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Dieser Artikel behandelt die romische Siedlung Flavia Solva Fur den gleichnamigen Fussballverein siehe SVL Flavia Solva Das Municipium Flavia Solva war eine Stadt in der romischen Provinz Noricum und liegt im Leibnitzer Feld bei Leibnitz in der sudlichen Steiermark Osterreich Lageskizze Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Territorium 4 Erhaltene Ausgrabungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenHeute befindet sich Flavia Solva auf freiem Feld etwa 40 km sudlich der steirischen Landeshauptstadt Graz auf dem Gebiet der Marktgemeinde Wagna In romischer Zeit lag sie im Sudosten der Provinz Noricum am Westufer der Mur Der Fluss war auch die Verbindung an das romische Strassennetz die Bernsteinstrasse verlief sudostlich der Stadt und verband Carnuntum mit Aquileia Flavia Solva ist von eher unwegsamem Hugelland umgeben Dies behinderte die Verkehrsanbindung 1 Geschichte Bearbeiten nbsp Flavia Solva 2004 nbsp Gekennzeichneter Verlauf romischer Hauserblocks 2013 An der Stelle der spateren Stadt Flavia Solva wurde in augusteischer Zeit eine erste Siedlung angelegt Die Region um Solva galt fruher als Siedlungsgebiet des norischen Stammes der Uperacii 2 Ein Hauptort dieses Stammes durfte sich auf dem benachbarten Frauenberg befunden haben In spataugusteischer Zeit nach der Okkupation Noricums durch das romische Reich wuchs die neu gegrundete Siedlung an der Mur zum vicus es ist Holzbebauung mit unbekannter Ausdehnung ergraben In claudischer Zeit durften hier auch die Bewohner der nahegelegenen Siedlung auf dem Frauenberg die damals aufgegeben wurde angesiedelt worden sein 1 Von Kaiser Vespasian wurde der Siedlung zusammen mit etlichen pannonischen Siedlungen die sich im Vierkaiserjahr 69 n Chr loyal verhielten zur Stadt erhoben und hiess nun nach der Herrscherfamilie der Flavier Municipium Flavia Solva 2 Solva war der alte illyrische Name fur den Fluss Sulm 3 Die alte Siedlung wurde eingeebnet und nach italischem Vorbild als Planstadt neu angelegt Das Stadtzentrum bestand aus Steinbauten wahrend an der Peripherie die Hauser eher aus Holz und Lehmfachwerk bestanden Eine Stadtmauer besass die Stadt wahrscheinlich nicht 1 Ausgrabungen ergaben an offentlichen Gebauden nur ein langovales Amphitheater Das Forum lange Zeit unbekannt wird heute im Bereich der insulae 25 und 26 vermutet Hier lagen auch die Thermen Heiligtumer sind bisher unbekannt allerdings gehorte der grosse Kultbezirk am Frauenberg zu Flavia Solva Wasserversorgungs und Kanalsystem sind ebenfalls bisher nicht bekannt Annahmen alterer Archaologen die Stadt hatte uber keine derartige Infrastruktur verfugt werden heute bezweifelt auch wenn es keine derartigen Funde gibt Die bekannten Thermen in der Stadt waren aber alleine mit Brunnenwasser kaum zu versorgen gewesen zudem boten die umgebenden Hugel reichlich Wasser 1 Die einzelnen Insulae beherbergten meist Wohn und Gewerbe Einheiten Nachgewiesen ist etwa der Guss von Bronzefibeln 1 Rund 30 bebaute Insulae sind bekannt 2 Nordlich des Forums befand sich ein Viertel mit Werkstatten wahrend im Suden vorwiegend grosszugige Wohnhauser standen 2 Eine deutliche Zerstorungsschicht die auf 170 bis 175 datiert wird wird meist auf die Markomannenkriege zuruckgefuhrt Die Germanen konnten die Stadt 170 auf ihrem Durchzug nach Aquileia zerstort haben Diese Deutung ist jedoch umstritten 2 Damals ist wohl die ganze Stadt zerstort worden Der Wiederaufbau erfolgte rasch aber auf kleinerer Flache Die Bevolkerungszahl durfte auch aufgrund der damals umgehenden Pest abgenommen haben Gebiete am Stadtrand blieben unbebaut die Insulae Einteilung im Zentrum wurde teilweise aufgelost 1 Nach 275 sind grossere Umbauten nachweisbar Fur die unruhige Zeit im restlichen 3 und im 4 Jahrhundert sind keine Zerstorungen nachweisbar 1 Im Gegenteil gab es Ende des 3 Anfang des 4 Jahrhunderts einen wirtschaftlichen Aufschwung es kam zu grosseren Umbauten der Wohngebaude mit teils luxurioser Ausstattung Genaue Datierungen sind nicht moglich jedoch durfte die Stadt zumindest bis zur zweiten Halfte des 4 Jahrhunderts durchgehend besiedelt gewesen sein 2 Anfang des 5 Jahrhunderts ist die Stadt grossteils verodet Die Stadtbevolkerung konnte sich wie in weiten Teilen Noricums auf nahe Hohenzuge zuruckgezogen haben etwa den Frauenberg 1 Spatantike Besiedelung ist durch zwei Bleiplomben des Kaisers Markianos von 450 bis 457 und Tierfibeln nachgewiesen Es gibt Hinweise dass im spaten 4 und fruhen 5 Jahrhundert in Flavia Solva bzw spater am Frauenberg Militar stationiert war 2 Territorium BearbeitenZum Territorium von Flavia Solva gehorten mehrere vici darunter die von Gleisdorf und Kalsdorf bei Graz 1 Erhaltene Ausgrabungen BearbeitenErste archaologische Untersuchungen fanden bereits im 19 Jh statt Im fruhen 20 Jh wurden grossflachige Areale im Zuge von Grabungen durch das Landesmuseum Joanneum freigelegt Mit der zunehmenden Verbauung in der 2 Halfte des 20 Jhs wurden zahlreiche Rettungsgrabungen notig Im Jahr 1986 wurde der Archaologische Verein Flavia Solva gegrundet der die Erforschung und den Schutz der Stadtanlage zum Ziel hat Heute sind am Rand von Wagna nur wenige Fundamente sichtbar Diese sind mit einem Pavillon auf Stelzen in dem sich eine Konditorei und ein Eissalon befinden uberbaut und konnen besichtigt werden Die Reste der Fussbodenheizung eines romischen Hauses sind zum Schutz vor Verwitterung und Vandalismus mit einer glasernen Uberdachung geschutzt Den Verlauf der Mauerreste und Hauserblocks im Boden hat man zum Teil mit Metallschachten auf dem Grabungsfeld gekennzeichnet In Schloss Seggau bei Leibnitz kann man im Innenhof zahlreiche romische Grabsteine besichtigen Im Jahr 2004 fand rund um diese Ausgrabungsstatten die steirische Landesausstellung statt nbsp Grundmauern eines romischen Hauses 2004 nbsp Fussbodenheizung 2004 nbsp Eiscafe uber romischen Ausgrabungen 2013 nbsp Halbrelief auf einer Saule in Flavia SolvaLiteratur BearbeitenStefan Groh Die Insula XLI von Flavia Solva Ergebnisse der Grabungen 1959 und 1989 1992 Sonderschriften des Osterreichischen Archaologischen Institutes Band 28 Wien 1996 ISBN 978 3 900305 20 8 Stefan Groh Ager Solvensis Noricum oppidum municipium sepulcra territorium opes naturales Mit Beitragen von Andres G Heiss Michaela Popovtschak Ursula Schachinger und Ursula Thanheiser Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark Band 92 Historische Landeskommission fur die Steiermark Graz 2021 Christoph Hinker Flavia Solva vor der Stadtrechtsverleihung Befunde und Funde aus der insula XL Schild von Steier Beiheft 3 Graz 2006 ISBN 978 3 902095 09 1 Flavia Solva Ein Lesebuch Schild von Steier Kleine Schriften Band 22 Graz 2010 Christoph Hinker Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im sudostnorischen Munizipium Flavia Solva Mit Beitragen von Gunter Christandl und Ursula Schachinger Zentraleuropaische Archaologie Band 4 Osterreichisches Archaologisches Institut Wien 2014 ISBN 978 3 900305 70 3 online Erwin Pochmarski Ingrid Weber Hiden Die Grabstelen und Grabaltare des Stadtgebietes von Flavia Solva Corpus Signorum Imperii Romani Band 4 3 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2016 ISBN 978 3 7001 7902 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Flavia Solva Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Flavia Solva Universalmuseum Joanneum Eintrag zu Flavia Solva im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Die Stadt der Romer Landesausstellung 2004 Flavia Solva auf archaeology online org Stefan Groh ARCHAOLOGIEBLOG Flavia Solva Steueroase im Schatten von Grabhugeln Wie eine kaiserliche Inschrift und archaologische Befunde Steuerfluchtlinge nach uber 1 800 Jahren uberfuhren Der Standard Wissenschaft Artikel vom 1 Juli 2021 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Thomas Fischer Noricum Zaberns Bildbande zur Archaologie Philipp von Zabern Mainz am Rhein 2002 ISBN 3 8053 2829 X S 84f a b c d e f g Verena Gassner Sonja Jilek Sabine Ladstatter Am Rande des Reiches Die Romer in Osterreich Osterreichische Geschichte 15 v Chr 378 n Chr Ueberreuter Verlag Wien 2003 ISBN 3 8000 3970 2 S 139f 165 318 Erna Diez Flavia solva Die romischen Steindenkmaler auf Schloss Seggau bei Leibnitz Osterreichisches Archaologisches Institut 1949 S iv Universalmuseum Joanneum Alte Galerie Archaologiemuseum Schloss Eggenberg Camera Austria Jagdmuseum in Schloss Stainz Kunsthaus Graz Kunstlerhaus Graz Landeszeughaus Landwirtschaftsmuseum Schloss Trautenfels Naturkundemuseum Neue Galerie Graz Osterreichischer Skulpturenpark Romermuseum in Flavia Solva Schloss Eggenberg Steirisches Volkskundemuseum 46 768972222222 15 568722222222 Koordinaten 46 46 8 3 N 15 34 7 4 O Normdaten Korperschaft GND 4446478 2 lobid OGND AKS LCCN sh99000340 VIAF 169971056 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flavia Solva amp oldid 237972432