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Frauen und Madchen hatten im Deutschen Kaiserreich zwischen 1871 und 1918 weniger gesellschaftliche Rechte als Manner Dennoch gab es vielfaltige Aktivitaten von ihnen die zu einer allmahlichen Verbesserung ihrer Situation fuhrten Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeine gesellschaftliche Situation 2 Alltag und Erwerbstatigkeiten 3 Frauenbewegung 4 Mode und Reformbewegung 5 Literatur und Kunst 6 Frauenvereine und verbande Auswahl 7 Bedeutende Frauen Auswahl 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseAllgemeine gesellschaftliche Situation BearbeitenFrauen waren im Deutschen Kaiserreich in den wichtigsten gesellschaftlichen Bereichen Mannern rechtlich nicht gleichgestellt Sie durften nur in seltenen Fallen Vertrage selber abschliessen ansonsten nur mit einem mannlichen Vormund Madchen hatten einen schlechteren Zugang zu Schulen und durften erst ab etwa 1900 an Universitaten studieren Mit dem Burgerlichen Gesetzbuchs ab 1900 verloren Frauen kurzzeitig jegliche politische Rechte Nicht nur deren Unterdruckung in der Ehe war durch das Gesetz toleriert auch die Bildung von Frauenzeitschriften vereinen oder versammlungen sowie politische Amter wurde ihnen untersagt 1 Erst 1908 bekamen sie die Vereinsfreiheit zuruck sowie eine preussische Madchenschulreform und das Recht politischen Parteien beizutreten 1 Auf Postkarten um 1910 ist die vorgestellte gesellschaftliche Rolle der Frau noch sehr deutlich zu erkennen vor allem im dienenden und sozialen Bereich 2 Nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 verbesserte sich die gesellschaftliche Situation von Frauen langsam Sie wurden nun in vielen gesellschaftlichen Bereichen benotigt da die Manner an der Front waren und haufig nicht von dort zuruckkehrten So gab es nun Frauen in Berufen die vorher fur sie nicht moglich gewesen waren wie zum Beispiel Strassenbahnfahrerin Dieses verbesserte ihre gesellschaftliche Akzeptanz auch bei Gegnern von Frauenrechten erheblich und erleichterte die Einfuhrung des Frauenwahlrechtes 1918 und weitere rechtliche Verbesserungen Alltag und Erwerbstatigkeiten BearbeitenIn der Zeit zwischen 1871 und 1918 anderte sich das alltagliche Leben im Deutschen Reich rasant 3 Zunachst lebten die meisten Menschen in landlichen Gebieten auf einem eigenen Hof oder als Tagelohner und Dienstpersonal in armlichen Unterkunften Fur die Frauen bedeutete dies Arbeit fur die Familie im Haushalt auf dem Hof und meist in der Landwirtschaft Durch die schnelle technische Entwicklung in den nachsten Jahrzehnten zogen viele Frauen mit ihren Familien oder oft allein in die wachsenden grossen Stadte wie Berlin Dort leisteten sie meist einfache Tatigkeiten als Dienstmagde in wohlhabenden Familien zur Kinderbetreuung und Haushaltsfuhrung oder in Fabriken sozialen Einrichtungen der Gastronomie und zunehmend auch in Buros 4 Die Tatigkeiten waren schlechter bezahlt als die von Mannern die Frauen hatten ausserdem wenig Moglichkeiten ihre Rechte gegenuber Arbeitgebern geltend zu machen Manche Frauen verdienten ihren Unterhalt auch mit Gelegenheits oder regelmassiger Prostitution Die Wohnungen in den Stadten waren eng und ungesund Es gab allerdings eine zunehmend bessere medizinische Versorgung und in personlichen Notlagen Unterstutzung durch Frauenhilfsorganisationen Einige Frauen mussten ihre Kinder alleine grossziehen Die Berufstatigkeit von Frauen betrug um 1910 etwa 40 Prozent im Deutschen Reich Frauen waren auch in den Rechten uber ihren Korper eingeschrankt Abtreibungen waren verboten Vergewaltigung konnte nur in seltenen Fallen angezeigt werden und selbst gewahlte Beziehungen waren ihnen nach den gesellschaftlichen Konventionen nur schwer moglich Frauenbewegung BearbeitenSiehe auch Frauenbewegung in Deutschland Der 1865 unter Leitung von Louise Otto Peters und Auguste Schmidt im Konigreich Sachsen gegrundete Allgemeine deutsche Frauenverein ADF widmete sich als erster bedeutender deutscher Frauenverein mit politischen Zielen zentralen Problemen wie den mangelnden Rechten der Frau der steigenden Frauenarmut sowie den fehlenden beruflichen Perspektiven Danach grundeten sich zahlreiche weitere Frauenvereine im Deutschen Reich die sich vor allem fur die Verbesserung der sozialen Situation von Frauen aber auch fur bessere Bildung und weitere Rechte einsetzte Es gab konservative gemassigte burgerliche radikale burgerliche sowie sozialistische christliche und judische Frauenvereine die meist separat voneinander agierten Die SPD forderte als erste deutsche Partei eine starkere Gleichberechtigung der Frau und Frauenwahlrecht Deren Vorsitzender August Bebel hatte 1869 in seinem Grundlagenwerk Die Frau und der Sozialismus betont dass eine Losung der Klassenfrage also eine gleichberechtigte Gesellschaft fur alle nur mit einer vollstandigen Gleichberechtigung der Frau moglich ist Der 1894 gegrundete Bund Deutscher Frauenvereine entwickelte sich bald zum wichtigsten Frauendachverband im Deutschen Reich Die grosse Berliner Frauenkongresse 1896 1904 und 1912 dienten der Vernetzung von Frauenrechtlerinnen und gaben viele Impulse fur weitere Aktivitaten Im Jahr 1911 feierten sozialistische Frauenverbande um Clara Zetkin erstmals den Internationalen Frauentag auch in Deutschland Erstmals wurde 1912 fur das Frauenstimmrecht in Munchen demonstriert Im Ersten Weltkrieg hatte der Bund Deutscher Frauenvereine dem inzwischen uber eine Million Frauen von linksburgerlich bis konservativ angehorten bereits einen gewissen gesellschaftlichen Einfluss zumindest in Wohltatigkeitsfragen Mode und Reformbewegung BearbeitenSiehe auch Kleidermode der Grunderzeit bis 1900 Bis zum Ende des 19 Jahrhunderts war die Mode fur die burgerlichen Frauen im Deutschen Reich bestimmt durch unpraktische Kleidung mit Korsett mehreren Kleidern Unterrocken und weiteren Stoffen Diese erschwerten die Bewegung erheblich und belasteten den Korper durch das Gewicht 5 Seit etwa 1896 kam die Reformkleidung aus England und den USA nach Deutschland die leicht zu tragen und gesunder war 6 Diese wurde anfangs vor allem von einfachen Frauen getragen denen sie fur ihre berufliche Tatigkeiten hilfreich war Auch Fahrradfahren und eine gesundere Lebensweise der Lebensreformbewegung wurde bei Frauen popularer Eine Lebensfreude kriegt man vom Radeln gar nicht wieder umzubringen Was hat man aber auch jahrelang fur ein Leben gefuhrt man hat nicht springen laufen jagen durfen man ist Dame Fraulein Frau gewesen ein Ding ohne bewegliche Gliedmassen aufrecht gemessen und gezirkelt in einem Schlepprock verpuppt hochstens zum Knicksen abgerichtet 7 Literatur und Kunst BearbeitenViele Frauen aus wohlhabenderen Familien waren kunstlerisch tatig Es gab zahlreiche Autorinnen die Romane Erzahlungen Gedichte Sachbucher oder auch Feuilletons in Zeitungen und Zeitschriften schrieben oder ubersetzten einige darunter sehr erfolgreich Clara Viebig 8 Fur bildende Kunstlerinnen war es dagegen schwierig Ausstellungsmoglichkeiten zu finden von ihnen schafften nur wenige eine gesellschaftliche Aufmerksamkeit wie Kathe Kollwitz Einige konnten als Illustratorinnen von Buchern tatig werden Es gab viele Schauspielerinnen in Theatern und Wanderbuhnen spater auch in Stummfilmen Einige von ihnen erreichten eine hohe Popularitat Tilla Durieux Allerdings gab es nur sehr selten Theaterleiterinnen oder Filmregisseurinnen Frauen waren eifrige Leserinnen von Romanen und Zeitschriften die meist gezielt fur sie geschrieben wurden und besuchten haufig Konzerte Theatervorstellungen Ausstellungen und weitere kulturelle Angebote Frauenvereine und verbande Auswahl BearbeitenAllgemeine FrauenverbandeEs gab einige Frauenverbande in denen viele kleinere Vereine zusammengeschlossen waren Die wichtigsten waren Bund Deutscher Frauenvereine BDF 1894 gegrundet von 34 Vereinen 1911 38 Verbande mit etwa 2 200 Mitgliedern 1915 uber eine Million Mitglieder wichtigster Frauendachverband im Deutschen Reich Verband Fortschrittlicher Frauenvereine VFF 1899 gegrundet von linkeren radikalen burgerlichen Frauenvereinen 1907 dem BDV beigetreten Reichsverband Deutscher Hausfrauenvereine konservativ orientiert 1915 dem BDV beigetretenPolitische FrauenvereineEs gab zahlreiche Frauenvereine die vor allem politische Forderungen wie fur bessere Rechte fur Frauen und Frauenwahlrecht eintraten sich aber auch sozial engagierten Allgemeiner Deutscher Frauenverein ADF 1865 in Leipzig gegrundet fur mehr politische und gesellschaftliche Rechte von Frauen Verein fur Frauenstimmrecht 1902 gegrundet von Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann sozialistisch proletarische Frauenvereine um Clara ZetkinKonfessionelle VerbandeDeutsch Evangelischer Frauenbund evangelischer Frauenverband in Deutschland Katholischer Deutscher Frauenbund katholischer Frauenverband in Deutschland nicht im BDF Judischer FrauenbundBildungsvereineEinige Vereine setzten sich gezielt fur eine bessere Bildung von Madchen ein Lette Verein 1865 in Berlin gegrundet wichtigster deutscher FrauenbildungsvereinSoziale VereineEinige Vereine widmeten sich vor allem sozialen Tatigkeiten Sie waren meist eher konservativ ausgerichtet Vaterlandischer Frauenverein 1866 von der spateren Kaiserin Augusta gegrundet grosste Frauenorganisation im Deutschen Reich Krankenhaus weiblicher Arzte 1908 in Berlin zur Grundung eines Frauenkrankenhauses gebildet progressiv orientiertKunstlerinnen und SchriftstellerinnenvereineVerein der Berliner Kunstlerinnen 1867 gegrundet als erste deutsche Kunstlerinnenvereinigung besteht bis in die Gegenwart Deutscher Schriftstellerinnenbund 1896 gegrundet wichtigster deutschsprachiger Schriftstellerinnenverein Freie Vereinigung deutscher Schriftstellerinnen 1898 1914 abgespaltener Schriftstellerinnenverein konservativer ausgerichtetFrauenclubsIn Frauenclubs trafen sich wohlhabendere Frauen vor allem zum geselligen Beisammensein Sie engagierten sich aber auch sozial und unterstutzten Kunstlerinnen mit Ausstellungen und weiterem Berliner Frauenclub von 1900 1900 in Berlin gegrundet Lyceum Club Berlin wichtigster Frauenclub in DeutschlandBedeutende Frauen Auswahl BearbeitenZu den bekanntesten und einflussreichsten Frauen im Deutschen Kaiserreich gehorten KaiserinnenAugusta von Sachsen Weimar Eisenach 1871 1888 als Ehefrau von Kaiser Wilhelm I Victoria von Grossbritannien und Irland 1888 Ehefrau von Kaiser Friedrich III Auguste Viktoria von Schleswig Holstein Sonderburg Augustenburg 1888 1918 Ehefrau von Kaiser Wilhelm II FrauenrechtlerinnenBertha von Suttner Pazifistin und spatere Nobelpreistragerin Louise Otto Peters Grunderin des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins Hedwig Dohm Minna Cauer Alice SalomonSchriftstellerinnenClara Viebig Erfolgsautorin um 1900 9 Literatur BearbeitenSylvia Schraut Burgerinnen im Kaiserreich Biografie eines Lebensstils Kohlhammer Stuttgart 2013 ISBN 978 3 17 022436 0 Auszuge Barbara Beuys Die neuen Frauen Revolution im Kaiserreich 1900 1914 2014Weblinks BearbeitenRaus aus dem Korsett Digitales Deutsches Frauenarchiv Kerstin Wolff Frauenbewegung Abgerufen am 25 Juni 2021 Einzelnachweise Bearbeiten a b Stefan Bresky Gesa Anne Trojan Brigitte Vogel Janotta Deutsches Historisches Museum Herstory Frauen und Geschlechtergeschichte Berlin 2020 ISBN 978 3 86102 220 6 Kerstin Wolff bpb de Frauenbewegung Abgerufen am 25 Juni 2021 Alltagsleben im Deutschen Kaiserreich Deutsches Historisches Museum Erwerbstatigkeit von Frauen im Kaiserreich und in der Weimarer Republik Digitales Deutsches Frauenarchiv Kleiderwechsel zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik Frauen Ruhr Geschichte zweiter Abschnitt Kritik an Korsett und Schleppkleidern uber die beschwerliche Mode des 19 Jahrhunderts Raus aus dem Korsett Digitales Deutsches Frauenarchiv Elsbeth Meyer Forster Brief an die Frauen in Theodor Rulemann Hrsg Das grosse illustrierte Sportbuch 1909 S 273f zitiert in Johann Gunther Konig Radfahren eine Erfolgsgeschichte Philipp Reclam Stuttgart 2017 S 125 Sophie Pataky Lexikon deutscher Frauen der Feder 2 Bande Berlin 1898 mit uber 1000 Autorinnen Alberto Morino Die deutsche Leihbibliothek Otto Harrasowitz 1990 S 483 unter den meistgelesenen Buchern der Jahre 1899 bis 1909 gehorten mehrfach Werke von Clara Viebig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frauen im Deutschen Kaiserreich amp oldid 237315222