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Extrazellulare Polymere Substanzen EPS sind langkettige Verbindungen Polymere die v a von Mikroorganismen gebildet und von ihnen in ihre unmittelbare der Zelle angrenzenden Umgebung abgegeben werden sich also extrazellular befinden Die EPS wurden fruher auch als extrazellulare Polysaccharidstruktur oder als erweiterte Glykokalyx bezeichnet Da es sich jedoch nicht ausschliesslich um Polysaccharide handelt ist diese Bezeichnung zu eng gefasst 1 Inhaltsverzeichnis 1 Mikrobielle EPS 1 1 Zusammensetzung der EPS 1 2 Bedeutung der EPS 2 EPS im weiteren Sinne EPS nicht mikrobiellen Ursprungs 3 EinzelnachweiseMikrobielle EPS BearbeitenDie EPS bilden eine Struktur mikrobieller Agglomerate wie Biofilme und Bakterienflocken und stellen den Hauptanteil der Trockenmasse dieser Agglomerate dar die auch als Aggregate bezeichnet werden 2 Die EPS bzw die EPS Matrix oder Biofilmmatrix ermoglichen die Anhaftung von Biofilmen an verschiedensten Oberflachen und betten die Mikroorganismen in das dreidimensionale Agglomerat ein 3 Zusammensetzung der EPS Bearbeiten Die mikrobiellen EPS bspw des Bakteriums Paenibacillus polymyxa bestehen vor allem aus Polysacchariden z B Alginat Cellulose Dextran Levan einer Vielzahl von Proteinen Lipiden Phospholipiden Glycoproteinen Glycolipiden Lipopolysacchariden LPS 4 und oft auch extrazellularer DNA e DNA 1 Die Polysaccharide bestehen haufig aus den Monosaccharidbausteinen der Uronsauren wie z B D Glucuron D Galacturon und D Mannuronsaure 5 Die Zusammensetzung der EPS mikrobieller Agglomerate unterscheiden sich u a in Abhangigkeit von den am Biofilm beteiligten Spezies Bei den Polysacchariden dominieren haufig die Verbindungen die fur die Spezies typisch fur deren Oberflachenstrukturen der Zellwand Zellmembran oder Glykokalix sind So finden sich in den EPS bei Staphylokokken Biofilmen die fur die Zellwand von Gram positiven Bakterien typischen Teichonsauren 6 oder bei dem einzelligen Pilz Candida das Chitin Es werden aber auch Polysaccharide produziert die keine vorrangigen Membran oder Zellwandpolysaccharide sind so z B das Alginat der Gram negativen Bakterien Pseudomonas und Azotobacter 7 oder die Kolansaure 8 und die Cellulose 9 10 die fur einige Enterobakterien wie dem Escherichia coli typisch sind Die Fahigkeit der Mikroorganismen zur EPS Produktion und damit zur Biofilmbildung unterscheidet sich zwischen den Spezies und kann sich auch zwischen den Stammen einer Spezies deutlich unterscheiden 11 Die chemische Zusammensetzung der EPS andert sich auch in Abhangigkeit vom Standort und den Umweltbedingungen Daher werden meist grosse Unterschiede in der EPS Zusammensetzung der Biofilme von Mikroorganismen in der naturlichen und von Mikroorganismen einer kunstlich geschaffenen Umwelt gefunden So ist oft der Polysaccharidanteil in den Naturhabitaten weit geringer als in Laborstudien 12 Mikroorganismen einer Spezies ohne EPS sind von denen mit EPS zu unterscheiden da diese unterschiedlich auf ihre Umwelt reagieren 12 Die EPS ermoglichen die Absorption von Wasser dass bis zu 97 Gew der EPS Matrix betragen kann 5 Durch die so in der EPS Matrix entstehenden hydrodynamischen Bedingungen wird schliesslich die Aufnahme von weiteren Substanzen z B Minerale Detritus Humin und Nahrstoffe aus der Umwelt ermoglicht 1 Fur die Stabilitat der EPS sorgen vor allem hydrophobe Wechselwirkungen Vernetzungen von multivalenten Kationen e DNA und die Verwicklungen der Polysaccharidstrukturen 12 Bedeutung der EPS Bearbeiten Die EPS bestimmen die Konditionen fur das Leben der Mikroorganismen in einem Biofilm durch die Hydrophobizitat Ladung Wassergehalt Substanzaufnahme Dichte Porositat und mechanische Stabilitat 12 Das Vorhandensein einer EPS Matrix ist fur das Leben der Mikroorganismen mit einigen Vorteilen verbunden Ein Raum Biofilmmatrix wird geschaffen der es ermoglicht synergistische Wechselbeziehungen zwischen den Mikroorganismen einer oder verschiedener Spezies aufzubauen z B durch Nahrstoff und Sauerstoffgradienten innerhalb der EPS Matrix 1 13 In der Regel bieten die EPS eine bessere Versorgung mit verwertbaren Substraten Durch Adsorption und Anreicherung von Nahrstoffen konnen langere Hungerperioden uberstanden werden Die EPS schutzen vor chemischen und physischen Einflussen wie Temperaturschwankungen Schadstoffe und UV Strahlung begunstigen den Austausch von Genen 1 und erhohen die Resistenz gegenuber Stoffen wie Desinfektionsmitteln Antibiotika und Antiseptika 3 Durch die synergistische Wechselwirkungen verschiedener Spezies konnen sich Korrosionsprozesse Biokorrosion verstarken 14 15 EPS im weiteren Sinne EPS nicht mikrobiellen Ursprungs BearbeitenEPS bei Saugetierzellen werden kurz als Extrazellulare Matrix EZM oder als Interzellularsubstanz bezeichnet die insbesondere von Zellen des Bindegewebes produziert werden Das sind v a Glykosaminoglykane Proteoglykane sowie Glycoproteine und Laminine 16 EPS bei Pflanzenzellen werden nicht mit einem eignen Begriff umschrieben Bei Pflanzen wird die Extrazellulare Matrix insbesondere durch die Struktur der Zellwand bestimmt Hier konnen u a Cellulose Hemicellulose Xylose Galactose Fructose Pektine und Glycoproteine beteiligt sein 17 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e H C Flemming J Wingender The biofilm matrix In Nature reviews 8 Jahrgang Nr 9 2010 S 623 633 doi 10 1038 nrmicro2415 I W Sutherland Exopolysaccharides in biofilms flocs and related structures In Water Science and Technology 43 Jahrgang Nr 6 2001 S 77 86 iwaponline com a b S Schulte H Flemming Ursachen der erhohten Resistenz von Mikroorganismen in Biofilmen In Chemie Ingenieur Technik 78 Jahrgang Nr 11 2006 S 1683 1689 doi 10 1002 cite 200600088 H C Flemming Biofouling in water systems cases causes and countermeasures In Applied Microbiology and Biotechnology 59 Jahrgang Nr 6 2002 S 629 640 doi 10 1007 s00253 002 1066 9 a b I W Sutherland Biofilm exopolysaccharides a strong and sticky framework In Microbiology 147 Jahrgang 2001 S 3 9 microbiologyresearch org F Gotz Staphylococcus and biofilms In Molecular Microbiology 43 Jahrgang Nr 6 2002 S 1367 1378 doi 10 1046 j 1365 2958 2002 02827 x U Remminghorst B H A Rehm Bacterial alginates from biosynthesis to applications In Biotechnology Letters 28 Jahrgang Nr 21 2006 S 1701 1712 doi 10 1007 s10529 006 9156 x G Stevenson K Andrianopoulos M Hobbs P R Reeves Organization of the Escherichia coli K 12 gene cluster responsible for production of the extracellular polysaccharide colanic acid In Journal of Bacteriology 178 Jahrgang Nr 16 1996 S 4885 4893 PMC 178271 freier Volltext X Zogaj W Bokranz M Nimtz U Romling Production of Cellulose and Curli Fimbriae by Members of the Family Enterobacteriaceae Isolated from the Human Gastrointestinal Tract In Infection and Immunity 71 Jahrgang Nr 7 2003 S 4151 4158 doi 10 1128 IAI 71 7 4151 4158 2003 G Laverty S P Gorman B F Gilmore Biomolecular Mechanisms of Pseudomonas aeruginosa and Escherichia coli Biofilm Formation In Pathogens 3 Jahrgang Nr 3 2014 S 596 632 doi 10 3390 pathogens3030596 A Jain A Agarwal Biofilm production a marker of pathogenic potential of colonizing and commensal staphylococci In Journal of microbiological methods 76 Jahrgang Nr 1 2009 S 88 92 doi 10 1016 j mimet 2008 09 017 a b c d H C Flemming T R Neu D J Wozniak The EPS matrix the house of biofilm cells In Journal of bacteriology 189 Jahrgang Nr 22 2007 S 7945 7947 doi 10 1128 JB 00858 07 D de Beer P Stoodley F Roe Z Lewandowski Effects of biofilm structures on oxygen distribution and mass transport In Biotechnology and bioengineering 43 Jahrgang Nr 11 1994 S 1131 1138 doi 10 1002 bit 260431118 H C Flemming Biofouling und Biokorrosion die Folgen unerwunschter Biofilme In Chemie Ingenieur Technik 67 Jahrgang Nr 11 1995 S 1425 1430 doi 10 1002 cite 330671103 H T Dinh J Kuever M Mussmann A W Hassel M Stratmann F Widdel Iron corrosion by novel anaerobic microorganisms In Nature 427 Jahrgang Nr 6977 2004 S 829 832 doi 10 1038 nature02321 S Ayad R P Boot Hanford M J Humphries K E Kadler C A Shuttleworth The Extracellular Matrix Facts Book Academic Press 1998 ISBN 0 12 068911 1 Ray F Evert Esaus Pflanzenanatomie Meristeme Zellen und Gewebe der Pflanzen ihre Struktur Funktion und Entwicklung De Gruyter 2009 ISBN 978 311020592 3 S 61 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Extrazellulare polymere Substanzen amp oldid 235617344