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Die Rechtsgeschichte von England und Wales ist die historische Entwicklung von Rechtsprechung und Rechtslehre der Rechtsordnung von England und Wales Inhaltsverzeichnis 1 Die Entwicklung des Englischen Rechts bis zu den Judicature Acts 1 1 Die Periode bis 1485 1 1 1 Entstehung im Mittelalter 1 1 2 Das System der Writs 1 1 3 Die Equity 1 2 Die Zeit zwischen 1485 und 1832 1 3 Die Zeit zwischen 1832 und 1875 1 4 Einflusse des romischen Rechts 2 Die Judicature Acts 3 EinzelnachweiseDie Entwicklung des Englischen Rechts bis zu den Judicature Acts BearbeitenDie Periode bis 1485 Bearbeiten Entstehung im Mittelalter Bearbeiten Das Common Law als Grundlage des englischen Fallrechtes hat seinen Ursprung im Mittelalter und zwar in der sog anglo normannischen Zeit nach der Eroberung Englands durch Wilhelm den Eroberer im Jahre 1066 Seit der Landnahme durch germanische Stamme Sachsen Angeln Juten Danen im 6 Jahrhundert hatten in England die verschiedenen Gewohnheitsrechte der einzelnen Stamme gegolten uber deren Anwendung lokale Adlige befanden Auch nachdem England im 10 Jahrhundert politisch geeint wurde gab es noch kein einheitlich geltendes Recht Vielmehr wurde das ortliche Gewohnheitsrecht von den so genannten county courts und hundred courts angewandt deren Zustandigkeitsbereich der damaligen Unterteilung Englands in Grafschaften und Hundertschaften entsprach Die Rechtsanwendung durch diese Gerichte geschah in der Weise dass entschieden wurde welche der jeweils streitenden Parteien sich einem fur heutige Verhaltnisse alles andere als rationalen Beweisverfahren zu unterziehen hatte um die Richtigkeit ihrer Behauptungen zu erharten Auch nach der normannischen Eroberung im Jahre 1066 anderte sich an dieser Rechtspraxis zunachst wenig ausser dass der Konig einen eigenen koniglichen Hofrat die Curia Regis fur die hohe Gerichtsbarkeit einrichtete Von der Curia Regis spalteten sich im 13 Jahrhundert nacheinander drei koniglichen Gerichte ab Der Court of Exchequer Gericht des Schatzamtes zustandig vor allem fur konigliche Finanzsachen und Abgabenangelegenheiten Hieraus bildete sich spater ein Finanzgericht und eine Finanzverwaltung Der Court of Common Pleas Gericht fur allgemeine Angelegenheiten auch der common bench genannt zustandig vor allem fur Klagen aus Grundeigentum und Grundbesitz sowie wegen Zahlung bestimmter Schulden Der Court of King s Bench Gericht der Bank des Konigs zustandig vor allem fur schwere Straftaten unerlaubte Handlungen sowie fur Appellationen Dieser Gerichtshof erfullte ausserdem die Rolle eines Berufungsgerichtes indem die Moglichkeit bestand hier mangelhafte Verfahren unterer Gerichte zu uberprufen und zu korrigieren Schon bald aber wurde die Zustandigkeitsteilung zwischen den drei Gerichten aufgegeben und jedes der drei Gerichte konnte in allen der koniglichen Gerichtsbarkeit unterworfenen Angelegenheiten Recht sprechen Neben den drei koniglichen Gerichten blieben fur alle anderen Angelegenheiten die nichtkoniglichen Gerichte zustandig also vor allem die county courts oder hundred courts daneben ausserdem Patrimonial und Kirchengerichte Dies sollte sich jedoch allmahlich andern Allein die koniglichen Gerichte verfugten namlich uber wirksame Mittel um das Erscheinen von Zeugen vor Gericht zu gewahrleisten und die ergehenden Urteile auch vollstrecken zu lassen nur der Konig vermochte mit Hilfe der Kirche seine Untertanen zur Eidesleistung zu verpflichten Dazu erschien den Rechtssuchenden die Gerichtsbarkeit des Konigs samtlichen anderen Gerichten weit uberlegen Hinzu kamen vom Konig ausgesandte berittene Reiserichter engl justices in eyre lat iusticiarii itinerantes die im ganzen Land umherreisten und nach dem koniglichen Recht urteilten So konnten die koniglichen Gerichte ihre Zustandigkeit zu Lasten der county courts und hundred courts allmahlich ausweiten und gegen Ende des Mittelalters die Gerichtsbarkeit alleine ausuben Aus dem koniglichen Recht das zunachst parallel zu den verschiedenen lokalen Rechtsgewohnheiten bestanden hatte wurde so ein einheitliches Common Law fur ganz England Lediglich fur Eheprozesse und Fragen der Kirchenzucht blieben die Kirchengerichte zustandig Anders als im kontinentalen Europa des Mittelalters entstand in England mit dem koniglichen Common Law ein umfassendes Rechtssystem das auch fur Neuerungen hinreichend offen war Wahrend spater das romische bzw kanonische Recht seinen Siegeszug durch ganz Kontinentaleuropa antrat bestand in England wegen des bereits ausgebildeten Rechtssystems keine Notwendigkeit mehr romisch kanonische Regeln zu ubernehmen Deshalb blieb in England die Rezeption des romischen Rechts aus Anders gestaltete sich allerdings die Rechtsentwicklung in Schottland Die Schotten ubernahmen das romisch kanonische gemeine Recht das nicht mit dem Common Law zu verwechseln ist Das System der Writs Bearbeiten Im deutlichen Unterschied zu den kontinentaleuropaischen Rechtssystemen ist im englischen Recht nicht die Klage das klassische Mittel zur Durchsetzung eines bestimmten Anspruchs Dies geschieht vielmehr mit Hilfe eines sogenannten writ zu aengl writan schreiben d h das Geschriebene ein Mittel das dem romischen Aktionenrecht sehr ahnlich ist Unter einem Writ verstand man ursprunglich den Prozess einleitenden Befehl des Konigs an den Sheriff der Grafschaft des Beklagten mit dem Inhalt bestimmte prozesseroffnende Massnahmen einzuleiten 1 Als solche Massnahmen kamen z B die Vorladung des Beklagten oder die Einberufung einer Jury in Betracht Der rechtstechnische Unterschied zur Klage ist dabei der dass ein Writ nicht ein prozessuales Mittel zur Durchsetzung eines beliebigen materiellen Anspruchs ist sondern es gilt der Satz ubi remedium ibi ius wortlich wo ein Mittel ist ist ein Recht remedies precede rights d h Rechtsmittel sind wichtiger als Rechte Mit der Zeit bildete sich eine Anzahl von unterschiedlichen in ihren jeweiligen Voraussetzungen streng formalisierte Writs heraus welche aber materiell nur auf eine ganz bestimmte Art von Geschehen gerichtet waren Die Verfahrensweise beim Erlass eines Writs war folgende Der Writ musste vom Klager gegen eine Gebuhr in der koniglichen Kanzlei chancery beantragt werden und wurde vom Kanzler Chancellor gesiegelt Damit wurde das zustandige Gericht des Beklagten unter Bezeichnung des Streitgegenstandes angewiesen den Beklagten zu laden oder eine Jury einzuberufen und in der Sache zu verhandeln An dem Verfahren des Writ wird der Unterschied zur Klage noch deutlicher Wahrend die dem kontinentaleuropaischen Recht eher bekannte Klage sich schwerpunktmassig auf materielles Recht stutzt ist ein Writ ein rein prozessrechtliches Instrument das zur Begrundetheit eines Anspruchs noch keine Aussage zulasst Da jeder einzelne Writ das Vorliegen von jeweils unterschiedlichen Voraussetzungen erforderlich machte war durch die Auswahl des richtigen Writ der Prozessverlauf bereits bis ins Detail festgelegt denn jeder Writ bedingte die Abfolge der Prozesshandlungen die Vertretung der Prozessparteien die Zulassung und Bewertung von Beweisen etc Bereits im 12 Jahrhundert bilden sich aus der Vielzahl der im Einzelfall gewahrten Writs bestimmte typische Formulare fur bestimmte typische Tatbestande heraus Zu den wichtigsten dieser typischen Writs entwickelten sich schon fruh die writs of covenant writs of right writs of debt und die writs of trespass Soweit kein Writ zur Verfugung stand ein Recht durchzusetzen konnte das Begehren nicht vor den koniglichen Gerichten vorgebracht werden Aber auch derjenige der fur sein Begehren nicht den richtigen Writ wahlte verlor das Verfahren ohne Rucksicht auf die inhaltliche Berechtigung seines Anliegens Die Entstehung neuer Writ Tatbestande durch extensive Auslegung von bereits bestehenden Writs gelangte im Jahr 1258 zu einem vorlaufigen Schlusspunkt Die wachsende Zahl von Writ Tatbestanden hatte zu einem Zustandigkeitsverlust der lokalen Gerichte und damit zu einem Machtverlust des lokalen Adels gefuhrt Den daraus resultierenden Machtkampf mit dem Konig entschieden die Barone in den Provisions of Oxford 1258 fur sich mit der Folge dass der Kanzler neue Writs nur noch mit Zustimmung des gesamten koniglichen Rates d h der curia regis ausstellen durfte Bis dahin konnte Henry de Bracton in seinem Tractatus de legibus et consuetudinibus Angliae 1240 1258 bereits 56 verschiedene Writs darstellen Aus sachlichen Notwendigkeiten wurden jedoch bereits 1285 wieder neue Writs zugelassen wodurch die mit den Provisions of Oxford eingetretene Beschrankung der koniglichen Gerichtsbarkeit wieder aufgehoben wurde Bei den neuen Writs handelte es sich um die den actiones utiles des romischen Rechts vergleichbaren writs upon the case und die writs in consimili casu Die beiden letztgenannten Writs sind ausserdem gute Beispiele fur die Entwicklung wie durch extensive Auslegung der Tatbestande bestehender Writs und deren Anwendung auf ahnliche Tatbestande allmahlich neue Writs geschaffen wurden in consimili casu Das System der Writs litt jedoch unter einem augenscheinlich mangelhaften Schutz vertraglicher Rechte Glanvill von dem eine umfassende Sammlung von Writs uberliefert ist um 1185 1189 bemerkt hierzu Private Vereinbarungen werden im allgemeinen nicht von den Gerichten unseres Herrn des Konigs geschutzt Zur Losung dieses Problems boten sich verschiedene Wege an Zum einen ging man mit Hilfe des writ of detinue vom Eigentumsgedanken aus Danach wurden Mieter Entleiher Verwahrer und Spediteure nicht durch ihre Abmachungen sondern aufgrund der Tatsache verpflichtet dass sie eine fremde Sache innehatten Zum anderen konnte man mit Hilfe des writ of debt auf die Form abstellen Der Beklagte konnte danach deswegen belangt werden weil er seine Schuld in einer formlichen Urkunde anerkannt hatte Eventuelle Willensmangel spielten hierbei keine Rolle Beide Writs waren zur Losung des Problems jedoch nicht zufriedenstellend vor allem weil sie nur unter besonderen Voraussetzungen greifen konnten Daher griff man auf den writ of trespass zuruck welchem dabei unter den anderen Writs bald besondere Bedeutung zukam Ursprunglich wurde dieser Writ nur dort gewahrt wo jemand mit Gewalt oder unter Bruch des Landfriedens einen anderen in seinem Besitz an Sachen oder in seiner korperlichen Unversehrtheit verletzt hatte Mit anderen Worten handelt es sich also um einen Writ der eigentlich ein deliktisches Verhalten sanktionieren soll In der gerichtlichen Praxis wurden jedoch auf der Basis des in consimili casu Denkens die unter den writ of trespass fallenden Tatbestande nach und nach ausgedehnt Zunachst wurde auch bei Schaden infolge Schlechterfullung misfeasance verurteilt immerhin ein Jahrhundert spater auch bei Nichterfullung non feasance Noch etwas spater entsteht in Verbindung mit der action of debt eine Klagemoglichkeit falls der Beklagte sich ausdrucklich zu der eingeklagten Leistung verpflichtet hat special assumpsit Aber erst im Jahre 1602 kommt im Slade s Case der Durchbruch Jedes Versprechen beinhaltet zugleich die Verpflichtung zu seiner Erfullung indebitatus assumpsit Uber einen langen Zeitraum hinweg entwickelte sich die action of trespass on the case so zu den heute noch bekannten Tatbestanden des Delikts und Vertragsrechts An der Entwicklung der Writs wird daher deutlich welche dominante Bedeutung dem Verfahrensrecht im englischen Recht zukommt Das Common Law bestand zu Anfang aus einer Reihe von verschiedenen Verfahrensarten die in streng formalisierter Weise abzulaufen hatten Hauptsorge des Klagers musste daher sein die richtige Klageart zu wahlen damit sich die koniglichen Gerichte fur zustandig erklarten Der Ausgang des Verfahrens war dagegen unbestimmt da sich im Common Law erst sehr allmahlich materiellrechtliche Normen entwickelten Die dem romischen Recht sehr ahnliche Art der Prozesseinleitung hatte dazu gefuhrt dass englische Prozesspraktiker nicht in Anspruchen sondern in Klagetypen dachten Fur das mittelalterliche common law trifft darum wie fur das romische Recht zu dass Satze des materiellen Rechts erst in einem spateren Stadium und zwar gleichsam als Abscheidungen des Prozessrechts in dessen Hohlungen und Fugen erkennbar wurden 2 Die Equity Bearbeiten Trotz der fortlaufenden Ausweitung des Anwendungsbereichs einiger Writs wurde das Common Law bereits seit dem 14 Jahrhundert von den Rechtssuchenden als starr unbeweglich und damit als ungenugend empfunden Der Grund dafur lag vor allem im streng formalisierten Prozessverlauf welcher durch das System der Writs vorgegeben war Dieser nahm den Common Law Courts die Moglichkeit ihre Entscheidungen nach den Grundsatzen von fairness and reasonableness Treu und Glauben auszurichten Infolgedessen konnte zum Beispiel auch der arglistig Handelnde Rechte bekommen wenn nur die Klageformel Writ stimmte Ein weiterer Mangel lag darin dass die Gerichte aufgrund des Aktionensystems der Writs an bestimmte wenige Rechtsfolgen gebunden waren z B Verurteilung auf Schadensersatz nicht aber Vertragserfullung oder auf Unterlassung von Handlungen In solchen und ahnlichen Fallen wandten sich die Enttauschten an den Konig mit der Bitte um Gerechtigkeit und Gnade Die auf diesem Wege in ihren Urteilen ubergangenen Gerichte nahmen daran zunachst keinen Anstoss zum einen weil es sich bei den Bittgesuchen anfangs um Ausnahmen handelte zum anderen weil die Common Law Gerichte selbst ihre Entstehung und Entwicklung dem Grundsatz verdankten dass man notfalls vom Konig selbst Gerechtigkeit erbitten kann Mit der Zeit als die Bittgesuche an den Konig zahlreicher wurden delegierte der Konig seine Befugnis auf den Kanzler welcher zunachst im Namen des Konigs spater seit dem Ende des 15 Jahrhunderts als selbstandiger Richter entschied So entstand ein neues Gericht der Court of Chancery In diesem urteilte der Kanzler ohne Writs nur kraft koniglicher Vollmacht und nach seinem Gefuhl fur Billigkeit Im weiteren Verlauf der Zeit hielt sich der Court of Chancery mehr und mehr an seine in fruheren Entscheidungen aufgestellten Grundsatze So verfestigten sich die Maximen welche diesen Entscheidungen zugrunde lagen immer mehr zu einem eigenen neben dem Common Law stehenden Normengefuge dem Recht der Equity Anzumerken bleibt dass uber die Rechtsprechung des Kanzlers welcher bis 1529 grundsatzlich Geistlicher und in dieser Funktion ausserdem Beichtvater des Konigs war viele Grundsatze des kanonischen Rechts in das Recht der Equity einflossen Die Zeit zwischen 1485 und 1832 Bearbeiten Nach dem Ende der Rosenkriege welche den Tudors die englische Krone verschafften bis 1603 wurde der Kanzler allmahlich ein selbstandiger Richter der mit entsprechenden Vollmachten des Konigs Recht sprach Unter der Herrschaft der Tudors nahm die Equity Rechtsprechung betrachtlichen Umfang an und verlor somit ihren bisherigen Ausnahmecharakter In dieser Situation geriet das common law in Gefahr beiseitegeschoben oder auf Nebengebiete abgedrangt zu werden da beide Rechtsgebiete common law und equity ihre jeweiligen Befurworter in den gesellschaftlichen Machtkampfen des 16 und 17 Jahrhunderts hatten Die Rechtsprechung der equity offnete sich weit mehr als das common law den am romisch kanonischen Vorbild orientierten Verfahrensarten und uberhaupt der Rezeption des romischen Rechts Dieses aber genoss die Sympathie der nach absoluter Herrschaft strebenden englischen Konige da sich nur aus ihm die politische Forderung nach absoluter Verbindlichkeit des koniglichen Willens ableiten liess Hinzu kam der Gedanke das vom Kanzler bevorzugte romische Recht begunstige den Absolutismus weil es sich auf Privatrecht beschranke und die Krone selbst nicht binde Das common law seinerseits wurde mit seiner umstandlichen und formalistischen aber gerade dadurch gegen direkten herrscherlichen Zugriff Schutz bietenden Technik zu einer wichtigen Waffe des Londoner Parlaments im Kampf gegen die absolutistischen Tendenzen des Konigs Hinzu kam der Gegensatz zwischen dem schriftlichen geheimen und inquisitorischen Verfahren des Kanzlers stets ohne Jury und dem mundlichen und offentlichen Common Law Verfahren Vor allem aber stellte sich der englische Juristenstand mit seinem hinhaltenden Widerstand gegen die Einflusse des romischen Rechts auf die Seite des Parlaments Der Konflikt zwischen den beiden Gerichtszweigen trat 1615 im Earl of Oxford s Case offen zutage 3 Der Earl of Oxford hatte mithilfe von Prozessmanipulation ein Urteil eines Common law Gerichtes erstritten dessen Vollstreckung vor dem Equity Gericht nur durch die Drohung seiner eigenen Gefangennahme verhindert werden konnte Durch die Parteinahme des Konigs in dem Fall konnte der court of chancery seitdem somit die Vollstreckung eines Urteils der Common Law Gerichte unter Androhung der Gefangennahme subpoena verhindern Gleichzeitig stellte diese Entscheidung aber auch einen Kompromiss zwischen equity und common law dar Denn einerseits gilt zwar seitdem der Grundsatz Equity shall prevail wonach der equity in Konfliktfallen der Vorrang vor dem common law zukommt Auf der anderen Seite galt nun dass die equity lediglich die vom common law gelassenen Lucken ausfullen soll um generellen Rechtsschutz bieten zu konnen was sich in der Maxime equity follows the law ausdruckt Infolgedessen war der Konflikt zwischen dem common law und der equity dahingehend abgeschlossen dass die equity das common law zwar erganzte aber nicht mehr als Ganzes verdrangte Bis heute gibt es im angloamerikanischen Rechtskreis auch eine Tendenz im common law das Recht des einfachen Volkes zu sehen daher common welches sowohl der Equity als dem Recht der Chancery bzw des jeweiligen obersten Gerichts als auch dem Gesetzesrecht gegenubergestellt wird welches von Parlamenten beschlossen wird nbsp Heutige Verbreitung des Common LawDas 18 Jahrhundert stellte fur England eine Epoche innenpolitischen Friedens dar wahrend common law und equity eine ruhige kontinuierliche Entwicklung nahmen Als herausragende Entwicklung wahrend dieser Zeit ist jedoch die enorme geographische Expansion des englischen Rechts zu nennen So wurde z B bereits 1608 im Fall Calvin v Smith entschieden dass in den englischen Kolonien in Nordamerika englisches Recht anzuwenden sei 4 Dieser Vorgang hatte seine Ursachen in der Grundung Besiedelung und Eroberung britischer Kolonien in nahezu allen Erdteilen Von dieser Entwicklung betroffen waren vor allem die spateren USA der grosste Teil Kanadas Australien Neuseeland der indische Subkontinent sowie eine grossere Zahl weiterer Lander in Afrika und Asien Trotz der spateren Unabhangigkeit dieser Gebiete ist das englische Recht dort bis heute Ausnahmen Quebec in Kanada Louisiana in den USA und teilweise Sudafrika als Grundlage von Gesetzgebung und Rechtsprechung beibehalten worden Siehe auch Recht der Vereinigten StaatenDie Zeit zwischen 1832 und 1875 Bearbeiten Seit dem Ende des 18 Jahrhunderts wurde in zunehmendem Masse eine radikale Reform des uberlieferten Rechts und die Verkundung einer allgemeinen Kodifikation gefordert Der wichtigste Exponent dieses Zeitalters welches in England auch the age of reform genannt wird war der Sozialreformer und Jurist Jeremy Bentham 1748 1832 Dieser und andere Vertreter des Utilitarismus sahen in den geschichtlich gewachsenen oft mehr auf historischem Zufall als auf rationaler Planung beruhenden Regeln des common law nichts anderes als Hemmnisse auf dem Wege zu einer grossangelegten sozialen Reform Der Ruf nach totaler Kodifikation des common law fand indessen keinen ausreichenden Widerhall da fur die meisten englischen Juristen ausser Frage stand dass man das gewachsene englische Recht nicht durch ein Gesetzbuch ablosen kann das am grunen Tisch ausgearbeitet und an sozialphilosophischen Leitvorstellungen orientiert ist Gleichwohl waren die Forderungen Benthams von grossem Einfluss auf die englische Rechtsentwicklung im 19 Jahrhundert Im Vordergrund stand dabei jedoch wie schon in der Vergangenheit weniger das materielle Recht als vielmehr die Reform der Gerichtsverfassung und des Prozessrechts Dabei wurde in mehreren Schritten 1832 1852 Common Law Procedure Acts und 1873 Judicature Acts die Prozesseinleitung durch Writs abgeschafft 1857 wurde auch die geistliche Gerichtsbarkeit abgeschafft und 1870 die Moglichkeit einer direkten Verurteilung durch das Parlament durch eine Bill of Attainder Einflusse des romischen Rechts Bearbeiten Zum Zeitpunkt der Wiederentdeckung des romischen Rechts in Europa im 12 und 13 Jahrhundert war das Common Law bereits so weit entwickelt dass die Ubernahme Rezeption des romischen Rechts wie sie auf dem Kontinent stattfand sich hier nicht durchsetzte 5 Trotzdem waren die ersten Gelehrten des Common Law insbesondere Glanvill and Bracton sowie die ersten koniglichen Richter mit dem romischen Recht durchaus gut vertraut Oftmals waren es Kleriker die im romischen kanonischen Recht geschult waren 6 Eine der ersten und in der Geschichte des Common Law eine der bedeutendsten Abhandlungen Bractons De Legibus et Consuetudinibus Angliae On the Laws and Customs of England war stark beeinflusst von der Gliederung des Rechts in Justinians Institutionen 7 Der Einfluss des romischen Rechts nahm nach Bracton stark ab aber die romisch rechtliche Unterteilung der Klagen in in rem und in personam welche von Bracton ubernommen worden war hatte bleibende Auswirkungen und legte den Grundstein fur eine Wiederbelebung romisch rechtlicher Strukturkonzepte im 18 und 19 Jahrhundert Anzeichen dafur sind in Blackstones Commentaries on the Laws of England zu finden 8 und romisch rechtliche Ideen gewannen insbesondere mit dem Aufleben des Rechtsunterrichts an den Universitaten im 19 Jahrhundert wieder an Bedeutung 9 Eine Konsequenz dieser Entwicklung ist dass heute die grundsatzliche Unterteilung des Rechts in ein Sachenrecht Vertragsrecht Deliktsrecht und zu einem gewissen Grade ungerechtfertigte Bereicherung im Civil Law als auch im Common Law vorzufinden sind 10 Die Judicature Acts BearbeitenAls Folge der Supreme Court of Judicature Acts 1873 in Kraft seit 1875 wurden die bis dahin voneinander isolierten Rechtswege zu einem geschlossenen hierarchischen System umgeformt mit dem neugeschaffenen High Court of Justice an der Spitze In diesem wurden die drei Common Law Gerichte sowie der Court of Chancery miteinander verschmolzen allerdings lebte die alte Aufteilung in einzelnen Abteilungen fort Trotzdem werden seit den judicature acts sowohl das common law als auch die Regeln der equity von allen Abteilungen nebeneinander angewandt Die judicature acts hatten ausserdem gravierende Auswirkungen auf das tradierte System der Writs Bis dahin stand der Klager noch vor dem Problem sich vor Prozessbeginn verbindlich fur einen von etwa 412 verschiedenen Writs zu entscheiden wonach infolgedessen das ganze Verfahren festgelegt war Von nun an wurde jeder Prozess vor dem High Court of Justice durch einen writ of summons eingeleitet Dies machte die Festlegung auf einen bestimmten Klagetyp entbehrlich und reduzierte fur den Klager das Risiko bereits durch rein formale Fehler den Prozess zu verlieren Mit den judicature acts wurde die moderne Entwicklung des englischen common law eingeleitet wobei der Schwerpunkt der Reform auch weiterhin auf der Modernisierung des Prozessrechts und des Gerichtsverfassungsrechts und weniger auf dem materiellen Recht liegt Einzelnachweise Bearbeiten Dominik Nagl No Part of the Mother Country but Distinct Dominions Rechtstransfer Staatsbildung und Governance in England Massachusetts und South Carolina 1630 1769 Berlin 2013 S 99ff Online Konrad Zweigert H Kotz Einfuhrung in die Rechtsvergleichung 3 neubearb Auflage Mohr Tubingen 1996 ISBN 3 16 146548 2 S 177 201 Earl of Oxford s Case 1615 I Ch Rep I 21 ER 485 Calvin v Smith 77 Eng Rep 377 K B 1608 B R C van Caenegem The Birth of the English Common Law 2 Aufl Cambridge 1988 S 89 92 B Peter Birks Grant McLeod Justinian s Institutes Ithaca New York 1987 S 7 B George E Woodbine ed Samuel E Thorne transl Bracton on the Laws and Customs of England Vol I Introduction Cambridge Massachusetts 1968 S 46 Carl Guterbock Bracton and his Relation to the Roman Law Philadelphia 1866 S 35 38 Stephan Buhofer Die Strukturierung eines Rechts Das Common Law und das romische Institutionensystem In Schweizerische Zeitschrift fur Internationales und Europaisches Recht SZIER RSDIE 5 2007 S 24 Ulrich Ziegenbein Die Unterscheidung von Real und Personal Actions im Common Law Diss Berlin 1971 S 73 Peter Stein Continental Influences on English Legal thought 1600 1900 In Peter Stein The Character and Influence of the Roman Civil Law London and Ronceverte 1988 S 223 ff Siehe generell Stephan Buhofer Die Strukturierung eines Rechts Das Common Law und das romische Institutionensystem In Schweizerische Zeitschrift fur Internationales und Europaisches Recht SZIER RSDIE 5 2007 download der engl Version http www szier ch Archiv Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rechtsgeschichte von England und Wales amp oldid 219612712