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Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Erich Jantsch 8 Januar 1929 in Wien 12 Dezember 1980 in Berkeley Kalifornien war ein osterreichischer Astrophysiker und Mitbegrunder des Club of Rome Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Das Hauptwerk Die Selbstorganisation des Universums 3 Lebenseinstellung 4 Wirkung und Rezeption 5 Werke 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksLeben BearbeitenJantsch interessierte sich schon wahrend der Schulzeit fur Astronomie und veroffentlichte dazu auch wissenschaftliche Abhandlungen Sein Physikstudium an der Universitat Wien finanzierte er mit Musikkritiken Er schloss Freundschaft mit seinem Mitstudenten Paul K Feyerabend und gestaltete mit diesem gemeinsam ein Seminar zur Stellarstatistik da sich zu diesem Thema kein akademischer Lehrer fand Mit einer astrophysikalischen Dissertation erlangte er 1951 den Doktorgrad 1 Fur ein einjahriges Postgraduierten Studium wechselte er anschliessend in die USA an die Indiana University Bloomington Bis 1957 arbeitete Jantsch dann zunachst als Astronom an der Universitat Wien von 1957 bis 1962 als Ingenieur und Physiker in der Schweiz 2 In den folgenden Jahren war er als wissenschaftlicher Berater fur 20 Regierungen sowie fur verschiedene internationale Organisationen und Forschungsinstitute tatig 3 Unter anderem beriet Jantsch das Directorate of Scientific Development der Organisation fur wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD bei der Erstellung von Studien zu Problemen der Welternahrung technologischen Entwicklung Hochschulbildung usw 4 1968 69 gehorte Jantsch zur Grundungsrunde des Club of Rome 1970 erhielt er einen Lehrauftrag an der TH Hannover 5 1971 war er der Vertreter Osterreichs bei der ersten Sitzung des Committee on Natural Resources der Vereinten Nationen 6 In Europa Nord und Sud Amerika im Nahen Osten und in Japan hielt Jantsch zahlreiche Vortrage und Vorlesungen z B als Gastdozent Visiting lecturer of Planning and Research Planner of International Studies an der University of California Berkeley 7 Am Massachusetts Institute of Technology MIT in Cambridge MA forschte er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Zukunft des MIT und der amerikanischen Universitaten 8 Von der Rockefeller Foundation wurde Jantsch 1974 zu einem Studienaufenthalt in der Villa Serbelloni in Bellagio eingeladen 9 Wahrend der letzten Jahre seines Lebens lebte Jantsch ohne feste Anstellung in einem Apartment in Berkeley einem dunklen und deprimierenden Raum mit Massagesalons daruber und darunter eine Schreibmaschine eine Pflanze und uberall verstreut Ausgaben seiner Lieblingszeitung der Neuen Zurcher Zeitung Hier verfasste er auch sein letztes Buch The Self Organizing Universe Seinen Lebensunterhalt und die Unterstutzungszahlungen an seine Mutter finanzierte er indem er Vortrage uberall auf der Welt hielt Artikel verfasste und dank der Unterstutzung einiger weniger Freunde Eine Green Card die ihm einen dauerhaften Aufenthalt und die Aufnahme einer dauerhaften Tatigkeit ermoglicht hatten erhielt Jantsch erst 1979 10 Jantsch starb am 12 Dezember 1980 in Berkeley nach kurzer schmerzhafter Krankheit 11 allein und einsam von seinen Freunden im Stich gelassen und von seinen Kollegen nicht verstanden 12 Paul Feyerabend der damals in Berkeley lebte und unterrichtete bestatigte in seinem Briefwechsel mit Hans Peter Duerr die Vereinsamung und relative wissenschaftliche Erfolglosigkeit des gemeinsamen Freundes Jantsch habe an den Komplikationen eines unbehandelten Diabetes mellitus gelitten die Ursache seines Todes sei den behandelnden Arzten aber letztlich unklar geblieben weswegen eine Autopsie durchgefuhrt worden sei deren Ergebnis er aber nicht kenne Die Asche von Erich Jantsch wurde im Pazifischen Ozean verstreut Die Kosten fur die Seebestattung ubernahm nach eigenen Angaben Feyerabend da Jantsch nicht genugend Geld hinterlassen hatte 13 Das Hauptwerk Die Selbstorganisation des Universums BearbeitenDas Buch ist eine erweiterte Fassung der offentlichen Gaither Lectures in Systems Science die Jantsch im Mai 1979 auf Einladung der University of California in Berkeley hielt Es beeinflusste viele namhafte Autoren diverser Fachgebiete u a Ken Wilber und bot einen ersten holistischen Ansatz fur eine Universale Evolutionstheorie der Selbstorganisation des Universums die er allerdings irrefuhrend als Koevolution bezeichnete Durch sein konsequent evolutorisches Weltbild das wie der Untertitel schon sagt immerhin vom Urknall bis zur Bildung des menschlichen Geistes reicht versuchte er auf der Basis der Selbstorganisation von komplexen Systemen einen Gesamtsinn in der Entwicklung des Universums auf rein wissenschaftlicher Basis zu erkennen Damit wollte er sich beispielsweise von Jacques Monods sinnleerer Welt ausdrucklich distanzieren In dem Buch Zufall und Notwendigkeit zieht Monod folgendes Fazit aus seinen Forschungen zur Genetik Wenn er diese Botschaft in ihrer vollen Bedeutung aufnimmt dann muss der Mensch seine totale Verlassenheit seine radikale Fremdheit erkennen Er weiss nun dass er seinen Platz wie ein Zigeuner am Rande des Universums hat das fur seine Musik taub ist und gleichgultig gegen seine Hoffnungen Leiden oder Verbrechen Der Mensch ist in der teilnahmslosen Unermesslichkeit des Universums allein aus dem er zufallig hervortrat Als das Buch von Jantsch erschien war es das erste seiner Art in dem die damals ganz neuen Theorien der Selbstorganisation u a von Ilya Prigogine und Hermann Haken als neues Paradigma der Wissenschaft im Zusammenhang mit einer neuen evolutorischen Kosmologie und Philosophie dargestellt wurden Lebenseinstellung BearbeitenJantsch schrieb nicht nur theoretische Bucher uber seine Sicht der Dinge Er versuchte auch sein Leben so zu organisieren wie es sich aus seinen Buchern ergab Statt Lebenslauf sprach er lieber von seinen verschiedenen sog Lebensstrukturen von denen er insgesamt rund neun selber ausprobierte U a war er Astrophysiker Musikkritiker Stadtplaner Futurologe einer der sechs Grundungsmitglieder des Club of Rome Buchautor und Dozent Jantsch der zunachst recht konservativ mit Astrophysik begonnen hatte spurte offenbar dass es fur ihn Wichtigeres im Leben gab als sich mit Detailfragen der Physik zu beschaftigen Durch seinen stark interdisziplinaren Forscherdrang landete er zunachst bei der Zukunftsforschung Futurologie und beschaftigte sich unter anderem im Rahmen der OECD mit Systemtheorie und den Grundlagen langfristiger Planung Doch Jantsch erkannte dass eine starre Planung in der Praxis fast nie dazu fuhrt die Zukunft angemessen zu beschreiben vorherzusagen oder gar zu gestalten Mit dieser Erkenntnis blieb ihm nichts anderes ubrig als nun immer tiefer der Frage nachzugehen wie die Welt auch ganz ohne fixierte Zielvorstellungen unter dem Einfluss zufalliger Schwankungen immer hohere Komplexitat immer raffiniertere Gestalten entwickeln konnte ja offensichtlich sogar entwickeln musste Doch die immer schneller hereinbrechende Zerstorung der irdischen Biosphare und sogar des planetaren Klimas deutet auf eine Krise dieser Wertschopfung hin Die Uberlegungen von Jantsch dazu waren folgende Gelange es aber nun die Prinzipien der Wertschopfungsgeschichte zu verstehen und weithin verstandlich zu machen so konnte es vielleicht gelingen auch die Menschen so zu organisieren dass ein lebensfahiges Gesamtsystem entsteht Die Kenntnis der Naturgesetze allein konnte hierfur nach Jantsch jedoch nicht ausreichend sein denn schliesslich gehorche auch der Zusammenbruch von Systemen den Naturgesetzen Es ging Jantsch daher darum Voraussetzungen und Randbedingungen zu finden unter denen lebensfahige komplexe Systeme entstehen Aufbauend auf den bahnbrechenden Arbeiten von Ilya Prigogine dem er auch sein Buch gewidmet hat enthullt er die unendlich vielfaltigen Grenzen zwischen Ordnung und Chaos welche zeigt dass schon recht simple Systeme bei nichtlinearem Verhalten ausserst komplexe Strukturen hervorbringen konnen Jantsch trug dazu eine bis dato unbekannte Fulle von Anschauungsmaterial fur die Prinzipien der Selbstorganisation zusammen und zwar von den Forschern seiner Zeit zu denen er unter grossem Einsatz personlich Kontakt aufnahm Einige Theorien wie z B die damaligen Arbeiten von Prigogine hatten den Stand einer allgemeingultigen Theorie noch nicht erreicht Mit viel spekulativer Phantasie erganzte daher Jantsch die noch fehlenden Puzzleteile um wesentliche Zuge der vielfaltigen Detailablaufe zu ertasten und sie dann zu ubergeordneten Begriffen zusammenzufassen Doch nirgends erhob er je den Anspruch endgultige Wahrheiten zu verkunden Mit seinem Vortasten wollte er vielmehr vor allem die Wissenschaft zur Fortsetzung seiner Arbeit und zu noch klareren Begriffsbildungen anstacheln Wirkung und Rezeption BearbeitenDer US amerikanische Mathematiker Ralph H Abraham lernte Jantsch 1974 als einen ruhigen und bescheidenen Menschen kennen zugleich aber auch als einen originellen Universalgelehrten und Genie Abraham lieferte Beitrage zu zwei von Jantsch herausgegeben Sammelbanden Design for Evolution 1975 The Evolutionary Vision 1981 und bezeichnete Design for Evolution als bahnbrechendes Werk einer allgemeinen Theorie der Evolution 14 Jantsch hatte sein erfolgreichstes Werk Die Selbstorganisation des Universums in der deutschsprachigen Originalfassung zunachst dem Suhrkamp Verlag angeboten Da ihn der Verlagsleiter Siegfried Unseld jedoch bezuglich einer Annahme zur Veroffentlichung hinhielt 15 erschien das Werk 1979 schliesslich im Hanser Verlag und erlebte als Taschenbuch bei dtv bis 1992 mehrere Auflagen Die englischsprachige Ubersetzung kam uber eine erste Auflage allerdings nicht hinaus Der deutsch amerikanische Mathematiker Harold A Linstone und der japanisch amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Magoroh Maruyama beide Systemtheoretiker schrieben in ihrem gemeinsamen Nachruf auf Jantsch Jantsch succumbed at the age of 51 to the material and physical hardships that worsened progressively during the last decade of his prolific and still young life This makes us realize again the harsh and brutal conditions of life some of the innovators must endure Let us face squarely the fact that Jantsch was given no paid academic job during a decade of his residence in Berkeley a town considered to be a foremost spawning ground of scientific and philosophical innovations 16 Nachrufe auf Jantsch in angesehenen Wissenschaftsjournalen erschienen auch von dem tschechisch amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Milan Zeleny sowie dem osterreichisch amerikanischen Physiker und New Age Autor Fritjof Capra 17 Werke BearbeitenTechnological Forecasting in Perspective OECD Paris 1967 Perspectives of Planning OECD Paris 1968 Technological Planning and Social Futures London und New York 1972 Design for Evolution Self Organisation and Planning in the Life of Human Systems New York 1975 ISBN 978 0 8076 0757 2 Evolving Images of Man Dynamic Guidance for the Mankind Process 1976 E Jantsch C H Waddington Hrsg Evolution and Consciousness Human Systems in Transition Addison Wesley Reading Mass 1976 ISBN 0 201 03438 7 Die Selbstorganisation des Universums Vom Urknall zum menschlichen Geist Hanser Munchen 1979 ISBN 3 446 17037 5 engl als The Self Organizing Universe Scientific and Human Implications of the Emerging Paradigm of Evolution Pergamon Press Oxford 1980 ISBN 0 08 024312 6 E Jantsch Hrsg The Evolutionary Vision Toward a unifying paradigm of physical biological and sociocultural evolution Westview Press Boulder 1981 ISBN 0 86531 140 4 mit Beitragen von Ilya Prigogine Erich Jantsch Kenneth E Boulding Hermann Haken Ralph Abraham u a renommierten Wissenschaftlern neu aufgelegt 2019 Literatur BearbeitenM E Carvallo Selftranscendence and Symmetrybreak Some Notes on Cognition and Selforganization in Erich Jantsch s Theory of Natural Systems In M E Carvallo Hrsg Nature Cognition and System I Theory and Decision Library Series D Vol 2 Springer Dordrecht 1988 ISBN 90 277 2740 6 S 253 277 Einzelnachweise Bearbeiten Erich Jantsch Die Geburt der Freiheit im Schnittpunkt von Sein und Werden In Hans Peter Duerr Hrsg Versuchungen Aufsatze zur Philosophie Paul Feyerabends Erster Band Suhrkamp Frankfurt 1980 ISBN 3 518 11044 6 S 245 246 Emilio Ambasz Erich Jantsch 1929 1980 In The Universitas Project Solutions for a Post technological Society The Museum Of Modern Art New York 2006 ISBN 0 87070 070 7 S 490 491 Erich Jantsch Technological Planning and Social Futures Cassell London 1972 ISBN 0 304 29014 9 Erich Jantsch Technological Planning and Social Futures Cassell London 1972 ISBN 0 304 29014 9 Erich Jantsch Inter and Transdisciplinary University A systems approach to Education and Innovation In Higher Education Quarterly Band 4 H 1 1970 S 403 428 Erich Jantsch Technological Planning and Social Futures Cassell London 1972 ISBN 0 304 29014 9 Erich Jantsch Technological Planning and Social Futures Cassell London 1972 ISBN 0 304 29014 9 Erich Jantsch Inter and Transdisciplinary University A systems approach to Education and Innovation In Higher Education Quarterly Band 4 H 1 1970 S 403 428 Milan Zeleny Erich Jantsch 1929 1980 In Human Systems Management Band 2 H 2 1981 S 118 120 zuletzt aufgerufen am 9 Januar 2021 Milan Zeleny Erich Jantsch 1929 1980 Human Systems Management 2 1981 H 2 S 118 120 zuletzt aufgerufen am 9 Januar 2021 Fritjof Capra Erich Jantsch 1929 1980 In Futures Band 13 H 2 1981 S 150 151 Milan Zeleny Erich Jantsch 1929 1980 In Human Systems Management Band 2 H 2 1981 S 118 120 zuletzt aufgerufen am 9 Januar 2021 Hans Peter Duerr Hrsg Paul Feyerabend Briefe an einen Freund Suhrkamp Frankfurt 1995 ISBN 3 518 11946 X S 148 149 Ralph H Abraham The Genesis of Complexity S 10 Website von Ralph Abraham 2014 aufgerufen am 11 Januar 2021 Hans Peter Duerr Hrsg Paul Feyerabend Briefe an einen Freund Suhrkamp Frankfurt 1995 ISBN 3 518 11946 X S 154 Jantsch unterlag im Alter von 51 Jahren den materiellen und korperlichen Bedrangnissen die sich wahrend der letzten 10 Jahre seines uberaus produktiven und noch jungen Lebens standig verschlimmert hatten Dies fuhrt uns wieder einmal die rauen und brutalen Lebensumstande vor Augen die manche Neuerer ertragen mussen Lassen Sie uns der Tatsache ins Auge sehen dass Jantsch wahrend zehn Jahren Aufenthalt in Berkeley keine bezahlte akademische Anstellung erhielt in einer Stadt die als einer der fuhrenden Orte wissenschaftlicher und philosophischer Neuerungen angesehen wird Aus H A Linstone M Maruyama R Kaje Erich Jantsch 1929 1980 In Technological Forecasting and Social Change Band 19 H 1 1981 S 1 5 ISSN 0040 1625 M Zeleny Erich Jantsch 1929 1980 In Human Systems Management Band 2 H 2 1981 S 118 120 aufgerufen am 9 Januar 2021 F Capra Erich Jantsch 1929 1980 In Futures Band 13 H 2 1981 S 150 151 ISSN 0016 3287Weblinks BearbeitenZusammenfassung des Buches von Bertram Koehler Inhaltsverzeichnis und Vorworte zum BuchNormdaten Person GND 1032769181 lobid OGND AKS LCCN n50037809 NDL 00444552 VIAF 108765746 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jantsch ErichKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Astrophysiker und Mitbegrunder des Club of RomeGEBURTSDATUM 8 Januar 1929GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 12 Dezember 1980STERBEORT Berkeley Kalifornien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erich Jantsch amp oldid 238550026