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Friedrich Fritz Egon Scherfke polnisch Fryderyk Scherfke bzw Szerfke 7 September 1909 in Posen Deutsches Reich 15 September 1983 in Bad Soden war ein Fussballspieler der aus einer protestantischen deutschen Familie in Posen stammte und fur die polnische Nationalmannschaft antrat Friedrich ScherfkeFriedrich ScherfkePersonaliaVoller Name Friedrich Egon ScherfkeGeburtstag 7 September 1909Geburtsort Posen Deutsches ReichSterbedatum 15 September 1983Sterbeort Bad Soden DeutschlandGrosse 182 cmPosition Sturm MittelfeldHerrenJahre Station Spiele Tore 11925 1939 Warta Posen 235 134 1940 1 FC Posen1941 1942 SG SS PosenNationalmannschaftJahre Auswahl Spiele Tore 1932 1938 Polen 12 00 1 1 Angegeben sind nur Ligaspiele Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Vereinsfussball 3 Nationalmannschaft 4 Kontroverse 5 Verweise 5 1 Literatur 5 2 Weblinks 5 3 FussnotenLeben BearbeitenScherfke wurde als Sohn eines Landmaschinenfabrikanten geboren Nach 1918 wurde seine Heimatregion infolge des Grosspolnischen Aufstandes und des Versailler Vertrages Teil der Zweiten Polnischen Republik Er besuchte das Schiller Gymnasium die grosste Schule der deutschen Minderheit in Posen 1 Bald nach dem Abitur ubernahm er leitende Posten im vaterlichen Betrieb zu dem auch eine Autowerkstatt gehorte Nach dem deutschen Einmarsch in Polen und dem Wiederanschluss Posens an das Deutsche Reich im Oktober 1939 unterzeichnete er die Deutsche Volksliste Die neuen deutschen Behorden setzten ihn als kommissarischen Fachwart fur Fussball im neugegrundeten Reichsgau Wartheland ein 2 Er bekam den Auftrag den deutschen Fussball in Posen wiederzubeleben Er bekleidete das Amt mehrere Wochen lang bis es ein Wehrmachtsoffizier ubernahm 3 Auch gehorte er zu den Grundern des 1 FC Posen der nur deutschen Staatsangehorigen offenstand er ubernahm das Amt des Vorsitzenden Nach der Umbenennung des Clubs in Luftwaffen Sportverein LSV Posen im Oktober 1940 schied er dort aus 4 Zunachst betrieb er im Auftrag der Wehrmacht die Autowerkstatt weiter in ihr wurden auch Fahrzeuge der SS repariert Im Februar 1943 wurde er zur Wehrmacht eingezogen 5 Als Unteroffizier wurde er im Januar 1945 in Jugoslawien verwundet Nach einem Lazarettaufenthalt geriet er im April 1945 in Schleswig Holstein in britische Kriegsgefangenschaft 5 Nach seiner Entlassung im Juli 1945 konnte er nicht in seine Heimatstadt Posen zuruckkehren Er liess sich mit seiner Frau und seinem Sohn die rechtzeitig vor der sich nahernden Front geflohen waren zunachst in Senftenberg nieder um von dort 1947 nach West Berlin uberzusiedeln Dort eroffnete er ein Mobelgeschaft das er mehr als drei Jahrzehnte lang fuhrte Anfang der achtziger Jahre zog er nach Hessen in die Nahe von Frankfurt am Main um Er starb im Krankenhaus von Bad Soden 6 Vereinsfussball BearbeitenAls 16 Jahriger trat Friedrich Scherfke gemeinsam mit seinem ein Jahr alteren Bruder Gunther 1925 dem Fussballclub Warta Posen bei Bald machte er sich einen Namen als kopfballstarker Mittelsturmer Beide trugen massgeblich zum Gewinn der polnischen Meisterschaft 1929 bei Friedrich Scherfke wurde einer der erfolgreichsten Torjager der Liga in zwolf Spielzeiten erzielte er insgesamt 131 Treffer und belegte somit in der Torschutzenliste der Zwischenkriegszeit den zweiten Platz nach Teodor Peterek von Ruch Wielkie Hajduki Von Februar 1940 an spielte er beim 1 FC Posen nun meist als Spielmacher im Mittelfeld gleichzeitig war er Mannschaftskapitan Im Oktober 1940 war er beim Reichsbundpokal Mannschaftskapitan der Auswahlmannschaft des Warthelandes die allerdings nach einer 1 2 Niederlage gegen Schlesien in der ersten Runde ausschied 7 Nach der Umbenennung des 1 FC Posen in Luftwaffen Sportverein Posen im Oktober 1940 trat er nicht mehr fur die Mannschaft an 8 Im Sommer 1941 stiess er zur neu aufgestellten Sportgemeinschaft SS Posen obwohl er wie auch die meisten anderen Spieler nicht der SS angehorte 9 Mit der Auflosung der SG im Februar 1942 beendete er seine aktive Karriere mit 32 Jahren Nationalmannschaft Bearbeiten1932 wurde er erstmals in die polnische Nationalmannschaft zu einem Landerspiel gegen Lettland 2 1 berufen Doch erst drei Jahre spater erkampfte er sich einen Stammplatz Besonders wurde er von dem deutschen Nationaltrainer Kurt Otto gefordert der 1935 36 die polnische Elf betreute Er wurde von Otto auch bei den beiden Partien gegen die DFB Elf 1935 in Breslau 0 1 und 1936 in Warschau 1 1 aufgestellt Der Kicker lobte ihn als umsichtigen technisch gewandten sehr elegant spielenden Sturmfuhrer 10 Als Fryderyk Scherfke nahm er 1936 an den Olympischen Spielen in Berlin teil bei denen Polen den vierten Platz belegte Zwei Jahre spater gehorte er nun in einer noch starker polonisierten Schreibweise seines Namens Fryderyk Szerfke gemeldet zum polnischen Kader bei der Fussball Weltmeisterschaft in Frankreich Im Achtelfinale gegen Brasilien am 5 Juni 1938 in Strassburg schoss er per Elfmeter das erste Tor fur Polen bei einer Weltmeisterschaft zum zwischenzeitlichen 1 1 11 Polen verlor die Partie aber letztlich nach Verlangerung 5 6 Die anderen vier polnischen Tore schoss Ernst Willimowski von Ruch Wielkie Hajduki Am 25 September 1938 lief er im Landerspiel gegen Lettland 1 2 in Riga erstmals als Mannschaftskapitan auf 12 Es war seine letzte Partie in der polnischen Auswahl Insgesamt war er auf zwolf internationale Einsatze gekommen bei denen er ein Tor erzielte Kontroverse BearbeitenDa Scherfke sich zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in die deutsche Volksliste eingetragen und ein Amt in der Posener Sportbehorde ubernommen hatte galt er der polnischen Untergrundpresse als Verrater 13 Zu Zeiten der Volksrepublik Polen wurde ihm vorgehalten er habe sich in den Dienst der Gestapo gestellt z T sogar er sei in SS Uniform offentlich aufgetreten 14 Die Informationen uber seine angebliche Tatigkeit fur die Gestapo zumindest als Fahrer fanden auch Eingang in internationale Sportlexika Doch 2001 gelang es der Posener Redaktion der linksliberalen Gazeta Wyborcza die SS Version zu widerlegen Zeitzeugen und Historiker berichteten der Zeitung sogar Scherfke habe in den ersten beiden Kriegsjahren mehrere ehemalige polnische Clubkameraden und ihre Angehorigen aus deutscher Gefangenschaft freibekommen oder vor der Deportation zur Zwangsarbeit retten konnen darunter den Nationaltorwart Marian Fontowicz 15 Auch den polnischen Anwalt seiner Eltern und dessen Familie bewahrte er vor der Deportation wie spater dessen Tochter berichtete 16 Ebenso habe er ehemalige Sportkameraden die sich der Untergrundarmee AK angeschlossen hatten vor Aktionen der SS gewarnt Es wird angenommen dass er als Helfer von Polen ins Visier der Gestapo geraten sei 17 Als positiver Held fand er Eingang in eine Bildergeschichte uber die polnische Nationalmannschaft 18 2011 wurde der Inhalt eines Kondolenzschreibens an seine Witwe von 1983 publik gemacht in dem seine fruheren polnischen Clubkameraden von Warta Posen ihn als treuen Helfer wurdigen 19 Verweise BearbeitenLiteratur Bearbeiten Thomas Urban Schwarze Adler Weisse Adler Deutsche und polnische Fussballer im Raderwerk der Politik Verlag Die Werkstatt Gottingen 2011 ISBN 978 3 89533 775 8 S 59 74 Radoslaw Nawrot Friedrich Fryderyk Scherfke Fussballer zwischen Polen und Deutschland in Vom Konflikt zur Konkurrenz Deutsch polnisch ukrainische Fussballgeschichte Hrsg D Blecking L Pfeiffer R Traba Gottingen 2014 S 123 132 ISBN 978 3 7307 0083 9Weblinks Bearbeiten Fotos im Nationalen Digitalarchiv NAC Warschau http www audiovis nac gov pl Fussnoten Bearbeiten Angaben zur Biografie aus Thomas Urban Schwarzer Adler weisser Adler Deutsche und polnische Fussballer im Raderwerk der Politik Gottingen 2011 S 59 74 Der Kicker 18 Juni 1940 S 23 Ostdeutscher Beobachter 8 April 1940 S 5 Der Kicker 24 Dezember 1940 S 23 a b Deutsche Dienststelle II C2 111014 209 S 3 4 Gazeta Wyborcza Poznan 28 August 2011 Ostdeutscher Beobachter 7 Oktober 1940 S 3 Der Kicker 26 November 1940 S 27 Ostdeutscher Beobachter 28 Juli 1941 S 5 Der Kicker 15 September 1936 S 4 7 sport pl 5 Juni 2013 Andrzej Gowarzewski Bialo Czerwoni 1921 2001 Katowice 2002 S 59 Bogdan Tuszynski Za cene zycia Sport Polski Walczacej 1939 1945 Warszawa 2006 S 30 z B Jozef Halys Almanach Polska pilka nozna Krakow 1986 S 87 Radoslaw Nawrot Friedrich Fryderyk Scherfke Fussballer zwischen Polen und Deutschland in Vom Konflikt zur Konkurrenz Deutsch polnisch ukrainische Fussballgeschichte Hrsg D Blecking L Pfeiffer R Traba Gottingen 2014 S 127 Gazeta Wyborcza Poznan 3 Juni 2012 Gazeta Wyborcza Wielkopolska 14 September 2001 S 20 vgl Thomas Urban Schwarze Adler Weisse Adler Deutsche und polnische Fussballer im Raderwerk der Politik Verlag Die Werkstatt Gottingen 2011 ISBN 978 3 89533 775 8 S 70 72 Slawomir Kielbus Radoslaw Nawrot Kazimierz Gorski Warszawa 2008 S 9 Thomas Urban Schwarze Adler Weisse Adler Deutsche und polnische Fussballer im Raderwerk der Politik Verlag Die Werkstatt Gottingen 2011 ISBN 978 3 89533 775 8 S 74 Normdaten Person VIAF 818151778201718130007 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 28 Marz 2023 PersonendatenNAME Scherfke FriedrichALTERNATIVNAMEN Scherfke Friedrich Egon vollstandiger Name Scherfke Fritz Scherfke Fryderyk polnisch Szerfke Fryderyk polnisch Scherfke FrycKURZBESCHREIBUNG polnischer Fussballspieler fur Polen VertriebenerGEBURTSDATUM 7 September 1909GEBURTSORT PosenSTERBEDATUM 15 September 1983STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Scherfke amp oldid 237461941