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Walter Muschg 21 Mai 1898 in Witikon bei Zurich 6 Dezember 1965 in Basel war ein Schweizer Literaturhistoriker Essayist und Politiker Urnengrab auf dem Friedhof am Hornli Riehen Basel Stadt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenBekannt wurde der Lehrersohn Bruder der Kinderbuchautorin Elsa Muschg und Halbbruder des Schriftstellers Adolf Muschg erstmals durch seine Dissertation uber Kleists Penthesilea Er hatte von 1917 bis 1921 an der Universitat Zurich Germanistik bei Emil Ermatinger Psychologie und Latein studiert Im Berlin der 1920er Jahre wo Muschg seine Studien fortsetzte traf er mit den zu der Zeit in Berlin lebenden Exponenten des literarischen Expressionismus zusammen 1928 habilitierte er sich an der Universitat Zurich mit einer vielbeachteten Arbeit uber Psychoanalyse und Literaturwissenschaft Auch publizierte er zwei dramatische Werke 1 Literatur war fur Walter Muschg Weltliteratur sie begann in der Vorzeit und erreichte erste Hohepunkte in den Propheten des Alten Testaments und in Homer In der grossen Dichtung suchte und sah er Urformen der menschlichen Kultur zu ihrer Erforschung suchte er vor allem in den fruhen Jahren auch die Psychologie Sigmund Freuds heranzuziehen Sein Hauptwerk die Tragische Literaturgeschichte erschien 1948 Als Motto hatte so Muschg ein Wort Hamanns dienen konnen Genie ist eine Dornenkrone und der Geschmack ein Purpurmantel der einen zerfleischten Rucken deckt 2 Dichtung erwuchs fur ihn stets auch aus Leiden und Schmerz und wer in diesen Prufungen moralisch versagte konnte kein echter Dichter sein Fur die ganz Grossen setzte er die Kategorien von Magier Seher und Sanger wahrend die Gaukler Priester Poeten Abschwachung und Vermischung der Urformen waren 3 So sah er in Jeremias Gotthelf den grossten Schweizer Dichter der ein Prophetenamt vertrat und daran verzweifelte aber auch zum homerischen Verherrlicher des Bauerntums wurde dessen Manner und Greise Weiber und Madchen er zu Idealgestalten eines christlichen Lebens in der Schopfung Gottes verklarte 4 Aus seiner eigenen Zeit schatzte Walter Muschg die Literatur des deutschen Expressionismus Von George Hofmannsthal Thomas Mann Rilke und manchen anderen bekannten Autoren hielt er dagegen wenig Ernst Barlach 5 Alfred Doblin 6 und Hans Henny Jahnn 7 half er nach dem Zweiten Weltkrieg durch Werkausgaben besser zuganglich zu machen Mit Jahnn verband ihn eine lange personliche Freundschaft Auch um jungere Autoren bemuhte er sich Nun singen sie wieder von Max Frisch erschien 1946 in der von Muschg betreuten Sammlung Klosterberg bei Schwabe in Basel im folgenden Jahr Friedrich Durrenmatts erstes Drama Es steht geschrieben und noch mit dem seit seinem polemischen Stuck Der Stellvertreter umstrittenen Rolf Hochhuth pflegte er engen Kontakt 8 Von 1936 bis zu seinem Tod 1965 wirkte Walter Muschg als Professor fur Neuere deutsche Literaturwissenschaft am Deutschen Seminar der Universitat Basel Urs Widmer der bei ihm studierte schreibt Er war der Erste an einer deutschen Uni der die Vorlesungen eines ganzen Semesters ausschliesslich Franz Kafka widmete 9 Als Dozent konnte Muschg in den Vorlesungen durch seine engagierte zuweilen polemische von personlichem Erleben der grossen Werke geleitete Interpretation und seine Schilderung der oft schwierigen Existenz ihrer Dichter fesseln viele seiner Schuler pragte er nachhaltig Zu offenen Diskussionen im Seminar dagegen kam es kaum und den Studenten war bewusst dass man manches auch anders sehen konnte 10 Muschg brachte sich als streitbarer und oft provozierender Publizist immer wieder in die offentliche Debatte ein Von 1939 bis 1943 sass er fur den Landesring der Unabhangigen im Nationalrat und trat dort fur die Unabhangigkeit der Schweiz und eine grosszugige Asylpolitik ein Spater erregte er Aufsehen zum Beispiel durch seine Polemik gegen Ernst Balzlis beliebte Dialekthorspiele am Radio in denen er eine unertragliche Verharmlosung und Verfalschung der Romane von Jeremias Gotthelf sah 11 Und zu einer breiten Debatte fuhrte die Aufsatzsammlung die er unter dem Titel Die Zerstorung der deutschen Literatur 1956 erscheinen liess Seine Literaturauffassung konnte sich in der Germanistik der Nachkriegszeit nicht durchsetzen seine Analysen werden aber als anregende Positionen bis heute geschatzt 12 Schriften BearbeitenKleists Penthesilea Verlag Seldwyla Zurich 1923 Kleist Zurich 1923 Babylon Ein Trauerspiel Amalthea Verlag Zurich Leipzig Wien 1926 Psychoanalyse und Literaturwissenschaft Junker und Dunnhaupt Berlin 1931 Gotthelf Die Geheimnisse des Erzahlers C H Beck Munchen 1931 Die Mystik in der Schweiz 1200 1500 Huber Frauenfeld Leipzig 1935 Jeremias Gotthelfs Personlichkeit Basel 1944 Tragische Literaturgeschichte Francke Bern 1948 3 veranderte Aufl 1957 Jeremias Gotthelf Eine Einfuhrung in seine Werke Francke Bern 1954 Dichtertypen Helbing und Lichtenhahn Basel 1954 Die Zerstorung der deutschen Literatur Francke Bern 1956 Neuausgabe Diogenes Zurich 2009 ISBN 978 3 257 06645 6 Goethes Glaube an das Damonische Separatabdruck aus Deutsche Vierteljahrsschrift fur Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Bd 32 H 3 Metzler Stuttgart 1958 Schiller Die Tragodie der Freiheit Francke Bern Munchen 1959 Von Trakl zu Brecht Dichter des Expressionismus Piper Munchen 1961 Studien zur tragischen Literaturgeschichte Francke Bern 1965 Gesprache mit Hans Henny Jahnn Europaische Verlagsanstalt Frankfurt 1967 Neuausgabe Rimbaud Aachen 1994 Gestalten und Figuren Herausgegeben von Elli Muschg Zollikofer Francke Bern Munchen 1968 Pamphlet und Bekenntnis Aufsatze und Reden Herausgegeben von Peter Andre Bloch Walter Olten Freiburg i Br 1968 Die dichterische Phantasie Herausgegeben von Elli Muschg Zollikofer Mit Bibliographie Francke Bern Munchen 1969Einzelnachweise Bearbeiten Walter Muschg Babylon Ein Trauerspiel Amalthea Zurich Leipzig Wien 1926 Walter Muschg Das Leben der Vogel Oratorium Huber Frauenfeld Leipzig 1934 Walter Muschg Tragische Literaturgeschichte 3 veranderte Auflage Franke Bern 1957 S 15 aus dem Vorwort zur 2 Auflage Walter Muschg Tragische Literaturgeschichte 3 veranderte Auflage Franke Bern 1957 S 6 Walter Muschg Tragische Literaturgeschichte 3 veranderte Auflage Franke Bern 1957 S 145f Walter Muschg Nachwort In Ernst Barlach Das dichterische Werk in drei Banden Band 3 R Piper Munchen 1959 S 673 689 Alfred Doblin Ausgewahlte Werke in Einzelbanden Begrundet von Walter Muschg in Verbindung mit den Sohnen des Dichters hrsg von Anthony W Riley und Christina Althen Walter Olten u a 1960 2007 Hans Henny Jahnn Fluss ohne Ufer dritter Teil Epilog Hrsg und mit einem Nachwort versehen von Walter Muschg Europaische Verlagsanstalt Frankfurt a M 1961 Rolf Hochhuth Epilog In Karl Pestalozzi Martin Stingelin Hrsg Walter Muschg 1898 1965 Gedenkreden zum 100 Geburtstag gehalten an der Feier in der Alten Aula am 20 Mai 1998 Basler Universitatsreden 96 Schwabe Basel 1999 ISBN 978 3 7965 1367 1 S 56f Urs Widmer Reise an den Rand des Universums Diogenes Zurich 2013 S 232 Peter Andre Bloch Walter Muschg als akademischer Lehrer aus der Sicht des Studenten In Karl Pestalozzi Martin Stingelin Hrsg Walter Muschg 1898 1965 Gedenkreden zum 100 Geburtstag gehalten an der Feier in der Alten Aula am 20 Mai 1998 Basler Universitatsreden 96 Schwabe Basel 1999 ISBN 978 3 7965 1367 1 S 31 44 Peter Niederhauser Fassen Der Radiostreit um Jeremias Gotthelf 1954 In Schweizer Monatshefte 77 Jahr Heft 10 S 35f Link Hans Peter Kunisch Polemiker mit Charakterkopf Walter Muschgs temperamentvolle Essays sind wieder aufgelegt In Die Zeit 20 Mai 2010 Nr 21 Link Literatur BearbeitenAlfons Gluck Friedrich Nemec Muschg Walter In Neue Deutsche Biographie NDB Band 18 Duncker amp Humblot Berlin 1997 ISBN 3 428 00199 0 S 624 f Digitalisat Charles Linsmayer Muschg Walter In Historisches Lexikon der Schweiz Karl Pestalozzi Martin Stingelin Hrsg Walter Muschg 1898 1965 Gedenkreden zum 100 Geburtstag gehalten an der Feier in der Alten Aula am 20 Mai 1998 Basler Universitatsreden 96 Schwabe Basel 1999 ISBN 978 3 7965 1367 1 Louis Wiesmann Ein Literaturwissenschaftler als Gewissen seiner Zeit Zum Tod von Prof Dr Walter Muschg 1898 1965 In Basler Stadtbuch 1967 S 140 147 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Walter Muschg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachlass Walter Muschg in der Universitatsbibliothek Basel Walter Muschg im Basler Literarischen Archiv der Universitatsbibliothek Basel Eintrag uber Walter Muschg im Lexikon des Vereins Autorinnen und Autoren der Schweiz Walter Muschg auf der Website der Bundesversammlung wbr Eingereichte Vorstosse Normdaten Person GND 119361108 lobid OGND AKS LCCN n50027640 VIAF 7450774 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Muschg WalterALTERNATIVNAMEN Muschg Zollikofer WalterKURZBESCHREIBUNG Schweizer Literarhistoriker und EssayistGEBURTSDATUM 21 Mai 1898GEBURTSORT WitikonSTERBEDATUM 6 Dezember 1965STERBEORT Basel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Muschg amp oldid 234173895