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Friedrich Steinhoff 14 Juli 1909 in Kullstedt 19 Mai 1945 in Boston Charlestown war ein deutscher Offizier der Kriegsmarine zuletzt Kapitanleutnant sowie U Boot Kommandant im Zweiten Weltkrieg Unter seinem Kommando wurden Versuche mit einem Raketen U Boot in Peenemunde durchgefuhrt Er operierte mit U 873 in den letzten Kriegstagen nahe der Atlantikkuste der USA Nachdem er sich bei Kriegsende mit seiner Mannschaft der US Navy ergeben hatte wurde er bei Verhoren gefoltert und nahm sich am 19 Mai 1945 das Leben Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Militarische Auszeichnungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFriedrich Steinhoff wuchs in seiner Geburtsstadt Kullstedt in Thuringen auf und ging nach seinem Schulabschluss zur Handelsmarine wo er als nautischer Offizier diente Am 5 April 1935 wechselte Friedrich Steinhoff als Offiziersanwarter zur Reichsmarine die ab 1 Juni 1935 den Namen Kriegsmarine trug Nach seiner Grund und Bordausbildung die bis November 1939 andauerte wurde er im Dezember 1939 Kommandant in der 4 Minensuchflottille und kam im Mai 1940 zum Kustenschutzverband in Bergen Norwegen Ab Marz 1941 wurde er als Offizier fur U Boote ausgebildet und wurde im Juli 1941 Wachoffizier auf U 96 Von Oktober bis November 1941 nahm er an einem Kommandanten Lehrgang bei der 26 U Flottille im ostpreussischen Pillau teil Am 1 Dezember 1941 wurde er zum Kapitanleutnant befordert und mit der Indienststellung von U 511 vom Bautyp IXC in Hamburg am 8 Dezember 1941 wurde er dessen erster Kommandant Bis zum 31 Juli 1942 wurde das U Boot unter seinem Kommando bei der in Stettin stationierten 4 U Flottille zu Ausbildungszwecken eingesetzt und getestet Vom 31 Mai 1942 bis zum 5 Juni 1942 war Friedrich Steinhoff mit U 511 im Hafen der Heeresversuchsanstalt Peenemunde wo im Rahmen von Projekt Ursel an dem U Boot Abschussversuche mit Raketen durchgefuhrt wurden Es gelang zum ersten Mal der Abschuss einer Rakete von einem U Boot aus 23 m Meerestiefe Friedrich arbeitete eng mit seinem Bruder Ernst Steinhoff zusammen der in Peenemunde mit der Entwicklung von Raketen fur den Einsatz durch die Wehrmacht befasst war Steinhoff kommandierte U 511 auf zwei Feindfahrten vom 16 Juli 1942 bis zum 29 September 1942 sowie vom 24 Oktober 1942 bis zum 28 November 1942 In dieser Zeit und auch weiterhin bis zu seiner Ausserdienststellung am 1 September 1943 gehorte das U Boot 10 U Flottille mit Sitz in Lorient Auf seiner ersten Feindfahrt versenkte das U Boot unter Steinhoff zwei Tanker mit zusammen 21 999 BRT und beschadigte einen mit 8 773 BRT Bei seiner zweiten Feindfahrt erkrankte Steinhoff dagegen mit blutigem Durchfall und Magenschmerzen so dass das Boot ohne Versenkungen nach Lorient zuruckkehren musste Am 18 Dezember 1942 gab Steinhoff das Kommando uber U 511 an Fritz Schneewind ab Von Februar 1943 an diente Kapitanleutnant Steinhoff nun als Stabsoffizier im Stab der 7 U Flottille in Saint Nazaire Ab Januar 1944 wurde Steinhoff in der 6 Kriegsschiffbaulehrabteilung in Bremen auf die Fuhrung des neuen U Boots U 873 vom Bautyp IXD2 vorbereitet Mit der Indienststellung des U Bootes in Bremen wurde er am 1 Marz 1944 Kommandant von U 873 das er bis zum 31 Januar 1945 als Ausbildungsboot der in Stettin ansassigen 4 U Flottille ab 1 Februar 1945 dann als Frontboot in der 33 U Flottille mit Sitz in Flensburg leitete Nach Verlegungsfahrten des U Bootes verliess er am 30 Marz 1945 mit U 873 den Hafen von Kristiansand in den Nordatlantik vor die Ostkuste der USA Als Teil der U Boot Gruppe Seewolf sollte das U Boot feindliche Schiffe direkt an der nordamerikanischen Kuste angreifen doch kam es zu keinem Feindkontakt Die Fuhrung der US Navy furchtete einen U Boot Angriff mit Raketen oder Marschflugkorpern auf Stadte der USA doch in Wirklichkeit war keines der U Boote damit bestuckt In der Operation Teardrop wurden durch massiven Einsatz zahlreicher Kriegsschiffe 10 der 18 U Boote des Seewolfs vernichtet neun davon ohne Uberlebende doch Steinhoffs U 873 entging diesem Schicksal Nach der Kapitulation der Wehrmacht am 8 Mai 1945 entschied Steinhoff den Bedingungen gemass das U Boot der US Navy auszuliefern und sich zu ergeben Am 11 Mai 1945 kapitulierte Steinhoff mit seiner 59 kopfigen Besatzung gegenuber dem Geleitzerstorer USS Vance Am 17 Mai 1945 traf Steinhoff mit seiner Besatzung auf U 873 unter Begleitung des US Zerstorers in der US amerikanischen Kustenstadt Portsmouth New Hampshire ein nbsp Deutsche Kriegsgefangene von U 873 im Hafen von Portsmouth Friedrich Steinhoff mit seiner weissen Dienstmutze ist nur von hinten zu sehen Steinhoff und seine Manner wurden zunachst im Marinegefangnis von Portsmouth verhort dann aber in den Bostoner Stadtteil Charlestown gebracht Hier mussten sie durch die Strassen von Boston zum Stadtgefangnis Suffolk County Charles Street Jail marschieren wobei sie von Schaulustigen vom Strassenrand aus beschimpft und mit Steinen und Mull beworfen wurden Ihre Orden und andere Habseligkeiten wurden unter dem Gefangnispersonal als Souvenirs verteilt 1 Der zivile Vernehmungsbeamte Jack Henry Alberti ubernahm die Verhore der Gefangenen wobei ein kraftiger Marinesoldat die Aufgabe hatte die Verhorten bei Bedarf zu prugeln Steinhoffs Gesicht war nach den Verhoren geschwollen und wies eine Schnittwunde auf Am 19 Mai 1945 2 nahm er sich das Leben indem er sich in seiner Zelle mit einem zerbrochenen Brillenglas und einem Stuck Draht aus seiner Dienstmutze die Pulsader am rechten Handgelenk auftrennte und so verblutete Er wurde in Fort Devens begraben Grabnummer 934 1 Der Inhalt der Verhore wurde geheim gehalten Friedrich Steinhoff wird insbesondere mit den Versuchen an Raketen U Booten in Peenemunde in Verbindung gebracht doch wurden Vermutungen aufgestellt dass es bei den Verhoren um Urantransporte mit deutschen U Booten nach Japan ging Im Gegensatz zu U 234 hatte U 873 zum Zeitpunkt seiner Kapitulation aber kein Uran an Bord 1 3 Auf Grund von Steinhoffs Freitod veranlasste die US amerikanische Marinefuhrung eine offizielle Untersuchung In dem Bericht derselben vom 29 Juni 1945 wurde festgestellt dass die Verteilung des Eigentums der Gefangenen unter dem Gefangnispersonal als Souvenirs ebenso wie der Einsatz von Prugel wahrend der Verhore ein erheblicher Verstoss gegen die Genfer Konvention und gegen die daran ausgerichteten Richtlinien der US Navy fur den Umgang mit Gefangenen gewesen sei Daruber hinaus habe der Zivilbeamte Jack Henry Alberti mit den Verhoren unter Zuhilfenahme des fur die Prugel eingesetzten Marinesoldaten seine Kompetenzen als Beamter weit uberschritten 4 Familie BearbeitenFriedrich Steinhoff war mit Ilse Steinhoff in Cuxhaven verheiratet und hatte ein Kind 5 Wahrend Friedrich Steinhoffs Leben 1945 in einem Bostoner Gefangnis endete wurde sein alterer Bruder Ernst Steinhoff 1908 1987 als Dr Ing und Spezialist fur Raketentechnik 1945 im Rahmen der Operation Paperclip in die USA gebracht wo er erheblich zu deren Raketenprogramm beitrug Militarische Auszeichnungen BearbeitenDienstauszeichnung IV Klasse der Kriegsmarine am 5 April 1939 Eisernes Kreuz 1939 II Klasse I Klasse U Boot Kriegsabzeichen 1939 Literatur BearbeitenRainer Busch Hans Joachim Roll Der U Boot Krieg 1939 1945 Band 1 Die deutschen U Boot Kommandanten Geleitwort von Prof Dr Jurgen Rohwer Mitglied des Prasidiums der Internationalen Kommission fur Militargeschichte E S Mittler und Sohn Hamburg Berlin Bonn 1996 ISBN 3 8132 0490 1 S 233 Philip K Lundeberg Operation Teardrop Revisited In Timothy J Runyan Jan M Copes Hrsg To Die Gallantly The Battle of the Atlantic Westview Press Boulder 1994 ISBN 0 8133 8815 5 S 213 219 227 Walter Lohmann Hans H Hildebrand Die deutsche Kriegsmarine 1939 1945 Band 3 Podzun Verlag Brilon 1956 S 200 Abschnitt 292 Clay Blair Der U Boot Krieg Die Gejagten 1942 1945 Heyne Verlag 1999 ISBN 3 453 16059 2 S 749 799 Jochen Brennecke Jager und Gejagte Deutsche U Boote 1939 1945 Koehler Verlag Herford 1982 ISBN 3 7822 0262 7 Christian Prag No Ordinary War The Eventful Career of U 604 Naval Institute Press Annapolis Maryland 2009 S 166 Weblinks BearbeitenFriedrich Steinhoff auf Ubootarchiv de Friedrich Steinhoff auf Uboat net U 873 Uboatarchive net U 873 surrendered to U S forces on May 11 1945 U 873 Uboatarchive net Follow Up Regarding Irregularities Connected with the Handling of Surrendered German SubmarinesEinzelnachweise Bearbeiten a b c Stephen D Bryen Technology Security and National Power Winners and Losers Routledge London New York 2017 S 107 Medical Examiner s Certificate of Death for Kapitanleutnant Fritz Steinhoff U 873 Uboatarchive net abgerufen am 5 September 2019 Philip Henshall The Nuclear Axis Germany Japan and the Atom Bomb Race 1939 1945 Sutton 2000 S 178 James P Duffy Target America Hitler s Plan to Attack the United States Lyons Press New York NY 2006 ISBN 1 59228 934 7 S 116 und 175 Ursprungliche Quelle Irregularities Connected with the Handling of Surrendered German Submarines and Prisoners of War at the Navy Yard Portsmouth New Hampshire SecNav CNO file A16 2 3 EF30 Record Group 80 National Archives USA U 873 online einsehbar bei Uboatarchive net Basic Personnel Record Alien Enemy or Prisoner of War Ruckseite Auf U 873 Uboatarchive net U 873 surrendered to U S forces on May 11 1945PersonendatenNAME Steinhoff FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Marineoffizier U Boot KommandantGEBURTSDATUM 14 Juli 1909GEBURTSORT KullstedtSTERBEDATUM 19 Mai 1945STERBEORT Boston Charlestown Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Steinhoff Offizier amp oldid 209938738