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Die Fischchen Zygentoma sind eine Unterklasse der Insekten Insecta Von den etwa 470 bekannten Arten sind sechs in Mitteleuropa verbreitet Die meisten werden sieben bis funfzehn Millimeter lang die auf den Galapagos Inseln verbreitete Art Stylifera galapagoensis erreicht ohne Schwanzanhange Cerci eine Gesamtlange von etwa 20 Millimetern Die in sudportugiesischen Hohlen lebende Squamatinia algharbica erreicht etwa 30 Millimeter mit Fuhlern am Kopf und Leibesende etwa 10 Zentimeter Diese Art ist das grosste unter der Erde lebende Insekt Europas 1 FischchenSilberfischchen Lepisma saccharina SystematikUberstamm Hautungstiere Ecdysozoa Stamm Gliederfusser Arthropoda Unterstamm Sechsfusser Hexapoda Klasse Insekten Insecta ohne Rang DicondyliaUnterklasse FischchenWissenschaftlicher NameZygentomaBorner 1904Papierfischchen Ctenolepisma longicaudata Ofenfischchen Thermobia domestica Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensweise 3 Fortpflanzung und Lebenszyklus 4 Systematik 4 1 Arten in Mitteleuropa 5 Fossilien 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksMerkmale BearbeitenDer Kopf ist schrag nach vorne gerichtet prognath bis hypognath und tragt immer beissend kauende Mundwerkzeuge Die funfgliedrigen Taster der Maxillen Unterkiefertaster sind auffallend langgestreckt die viergliedrigen Taster des Labiums Lippentaster hingegen unauffallig Am Kopf sitzt ein Paar langgestreckter vielgliedriger Antennen die etwa Korperlange erreichen konnen ausserdem zwei kleine nur aus wenigen Ommatidien zusammengesetzte Komplexaugen die bei den unterirdisch lebenden Gattungen ganz fehlen Stirnaugen Ocellen sind nur bei Tricholepidion gertschi dem einzigen Vertreter der Lepidotrichidae siehe unten vorhanden Der Korper der Fischchen ist abgeflacht Die drei Segmente des Rumpfs Thorax sind etwa gleich gross und seitlich durch plattige Ausstulpungen Paranota verbreitert Der Korperumriss ist geschlossen der Hinterleib Abdomen setzt ohne Absatz oder Einschnurung an den Thorax an so dass sich eine langgestreckt tropfenformig spindelformige Gestalt ergibt die innerhalb der Ordnung sehr einheitlich und kaum abgewandelt ist Die am Thorax sitzenden drei Laufbeinpaare besitzen abgeflachte langgestreckte Huften Coxen und Schenkel Femora Der Fuss Tarsus besteht aus zwei oder drei Segmenten nur bei Tricholepidion funf am Pratarsus sitzen jeweils drei Klauen wobei die mittlere etwas kurzer ist Fischchen haben zwei Paar thorakale und meist sieben Paar abdominale Atmungsoffnungen Stigmen im Gegensatz zu den Felsenspringer sind bei ihnen die Tracheenstamme durch Querverbindungen Anastomosen miteinander verbunden Der langgestreckte nach hinten zugespitzte Hinterleib besteht aus elf klar sichtbaren Segmenten und endet in zwei langen Anhangen oder Raifen Cerci sowie einem zentralen Terminalfilum Diese drei Schwanzfaden sind mechanische Sinnesorgane die das Tier vor von hinten kommenden Raubern Pradatoren warnen Die Bauchplatten Sternite der Fischchen sind teilweise reduziert und bedecken nur die Mitte des Hinterleibs Seitlich von ihnen schliessen zwei grossere Platten an die embryonal aus Beinanlagen hervorgehen und deshalb Coxosternite genannt werden An den Coxosterniten sitzen als weitere Reste der abdominalen Extremitatenanlagen hinten eingliedrige bewegliche Anhange die Styli auch Griffel genannt werden diese sitzen manchmal an den Segmenten zwei bis neun immer aber am siebten bis neunten Segment Innen median von den Styli befinden sich jeweils zwei kleine ausstulpbare blasenformige Vesikel die Coxalblaschen Diese sind an einer unterschiedlichen Anzahl von Segmenten ausgepragt bei der Familie Lepismatidae sind keine vorhanden Der gesamte Korper der Fischchen ist meist mit glanzenden Schuppen besetzt die haufig erst im Laufe der Ontogenese auftreten beim Silberfischchen zum Beispiel nach der dritten Hautung Diese Schuppen reagieren auf Beruhrung und stellen entsprechend Mechanorezeptoren dar Den Familien Nicoletiidae und Maindroniidae fehlen sie ganz Lebensweise BearbeitenFischchen sind bodenlebende nachtaktive Insekten der Tropen und Subtropen In Mitteleuropa kommt nur eine einzige Art frei lebend vor das Ameisenfischchen Atelura formicaria welches in Nestern verschiedener Ameisenarten lebt Eine Reihe weiterer Arten leben in Hausern synanthrop diese sind heute weltweit verschleppt Die wichtigsten synanthropen Arten weltweit sind das Silberfischchen Lepisma saccharina sowie das haufig in warmen Raumen wie Backereien lebende Ofenfischchen Thermobia domestica Seit einiger Zeit wird auch das Kammfischchen Ctenolepisma lineata vor allem in Suddeutschland beobachtet 2 Erstmals 2007 wurde in Norddeutschland das Papierfischchen Ctenolepisma longicaudata nachgewiesen Im Jahr 2017 wurde das bis dahin nur in den Tropen beheimatete Geisterfischchen Ctenolepisma calva in Chemnitz entdeckt 3 Die Tiere ernahren sich recht unspezialisiert von organischen Stoffen meist abgestorbenen Pflanzenresten saprophag viele Nicoletiidae sind Pflanzenfresser phytophag die drei Vertreter der sehr seltenen Familie Maindroniidae sind vermutlich Pradatoren Rauber Die Familie der Nicoletiidae lebt im Boden oder in der Streu einige Arten in Hohlen und unterirdischen Hohlraumen Fast alle Vertreter der Ateluridae und ausserdem etliche Lepismatidae sind spezialisierte Bewohner von Ameisen und Termitennestern Sie werden von den Wirten dort als Gast geduldet weil sie den jeweiligen Nestgeruch annehmen und ernahren sich als Kommensalen von Nahrungs und Beuteresten gelegentlich auch von Korperflussigkeiten Die ubrigen Arten leben uberwiegend an der Bodenoberflache Die spezielle Biologie der meisten Arten ist kaum bekannt Bei einigen unter anderem dem Ofenfischchen wurde die Verdauung von Zellulose mittels eines korpereigenen Enzyms also nicht durch symbiotische Mikroorganismen ermoglicht nachgewiesen Besser erforscht ist vor allem die Lebensweise der synanthropen Arten die gelegentlich als Schadlinge auftreten konnen obwohl der verursachte Schaden in den meisten Fallen eher gering ist Fischchen leben uberwiegend in relativ feuchter Umgebung Einige sind aber an trockene Lebensraume angepasst darunter auch die synanthropen Arten die mit der reduzierten Luftfeuchte beheizter Wohnungen zurechtkommen mussen Silberfischchen konnen Trockenheit bis zu einer relativen Luftfeuchte von 75 tolerieren Ofenfischchen sogar bis zu 50 Die Fahigkeit Wasserdampf oder ggf Kontaktwasser aus der Umgebung aufzunehmen hilft den Tieren in trockener Umgebung zu uberleben Organ der Feuchtigkeitsaufnahme ist dabei der Enddarm Fortpflanzung und Lebenszyklus BearbeitenDie Fischchen entwickeln sich direkt aus Larven die in Korperbau und Lebensweise von ausgewachsenen Tieren Adulti oder Imagines kaum zu unterscheiden sind und regelmassig mit diesen zusammen vorkommen Im Gegensatz zu geflugelten Insekten Pterygota hauten sich bei ihnen auch die Erwachsenen weiter beide Geschlechter auch in der Fortpflanzungsperiode Diese Hautungen konnen sehr oft und kurz aufeinander folgend stattfinden beim Ofenfischchen etwa alle zehn Tage 4 Die Ubertragung der Samen zur Befruchtung ist bei den Fischchen indirekt das heisst ohne Paarung Zu diesem Zweck spinnt beispielsweise das Mannchen des Silberfischchens ein Fadennetz in eine rechtwinklige Struktur des Habitats und platziert darauf die Spermienpakete wenn es ein Weibchen in der Umgebung wahrnimmt Das Weibchen nimmt diese Spermatophore auf wenn es gefuhrt vom Mannchen unter dem Netz entlang lauft Die Spermien lagern sich bei den Fischchen in charakteristischer Weise jeweils zu zweien zu Doppelspermien zusammen die am Vorderende miteinander verbunden sind und sich gemeinsam fortbewegen Syzygie In der Samentasche dem Receptaculum seminis des Weibchens lost sich die Verbindung Es legt die Eier dann mit einem kurzen Eiablageapparat Ovipositor in kleinen Gelegen meist in Bodenritzen ab Nur in der Familie Nicoletiidae kommt bei einigen Arten eingeschlechtliche Fortpflanzung Parthenogenese vor 5 Systematik BearbeitenDie etwa 470 Arten werden in funf Familien gegliedert Lepidotrichidae Die einzige Art Tricholepidion gertschi besitzt zahlreiche plesiomorphe Merkmale Einige Taxonomen vermuten eine isolierte Stellung ohne nahere Verwandtschaft zu den ubrigen Fischchen so dass diese moglicherweise eine eigene Ordnung reprasentieren wurde Sie lebt an feuchten Stellen an der nordamerikanischen Pazifikkuste Eine verwandte Art ist als Fossil aus dem baltischen Bernstein noch vor der rezenten beschrieben worden Lepismatidae artenreichste Familie mit uber 40 Gattungen und uber 200 Arten Zu ihr gehoren auch das Geisterfischchen das Kammfischchen das Ofenfischchen das Papierfischchen und das Silberfischchen Maindroniidae vier Arten der Gattung Maindronia mit auffallend disjunkter Verbreitung nur in Nordafrika Westasien und in Sudamerika Chile Peru 6 7 Nicoletiidae mit uber 10 Gattungen und zahlreichen Arten zu denen unter anderem das Ameisenfischchen und Lepidospora ayyalonica gehoren Protrinemuridae mit vier Gattungen Protrinemura Protrinemurella Protrinemuroides und Trinemophora Eine Art der Familie lebt auch in Sudeuropa Eine weitere sechste Familie die Ateluridae sind moglicherweise eine kunstliche Gruppierung paraphyletisch 8 Sie werden mittlerweile meistens zu den Nicoletiidae gezahlt Arten in Mitteleuropa Bearbeiten Atelura formicaria Ameisenfischchen Ctenolepisma calva Geisterfischchen Ctenolepisma lineata Kammfischchen Ctenolepisma longicaudata Papierfischchen Lepisma saccharina Silberfischchen Thermobia domestica Ofenfischchen Es ist durchaus denkbar dass in Zukunft weitere Arten von Fischchen eingeschleppt werden und sich ausbreiten konnen Eine solche Art konnte beispielsweise Ctenolepisma almeriense darstellen 9 10 11 In Sudeuropa kommen mehrere Dutzend weiterer Spezies vor darunter auch aus anderen Gattungen als die mitteleuropaischen Arten beispielsweise Coletinia Lepidospora Nicoletia Proatelurina und Squamatinia aus der Familie Nicoletiidae Allacrotelsa Neoasterolepisma und Tricholepisma aus der Familie Lepismatidae oder die Art Protrinemura mediterranea aus der Familie Protrinemuridae Gerade Gattungen wie Coletinia Ctenolepisma und Neoasterolepisma sind dabei sehr artenreich vertreten 12 13 14 Fossilien BearbeitenTrotz der vermuteten grundlegenden basalen Stellung im System der Insekten sind Fossilien die mit einiger Sicherheit der Ordnung angehorig sind nicht vor der Kreide gefunden worden 15 Fast alle zugeordneten Fossilien sind Einschlusse Inklusen in Bernstein Solche in Kalkstein aus der Kreidezeit liegen nur aus der beruhmten Fossillagerstatte von Crato in Brasilien vor 16 Siehe auch BearbeitenDicondylia Gruppe Zottenschwanze alte Einteilung Literatur BearbeitenBernhard Klausnitzer Zygentoma Fischchen In Westheide Rieger Hg Spezielle Zoologie Teil 1 Einzeller und Wirbellose Tiere Gustav Fischer Verlag Stuttgart Jena 1997 Seite 627 Mark Benecke Kat Menschik Kat Menschiks und des Diplom Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben Von feenhaften Gluhwurmchen schuldigen Hunden betrunkenen Rentieren und verspielten Oktopussen Illustrierte Lieblingsbucher Band 9 Galiani Berlin 2020 ISBN 978 3 86971 201 7 S 115 120 Einzelnachweise Bearbeiten Riesensilberfisch in Portugal entdeckt orf at 11 April 2012 Carsten Renker Gerhard Weitmann Ragnar Kinzelbach Aktueller Kenntnisstand zur Verbreitung des Kammfischchens Ctenolepisma lineata FABRICIUS 1775 in Deutschland In Mainzer naturwissenschaftliches Archiv 46 2008 263 268 Aliens unter uns eine Begegnung mit der sechsten Art Museum fur Naturkunde Chemnitz Archiviert vom Original am 11 April 2017 abgerufen am 12 April 2017 J A L Watson Moulting and reproduction in the adult firebrat Thermobia domestica Packard Thysanura Lepismatidae I The moulting cycle and its control In Journal of Insect Physiology 10 2 1964 305 317 Veronica Dougherty Picchi Parthenogenetic reproduction in the silverfish Nicoletia meinerti Thysanura In Journal of the New York Entomological Society 80 1 1972 2 4 Graeme B Smith Rafael Molero Baltanas Seyed Aghil Jaberhashemi Javad Rafinejad A new species of Maindronia Bouvier 1897 from Iran Zygentoma Maindroniidae In Records of the Australian Museum Band 72 Nr 1 11 Marz 2020 S 9 21 doi 10 3853 j 2201 4349 72 2020 1760 australian museum abgerufen am 14 November 2023 Alvaro Zuniga Reinoso Reinhard Predel Past climatic changes and their effects on the phylogenetic pattern of the Gondwanan relict Maindronia Insecta Zygentoma in the Chilean Atacama Desert In Global and Planetary Change Band 182 November 2019 S 103007 doi 10 1016 j gloplacha 2019 103007 elsevier com abgerufen am 14 November 2023 Markus Koch Toward a phylogenetic system of the Zygentoma In Klaus Dieter Klass Hg Proceedings of the 1st Dresden Meeting on Insect Phylogeny Phylogenetic relationships wihin the insect orders In Entomologische Abhandlungen 61 2 2003 122 125 Marion Fink 2016 Erstnachweis des Kammfischchens Ctenolepisma lineataFabricius 1775 Zygentoma Lepismatidae fur Sudtirol Gredleriana 16 167 172 Link Morten Hage Bjorn Arne Rukke Preben S Ottesen Hans Petter Anders Aak 2020 First record of the four lined silverfish Ctenolepisma lineata Fabricius 1775 Zygentoma Lepismatidae in Norway with notes on other synanthropic lepismatids Norwegian Journal of Entomology pp 8 14 Link Klaus Zimmermann 2016 Kammfischchen Ctenolepisma lineata Fabricius 1775 und weitere synanthrop lebende Lepismatidae Zygentoma in Osterreich inatura Forschung online 31 6S Link Rafael Molero Baltanas Franciulli Pietro Paolo Francesco Frati Antonio Carapelli Miquel Gaju Ricart 2000 New data on the Zygentoma Insecta Apterygota from Italy Pedobiologia 44 3 4 320 332 doi 10 1078 S0031 4056 04 70052 9 Direktlink RAFAEL MOLERO CARMEN BACH ALBERTO SENDRA SERGIO MONTAGUD PABLO BARRANCO MIGUEL GAJU 2013 Revision of the genus Coletinia Zygentoma Nicoletiidae in the Iberian Peninsula with descriptions of nine new species Link Zygentoma auf Fauna Europaea David Grimaldi Michael S Engel Evolution of the insects Cambridge University Press 2005 ISBN 0 521 82149 5 David M Martill Gunter Bechly Robert F Loveridge The Crato Fossil Beds of Brazil Window into an Ancient World Cambridge University Press 2007 ISBN 0 521 85867 4Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Fischchen Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fischchen amp oldid 239283840