliarden US Dollar schwere globale Werbeindustrie Journalisten stehen schon lange unter dem Druck Berichte so zu gestalten dass sie den Werbenden oder den Eigentumern passen die uberwiegende Mehrheit der Fernsehsender fand dass ihre Nachrichtenabteilungen sich bei der Gestaltung der Nachrichten kooperativ verhalten um die nicht traditionelle Einnahmeentwicklung zu unterstutzen 33 Negative oder unerwunschte Berichterstattung kann unterbunden oder beeinflusst werden wenn Werbekunden mit dem Entzug von Auftragen drohen oder auch nur wenn die Gefahr des Auftragsentzuges besteht Besonders ausgepragt ist die Abhangigkeit wenn ein Medium nur einen oder wenige Grosskunden hat Der Einfluss eines Werbekunden betrifft nicht nur Information uber ihn oder seine Produkte selbst sondern auch Inhalte von Sendungen und Artikeln sogar von Beitragen die nicht direkt mit dem Werbekunden zu tun haben Um ihre Werbeeinnahmen zu sichern mussen Medien bemuht sein ein moglichst gutes Werbeumfeld darzustellen Kritisiert wird auch die Weigerung von Medien Werbung oder Veroffentlichungen anzunehmen die nicht in ihrem Interesse ist Ein deutliches Beispiel hierfur ist die Weigerung von Fernsehstationen in den USA und Kanada Spots von Adbusters zu verbreiten 34 Im privaten Rundfunkwesen entscheidet grundsatzlich die Quote uber das Programm Ihr Geschaft besteht in der Abschopfung von moglichst viel Aufmerksamkeit Die Einschaltquote misst die Aufmerksamkeit die das Medium fur die gebotene Aufmerksamkeit einhandelt Die Dienstleistung dieser Attraktion wird an die Werbewirtschaft verkauft 35 36 und die Zuschauerzahlen bestimmen den Preis der fur die Werbung erzielt werden kann In den USA gehort die Bestimmung von Inhalten durch Unternehmen bereits seit 1933 zum Programmalltag Procter amp Gamble P amp G bot damals einem Radiosender einen Geschichte machenden Tauschhandel heute als Bartering bekannt an Der Konzern wurde eine eigene Sendung kostenlos produzieren und der Station so die teure Produktion von Inhalten ersparen Im Gegenzug wollte der Konzern seine Spots verbreitet wissen und seine Produkte naturlich auch wahrend der Show in Szene setzen So entstand die Serie Ma Perkins die P amp G geschickt als Werbemedium fur Oxydol die damals fuhrende Waschmittelmarke nutzte Die Seifenoper Soap Opera war geboren und wurde im neuen Fernsehmedium zu ihrer ganzen Blute Strahlkraft Reine Weissheit gebracht 37 Wahrend es den Kritikern im Wesentlichen um die subtile Einflussnahme der Wirtschaft auf die Medien geht gibt es auch Beispiele unverhohlener Einflussnahme Die US Firma Chrysler verschickte noch vor der Fusion mit Daimler Benz uber seine Werbeagentur PentaCom einen Brief an zahlreiche Magazine mit der Aufforderung vor Erscheinen eines Hefts eine Ubersicht uber die behandelten Themen zu schicken Vor allem wollte Chrysler erfahren ob Inhalte vorkommen die sich sexuellen politischen oder sozialen Angelegenheiten widmen oder als provokativ oder offensiv ausgelegt werden konnten David Martin Chef der Werbeagentur PentaCom meinte dazu Wir begrunden das damit dass man beim Betrachten eines Produktes das 22 000 kostet dieses Produkt von positiven Dingen umgeben sehen mochte Es gibt nichts positives an einem Artikel uber Kinderpornografie 37 In einem anderen Beispiel berief im Jahre 2000 der US amerikanische Fernsehsender USA Network auf der hochsten Fuhrungsebene inoffizielle Termine ein um zu erfahren welche Sendeinhalte Firmen wunschten damit sie ihre Werbeauftrage erteilten 38 Sendungen des Werbefernsehens werden zugeschnitten getaktet und inhaltlich so gestaltet dass sie auf die Bedurfnisse der Werbung passen z B die Einteilung in passende Abschnitte Diese werden haufig auch dramaturgisch auf die Werbung abgestimmt so dass sie beispielsweise an ihrem Ende kurz vor einem Spannungshohepunkt stehen oder eine Frage offenlassen Auf diese Weise soll der Zuschauer an die Sendung gebunden werden Werbung und Information lassen sich kaum mehr unterscheiden Die Grenzen zwischen Werbung und Medien verschwimmen immer mehr Was August Fischer Vorstandsvorsitzender des Axel Springer Verlags als bewahrte Partnerschaft von Medien und Werbung bezeichnet ist fur Kritiker nichts weiter als die Unterwanderung der publizistischen Aufgaben und Freiheiten Nach Ansicht des fruheren RTL Chefs Helmut Thoma sollen und konnen Privatsender keinem Programmauftrag dienen sondern ausschliesslich dem Unternehmensziel namlich der Akzeptanz durch die Werbewirtschaft und durch die Zuschauer Die Prioritatensetzung sagt in dieser Reihenfolge eigentlich alles uber die Programm gestaltung des Privatfernsehens aus 37 Patrick Le Lay ehemaliger Geschaftsfuhrer von TF1 einem privaten franzosischen Fernsehsender mit einem Marktanteil von 25 bis 30 sagte Man kann auf viele Weisen uber Fernsehen reden Aber aus Sicht der Wirtschaft lasst uns realistisch sein im Grunde ist es Aufgabe von TF1 beispielsweise Coca Cola beim Verkauf seines Produktes zu unterstutzen Damit eine Werbebotschaft wahrgenommen wird muss uns das Gehirn des Zuschauers zur Verfugung stehen um es sozusagen abzulenken zu entspannen und es zwischen zwei Werbebotschaften bereitzuhalten Was wir an Coca Cola verkaufen ist zur Verfugung stehende menschliche Gehirnzeit 39 Aufgrund dieser Abhangigkeiten ist eine breite offentliche und fundamentale Debatte uber die Medien zumindest uber die gangigen Medien kaum moglich sonst wurden sich alle den Ast absagen auf dem sie sitzen Die Vorstellung dass die wirtschaftliche Basis der Medien des Journalismus und der Kommunikation besorgniserregende Auswirkungen auf die Demokratie haben konnte wird aus dem Spektrum legitimer Debatten ausgegrenzt ebenso wie Kapitalismus als Thema in der US amerikanischen politischen Kultur tabu ist 40 Ein fruher Kritiker der strukturellen Grundlage des US amerikanischen Journalismus war Upton Sinclair mit seinem Roman The Brass Check in dem er den Einfluss der Eigentumer Werber und okonomischen Interessen auf die Medien thematisierte Auch Praktiker des modernen Medienbetriebs wie Ulrich Wickert stellen die Funktion der 4 Gewalt infrage Der Anspruch sei schon immer falsch gewesen eine demokratische Legitimierung der Presse gebe es nicht Stattdessen seien Medien in grossten Teilen ein Teil der Wirtschaft Medien sind gepragt durch wirtschaftliche Interessen Verlage mussen sich uberlegen Wie verkaufe ich mein Blatt Wie viel Gewinn mache ich Das ist in meinen Augen schon eine Beschrankung der Vierten Gewalt 41 Literatur BearbeitenKlaus Feldmann Soziologie kompakt Eine Einfuhrung VS Verlag 2006 ISBN 3 531 34188 X Gerd Strohmeier Politik und Massenmedien Eine Einfuhrung Nomos Verlag 2004 ISBN 3 8329 0965 6 Thomas Bauer Didaktische Modelle Politik in Massenmedien Medienpadagogik Einfuhrung und Grundlegung II Bohlau Verlag 1979 ISBN 3 205 07143 3 Hermann Meyn Massenmedien in Deutschland UVK Verlagsgesellschaft mbH 2004 ISBN 3 89669 420 0 Georg Franck Okonomie der Aufmerksamkeit Ein Entwurf 1 Auflage Carl Hanser Verlag 1998 ISBN 978 3 446 19348 2 Klaus Jurgen Bruder Christoph Bialluch Benjamin Lemke Hrsg Sozialpsychologie des Kapitalismus heute Zur Aktualitat Peter Bruckners Psychosozial Verlag Giessen 2013 ISBN 978 3 8379 2226 4 Niklas Luhmann Die Realitat der Massenmedien 2 erweiterte Auflage Opladen Westdeutscher Verlag 1996 Weblinks BearbeitenErgebnisse der ARD ZDF Langzeitstudie Massenkommunikation PDF 184 kB Einzelnachweise Bearbeiten Burkart Roland Kommunikationswissenschaft Wien Koln Weimar Beltz Verlag 4 Aufl 2002 S 378f a b c Burkart 2002 S 402 Burkart 2002 S 404 Kommunikationswissenschaft 1 Auflage Konstanz UVK S 71 Burkart 2002 S 407 411 Burkart 2002 S 383 Hess Henner Ein soziologischer Bezugsrahmen fur die Massenkommunikationsforschung In P 3 1969 S 277 286 Burkart 2002 S 386 Ronneberger Franz Sozialisation durch Massenkommunikation Stuttgart 1971 S 50 a b Saxer Ulrich Funktionen der Massenmedien in der modernen Gesellschaft In Kurzrock Rupert Hrsg Medienforschung Berlin 1974 S 22 33 a b c Burkart 2002 S 387 Ronneberger Franz Integration durch Massenkommunikation In Saxer Ulrich Hrsg Gleichheit oder Ungleichheit durch Massenkommunikation Homogenisierung Differenzierung der Gesellschaft durch Massenkommunikation Munchen Ohlschlager 1985 S 3 18 S 14 Maletzke Gerhard Bausteine zur Kommunikationswissenschaft 1949 1984 Berlin Volker Spiess 1984 S 139 a b Burkart 2002 S 390f Ronneberger Franz Die politischen Funktionen der Massenkommunikation In Langenbucher Wolfgang Hrsg Zur Theorie der politischen Kommunikation Munchen 1974 S 193 205 S 199 a b Burkart 2002 S 393f a b c Burkart 2002 S 394 396 Burkart 2002 S 397 Holzer Horst Kommunikationssoziologie Hamburg 1973 Holzer Horst Medienkommunikation Einfuhrung in handlungs und gesellschaftstheoretische Konzeptionen Opladen Westdeutscher Verlag 1994 S 203 a b Burkart 2002 S 398f Holzer 1973 S 156 Holzer 1994 S 202 Arnd Kruger Cui bono Zur Wirkung des Sportjournalismus in Arnd Kruger Swantje Scharenberg Hrsg Wie die Medien den Sport aufbereiten Ausgewahlte Aspekte der Sportpublizistik Berlin Tischler 1993 24 65 ISBN 3 922654 35 5 Uwe Kruger Meinungsmacht Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und AlphaJournalisten eine kritische Netzwerkanalyse Koln 2013 Klappentext der Buchausgabe http www isw muenchen de download krueger ronnefeld 201403 pdf Marcus Klockner Journalismusforschung Ganz auf Linie mit den Eliten Abgerufen am 9 Mai 2021 Marcus Klockner Leitartikler und Machteliten Abgerufen am 9 Mai 2021 Siegert Gabriele Brecheis Dieter in Werbung in der Medien und Informationsgesellschaft Verlag fur Sozialwissenschaften 2005 ISBN 3 531 13893 6 McChesney Robert W The Political Economy of Media Enduring Issues Emerging Dilemmas Monthly Review Press New York 1 Mai 2008 S 256 ISBN 978 1 58367 161 0 Giroux Henry A McMaster University Hamilton Canada in the foreword for The Spectacle of Accumulation by Sut Jhally http www sutjhally com biography McChesney Robert W The Political Economy of Media Enduring Issues Emerging Dilemmas Monthly Review Press New York 1 Mai 2008 S 43 ISBN 978 1 58367 161 0 Archivierte Kopie Memento des Originals vom 17 April 2009 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www inthesetimes com Vortrag gehalten beim Philosophicum Lech 2002 Ersch in Konrad Paul Liessmann Hrsg Die Kanale der Macht Herrschaft und Freiheit im Medienzeitalter Philosophicum Lech Bd 6 Wien Zsolnay 2003 S 36 60 vorab gedruckt in Merkur Nr 645 Januar 2003 S 1 15 Franck Georg Okonomie der Aufmerksamkeit Ein Entwurf 1 Auflage Carl Hanser Marz 1998 ISBN 3 446 19348 0 ISBN 978 3 446 19348 2 a b c http viadrina euv ffo de sk SS99 werbung99 medien html 1 2 Vorlage Toter Link viadrina euv ffo de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis McChesney Robert W The Political Economy of Media Enduring Issues Emerging Dilemmas Monthly Review Press New York 1 Mai 2008 S 271 ISBN 978 1 58367 161 0 Selon Le Lay TF1 a une mission fournir du temps de cerveau humain disponible 12 Juli 2004 archiviert vom Original am 2 Marz 2012 abgerufen am 9 Mai 2021 Observatoire francais des medias McChesney Robert W The Political Economy of Media Enduring Issues Emerging Dilemmas Monthly Review Press New York 1 Mai 2008 S 235 237 ISBN 978 1 58367 161 0 Ulrich Wickert Begriff Lugenpresse moglicherweise vom Russen Geheimdienst lanciert gt Meedia 28 Januar 2016 abgerufen am 27 Dezember 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Funktionen der Massenmedien amp oldid 236736688