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Das Ofenfischchen Thermobia domestica ist ein Fischchen aus der Familie der Lepismatidae OfenfischchenOfenfischchen Thermobia domestica SystematikKlasse Insekten Insecta Unterklasse Fischchen Zygentoma Familie LepismatidaeUnterfamilie CtenolepismatinaeGattung ThermobiaArt OfenfischchenWissenschaftlicher NameThermobia domestica Packard 1873 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung 3 Lebensweise 4 Lebenszyklus 5 Okonomische Bedeutung 6 Taxonomie 7 Quellen 8 Einzelnachweise 9 WeblinksMerkmale BearbeitenDas Ofenfischchen 1 2 erreicht eine Korperlange von 9 bis 11 Millimeter wobei die Weibchen etwas grosser sind als die Mannchen Der Korper ist wie typisch fur Fischchen langgestreckt spindelformig mit breitem Thorax und breit ansitzendem langgestrecktem nach hinten verengtem Hinterleib Das zehnte letzte Hinterleibssegment ist abgerundet dreieckig und kurz Das Hinterende des Abdomens tragt drei lange in zahlreiche Segmente gegliederte fadenformige Anhange Die Grundfarbung des Korpers ist beim Ofenfischchen gelblichweiss Die Korperanhange Palpen Tarsen Antennen Styli und Schwanzfilamente konnen dunkel bis schwarz getont sein wobei das Pigment nicht in der Kutikula sitzt sondern darunter und hindurchscheint Auf der Korperoberseite ist die Kutikula dicht von breiten flachen Schuppen bedeckt die schwarz oder gelblichweiss gefarbt sind und ein komplexes Schuppenmuster aufbauen Auf der Oberseite sitzen zahlreiche langere Borsten Setae von goldgelber Farbe Bei Betrachtung unter dem Mikroskop zeigt sich dass diese Borsten gefiedert sind d h einen Saum aus zahlreichen feinen Harchen tragen Die Borsten sind uberwiegend in kurzen Querreihen angeordnet und bilden so Borstenkamme aus deren Anzahl und Lage von diagnostischem Wert ist Die Gattung Thermobia tragt auf den Tergiten zwei bis sieben des Hinterleibs auf jeder Seite zwei Borstenkamme bei der verwandten Gattung Ctenolepisma sind es beiderseits drei Beim Mannchen fehlen am Genitalapparat die Parameren Das Weibchen tragt am Hinterleibsende unten ein schlankes Legerohr Ovipositor dessen Spitze nicht sklerotisiert ist Vom verwandten in Mitteleuropa fehlenden Thermobia aegyptiaca Lucas 1840 ist Thermobia domestica am leichtesten anhand der Maxillarpalpen unterscheidbar Diese sind bei Thermobia domestica scheinbar sechssegmentig indem das letzte Segment in zwei Teilsegmente aufgespalten ist bei Thermobia aegyptiaca funfsegmentig Ausserdem tragt Thermobia aegyptiaca auf dem Tergit des achten Hinterleibssegments jederseits nur einen Borstenkamm beim Ofenfischchen sind es zwei 1 In Mitteleuropa ist das Ofenfischchen von den beiden anderen in menschlichen Behausungen lebenden synanthropen Fischchenarten relativ leicht anhand der Farbung und Zeichnung zu unterscheiden Das Ofenfischchen tragt eine kontrastreiche Schuppenzeichnung aus schwarzen und gelblichen Schuppen die Flecke und undeutliche Querbander ausbilden Beim Kammfischchen Ctenolepisma lineata bildet diese Zeichnung zumindest auf dem Hinterleib in der Regel deutliche Langsbander aus Das Silberfischchen Lepisma saccharina ist einfarbig silbriggrau beschuppt auch die erst kurzlich in den Niederlanden neu nachgewiesene auch in Deutschland zu erwartende Ctenolepisma longicaudata ist grau beschuppt 3 In Zweifelsfallen sind Ofenfischchen und Kammfischchen anhand der Zahl der Borstenkamme auf den zweiten bis siebten Hinterleibssegmenten unterscheidbar 4 Verbreitung BearbeitenHeimat des Ofenfischchens ist der Nahe Osten das ostlich anschliessende Zentralasien und Agypten Freilandpopulationen treten daruber hinaus in ariden warmen Lebensraumen heute auch andernorts auf Bei den im Freiland lebenden Tieren im Sudwesten der USA ist unklar ob es sich um eingeschleppte Tiere handelt 2 oder um ein disjunktes naturliches Teilareal 1 Dies erscheint moglich da einige andere Zygentoma Arten ahnliche Verbreitungsmuster aufweisen Heute ist die Art durch den Menschen fast weltweit verschleppt worden tritt aber uberwiegend auch in Regionen mit warmerem Klima nur synanthrop auf Funde liegen heute von allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis vor In Mitteleuropa sind Freilandvorkommen unbekannt und in Anbetracht der hohen Temperaturanspruche der Art auch nicht zu erwarten Lebensweise BearbeitenOfenfischchen meiden Licht und sind normalerweise nachtaktiv Tagsuber verstecken sich die Tiere in Ritzen und Spalten Dabei sind sie gesellig und bilden dichte Aggregationen Die Tiere finden mithilfe eines Pheromons zueinander Bei der nachtlichen Nahrungssuche sind die Tiere nicht wahlerisch sie nehmen eine Vielzahl organischer Substanzen unterschiedlichster Zusammensetzung als Nahrung an omnivor Sie konnen Zellulosefasern verdauen wobei die Verdauung nicht mithilfe symbiontischer Mikroorganismen sondern mit einer korpereigenen Cellulase erfolgt 5 dies wurde durch Antibiotikagaben uberpruft 6 Allerdings sind bei der Art zusatzlich auch im Darm lebende symbiontische Bakterienarten nachgewiesen die die Verdauung schwieriger Substrate wie Zellulose unterstutzen 7 Ernahrung ausschliesslich durch Papier ist aber auf Dauer nicht ausreichend und mit hoher Mortalitat verbunden Ofenfischchen bevorzugen hohe Umgebungstemperaturen worauf auch der Name Bezug nimmt Die Vorzugstemperaturen liegen zwischen 32 und 37 C zum Vergleich beim Silberfischchen 22 bis 32 C unterhalb von 25 C werden niemals Eier abgelegt In Mitteleuropa fehlen die Tiere deshalb in normalen Wohnhausern sie sind fast ausschliesslich in Backereien und Grosskuchen verbreitet Der Feuchtebedarf der Tiere ist gering sie konnen bei Luftfeuchte bis hinunter zu 43 relative Luftfeuchte leben Sie konnen ihren Feuchtebedarf dabei bei Umgebungsluft bis 45 relativer Feuchte durch Aufnahme von Wasserdampf aus der Luft decken Organ der Wasseraufnahme ist der Enddarm 8 Bei trockener Umgebungsluft konnen die Tiere ihre Stigmen verschliessen 9 Als grosse Uberraschung wurde festgestellt dass Ofenfischchen fur ihre Atmung nicht ausschliesslich auf Transport in den Tracheen angewiesen sind sondern ihre Hamolymphe den sauerstoffbindenden kupferhaltigen Blutfarbstoff Hamocyanin enthalt 10 Eine Funktion in der Atmung ist nicht mit letzter Sicherheit nachgewiesen aber hoch wahrscheinlich Der Besitz von Hamocyanin gilt als plesiomorphes Merkmal das den hoheren Insekten verlorengegangen ist Lebenszyklus BearbeitenWie typisch fur Fischchen erfolgt die Befruchtung beim Ofenfischchen extern indem das Mannchen eine Spermatophore absetzt die vom Weibchen aufgenommen wird Dem geht ein kompliziertes Paarungsvorspiel voraus wobei dem Kontakt der Geschlechter das Zusammenleben in Aggregationen vorteilhaft ist Das Mannchen grenzt ein kleines Gebiet durch gesponnene Faden ab die anlockend auf Weibchen wirken Nahert sich ein Weibchen fuhrt es dieses durch Bewegungen seiner Antennen zur Spermatophore hin Das Weibchen legt die befruchteten Eier die etwa 0 8 bis 1 29 Millimeter lang und oval geformt sind ganzjahrig einzeln in Spalten und Bodenritzen ab Ein Weibchen vermag im Jahr etwa 50 Eier abzusetzen Die Nymphen schlupfen nach 12 bis 18 Tagen aus Sie gleichen den Imagines in Korpergestalt und Lebensweise vollkommen so dass es nicht einfach ist geschlechtsreife Tiere zu erkennen Bis zum Erreichen der Geschlechtsreife werden 7 bis 16 Wochen und zahlreiche Hautungen benotigt Ofenfischchen hauten sich auch nach Erreichen der Geschlechtsreife regelmassig weiter sie konnen so auch Verletzungen wie den Verlust von Gliedmassen ausheilen Die Lebensdauer der Imagines betragt zwischen einem und sieben Jahren Okonomische Bedeutung BearbeitenOfenfischchen gelten als Material und Haushaltsschadlinge Der durch sie verursachte Schaden ist allerdings in der Regel gering vielfach ist eher der Ekelfaktor oder hygienische Probleme durch Verunreinigungen entscheidend Vor allem in Landern mit warmeren Klimaten sind aber auch vereinzelt ernsthafte Schadigungen von Papieren und Textilien zum Beispiel in Museumssammlungen bekannt geworden Die Tiere konnen geleimtes Papier anfressen und so nach und nach vollig zerstoren oder durch Fazes verunreinigen Direkte Gesundheitsgefahren fur den Menschen gehen von den Tieren nicht aus wenn man von der Moglichkeit einer allergischen Reaktion direkt nachgewiesen allerdings nur beim Silberfischchen 11 absieht Taxonomie BearbeitenDie Gattung Thermobia umfasst vier Arten 1 von denen zwei aufs sudliche Afrika beschrankt sind Eine weitere Art Thermobia infelix Silvestri wurde nach ihrer Erstbeschreibung nie wiedergefunden ihrer Merkmalsausstattung nach gehoren die Tiere aber vermutlich in eine andere Gattung Die beiden anderen Arten sind durch den Menschen fast weltweit verschleppt worden Das Ofenfischchen wurde von Edward Newman im Jahr 1863 als Lepismodes inquilinus erstbeschrieben dieser Name hatte demnach eigentlich Prioritat gegenuber der Beschreibung von Lepisma domestica durch Alpheus Spring Packard im Jahr 1873 Da Newmans Name aber spater in Vergessenheit geriet und viele Jahrzehnte nicht verwendet wurde und der Name der Art aufgrund ihrer okonomischen Bedeutung und zahlreicher wissenschaftlicher Veroffentlichungen weit verbreitet ist soll Newmans Name als nomen oblitum vergessener Name unterdruckt werden Quellen BearbeitenJohn Irish 1988 Revision of Thermobia Bergroth Thysanura Lepismatidae Cimbebasia 10 15 30 Nathan Woodbury Pheromone based arrestment behaviour of three species of Thysanura Lepismatidae Thesis Simon Fraser University Burnaby Canada Einzelnachweise Bearbeiten a b c d John Irish 1988 Revision of Thermobia Bergroth Thysanura Lepismatidae Cimbebasia 10 15 30 a b Pedro Wygodzinsky 1972 A Review of the Silverfish Lepismatidae Thysanura of the United States and the Caribbean Area American Museum Novitates Number 2481 1 26 Badda M Beijne Nierop amp Tom Hakbijl 2002 Ctenolepisma longicaudatum heeft ongemerkt bebouwd Nederland veroverd Entomologische Berichten 62 2 34 42 Alfred Palissa Zygentoma Fischchen In Erwin Stresemann Begrunder Bernhard Klausnitzer Stresemann Exkursionsfauna von Deutschland Band 2 Wirbellose Insekten Spektrum Akademischer Verlag 11 Auflage 2011 ISBN 3 8274 2451 8 Dietmar Zinkler amp Michael Gotze 1987 Cellulose digestion by the firebrat Thermobia domestica Comparative Biochemistry and Physiology Part B Comparative Biochemistry Volume 88 Issue 2 661 666 David S Treves amp Michael M Martin 1994 Cellulose digestion in primitive hexapods effect of ingested antibiotics on gut microbial populations and gut cellulase levels in the firebrat Thermobia domestica Zygentoma Lepismatidae Journal of Chemical Ecology vol 20 no 8 2003 2020 Nathan Woodbury amp Gerhard Gries 2013 How Firebrats Thysanura Lepismatidae Detect and Nutritionally Benefit from Their Microbial Symbionts Enterobacter cloacae and Mycotypha microspora Environmental Entomology 42 5 860 967 doi 10 1603 EN13104 Zachary Curran DeVries Respiratory Physiology of Urban Insects Thesis Auburn University Australia 2013 J Noble Nesbitt 1989 Spiracular closing mechanisms in the firebrat Thermobia domestica Packard Thysanura Tissue and Cell Volume 21 Issue 1 93 99 Christian Pick Silke Hagner Holler Thorsten Burmester 2008 Molecular characterization of hemocyanin and hexamerin from the firebrat Thermobia domestica Zygentoma Insect Biochemistry and Molecular Biology 38 977 983 doi 10 1016 j ibmb 2008 08 001 A M Witteman S van den Oudenrijn J van Leeuwen J Akkerdaas J S van der Zee R C Aalberse 1995 IgE antibodies reactive with silverfish cockroach and chironomid are frequently found in mite positive allergic patients International Archives of Allergy and Immunology 108 2 165 169 PMID 7549504Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ofenfischchen Album mit Bildern Videos und Audiodateien Thermobia domestica bei Fauna Europaea Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ofenfischchen amp oldid 238182366