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Erbkrankheiten beim Adel gehoren zu Erscheinungen die in einigen Stammbaumen des Adels nachgewiesen sind Sie sind auch Gegenstand einzelner wissenschaftlicher Untersuchungen Dabei spielen die Endogamie im Adel und Verwandtenheirat verbunden mit Inzucht beim Menschen eine gewisse Rolle Inhaltsverzeichnis 1 Inzucht und Erbkrankheiten 2 Hochadel 3 Haus Habsburg 4 Bluterkrankheit im britischen Konigshaus 5 Porphyrie 6 Literatur 7 EinzelnachweiseInzucht und Erbkrankheiten BearbeitenInzucht kann bei Adeligen und Nicht Adeligen als Effekt geringer Grosse oder starker Abgeschlossenheit einer Bevolkerung etwa auf einer kleinen Insel in einem Gebirgstal oder gar in einem sozialen Ghetto auftreten 1 Das Risiko dass rezessiv vererbbare Krankheiten zum Ausbruch kommen ist bei extremem Ahnenschwund stark erhoht Der Schauspieler und Schriftsteller Gregor von Rezzori 1914 1998 schrieb in einem 1962 veroffentlichten Buch u a 2 Der Adel weist zweifellos mehr Degenerations Erscheinungen auf als zum paradoxen Beispiel der Hochadel Aber Fursten reisten eben mehr Sie holten sich ihre Frauen bisweilen auch aus einem andern Lande Auch ist der hohe Adel in der Mehrzahl katholisch wurde also durch die kanonischen Ehegesetze die Heiraten zwischen eng Blutsverwandten verbieten vor dem Schlimmsten bewahrt Der alte landansassige kleine Adel indes war auf die Nachbarschaft verwiesen mit der er schon durch die Jahrhunderte hin blutsverwandt gewesen war Aber uber Prognathie und sonderbare Schadelformen Plattfusse die sehr verbreitet sind Charakterkopfe schon in fruher Jugend und ahnliche harmlose Verbildungen geht selbst beim kleinen Adel die Auswirkung der grossen Inzucht nicht hinaus Gewiss es ist wohl zu vermuten dass Vetter und Cousine die denselben Blodian zum Grossvater haben wenn sie miteinander copulieren eher einen gleichen Blodian als ein Genie zur Welt bringen werden Indes auch da konnen sich Rechenfehler einschleichen Und ist auch der Prozentsatz an Blodianen im Adel sehr hoch so doch nicht hoher als im gemeinen Volke Der Historiker David Sabean 3 wies 2010 darauf hin dass Heiraten mit Cousinen und Cousins ersten oder zweiten Grades in Europa zwischen 1740 und dem Beginn des 20 Jahrhunderts sowohl in katholischen als auch in protestantischen Gesellschaften in den besitzenden Bevolkerungsgruppen also von Bauern uber Burgerliche bis hin zum Adel sehr haufig waren 4 Der Genealoge Hans Peter Stamp untersuchte 12 531 europaische vor allem hochadelige Vollgeschwistergruppen aus 17 Jahrhunderten und kam im Jahre 1999 zu dem Schluss dass selbst bei dieser Untergruppe des Adels starkere Inzucht eher die Ausnahme und nicht der Regelfall sei Von den 12 531 Gruppen hatten 10 587 einen Inzuchtkoeffizienten von weniger als 1 eine Mehrheit von ihnen sogar 0 5 Eine Studie unter der Leitung des Genetikers Francisco Ceballo aus dem Jahr 2013 befasst sich mit der Theorie dass es in den Jahren 1450 bis 1800 trotz Inzucht zu einer Reduktion der Inzuchtdepression kam Purging weil viele der Betroffenen bereits im Kinder und Sauglingsalter verstarben und somit nie selbst ein zeugungsfahiges Alter erreichten Die Erkenntnisse der Studie belegen laut Ceballo dass Purging die negativen Auswirkungen auf einige fitness components durch Inzucht beseitigt haben konnte 6 Hochadel BearbeitenBeim europaischen dynastischen Hochadel bestanden restriktive Heiratsregeln Das uberzogene Gebot der Ebenburtigkeit und eine uber Familienbeziehungen betriebene Aussenpolitik sollten dabei helfen politischen Einfluss und okonomische Potenz innerhalb der Familie zu bewahren Zudem durften lange Zeit Ehen nur innerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft geschlossen werden so dass zwischen dem 16 und dem 19 Jahrhundert mehr oder weniger geschlossene katholische lutherische und reformierte Heiratszirkel existierten Ideologisch wurden diese restriktiven Heiratsregeln durch den Glauben an eine gottliche Kraft guten Blutes uberhoht die so meinte man durch Eheschliessung und Fortpflanzung mit Inhabern gleichen oder gleichrangigen edlen Geblutes verstarkt werde Auf diese auch vom Volk geglaubte Ideologie gehen heute noch benutzte Ausdrucke wie von adeligem Geblut oder von blauem Blut zuruck Das kanonische Recht der katholischen Kirche verbot zwar Eheschliessungen zwischen engen Verwandten sie machte jedoch bei Angehorigen des Hochadels fast immer von ihrer Prarogative einer Ausnahmegenehmigung Papstlicher Dispens Gebrauch und hob das Ehehindernis auf Die bekanntesten unter dem europaischen Hochadel verbreiteten Erbkrankheiten sind die Hamophilie Bluterkrankheit 7 und die geistige Behinderung Die hohe Zahl von Ehen im engen und engsten Verwandtschaftskreis wird als Ursache fur das Aussterben einiger grosser europaischer Dynastien insbesondere des spanischen Zweiges des Hauses Habsburg angenommen 8 Haus Habsburg BearbeitenEine 2008 publizierte Studie unter der Leitung des Genetikers Gonzalo Alvarez Universitat Santiago de Compostela 9 befasste sich mit der historischen Hypothese dass Inzucht die Ursache fur das Aussterben der spanischen Habsburger 1516 1700 gewesen sei Die Studie kam nach der Untersuchung von mehr als 3000 Individuen aus 16 Generationen zu dem Ergebnis dass der Inzuchtkoeffizient der spanischen Habsburger von 0 025 fur Konig Philipp I den Begrunder der Dynastie auf 0 254 fur Karl II immer weiter anstieg und dass gegen Ende der Dynastie mehrere Mitglieder einen Inzuchtkoeffizienten von uber 0 20 hatten 8 Alvarez kam zu dem Ergebnis dass dieser hohe Inzuchtkoeffizient nicht nur fur das aussere Erscheinungsbild der Vertreter dieser Linie der Habsburger unter anderem Habsburger Lippe verantwortlich war sondern auch fur Unfruchtbarkeit und eine erhohte Mortalitat Die spanischen Habsburger starben laut der Studie aus weil bei Karl II zwei Erbkrankheiten zusammentrafen 8 Karl starb kinderlos es folgte der Spanische Erbfolgekrieg Bluterkrankheit im britischen Konigshaus Bearbeiten nbsp Erbgang der Bluterkrankheit unter den Nachkommen Konigin VictoriasLeopold 1853 1884 Sohn von Konigin Victoria von Grossbritannien und Prinz Albert von Sachsen Coburg und Gotha war der erste Angehorige der Britischen Konigsfamilie der von der Bluterkrankheit hier Hamophilie B betroffen war Hamophilie B ist eine X chromosomal vererbbare Erkrankung Falle gab es auch im Haus Hessen Der Zarensohn Alexej 1904 1918 war Bluter Alfons 1907 1938 und Gonzalo 1914 1934 Sohne des spanischen Konigs Alfons XIII litten ebenso unter Hamophilie Betroffen waren die preussischen Prinzen Waldemar 1889 1945 und sein Bruder Heinrich Viktor Ludwig Friedrich 1900 1904 Grund ist eine Spontanmutation die vermutlich auf Konigin Victoria zuruckgeht 10 Porphyrie BearbeitenMacalpine und Hunter vermuteten 1966 George III habe unter der Erbkrankheit Porphyrie gelitten die die Hauser Stuart Hannover und Preussen betroffen habe 11 12 Zumindest bei seinem Nachfahren Wilhelm von Gloucester wurde diese Krankheit in der Auspragung Porphyria variegata nachgewiesen 11 13 Literatur BearbeitenHans Joachim Neumann Erbkrankheiten in europaischen Furstenhausern Habsburg Hohenzollern Romanow Welfen Wettiner Bourbonen Bechtermunz 2002 Einzelnachweise Bearbeiten Antje Schmelcher Daruber spricht und forscht man nicht In FAZ net 6 Juni 2011 abgerufen am 9 Januar 2015 Gregor von Rezzori Idiotenfuhrer durch die Deutsche Gesellschaft Band 1 Hochadel Band 2 Adel Rowohlt Verlag 1962 Welcome to UCLA s History Department David Warren Sabean In history ucla edu Abgerufen am 9 Januar 2015 David Warren Sabean Vom Wandel des Inzests Online auf Science orf at Kulturanthropologie 17 Mai 2010 abgerufen am 9 Marz 2013 Hans Peter Stamp Inzucht im europaischen Adel 12531 Vollgeschwistergruppen im Test Abgerufen am 26 Mai 2011 F C Ceballos G Alvarez Royal dynasties as human inbreeding laboratories the Habsburgs In Heredity Band 111 Nummer 2 August 2013 ISSN 1365 2540 S 114 121 doi 10 1038 hdy 2013 25 PMID 23572123 PMC 3716267 freier Volltext DNA Identification Of Czar s Children Available ScienceDaily 27 Februar 2009 abgerufen am 21 Juni 2013 a b c G Alvarez F C Ceballos C Quinteiro The role of inbreeding in the extinction of a European royal dynasty In PloS one Band 4 Nummer 4 2009 ISSN 1932 6203 S e5174 doi 10 1371 journal pone 0005174 PMID 19367331 PMC 2664480 freier Volltext www researchgate net Viktorianisches Leiden In Der Spiegel Nr 25 1961 online a b I Macalpine R Hunter The insanity of King George 3d a classic case of porphyria In British medical journal Band 1 Nummer 5479 Januar 1966 ISSN 0007 1447 S 65 71 PMID 5323262 PMC 1843211 freier Volltext Macalpine I Hunter R Rimington C Porphyria in the royal houses of Stuart Hanover and Prussia A follow up study of George 3d s illness In Br Med J 1 Jahrgang Nr 5583 Januar 1968 S 7 18 doi 10 1136 bmj 1 5583 7 PMID 4866084 PMC 1984936 freier Volltext Martin Warren Tetrapyrroles Springer Science amp Business Media 2009 ISBN 978 0 387 78518 9 S 21 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erbkrankheiten beim Adel amp oldid 233879397