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Emil Ermatinger 21 Mai 1873 in Schaffhausen Schweiz 17 September 1953 in Zurich war ein Schweizer Germanist und Zurcher Universitatsprofessor Emil Ermatinger 1914 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Veroffentlichungen Auswahl 4 Festschrift 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEmil Ermatinger aus einer alten Schaffhauser Familie stammend 1 wurde als jungstes von funf Kindern von Martin Ermatinger und Maria Helena geborene Mockli geboren Ermatinger arbeitete nach seiner Promotion 1897 zunachst als Gymnasiallehrer in Winterthur Im selben Jahr veroffentlichte er seinen ersten Gedichtband 1899 heiratete er Barbara Anna Kunz 1902 veroffentlichte er seine ersten Novellen 1909 wurde er zum Professor fur deutsche Literatur am Eidgenossischen Polytechnikum 1912 zum vorerst ausserordentlichen 1920 zum ordentlichen Professor an der Universitat Zurich berufen beide Lehrstuhle hatte er bis 1943 inne 1939 war er fur ein Semester Gastprofessor an der Columbia University in New York Wirken BearbeitenErmatinger war einer der fuhrenden Vertreter der vom deutschen Idealismus bestimmten geisteswissenschaftlichen Literaturbetrachtung welche die Dichtkunst von der Ideengeschichte her versteht dass also die Dichterpersonlichkeit und deren erlebte Weltanschauung die Dichtkunst bestimmen 2 Er wandte sich gegen einen angeblich voraussetzungslosen Positivismus der ihm das Wesen der Dichtung zu verfehlen schien Die Dichtung begriff er weniger als Werkgebilde denn als Niederschlag dessen was er im Sinne der deutschen Klassik den bildenden Willen der geistig sittlichen Personlichkeit nannte und diesen ethischen Bezug galt es auch in dem rational formulierenden Prozess wissenschaftlichen Erkennens festzuhalten 1 Die Literaturgeschichte verstand er als Geistesgeschichte im Sinne Wilhelm Diltheys als Feld eines grossen dialektischen Prozesses um die Grundfragen des Menschen 3 Sein theoretisches Hauptwerk Das dichterische Kunstwerk Grundbegriffe der Urteilsbildung in der Literaturgeschichte erstmals 1921 und in dritter Auflage 1939 erschienen war ein erfolgreicher und grundlegender Beitrag zur methodologischen Diskussion 1 2 Ermatinger sah sich darin getreu seiner von personlichem Werturteil getragenen Wissenschaft 2 als Huter des Heiligtums und lehnte alle nicht asthetisierenden Richtungen wie den Naturalismus und den Expressionismus ab 4 Er wirkte auch als Herausgeber von Gottfried Kellers Werken doch er verleugnete nach massiver Kritik J Frankels seine Werkausgabe von 1919 in seiner Literaturgeschichte Dichtung und Geistesleben der deutschen Schweiz von 1933 4 Laut Charles Linsmayer hatte seine auch von vielen seiner Schuler weitergetragene Lehre fatale Folgen fur das Schaffen der zeitgenossischen Schweizer Autoren 4 Der erst gerade zum Professor fur deutsche Literaturgeschichte ernannte Max Wehrli schrieb in seinem Nachruf auf Ermatinger 1 Nicht die philologische historische oder interpretierende Einzelforschung lag ihm am Herzen sondern die souverane Zusammenschau eines dichterischen Oeuvres einer Epoche einer Literatur die er in ihren grossen Linien zu deuten und zu sichern suchte mit einem offen bekannten Mut zur Personlichkeit und einem unerschrocken verantworteten Werturteil Ermatinger war notorisch deutschfreundlich 5 So nahm er 1937 im thuringischen Eisenach aktiv an der Reichstagung der Deutschen Christen teil einer protestantischen Bewegung die Adolf Hitler als gottgesandten Fuhrer verehrte was vom Volkischen Beobachter umgehend als Prestigeerfolg verbucht wurde und 1938 schrieb er in der Neuauflage von Das dichterische Kunstwerk die deutsche Literatur sei seit dem Ersten Weltkrieg durch judische Schriftsteller mit geschlechtlichen oder verdauungsphysiologischen Unflatigkeiten aller Art beschmutzt worden Nach dem Zweiten Weltkrieg 1948 stellt Ermatinger in einem Entnazifizierungsverfahren fur Hans Friedrich Blunck den ehemaligen Prasidenten der Reichsschrifttumskammer einen Persilschein aus 5 Ermatingers Nachlass befindet sich in der Zentralbibliothek Zurich 6 Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenGottfried Kellers Leben Briefe und Tagebucher Aufgrund der Biographie Jakob Baechtolds dargestellt 3 Bande 1915 1918 Die deutsche Lyrik in ihrer geschichtlichen Entwicklung von Herder bis zur Gegenwart 2 Bande 1921 Das dichterische Kunstwerk Grundbegriffe der Urteilsbildung in der Literaturgeschichte 1921 Weltdeutung in Grimmelshausens Simplicius Simplizissimus 1925 Barock und Rokoko in der deutschen Dichtung 1926 Dichtung und Geistesleben der deutschen Schweiz Beck Munchen 1933 Deutsche Kultur im Zeitalter der Aufklarung 1935 Richte des Lebens und Jahre des Wirkens Autobiographie in zwei Banden 1943 1945 Deutsche Dichter 1700 1900 Eine Geistesgeschichte in Lebensbildern 2 Bande 1948 1949 Festschrift BearbeitenWalter Muschg Rudolf Hunziker Hrsg Dichtung und Forschung Festschrift fur Emil Ermatinger zum 21 Mai 1933 Huber Frauenfeld Leipzig 1933 Literatur BearbeitenCharles Linsmayer Ermatinger Emil In Schweizer Lexikon 1991 Julian Schutt Germanistik und Politik Schweizer Literaturwissenschaft in der Zeit des Nationalsozialismus Chronos Verlag Zurich 1996 ISBN 978 3 905312 04 1 Werner Stauffacher Ermatinger Emil In Historisches Lexikon der Schweiz Hans Steiner Emil Ermatinger In Schaffhauser Beitrage zur Geschichte Biographien Band II 34 Jg 1957 S 321 326 PDF 377 kB Marc Tribelhorn Verstandigungsarbeit in Hitlers Reich In Neue Zurcher Zeitung 5 Oktober 2020 S 8 online Max Wehrli Professor Emil Ermatinger 21 Mai 1873 bis 17 September 1953 In Universitat Zurich Jahresbericht 1953 54 Orell Fussli Zurich 1954 S 78 f online Max Wehrli Ermatinger Emil In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 601 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Emil Ermatinger Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Publikationen von und uber Emil Ermatinger im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Literatur von und uber Emil Ermatinger im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Max Wehrli Professor Emil Ermatinger 21 Mai 1873 bis 17 September 1953 In Universitat Zurich Jahresbericht 1953 54 Orell Fussli Zurich 1954 S 78 f hier S 78 a b c Max Wehrli Ermatinger Emil In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 601 Digitalisat Max Wehrli Professor Emil Ermatinger 21 Mai 1873 bis 17 September 1953 In Universitat Zurich Jahresbericht 1953 54 Orell Fussli Zurich 1954 S 78 f hier S 79 a b c Charles Linsmayer Ermatinger Emil In Schweizer Lexikon 1991 a b Marc Tribelhorn Verstandigungsarbeit in Hitlers Reich In Neue Zurcher Zeitung 5 Oktober 2020 S 8 online Tribelhorn stutzt sich dabei auf Julian Schutts 1996 publizierte Untersuchung Germanistik und Politik Schweizer Literaturwissenschaft in der Zeit des Nationalsozialismus Nachlass Emil Ermatinger Normdaten Person GND 118682334 lobid OGND AKS LCCN n85348638 NDL 00551011 VIAF 138963 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ermatinger EmilKURZBESCHREIBUNG Schweizer GermanistGEBURTSDATUM 21 Mai 1873GEBURTSORT SchaffhausenSTERBEDATUM 17 September 1953STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Emil Ermatinger amp oldid 230449442