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Ernst Leopold Salkowski 11 Oktober 1844 in Konigsberg 8 Marz 1923 in Berlin war ein deutscher Mediziner und physiologischer Chemiker Ernst Leopold Salkowski Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach dem Besuch des Gymnasiums in Konigsberg studierte Ernst Salkowski Medizin an der Universitat Konigsberg und wurde dort 1867 bei Ernst von Leyden promoviert Seine Arbeit trug den Titel De centro Budgii ciliospinali Er vervollstandigte seine Ausbildung in Wien in Tubingen bei Felix Hoppe Seyler und in Heidelberg bei Wilhelm Kuhne Im Jahr 1869 nahm er eine Stelle als Assistent an der Medizinischen Klinik der Universitat Konigsberg an gefolgt von einer Anstellung am Physiologischen Institut der Universitat Heidelberg Nachdem Rudolf Virchow ihn 1872 als Assistenten fur das chemische Laboratorium des Pathologischen Instituts der Charite vorschlug habilitierte er sich dort und wurde 1874 zum ausserordentlichen Professor fur medizinische Chemie an der Berliner Friedrich Wilhelms Universitat ernannt Ab 1880 ubernahm er die Leitung des chemischen Labors an Virchows Pathologischem Institut Salkowski wurde 1904 zum Geheimen Medizinalrat und 1909 zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt Zwei Jahre nach seiner Emeritierung starb er in Berlin 1 2 Salkowski war verheiratet und hatte zwei Kinder Sein Bruder Heinrich Otto Salkowski 13 April 1846 30 Oktober 1929 war ebenfalls Chemiker und Professor an der Universitat Munster 1 3 Wirken BearbeitenSalkowski arbeitete hauptsachlich auf dem Gebiet der physiologischen und pathologischen Chemie und nutzte dabei auch verwandte Facher wie die Pharmakologie Analytische Chemie und Hygiene Damit gehorte er zu den ersten Forschern auf dem noch jungen Gebiet der Biochemie Sein Hauptinteresse galt der Entdeckung von Stoffwechselzwischen und endprodukten Dazu entwickelte er zahlreiche Nachweisverfahren von denen auch heute noch einige Anwendung finden Merck s Reagenzien Verzeichnis aus dem Jahr 1924 listete beispielsweise mehr als 25 Nachweisreaktionen unter dem Namen Salkowski s Reaktion Mit diesen Reaktionen lassen sich unter anderem Pentosen Glucose Cholesterin Kohlenstoffmonoxid oder Kreatinin nachweisen 4 Heute bezeichnet man hauptsachlich den Cholesterinnachweis als Salkowski Reaktion oder Salkowski Test Hierfur werden Cholesterinkristalle in Chloroform gelost und mit konzentrierter Schwefelsaure versetzt Die Chloroformphase farbt sich dabei blutrot und in der Schwefelsaurephase ist eine grune Fluoreszenz zu beobachten Die rote Farbung ist auf die Bicholestadiendisulfonsaure zuruckzufuhren Diese entsteht aus zwei Cholesterinmolekulen unter Wasserabspaltung und anschliessender Sulfonierung Schon fruh untersuchte Salkowski die Ausscheidungsprodukte verschiedener Tierarten auf ihre Zusammensetzung Er erkannte beispielsweise dass das Verfuttern von Harnsaure an Hunde zu einer Erhohung der Konzentration von Allantoin im Urin fuhrt und folgerte daraus dass Harnsaure im Organismus des Hundes zu Allantoin umgesetzt wird Bereits 1876 konnte er Phenol im Urin nachweisen 5 und publizierte er eine erste Arbeit zur pathologischen Phenolausscheidung die in den 1880er Jahren die Grundlage fur weitere Veroffentlichungen zu den Produkten der Eiweissfaulnis und ihrem Verhalten im Organismus bildete Da er fur diese Versuche den Einfluss von Mikroorganismen unterdrucken musste machte er sich die bis dahin nahezu unbekannte antiseptische Wirkung von Chloroform zunutze Bei diesen Untersuchungen arbeitete er eng mit seinem Bruder zusammen Durch ihre Arbeiten wurde klar dass bei der chemischen Hydrolyse und bei der enzymatischen Spaltung von Biomolekulen die gleichen Reaktionsprodukte entstehen Dieses Wissen ermoglichte es Vorgange im lebenden Organismus durch biochemische Methoden im Reagenzglas nachzubilden Das In vitro Experiment galt von da an als Modell fur In vivo Prozesse oder wurde diesen sogar gleichgesetzt 1 2 Salkowski wies im Jahr 1885 erstmals Indol 3 essigsaure im Fermentationsmedium eines nicht pflanzlichen Organismus nach Die Bedeutung dieser Verbindung die als Phytohormon aus der Gruppe der Auxine eine wesentliche Rolle fur das Pflanzenwachstum spielt erkannten allerdings erst ungefahr 50 Jahre spater der niederlandische Botaniker Frits Warmolt Went und der englisch amerikanische Pflanzenphysiologe Kenneth V Thimann 6 Die von Salkowski entwickelte Farbreaktion zur Detektion von Indol 3 essigsaure bei der Eisenchlorid und Perchlorsaure eingesetzt werden wird bis heute im Salkowski Assay genutzt Den als Autolyse bekannten Prozess des Abbaus von Zellen und Geweben durch intrazellulare Enzyme beschrieb Salkowski ebenfalls erstmals Er bezeichnete diesen Vorgang in seiner Publikation 1890 als Autodigestion Selbstverdauung 1 2 Zusammen mit Jastrowitz entdeckte er 1892 die Pentosurie eine Anomalie des Kohlenhydratstoffwechsels die durch das Vorkommen von Pentosen im Urin charakterisiert ist 1 2 Diese Anomalie gilt als harmlos und ist nicht behandlungsbedurftig 7 Auch auf dem Gebiet der Lebensmittelanalyse leistete Salkowski einen Beitrag Durch den von ihm entwickelten Nachweis fur Phytosterine die in pflanzlichen Fetten vorkommen konnte die damals haufige Verfalschung von tierischen Fetten durch Beimengung von Pflanzenfett bewiesen werden 2 Der Eiweissstoffwechsel die Verdauung und die Harnchemie waren zeitlebens die Forschungsschwerpunkte von Salkowski 1 2 Daruber hinaus lag ihm die Weitergabe von biochemischem Wissen das in der Ausbildung der Arzte um 1900 kaum eine Rolle spielte sehr am Herzen Als Lehrer versuchte er die angehenden Mediziner von der Wichtigkeit seines Fachgebiets zu uberzeugen 1 Schuler von Salkowski waren beispielsweise die Hygieniker Martin Hahn und Louis Sigurd Fridericia 8 Otto Folin fand durch Salkowski Zugang zur Arbeit mit Krankenhauspatienten und entwickelte bei einem Forschungsaufenthalt in Berlin die Begeisterung fur einen seiner spateren Forschungsschwerpunkte die Harnsaure 9 Ausserdem arbeitete Paul Grosser einige Zeit in seinem Labor Salkowski veroffentlichte ungefahr 340 Publikationen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften Zu seinem Hauptwerk zahlen Die Lehre vom Harn ein Handbuch das er zusammen mit dem Pathologen und Internisten Wilhelm von Leube schrieb sowie das Practicum der physiologischen und pathologischen Chemie nebst einer Anleitung zur anorganischen Analyse fur Mediciner 1 Er war Mitglied der Schwedischen und der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und ausserdem Ehrenmitglied der Italienischen Medizinischen Akademie 1 Schriften Auswahl Bearbeitenmit Wilhelm Leube Die Lehre vom Harn Ein Handbuch fur Studirende und Arzte Hirschwald Berlin 1882 Practicum der physiologischen und pathologischen Chemie nebst einer Anleitung zur anorganischen Analyse fur Mediciner Hirschwald Berlin 1893 Literatur BearbeitenMichael Engel Ernst Salkowski In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 377 f Digitalisat Pagel 1901 Salkowski Ernst Leopold Robert Albinus Konigsberg Lexikon Stadt und Umgebung Flechsig Verlag Wurzburg 2002 ISBN 3 88189 441 1 fruherer Titel Lexikon der Stadt Konigsberg Pr und Umgebung Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ernst Leopold Salkowski Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Ernst Leopold Salkowski im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Informationen zu und akademischer Stammbaum von Ernst Leopold Salkowski bei academictree orgEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Michael Engel Ernst Salkowski In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 377 f Digitalisat a b c d e f Pagel 1901 Salkowski Ernst Leopold H Freundlich Sitzung vom 11 November 1929 In Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft A and B Series Band 62 Nr 11 1929 S A127 A131 doi 10 1002 cber 19290621131 Emanuel Merck Merck s Reagentien Verzeichnis enthaltend die gebrauchlichen Reagenzien und Reaktionen geordnet nach Autorennamen Zum Gebrauch fur chemische pharmazeutische physiologische und bakteriologische Laboratorien sowie fur klinisch diagnostische Zwecke 5 Auflage Darmstadt 1924 S 433 438 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 43 Charles Daniel Kenneth V Thimann Biology Santa Cruz In content cdlib org University of California abgerufen am 20 Mai 2013 englisch Oscar Touster Pentose metabolism and pentosuria In The American Journal of Medicine Band 26 Nr 5 Mai 1959 S 724 739 PMID 13649698 Whonamedit Louis Sigurd Fridericia In Whonamedit Abgerufen am 20 Mai 2013 englisch S Meites Otto Folin s medical legacy In Clin Chem Band 31 Nr 8 1985 S 1402 4 PMID 3893800 online PDF 720 kB Normdaten Person GND 116765267 lobid OGND AKS LCCN no2011165862 VIAF 15528340 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Salkowski Ernst LeopoldKURZBESCHREIBUNG deutscher BiochemikerGEBURTSDATUM 11 Oktober 1844GEBURTSORT Konigsberg Preussen STERBEDATUM 8 Marz 1923STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Leopold Salkowski amp oldid 233120255