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Ferdinand Falk Eberstadt geboren am 14 Januar 1808 in Worms gestorben am 9 Februar 1888 in Mannheim war ein deutscher Kaufmann und Politiker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Revolution von 1848 1 2 Burgermeister von Worms 1 3 Umzug nach Mannheim 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEberstadt entstammte einer seit dem 17 Jahrhundert in Worms nachgewiesenen judischen Familie Seine Eltern waren Amschel Lob August Ludwig Eberstadt 1771 1839 und Esther Gernsheim 1775 1819 Er besuchte die Sekundarschule heute Gauss Gymnasium Worms in Worms und trat dann in den vaterlichen Textil und Kurzwarengrosshandel ein Am 1 Februar 1839 ubernahm er nach dem Tod des Vaters gemeinsam mit seinen Brudern die Firma deren Handlungsvollmacht er bereits seit dem 1 Marz 1828 innehatte Durch die Erbschaft gehorte die Familie zu den reichsten Juden in Worms Eberstadt heiratete am 10 Januar 1837 Sara Zelie Seligmann aus Kreuznach Gemeinsam hatten sie zehn Kinder darunter Bertha Hirsch die in Mannheim geheiratet hatte Er war von 1840 bis 1847 Mitglied des Vorstandes der judischen Gemeinde Worms und einer derjenigen Juden in Worms die eine Liberalisierung des judischen Gottesdienstes betrieben Pessach 1847 wurde der erste in deutscher Sprache gehaltene Gottesdienst gefeiert wobei ebenfalls erstmals die Trennung zwischen Frauen und Mannern in der Synagoge aufgehoben war 1847 wurde Eberstadt zum Schoffen bei den Assisen zu Mainz gewahlt Zur gleichen Zeit war er Mitglied der Handelskammer des Hochkomitees und des Not und Hilfsvereines Revolution von 1848 Bearbeiten Im Vorfeld der Revolution hatten sich in Worms zwei politische Lager herausgebildet Eberstadt gehorte zu einer Gruppe von Handwerkern und Kleinburgern die das demokratisch gesinnte Burgerkomitee bildeten Weitere Mitglieder waren der Weingutsbesitzer Johann Philipp Bandel den Arzt Ferdinand von Loehr Am 1 Marz 1848 richteten diese eine Petition an ihren Abgeordneten in Darmstadt Spater uberwachten sie die Ausfuhrung der Bewilligungen des Edikts des Grossherzogs von Hessen vom 6 Marz 1848 Nach Auflosung des Komitees wurde am 21 Juni 1848 der Wormser Demokratenverein gegrundet dessen Vorstand Eberstadt angehorte Am 10 April 1848 trat der Wehrrat an die Spitze der Wormser Burgerwehr und er arbeitete als Mitglied an der Fassung eines provisorischen Wehrgesetzes der Stadt Worms mit das am 15 April in Kraft trat Der Wehrrat wurde am 26 Juni durch die Burgerwehrkommandantur ersetzt deren Schriftfuhrer er war Auf der Wormser Volksversammlung vom 6 August 1848 sprach auch sein Cousin Ludwig Bamberger Dem Demokratenverein gelang es mit gezielten Veroffentlichungen die offentliche Meinung zu beeinflussen Durch den Rucktritt des bisherigen Burgermeisters Friedrich Renz wurde im Januar 1849 daher eine Burgermeisterwahl notwendig Burgermeister von Worms Bearbeiten Eberstadts politisches Engagement fuhrte dazu dass er als erster Jude Deutschlands in das Amt eines Burgermeisters von 1849 bis 1852 eingesetzt wurde Der Wahlkampf wurde erbittert gefuhrt und auf einer Flugschrift wurde folgender Reim veroffentlichter mit dem er verspottet wurde Wollt ihr die Schand der Stadt wahlt nur den Bandel und nehmt den Eberstadt zum Juden Handel wollt ihr den Bankerott zum stadtischen Lenker so macht die Stadt zum Spott und wahlt den Blenker Bei der Wahl vom 14 Marz 1849 waren die drei in dem Rein genannten Kandidaten der Weinhandler Ludwig Blenker der Weingutbesitzer Johann Philipp Bandel und Eberstadt gewahlt und er wurde von der Hessischen Staatsregierung fur das Amt ausgewahlt und zu der am 30 November 1849 stattfindenden Wahl zur Zweiten Kammer des Hessischen Landtags nach Mainz entsandt Heinrich von Gagern ging aus dieser Wahl als Sieger hervor Am 12 Dezember wurden die Mitglieder der Ersten Kammer gewahlt wo er ebenfalls unterlag Erst am 2 Januar 1850 bei einer Nachwahl im Landkreis Odernheim Oppenheim konnte er die Mehrheit der Stimmen erringen und wurde am 16 Januar bei der Ersten Kammer des Hessischen Landtags eingefuhrt Doch am 21 Januar loste sich der Landtag wieder auf weil er sich in der Frage des Dreikonigsbundnisses nicht hatte einigen konnen Eberstadt wurde zudem im Rheinischen Hochverratsprozess vom 8 bis 10 Juli 1850 vor den Assisen zu Mainz als intellectueller Urheber mit Johann Philipp Bandel 1785 1866 und Salomon Lohnstein 1809 1854 wegen erpresserischer Notigung angeklagt 1 Sie wurden am 10 Oktober 1850 in dieser Angelegenheit zwar freigesprochen doch lagen weitere Anklagepunkte gegen ihn vor Beeintrachtigung der Wahlfreiheit bei den Landtagswahlen von 1849 Unregelmassigkeiten bei der offentlichen Bekanntgabe verschiedener Verfugungen des Ministeriums des Innern im Mai 1849 Ausstellung eines vordatierten Heimat und Moralitatszeugnisses an einen jungen Wormser der wegen Hoch und Landesverrates angeklagt war Ab April 1850 war Eberstadt von seinem Burgermeisteramt suspendiert Nachdem alle Untersuchungen ergebnislos verlaufen waren wurde er wieder in sein Amt eingesetzt Als Burgermeister setzte er sich fur den Bau einer Eisenbahnstrecke nach Worms und den Bruckenschlag uber den Rhein ein Beides wurde erst nach seiner Amtszeit ausgefuhrt Im Mai 1852 wurde er kurzzeitig in den Wormser Gemeinderat gewahlt Am 25 September 1852 jedoch von der Ubernahme eines Gemeinderatssitzes durch eine ministerielle Verfugung entbunden Umzug nach Mannheim Bearbeiten Am 28 November 1857 reichte Eberstadt ein Gesuch fur eine Auswanderungserlaubnis fur sich seine Frau und seine zehn Kinder ein das am 1 Dezember bewilligt wurde Ab dem 5 Dezember lebte die Familie in Mannheim Dort grundete er am 1 Mai 1858 die Firma Ferd Eberstadt und Cie die spater an seinen Sohn August Eberstadt ca 1830 ca 1907 uberging Als Handelsgut vertrieb sie Manufactur und Wollwaaren Wollgarne en gros 1862 schied Eberstadt aus der Familienfirma A L Eberstadt in Worms aus Nach dem Verkauf um 1897 bestand die Mannheimer Firma bis etwa 1933 als Firma Ferd Eberstadt und Cie Nachfahren fort und hatte Niederlassungen in Apolda und Chemnitz In Mannheim wurden Kunst und Musik ein wichtiger Teil des Familienlebens So ist uberliefert dass sich wahrend der 1880er Jahre in der Musikalienhandlung Robert Sohler am Paradeplatz Ecke Kunststrasse die Anhanger von Johannes Brahms um die Familien Eberstadt 2 und Felix Hecht 3 verheiratet mit Helena Bamberger einer Kusine seiner Frau Sara Emil Hirsch verheiratet mit Bertha Hirsch geborene Eberstadt und Bernhard Kahn verheiratet mit Emma Stephanie geborene Eberstadt scharten Eberstadt widmete sich im Fuhrungsgremium der Fortschrittspartei auch in Mannheim der Politik und bildete mit dem Anwalt Heinrich von Feder und dem Verlagsbuchhandler Siegmund Bensheimer ein Konsortium zum Ankauf der Druckerei des Johann Schneider einschliesslich der weit uber die Grenzen Mannheims hinaus bekannten Neuen Badischen Landeszeitung Zu diesem Zweck grundeten sie die Mannheimer Verlagsdruckerei Aktiengesellschaft in der die Druckerei und die Zeitung aufgingen Diese Gesellschaft bestand bis 1876 die Zeitung ging damals in den Besitz des Verlages Bensheimer uber und wurde bis zum 28 Februar 1934 vertrieben Ferdinand und Sara Eberstadt sind auf dem Judischen Friedhof zu Mannheim in einem Grabmonument bestattet Linker Mauerweg Nr 11 Literatur BearbeitenMannheim in Vergangenheit und Gegenwart Jubilaumsausgabe der Stadt Band 3 Mannheim seit der Grundung des Reiches 1871 1907 Mannheim 1907 Paul Arnsberg Die Judischen Gemeinden in Hessen Anfang Untergang Neubeginn Zwei Bande Societatsverlag Frankfurt 1971 Hans Kuhn Politischer wirtschaftlicher und sozialer Wandel in Worms 1798 1866 unter besonderer Berucksichtigung der Veranderungen in der Bestellung den Funktionen und der Zusammensetzung der Gemeindevertretung In Der Wormsgau Beiheft 26 Worms 1975 Grab Nr 32 Ferdinand Eberstadt und Sara geb Seligmann In Die Friedhofe in Mannheim Mannheim 1992 S 327 328 Dieter Hoffmann Zur Emanzipation der rheinhessischen Juden Ferdinand Eberstadt In Sachor Beitrage zur Judischen Geschichte und Gedenkstattenarbeit in Rheinland Pfalz 5 Jahrgang Ausgabe 1 95 Heft 9 Jochen Lengemann MdL Hessen 1808 1996 Biographischer Index Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Band 14 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen Band 48 7 Elwert Marburg 1996 ISBN 3 7708 1071 6 S 114 Klaus Dieter Rack Bernd Vielsmeier Hessische Abgeordnete 1820 1933 Biografische Nachweise fur die Erste und Zweite Kammer der Landstande des Grossherzogtums Hessen 1820 1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919 1933 Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Band 19 Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission NF Band 29 Hessische Historische Kommission Darmstadt 2008 ISBN 978 3 88443 052 1 Nr 155 Weblinks Bearbeiten Eberstadt Ferdinand Falck Hessische Biografie In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Ferdinand Falk Eberstadt worms erleben de Falk Ferdinand Eberstadt 1808 1888 demokratiegeschichte eu Gerold Bonnen Wormser Juden 1816 bis 1865 In Der Worms Gau 32 Band 2016 S 169 248 1 PDF Einzelnachweise Bearbeiten Anklage gegen Eberstadt Bandel und Lohnstein aus Worms wegen Erpressung Aufzeichnungen der Assisen zu Mainz 8 10 Juli 1850 Mainz gw geneanet org Deutsche Biographie Hecht FelixNormdaten Person GND 116329947 lobid OGND AKS VIAF 37664134 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Eberstadt FerdinandALTERNATIVNAMEN Eberstadt Ferdinand FalkKURZBESCHREIBUNG deutscher Kaufmann und PolitikerGEBURTSDATUM 14 Januar 1808GEBURTSORT WormsSTERBEDATUM 9 Februar 1888STERBEORT Mannheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ferdinand Eberstadt amp oldid 231502069