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Carl Johann Hermann Westphal 23 Marz 1881 in Lubeck Schlutup 11 Februar 1958 in Neustadt in Holstein war ein deutscher Postbeamter Fachbuchautor und Verleger Carl J H Westphal um 1938 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Franz Westphal Verlag 2 1 Fernmeldetechnik 2 2 Niederdeutsches 3 Ehrungen 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Der Gasthof zur Post in Schlutup Westphals Elternhaus ab 1884Carl Johann Hermann Westphal entstammte einer Familie die seit Generationen in Schlutup als Fischer und in der Fischverarbeitung Hawesta tatig war Er war ein Sohn von Franz Heinrich Westphal 1851 1929 und dessen Frau Charlotte geb Godtknecht Sein Vater betrieb eine Fischraucherei und einen Fischhandel ab 1884 auch eine Gastwirtschaft in der heutigen Mecklenburger Strasse Um 1901 musste er das Geschaft aus Gesundheitsgrunden aufgeben und das Haus verkaufen 1905 erwarb Carl Westphal fur sich und seine Eltern sowie den Verlag siehe unten das Haus Karpfenstrasse 3a in St Lorenz Carl Westphals Kindheit und Jugend war gepragt durch die zunehmende Industrialisierung der Fischverarbeitung in Schlutup die bei ihm ein bleibendes romantisches Interesse an der Bewahrung des alten Schlutup und der umgebenden Natur wachriefen Er besuchte die Volksschule in Schlutup sowie die Von Grossheimsche Realschule in der Lubecker Innenstadt die er Ostern 1897 abschloss Im Mai trat er als Postgehilfe in Schlutup in den Dienst der Reichspost Seinen Militardienst als Einjahrig Freiwilliger leistete er beim 3 Hanseatischen Infanterie Regiment Nr 162 Nach Beschaftigung in verschiedenen Amtern wurde er 1901 Postassistent und 1907 in Lubeck Telegraphenassistent 1910 bestand er die Prufung als Telegraphensekretar Weitere Beforderungen erfolgten 1920 zum Telegrapheninspektor 1924 zum Obertelegrapheninspektor und 1932 zum Postamtmann Ab 1920 war er stellvertretender Amtsvorsteher des Telegraphenbauamts Lubeck Im Oktober 1933 bat Westphal um seine Versetzung in den Ruhestand die ihm mit Wirkung von 28 Februar 1934 gewahrt wurde Seither war er hauptberuflich als Verleger tatig 1925 erwarb er den Hof Wolfshagen sudlich von Scharbeutz mit 64 Morgen 16 Hektar Land Hier baute er ein Tagungshaus mit Pensionsbetrieb das Drei Glocken Heim 54 0 37 3 N 10 45 14 9 O 54 0103584 10 7541256 Die drei Glocken bezogen sich dabei nicht auf Kirchenglocken sondern auf glockenformige Isolatoren Von 1930 bis 1934 veranstaltete er hier sommerliche Freizeiten und Arbeitsgemeinschaften um auf der Grundlage des Berufes zu neuen Gemeinschaftsformen zu finden 1 Er war verheiratet mit Elsa Margarethe Dorette geb Gultzow adoptierte Harder Das Paar hatte drei Sohne Joachim 1913 Jurgen 1916 und Peter 1919 Carl Westphal starb am 11 Februar 1958 im Landeskrankenhaus in Neustadt in Holstein und wurde auf dem seinem Wolfshagener Besitz benachbarten Waldfriedhof in Timmendorfer Strand beigesetzt 2 Franz Westphal Verlag Bearbeiten1903 entwickelte Westphal aus einem praktischen Bedarf seines Dienstes die Nachnahmekarte in Drucksachenform Sie vereinfachte den Ablauf und senkte Kosten Inhaber des Gebrauchsmusterschutzes wurde offensichtlich aus beamtenrechtlichen Grunden sein Vater Franz Westphal und den Vertrieb der bald sehr erfolgreichen Neuerung ubernahm der am 1 Oktober 1903 unter dessen Namen gegrundete Franz Westphal Verlag Den Druck besorgte die Druckerei Lehmann amp Bernhard im benachbarten Schonberg Mecklenburg Einige Jahre spater gab der Verlag die Herstellung und den Vertrieb der Nachnahmekarten auf und konzentrierte sich auf zwei sehr unterschiedliche Themenfelder einerseits Fachliteratur zur Fernmeldetechnik und andererseits Literatur zu niederdeutscher Kultur und Geschichte Verlagssitz war ab 1905 das Haus Karpfenstrasse 3a in der Vorstadt Lubeck St Lorenz in Bahnhofsnahe ab 1925 das Drei Glocken Heim in Wolfshagen Scharbeutz Das Signet des Verlags eine Verbindung des Westphalschen Hauszeichens mit den drei Telegraphen Glocken schuf der Lubecker Grafiker Charles Derlien 3 Fernmeldetechnik Bearbeiten Zu diesem Bereich zahlten Veroffentlichungen technisch wissenschaftlicher Art und praktische Handbucher fur die Telegraphenpraxis teilweise von Carl Westphal selbst verfasst oder herausgegeben Bestseller des Sortiments war das in mehreren Auflagen erschienene Handbuch Telegraphenbauordnung im Lapidar Auszug mit Erganzungen Fur den praktischen Gebrauch Ab 1921 erschien die bis heute bestehende Fachzeitschrift Telegraphen Praxis heute Telekom praxis 4 von 1925 bis 1943 auch die Zeitschrift Schwachstrom 5 Die technischen Veroffentlichungen gaben dem Verlag seine gesunde wirtschaftliche Grundlage 6 Der technische Teil des Verlags wurde nach Carl Westphals Tod noch 1958 mit allen Verlags und Urheberrechten vom Berliner Fachverlag Schiele amp Schon erworben 7 Niederdeutsches Bearbeiten Schon 1907 hatte Carl Westphal eine heimatkundliche Schrift uber Schlutup im Selbstverlag herausgegeben Seit 1900 war er Mitglied des Lubecker Vereins fur Heimatschutz Als spater der Verlag florierte baute er einen eigenen niederdeutschen Bereich auf der eng mit der Niederdeutschen Bewegung verbunden war und deren volkische antidemokratische und antisemitische Ausrichtung teilte Westphal schrieb selbst dass er uber Jahre eifriger Leser des Hammer gewesen sei einer von Theodor Fritsch publizierten antisemitischen und volkischen Zeitschrift und Vortrage auch uber die Judenfrage gehalten habe 8 Westphals Ziel war es nach seiner eigenen Aussage in der Verlagsgeschichte von 1941 im Gegensatz zu den gangigen Dontjes und plattdeutscher Unterhaltungsliteratur nordisch niederdeutsche Bucher zu verlegen die den volkisch kampferischen Charakter herausstellen und auf die niederdeutsch volkische Wirklichkeit abzielen 9 Dazu passte Westphals Engagement fur die Flamische Bewegung und Protagonisten des Flamischen Nationalismus wie Auguste Borms Cyriel Verschaeve und Raf Verhulst 10 Zu den ersten niederdeutschen Autoren des Verlags zahlte Albert Mahl dessen Ballade Hemmingstedt Westpahl 1928 mit Holzschnitten von Hans Grohs publizierte Uberhaupt waren eine hochwertige Buchausstattung Abbildungen und kunstlerische Illustrationen ein Markenzeichen der Buchproduktion des Verlags 1933 veroffentlichte Westphal Klaus Wrages Holzschnittfolge zum Wolundlied der Edda Im Jahr des Umzugs nach Wolfshagen 1925 begann Westphal mit der Herausgabe der Zeitschrift Lubecker Bucht 11 dann Niederdeutsche Monatshefte 12 ab 1933 Niederdeutsche Welt 13 als deren Schriftleiter er Klaus Witt gewann Von 1930 bis 1944 mit einer Unterbrechung 1934 und 1935 und dann wieder von 1951 bis 1958 erschien das Jahrbuch Der Wagen im Verlag Franz Westphal 14 Herausgeber war der mit Westphal befreundete Lubecker Studienrat und Kulturfunktionar Paul Brockhaus der mit Westphal die Idee eines niederdeutschen Kulturraumes von Flandern bis ins Baltikum teilte 15 Auch Musikalisches gehorte zum Verlagsprogramm so das Kyrie von Paul Carriere 1931 und eine Weihnachtsliedersammlung von Bruno Grusnick 1928 Der Gartenarchitekt Harry Maasz publizierte hier unter dem Titel Grosse Sorgen um grune Landschaft praktische Reformvorschlage zur Landschaftsgestaltung 1936 und der Lubecker Hauptpastor und Vertreter der Bekennenden Kirche Wilhelm Jannasch seine populare Reformationsgeschichte Der Kampf um das Wort 1931 In seinem Nachruf auf Westphal 1958 in den Lubeckischen Blattern bezeichnete Paul Brockhaus ihn als steten Planer Forderer und Mahner 6 Viele seiner Ideen kamen nicht zur Ausfuhrung Schon wahrend des Zweiten Weltkriegs wandte sich das Verlagsprogramm leichterer Literatur zu wie beispielsweise einer Neuauflage von Wilhelm Wissers Wat Grotmoder vertellt mit Zeichnungen von Eva Kongsbak 1952 verlegte er ein Buch uber den zuvor verfemten Ernst Barlach als Illustrator Ein Wiedererscheinen der Zeitschrift Niederdeutsche Welt 1956 scheiterte nach einem Jahr Nach Westphals Tod ging der Verlag ein Die Westphal Buch GmbH erlosch 1962 die Verlagsfirma wurde 1962 in Drei Glocken Heime GmbH geandert und war nicht mehr verlegerisch tatig 16 Ehrungen BearbeitenDenkmunze der Gesellschaft zur Beforderung gemeinnutziger Tatigkeit in Silber 1951 zum 70 GeburtstagWerke BearbeitenSchlutup Geschichtliches und Kulturgeschichtliches von der Untertrave und aus dem Burgtor Landgebiet des Lubeckischen Freistaates Lubeck Selbstverlag 1907 Praktisches Telegraphen und Fernsprechrecht Fur Publikum und Beamte nach dem im Reichs Telegraphengebiet geltenden Recht Lubeck Westphal 1914 Die Telegraphenbauordnung im Lapidar Auszug mit Erganzungen Fur den praktischen Gebrauch Lubeck Westphal 1916 mehrere weitere Auflagen Entstorer Hilfe Der Schriftverkehr im Telegraphenbaudienst Eine Mustersammlung Lubeck Westphal 1925 Der praktische Telegraphenhandwerker 8 Hefte Lubeck 1925 1930 Hrg Fritz Hoger der niederdeutsche Backstein Baumeister Wolfshagen Scharbeutz Westphal 1938 Hrg Niederdeutschland im Schrifttum Ein Buchweiser wertvoller auch alterer niederdeutscher Bucher umfassend und nach Sachgebieten ubersichtlich geordnet Wolfshagen Scharbeutz Westphal 1936 Vom Werden eines niederdeutschen Verlages Wolfshagen Scharbeutz Westphal 1941 Hrg Der leichte Anlauf zum Patent Wolfshagen Scharbeutz Westphal 1955Literatur BearbeitenVom Werden eines niederdeutschen Verlages Wolfshagen Scharbeutz Westphal 1941 mit Verlagsverzeichnis Paul Brockhaus Carl Westphahl in memoriam Lubeckische Blatter 1958 S 71 73 Das Jahrbuch Der Wagen 1959 enthalt auf S 63 einen weiteren Nachruf von Paul Brockhaus in Gedichtform nebst einem Portratfoto Westphals Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Carl Westphal Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Vom Werden eines niederdeutschen Verlages Wolfshagen Scharbeutz Westphal 1941 S 227 Block IV Grab 682 nach dem Bestattungsregister abgerufen uber ancestry com am 22 Mai 2021 Vom Werden eines niederdeutschen Verlages Wolfshagen Scharbeutz Westphal 1941 S 316 ZDB ID 749019 7 ZDB ID 549000 5 a b Paul Brockhaus Carl Westphal in memoriam Lubeckische Blatter 1958 S 71 73 Verlagsveranderungen im deutschsprachigen Buchhandel 1942 1963 S 221 Vom Werden eines niederdeutschen Verlages Wolfshagen Scharbeutz Westphal 1941 S 98 Vom Werden eines niederdeutschen Verlages Wolfshagen Scharbeutz Westphal 1941 S 111 Carl J H Westphal Flandern und wir In Der Wagen 1939 S 45 55 siehe auch das Kapitel Flamische Fuhrergestalten in Vom Werden eines niederdeutschen Verlages Wolfshagen Scharbeutz Westphal 1941 S 254 284 ZDB ID 544809 8 ZDB ID 544808 6 ZDB ID 544812 8 Manfred Eickholter Vom Stadtstaat zur ausgestellten Stadt Erinnerungskultur zwischen Marginalisierung und Transformation in Das Ende des eigenstandigen Lubecker Staates im Jahre 1937 Hrsg von Jan Lokers und Michael Hundt Lubeck Schmidt Romhild 2014 S 147 161 ISBN 978 3 7905 0493 4 Lubecks Zukunft im nationalsozialistischen Reich Das Konzept des Wagen von 1936 Carl J H Westphal Niederdeutsche Aufgaben In Der Wagen 1942 1944 S 127 132 hier S 128 Siehe auch Manfred Eickholter Hollenfahrt und Zwangsbekehrung Aus der Geschichte der Gemeinnutzigen Die Jahre 1943 1953 in Lubeckische Blatter Jg 179 2014 Heft 15 S 247 Digitalisat PDF Verlagsveranderungen im deutschsprachigen Buchhandel 1942 1963 1969 S 220fNormdaten Person GND 1055145133 lobid OGND VIAF 290528923 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Westphal CarlALTERNATIVNAMEN Westphal Carl J H Westphal Carl Johann Hermann vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Postbeamter Fachbuchautor und VerlegerGEBURTSDATUM 23 Marz 1881GEBURTSORT Lubeck SchlutupSTERBEDATUM 11 Februar 1958STERBEORT Neustadt in Holstein Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl Westphal Verleger amp oldid 240293239