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Am 19 November 1946 ereignete sich im Osten der Berner Alpen eine als Flugzeugabsturz auf dem Gauligletscher in die Geschichte eingegangene ungewollte unsanfte Landung einer amerikanischen Douglas C 53 militarische Version der Douglas DC 3 auf der hohen Schneedecke eines massig geneigten hochalpinen Gletschers 1 Es handelte sich nicht um einen Absturz und auch nicht um eine Bruchlandung eher um ein Stranden 2 denn das Flugzeug nahm kaum Schaden 3 2 Flugzeugabsturz auf dem GauligletscherUnfall ZusammenfassungUnfallart CFITOrt Berner Alpen SchweizDatum 19 November 1946Todesopfer 0Uberlebende alle 12 InsassenLuftfahrzeugLuftfahrzeugtyp Douglas C 53Betreiber United States Air ForceKennzeichen 42 68846Abflughafen Tulln Air BaseZwischenlandung MunchenZielflughafen PisaPassagiere 8Besatzung 4Listen von Flugunfallen Nach dem Start von der Tulln Air Base bei Wien und einer Zwischenlandung in Munchen befand sich die Maschine auf dem Flug zur nachsten Zwischenlandung in Marseille Unter den acht Passagieren befanden sich hochrangige Militars der amerikanischen Besatzungstruppen in Osterreich und Angehorige sowie vier Besatzungsmitglieder Bei der unsanften Landung gab es wohl wegen der starken Bremswirkung im hohen Schnee Verletzte aber keine Toten Die Umstande der erst sechs Tage spater erfolgreich beendeten Rettung der Flugzeuginsassen erregten weltweit Aufsehen Es war die erste Rettung im Hochgebirge aus der Luft Luftrettung 4 Inhaltsverzeichnis 1 Der Flug 2 Die Suche 3 Rettung 4 Folgen 5 Erinnerung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDer Flug BearbeitenAm 18 November 1946 startete die Douglas C 53 mit der militarischen Nummer 42 68846 am US Militarflugplatz Tulln Langenlebarn nordwestlich von Wien Die geplante Route verlief witterungsbedingt uber Munchen Strassburg und Dijon zum Militarflugplatz Istres Le Tube bei Marseille Istres Am 20 November 1946 sollte der Flug in Pisa enden Nach einer Zwischenlandung in Munchen entschied sich der Pilot wegen starker nordwestlicher Winde fur einen Flug via Innsbruck Brenner Uber Innsbruck anderte er die Richtung erneut und flog westwarts Uber Chur wurde ein Kreis geflogen um die verlorene Orientierung wieder zu finden Auf 3350 Meter Hohe uber Meer flog man nach Instrumentenflugbedingungen IMC in Richtung des Funkfeuers Lyon durch die an vielen Stellen hoheren Schweizer Alpen und bei schweren Fallwinden und Turbulenzen Am 19 November 1946 um 14 25 Uhr setzte die Maschine unfreiwillig mit einer Geschwindigkeit von 280 km h genau in der Hohe von 3350 Metern auf den Gauligletscher am Sudosthang des Gauligrats auf und rutschte uber Schnee und Eis noch 80 Meter aufwarts Durch einseitigen Schneestau nach dem Aufsetzen wurde das Flugzeug seitlich abgelenkt und rutschte dadurch zwischen zwei Gletscherspalten weiter ansonsten ware die DC 3 hineingesturzt Zuvor war das Flugzeug auch 25 Minuten lang an mehreren hoheren Gipfeln vorbeigeflogen 5 Die Suche BearbeitenDie Piloten konnten nach einer Stunde einen Notruf absetzen der am Flughafen Paris Orly und am Militarflugplatz Istres Le Tube empfangen wurde Die Besatzung wahnte sich in den franzosischen Alpen Funkpeilungen ergaben keine klare Region Die Amerikaner begannen in den Alpen eine gross angelegte Suchaktion mit 80 beteiligten Flugzeugen Nach etwa zwei Tagen fiel dem Chef des Militarflugplatzes Meiringen in der Schweiz die gute Verstandlichkeit der Notrufe auf Am Abend des 21 November konnte noch einmal gepeilt werden das Wrack wurde im Dreieck Airolo Sion Jungfrau geortet Nun wurde auch die Schweiz als moglicher Absturzort in Betracht gezogen obwohl amerikanische Flugzeuge damals nicht uber der Schweiz hatten verkehren durfen Eher zufallig wurde das Wrack aus einer amerikanischen B 29 wahrend eines Uberflugs nach Munchen aus 5000 Metern Hohe und von einer Schweizer C 36 auf tieferer Hohe zwischen dem Rosenhorn und dem Wetterhorn gesichtet Der Vater des Unfallpiloten General Ralph Tate war in der B 29 an der Suche beteiligt er sichtete auch als erster die abgesturzte Maschine Rettung BearbeitenNachdem der Unfallort bekannt war begann die bis dahin grosste Rettungsaktion in den Alpen Die Amerikaner schickten aus Tarvisio einen Sonderzug mit 150 Gebirgsjagern der 88 US Division mit Ambulanzwagen Jeeps und Weasels durch den Simplontunnel in die Schweiz 6 Sie waren nicht ausreichend auf eine Gebirgsrettung bei Schnee Eis und schlechtem Wetter vorbereitet Amerikanische und schweizerische Flugzeuge warfen deshalb beim Wrack Hilfspakete ab Die meisten Pakete landeten in Gletscherspalten oder an anderen unerreichbaren Orten Als ein abgeworfener Sack Kohle eine Tragflache des Wracks traf erbaten die Verungluckten mittels einer Schrift im Schnee FINI die Einstellung der Abwurfe da sie befurchteten die Kabine des als Unterschlupf dienenden Wracks konnte beschadigt werden nbsp Fieseler Storch mit Kufen Eins der an der Rettung beteiligten Flugzeuge hatte die Kenn Nummer A 97 Bei einem weiteren Erkundungsflug wurde bemerkt dass sich die Unfallmaschine nicht nordwestlich sondern sudlich des Rosenhorns auf dem oberen Teil des Gauligletschers befand Das verlangerte den Anmarsch der Schweizer Rettungskolonne die bereits von Rosenlaui aus aufgebrochen war um mehrere Stunden Am 23 November um 14 20 Uhr erreichten zwei Schweizer der spater bekannte Bergsteiger Ernst Reiss und ein weiterer Soldat nach uber 13 Stunden Anmarsch auf Skiern die Verungluckten Fur einen Ruckmarsch mit den Verungluckten am selben Tag war es zu spat auch waren die Helfer dafur zu stark geschwacht Sie mussten daher bei 15 C beim Flugzeug biwakieren Am 24 November begann ab 8 Uhr der Abstieg Richtung Gaulihutte Eine Funkverbindung mit dem Tal gelang immer noch nicht Kurz vor 10 30 Uhr gelang es zwei Piloten der Schweizer Luftwaffe mit zwei Maschinen vom Typ Fieseler Storch mit Kufen am Fahrwerk neben den Rettungsmannschaften auf dem obersten Gletscherplateau Hohe uber Meer 2850 Meter zu landen wie Bild Nr 10 im Artikel Das Wunder vom Gauligletscher zeigt 7 Mit neun Flugen konnten die zwolf Verungluckten nur einer davon schwer verletzt ins Tal geflogen werden Dies gilt als Geburtsstunde der alpinen Luftrettung Die amerikanische Flugzeugbesatzung versuchte noch vermutlich aus Grunden der Geheimhaltung wegen militarischer Dienstvorschriften das Flugzeugwrack beim Verlassen zu zerstoren was durch die Schweizer Soldaten verhindert wurde Wahrend der Rettungsaktion wurden auch Filmaufnahmen und Fotos gemacht Da die USA das Flugzeugwrack nicht zuruckerhalten bzw bergen konnten schenkten sie es der Schweiz Folgen BearbeitenUnmittelbar nach dem Weltkrieg waren die diplomatischen Beziehungen zwischen der Schweiz und den USA gestort Diese Rettungsaktion loste einen Sturm der Begeisterung in den USA aus und wendete die politische Meinung Viele internationale Medien verfolgten die Schweizer Rettungsaktion mit Reportern vor Ort Kameramann Robert D Garbade der S F W hat die Rettungsaktion von der Luft und vom Boden ausfuhrlich verfolgt 8 Angelsachsische Medien zeigten sich erstaunt uber den uneigennutzigen Einsatz der Schweizer zur Rettung von zwolf Amerikanern Die Rettungsaktion am Gauligletscher war eine aus der Not geborene Pionierleistung und markiert den Beginn der alpinen Luftrettung 1952 wurde die Schweizerische Rettungsflugwacht gegrundet Kurz nach der Rettungsaktion wurde das Wrack der DC 3 komplett eingeschneit der Schnee wurde spater zu Eis Die seit dem Abschmelzen des Gletschers frei gewordenen Teile werden jeweils vor dem Abtransport abmontiert 2 Einige Teile wurden schon im Sommer 1947 von der Schweizer Armee geborgen 9 Heute zu findende lose Teile konnten vom durch die schweizerischen Retter unterbundenen Versuch der Besatzung stammen das Flugzeug nach Beginn der Rettungsaktionen zu zerstoren 10 oder vom Jahrzehnte langen Wirken des Gletschereises gelost worden sein Gegen den Piloten Ralph Tate wurde eine Untersuchung eingeleitet Er wurde wegen Verstosses gegen Flugdienstvorschriften von einem US Militargericht zu einer Strafe verurteilt Er habe sich schuldig gemacht die eingereichte Flugroute nicht eingehalten und seine Hohenkarte falsch verstanden zu haben Seinen Rang und seinen Pilotenschein behielt er Spater wurde er Major der Military Air Transport Staff Erinnerung BearbeitenIm Dorfzentrum Grimseltor in Innertkirchen ist einer der vom Eis freigegebenen Propeller ausgestellt Am 27 Juli 2012 wurden Wrackteile der DC 3 auf dem Gauligletscher entdeckt Im Sommer 2018 wurden durch den warmen Sommer grosse Trummer auf dem Gletscher freigeschmolzen 11 Rund zwei Tonnen davon darunter auch ein Motor mit Propeller wurden von der Schweizer Luftwaffe geborgen und sollen spater ausgestellt werden 12 13 Im Dezember 2020 bestiegen Forscher der Universitat Zurich und der ETH Zurich zusammen mit ABC Spezialisten der Schweizer Armee den Gauligletscher um Eisproben zu entnehmen Dabei wurden auch Teile des Wracks entdeckt Die Schweizer Armee geht davon aus dass das Wrack in den nachsten Jahren komplett an die Gletscheroberflache kommen werde 14 Am 13 Mai 2017 flog der Fieseler Storch mit dem Luftfahrzeugkennzeichen A 99 uber den Gauligletscher Geplant war mit dem Flugzeug auf dem Gletscher zu landen Wegen diffuser Lichtverhaltnisse wurde darauf verzichtet und im Juli 2017 wurde das Flugzeug bei einer Landung im Kanton Zurich beschadigt Der Verein der das Flugzeug betreibt besitzt ebenfalls den originalen Storch A 97 der bei der Rettung auf dem Gauli Gletscher tatsachlich dabei war und nach der Ausmusterung 50 Jahre im Verkehrshaus der Schweiz zu sehen war bevor er wieder lufttuchtig revidiert wurde 15 Im Jahr 2018 flog der originale Storch A 97 erstmals nach Meiringen und war dort gemeinsam mit dem Storch A 99 zu sehen Die Betreiber hofften im folgenden Jahr zum Gauli Gletscher fliegen zu konnen und dort zu landen 16 Literatur BearbeitenRoger Cornioley Der Flugzeugabsturz einer amerikanischen Dakota auf dem Gauligletscher im November 1946 Berner Zeitschrift fur Geschichte PDF 429 kB 68 Jahrgang 2006 Heft 3 Daniel Gerny Absturz einer Dakota Als am Gauligletscher die Hoffnung gefror In Neue Zurcher Zeitung 27 Dezember 2012 Ernst Reiss Mein Weg als Bergsteiger Huber Frauenfeld 1959 S 74 80 Bruno Petroni Sensation auf dem Gauligletscher Wrackteile der Dakota entdeckt In BZ Berner Zeitung 19 September 2015 Beat Jordi Hoher Besuch gedachte des Absturzes In BZ Berner Zeitung 19 Juni 2014 Weblinks BearbeitenVideoportal Schweizer Fernsehen Beitrag zum Unfall vom Gauligletscher Filmbeitrag des Schweizer Fernsehens Zusammenfassung in Englisch auf www gletscherflug ch Ausfuhrlicher Bericht in der Berner Zeitschrift fur Geschichte und Heimatkunde Band 68 2006 Heft 3 doi 10 5169 seals 247271 S 115 Drama am Gauligletscher in der Internet Movie Database englisch Website zum Dokumentarfilm zum Unfall vom Gauligletscher ohne Video Schweizer Fernsehen 2012 Das Wunder vom Gauligletscher Swissinfo 4 Mai 2012 Schnee Falle Weitere Infos mit Literaturverzeichnis NZZ Format Bericht auf spiegel de abgerufen am 22 Mai 2013 Bruchlandung auf dem Gletscher Dokumentation von NZZ Format Video bei YouTube Gletscher gibt Wrackteile der Dakota frei Tages Anzeiger vom 19 September 2015 Das Drama am Gauligletscher Aero Telegraph vom 27 Oktober 2018Einzelnachweise Bearbeiten Roger Cornioley Der Flugzeugabsturz einer amerikanischen Dakota auf dem Gauligletscher im November 1946 pdf 41 Seiten a b c Der Bund vom 18 September 2018 Seiten 1 und 21 In einem Bild wird u a ein vom gestrandetem Flugzeug abmontiertes Triebwerk mit durch den Widerstand der Schneemassen zwei verbogenen Propellerblattern und einem abgebrochenen gezeigt Siehe auch hier Roger Cornioley Der Flugzeugabsturz S 12o Roger Cornioley Der Flugzeugabsturz S 150 Roger Cornioley Der Flugzeugabsturz S 3 Roger Cornioley Der Flugzeugabsturz Seite 8 Das Wunder vom Gauligletscher SWI swissinfo ch 4 Mai 2011 abgerufen am 8 April 2019 Hilfe fur die Dakota C 53 In Bundesarchiv Schweizerische Eidgenossenschaft 29 November 1946 abgerufen am 14 September 2023 Roger Cornioley Der Flugzeugabsturz S 150 Roger Cornioley Der Flugzeugabsturz S 139 20Minuten Das sind die Uberreste der US Maschine Dakota C53 Filmbericht von 16 August 2018 19 41 t online de 72 Jahre nach Crash Schweizer Armee birgt Flugzeug 17 September 2018 18 57 Uhr Flugzeugwrack nach 72 Jahren geborgen In Luxemburger Wort 18 September 2018 armee ch 1 3 Dezember 2020 12 46 Uhr Zuruck in der Luft Storch auf Skiern In Frankfurter Allgemeine Zeitung 22 November 2016 Die A 97 kehrte ins Oberhasli zuruck In Berner Zeitung 12 Juni 2018 46 6223581 8 1449872 Koordinaten 46 37 20 5 N 8 8 42 O CH1903 654100 163699 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flugzeugabsturz auf dem Gauligletscher amp oldid 237335008