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Erika Wisselinck 6 Oktober 1926 in Gorlitz 4 Januar 2001 auf Madeira war eine deutsche feministische Journalistin Autorin und Ubersetzerin 1 Durch ihre eigenen Bucher und ihre Ubersetzungen besonders der bis dahin als unubersetzbar 2 geltenden Werke der amerikanischen Radikalfeministin Mary Daly gehort sie zu den wichtigen Vertreterinnen des Feminismus im spaten 20 Jahrhundert 3 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Privatleben 1 2 Kommunalpolitische Tatigkeit 2 Themen 2 1 Autonome Frauenbewegung 2 2 Hexenverfolgung 3 Auszeichnungen 4 Werke Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWisselinck wurde als Tochter der ausgebildeten Lehrerin und Bibliothekarin Eva geborene Roth welche diese Berufe nie ausubte und des Berufsoffiziers und spateren Generals der Wehrmacht Ernst 4 1926 in Gorlitz geboren Die Familie wird als gutburgerlich in preussisch protestantischer Tradition beschrieben In ihren ersten Lebensjahren wechselte die Familie bedingt durch den Beruf des Vaters ofter den Wohnort Wisselinck selbst beschrieb das Verhaltnis zu ihrer Mutter zeit ihres Lebens als schwierig und beklagte deren mangelnde menschliche Warme Ihren Vater beschrieb sie als offen und liebevoll sowohl gegenuber ihr als auch gegenuber ihrem acht Jahre jungeren Bruder Letzterer wurde nach ihrem Empfinden von der Mutter bevorzugt Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus sah sich Wisselinck gezwungen dem Bund Deutscher Madel beizutreten 1942 musste sie fur ein halbes Jahr zum Ernteeinsatz in die Nahe von Krakau und 1944 wurde sie zum Reichsarbeitsdienst nach Falkenberg Elster eingezogen Sie selbst schrieb spater dass ihr der militarische Drill verhasst gewesen sei und sie die Zeit als schikanos empfunden habe Sie beklagte dass ihr Wissensdurst auch infolge der Bucherverbrennungen und der ideologischen Eingeschranktheit nicht gestillt werden konnte Wortlich uberliefert ist ihre Aussage von der geistigen Odnis im Nationalsozialismus unter der sie litt Im April 1945 schloss sie ihre Schullaufbahn mit dem Abitur auf einer Schule in Dresden ab 5 Nach dem Zweiten Weltkrieg unterrichtete Wisselinck Kinder und arbeitete als Sekretarin bei der britischen Besatzungsmacht Ihre schon vorher guten Englischkenntnisse verbesserte sie in den ersten Nachkriegsjahren durch den Besuch einer Dolmetscherschule in Hamburg Wisselinck traumte davon Journalistin zu werden Diesem Ziel glaubte sie durch die Heirat mit Bernd Meinhard Meinardus der in Dusseldorf ein Redaktionsburo betrieb naher zu kommen Wisselinck kundigte ihre Anstellung als Sekretarin und sammelte im Buro ihres Mannes wahrend der kurzen Zeit ihrer fruh gescheiterten Ehe erste redaktionelle Erfahrungen Nach der Ehescheidung kehrte sie nach Hamburg zuruck wo sie zunachst als Direktionssekretarin bei den Scandinavian Airlines arbeitete Trotz ihres guten Einkommens gab sie ihren Traum vom Leben als Journalistin nicht auf sie kundigte ihre Anstellung und studierte an der Universitat Hamburg die Facher Volkswirtschaft Philosophie und Literaturwissenschaft Schon wahrend ihres Studiums schrieb sie fur das Hamburger Sonntagsblatt Ab 1958 schrieb sie kurzzeitig fur die Suddeutsche Zeitung um danach ab 1960 fur den Bayerischen Rundfunk zu arbeiten Wahrend der Zeit beim Rundfunk arbeitete Wisselinck engagiert an Themen wie Aufklarung uber Verbrechen der nationalsozialistischen Diktatur oder dem Contergan Skandal Schon zu Beginn der 1960er Jahre beschaftigte sie sich auch mit feministischen Themen obwohl diese zu der Zeit noch nicht dem herrschenden Zeitgeist entsprachen Ab 1962 arbeitete sie zusatzlich zur journalistischen Beschaftigung beim Rundfunk halbtags in der Studienleitung der Evangelischen Akademie Tutzing Die dortige hauptsachliche Beschaftigung mit ihrer Frauenthematik konnte sie nach eigener Aussage ohne Widerstand betreiben weil dieses neue Thema damals noch reine Theorie war Mit der 68er Bewegung anderte sich diese Wahrnehmung was sich auch an der erhohten Aufmerksamkeit fur ihre Sendungen feststellen liess Mannliche Kollegen und Vorgesetzte liessen sie im Folgenden ihre Ablehnung durch Gehassigkeiten spuren und bezeichneten sie als mannermordende Emanze Innerhalb der Frauenbewegung versuchte Wisselinck durch Radiosendungen Aufklarung zu betreiben um der Separierung von Manner und Frauengruppen die voneinander unabhangig und ohne Teilnahme des anderen Geschlechts nach Losungen suchen zu verhindern In den 1970er Jahren sah sie die Frauenbewegung als Abgrenzung von der linken Bewegung worin sie fur sich einen Abschied sieht der sie besonders als die Geschichte einer enttauschten und zerbrochenen Liebe schmerzte 1973 grundete sie noch vor dem ersten Erscheinen der Zeitschriften EMMA und Courage die feministische Monatszeitung Korrespondenz die frau 6 Eine Besonderheit der Zeitung war dass die Inhalte von Anderen kostenlos weiterverwendet werden durften womit Wisselinck erreichen wollte dass die feministische Thematik breit gestreut wird Herausgegeben wurde die Zeitschrift welche sich auch als kostenloser Pressedienst verstand von der Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland und dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik 7 1980 verliess Wisselinck wegen inhaltlicher Differenzen die Redaktion der Zeitschrift Zur selben Zeit wurde ihr auch von der Studienleitung der Evangelischen Akademie gekundigt Als 1976 Alice Schwarzer 30 Publizistinnen zur Grundung von EMMA lud war Wisselinck eine davon Bis 1978 schrieb sie als freie Mitarbeiterin fur EMMA 1978 anderte sich das Anstellungsverhaltnis und sie schrieb unter zwei verschiedenen Pseudonymen auf Honorarbasis Nach drei Monaten kundigte sie aufgrund der arbeitsrechtlichen Missstande in der Redaktion und des autoritaren Fuhrungsstils von Schwarzer In der Auseinandersetzung nannte sie Schwarzer einen Macho im Rock In den folgenden Jahren zog Wisselinck sich aus den Medien zuruck und beschaftigte sich nur noch mit der feministischen Theorie Auf Porto Santo begann sie eigene Bucher zu schreiben und ubersetzte Werke amerikanischer Autorinnen wie Mary Daly Robin Morgan Janice Raymond und anderen Besondere Bedeutung hat dabei die Ubersetzung von Mary Dalys monumentaler Patriarchatskritik Gyn Okologie einem Hauptwerk zur feministischen Philosophie welches auch fur Wisselincks eigenes Denken richtungsweisend wird Im Folgenden vertrat sie der Theorie des Differenzfeminismus wobei sie betonte dass ihrer Meinung nach die Unterschiede nicht biologisch bedingt seien sondern auf einem anderen Erfahrungshintergrund beruhen wurden Ihr Verstandnis erklarte sie mit Unser Wunsch ist immer gewesen eine gerechtere Welt Es ging ja nicht engstirnig nur um die Sache der Frauen Es geht um eine gerechtere Verteilung unter den Menschen es geht um einen anderen Umgang mit der Natur in allererster Linie es geht um eine Veranderung der ganzen Einstellung zu den Lebensgrundlagen des Menschen auf diesem Planeten So gross gegriffen ist der Ansatz der Frauenbewegung Diese Auffassung erklart auch ihr Eintreten fur die Friedensbewegung und die Umweltbewegung ab den 1980er Jahren In den folgenden Jahren beschaftigte sie sich weiter mit Ubersetzungen feministischer Literatur und verfasste eigene Bucher darunter ihren einzigen Roman Anna im Goldenen Tor der die Geschichte der Mutter Marias erzahlt Nach der Ubersetzung von Mary Dales Buch Reine Lust geht sie zusammen mit der Autorin auf Lesereise 1988 war sie eine der Mitgrunderinnen der Frauenstudien Munchen eines Vereins der sich selbst als Denkraum fur feministisch Interessierte versteht 8 Privatleben Bearbeiten Wisselink hatte nach ihrer kurzen Ehe einige leidenschaftliche aber fur sie oft enttauschende Beziehungen Spater standen fur sie Frauenfreundschaften im Vordergrund und sie bezeichnete sich selbst als frauenidentifizierte Frau 9 und als nicht praktizierende Lesbe 10 1979 kaufte sie sich ein Haus auf der Insel Porto Santo wo sie in den folgenden Jahren hauptsachlich wohnte und arbeitete Im Juni 1993 ubersiedelte sie vollstandig dorthin Ausser regelmassigen Besuchen bei ihrer pflegebedurftigen Mutter in Deutschland verbrachte sie die letzten Jahre relativ zuruckgezogen Nach einem Sturz erholte sie sich nicht mehr von den Folgen Nach einigen Fehldiagnosen und behandlungen wurde eine Skeletterkrankung bei ihr festgestellt Am 4 Januar 2001 starb sie in Funchal Beerdigt wurde sie auf Porto Santo 11 Ihr Erbe wird von der Erika Wisselinck Nachlass gGmbH verwaltet Diese brachte in Zusammenarbeit mit der Gerda Weiler Stiftung eine Biografie heraus 12 fur deren Erstellung der Autorin Gabriele Meixner mehr als 30 000 Dateien bestehend auch aus Tagebuchern Fotos und Briefen sowie Mitschnitten und Kopien ihres gesamten beruflichen Werkes aus dem Nachlass zur Verfugung standen 13 Kommunalpolitische Tatigkeit Bearbeiten 1972 kandidierte Wisselinck als SPD Kandidatin fur das Amt des Landrats im Landkreis Munchen Mit einem Ergebnis von 42 2 wurde sie nicht gewahlt In den nachsten zwolf Jahren war sie als Kreisratin ehrenamtlich politisch aktiv Im Kreistag setzte sie sich hauptsachlich fur frauenpolitische Themen wie Frauengesundheit Frauensprache in Amtern oder Rhetorikkurse fur Frauen ein Nachdem ihr klar geworden war dass sie mit Parteipolitik nicht weiterkommt beendete sie diese Tatigkeit Mit ursachlich waren dabei auch ihre Kontakte zur Autonomen Frauenbewegung 11 Themen BearbeitenAutonome Frauenbewegung Bearbeiten Wisselink sah ab Mitte der 1980er Jahre die Autonome Frauenbewegung welche sich aus den Reihen der 68er Bewegung gebildet hatte nicht mehr in der Kontinuitat der Frauenbewegung Im Widerspruch zu Alice Schwarzer sieht sie den Beginn dieser Bewegung 1968 mit Beginn der 68er Bewegung wahrend Schwarzer erst 1973 mit der Kampagne Ich habe abgetrieben als Anfang sieht 14 Hatte Wisselinck Anfang der 1970er Jahre noch gemeinsame Ursprunge und eine Kontinuitat gesehen erkannte sie spater dass es aufgrund der unterschiedlichen Themen und auch der Verschiedenartigkeit des familiaren Hintergrunds wenig Verbindendes zwischen diesen verschiedenen Generationen von Frauenrechtlerinnen gab 15 Hexenverfolgung Bearbeiten 1986 veroffentlichte Wisselincks das Buch Hexen Warum wir so wenig von ihrer Geschichte erfahren und was davon auch noch falsch ist Analyse einer Verdrangung Seit Erscheinen von der Monografie soll laut der Historikerin Jaana Eichhorn ein Umschwung in den Geschichtswissenschaften stattgefunden haben Das Hexenthema werde seitdem auch in historischen Uberblicksarbeiten behandelt Verschiedene Autoren brachten die Judenverfolgung des Mittelalters und der Fruhen Neuzeit mit dem Hexenwahn in Verbindung Eichhorn kritisiert dass Wisselinck die Ahnlichkeiten zwischen der nationalsozialistischen Judenverfolgung und der Hexenverfolgung in den Strukturen der Verfolgermentalitat erkenne von Frauen Holocaust schreibt und den Hexenhammer mit Hitlers Mein Kampf vergleiche Sie vermeide es jedoch Opferzahlen zu nennen da bereits eine als Hexe verbrannte Frau eine zuviel Wisselinck 1986 sei An anderer Stelle schreibe sie jedoch von Millionenmorden 16 Ebenso wird ihr angemerkt dass sie mit weit uberhohten Opferzahlen rechnet 17 Auszeichnungen Bearbeiten1988 Verleihung des Forderpreises fur Frauenforschung und Frauenkultur der Stadt Munchen 18 Werke Auswahl BearbeitenFrauen denken anders Zur feministischen Diskussion Als Einfuhrung und zum Weiterdenken Gottert Russelsheim 1984 1992 ISBN 3 922229 26 3 4 Auflage Feministischer Buchverlag Wiesbaden 1996 DNB 949005096 Hexen Warum wir so wenig von ihrer Geschichte erfahren und was davon auch noch falsch ist Frauenoffensive Munchen 1986 ISBN 3 88104 158 3 Jetzt waren wir dran Frauen und Politik Aufsatze aus 30 Jahren Frauenoffensive Munchen 1988 ISBN 3 88104 181 8 Anna im Goldenen Tor Gegenlegende uber die Mutter der Maria Kreuz Stuttgart 1990 1993 ISBN 3 7831 1051 3 NA Gottert Russelsheim 2008 ISBN 978 3 939623 03 8 Literatur BearbeitenGabriele Meixner Wir dachten alles neu Die Feministin Erika Wisselinck und ihre Zeit Gottert Russelsheim 2010 ISBN 978 3 939623 22 9Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Erika Wisselinck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Biografie auf Die Standard abgerufen am 9 Juni 2014 Biografie mit Bildern auf www fembio org abgerufen am 9 Juni 2014 Einzelnachweise Bearbeiten Biographie auf www fembio org abgerufen am 8 Juni 2014 Biographie auf www fembio org abgerufen am 9 Juni 2014 Mathilde Heft 106 Mai Juni 2010 abgerufen am 8 Juni 2014 www christel goettert verlag de abgerufen am 8 Juni 2014 Julia Paulus Eva Maria Silies Kerstin Wolff Zeitgeschichte als Geschlechtergeschichte Neue Perspektiven auf die Bundesrepublik Campus Verlag 2012 S 261 online bei googlebooks Evangelische Frauenarbeit in Deutschland in Verbindung mit der Gemeinschaftswerk der Evang Publizistik erschienen 1973 1984 damit Erscheinung eingestellt Kristin Flach Kohler in Evangelische Frauen in Hessen und Nassau Frauen Bildung Spiritualitat September 2010 abgerufen am 8 Juni 2014 www frauenstudien muenchen de Memento des Originals vom 1 Juni 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www frauenstudien muenchen de abgerufen am 8 Juni 2014 Biographie auf www fembio org abgerufen am 8 Juni 2014 Juliane Brumberg in Geschichte quer Heft 15 2010 abgerufen am 8 Juni 2014 a b Dagmar Buchta auf Die Standard abgerufen am 8 Juni 2014 www gerda weiler stiftung de abgerufen am 9 Juni 2014 Kristin Flach Kohler in Schlangenbrut November 2010 online abgerufen am 9 Juni 2014 Julia Paulus Eva Maria Silies Kerstin Wolff Zeitgeschichte als Geschlechtergeschichte Neue Perspektiven auf die Bundesrepublik Campus Verlag 2012 S 265 online bei googlebooks Julia Paulus Eva Maria Silies Kerstin Wolff Zeitgeschichte als Geschlechtergeschichte Neue Perspektiven auf die Bundesrepublik Campus Verlag 2012 S 271 ff online bei googlebooks Jaana Eichhorn 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