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Max Wehrli 17 September 1909 in Zurich 18 Dezember 1998 ebenda war ein Schweizer Literaturwissenschaftler und Germanist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Arbeitsfelder 3 Forschungsschwerpunkte 3 1 Poetologie 3 2 Literaturgeschichte 3 3 Epoche 4 Auszeichnungen und Mitgliedschaften 5 Schriften 6 Literatur 7 WeblinksLeben BearbeitenMax Wehrli studierte von 1928 bis 1935 Germanistik und Griechisch an den Universitaten Zurich und Berlin SoSe 1931 Zu seinen Lehrern zahlten in dieser Zeit Emil Ermatinger Albert Bachmann Ernst Howald alle Zurich Arthur Hubner und Nicolai Hartmann beide Berlin 1935 wurde er in Zurich mit der Arbeit Johann Jakob Bodmer und die Geschichte der Literatur promoviert 1937 habilitierte er sich mit der Untersuchung Das barocke Geschichtsbild in Lohensteins Arminius Seit der Habilitation und nach dem Krieg war er zunachst Privatdozent 1946 Titularprofessor und ab 1947 als Nachfolger von Robert Faesi ausserordentlicher Professor fur Altere deutsche Literatur 1953 wurde er zum ordentlichen Professor fur Geschichte der deutschen Literatur von den Anfangen bis 1700 ernannt Mit seiner Ernennung wurde der Lehrstuhl offiziell um ein Fachgebiet erweitert welches an allen anderen Universitaten zur Neugermanistik gerechnet wird seit den fruhesten Publikationen jedoch zu Wehrlis Kerninteressen zahlte das 16 und 17 Jahrhundert Das Sommersemester 1955 verbrachte Max Wehrli als Gastprofessor an der Columbia University in New York 1965 bis 1967 war er Dekan seiner Fakultat und 1970 bis 1972 Rektor der Universitat Zurich 1973 ein Jahr vor seiner Emeritierung wurde er Prasident der Schweizerischen Hochschul Rektoren Konferenz der er bis 1977 vorstand Von 1975 bis 1979 war er Prasident der Gottfried Keller Gesellschaft Zurich Zu Max Wehrlis Schulerinnen und Schulern gehoren u a Martin Bircher Harald Burger Peter Maurice Daly Eleonore Frey Staiger Alois Maria Haas Urs Herzog Paul Michel Klara Obermuller Peter Rusterholz Sibylle Rusterholz und Rosmarie Zeller Thumm Arbeitsfelder BearbeitenDas grosse Projekt Max Wehrlis war es einen Verstandniszusammenhang fur die vormoderne deutschsprachige literarische Uberlieferung zu entwerfen bevor sie sich im 18 Jahrhundert als autonomes alle Gattungen und Typen umfassendes Literatursystem konstituiert Zu seinen Lehr und Forschungsschwerpunkten zahlten in diesem Rahmen das Hochmittelalter der Barock Zurich als Kulturstadt vom Mittelalter bis in die Moderne Poetologie und vor allem die Literaturgeschichte Bekannt ist schliesslich sein Interesse fur die zeitgenossische Literatur Zudem war Max Wehrli als Herausgeber bzw Mitherausgeber zahlreicher wissenschaftlicher Reihen Lexika Handbucher und Festschriften tatig Hervorzuheben ist auch seine Tatigkeit als Editor und Ubersetzer literarischer Werke des Mittelalters und des Barock von denen einige in die Reihe Manesse Bibliothek der Weltliteratur aufgenommen und so der breiten Offentlichkeit zuganglich gemacht wurden Forschungsschwerpunkte BearbeitenDrei Forschungsgebiete sind besonders hervorzuheben Poetologie Bearbeiten Max Wehrlis fruhe Schrift Allgemeine Literaturwissenschaft von 1951 in der er den Stand der Germanistik seiner Zeit zusammenfassend und kritisch referiert gliedert sich in zwei Hauptkapitel Poetik und Literaturhistorie Diese beiden Interessen konnen als durchaus charakteristisch fur sein literaturwissenschaftliches Arbeiten verstanden werden Sie lassen sich indes nicht problemlos miteinander kombinieren sondern erzeugen ein Spannungsfeld Unter Poetik fasst Wehrli 1951 die durch die werkimmanente Interpretation seiner Zeit gepragte Fragestellung nach dem Verhaltnis von Form und Inhalt Teil und Ganzem die als nicht auflosbare Einheit betrachtet werden Wehrli kritisiert im Kapitel Literaturhistorie diese Position als ahistorisch da sie zu stark vom geschlossenen Einzeltext ausgehe und die Tradiertheit der Formen zu wenig berucksichtigt Stattdessen fordert er Epochen oder Stile als eigenstandige poetische Grossen zu betrachten und deren interne Zusammenhange und Dynamiken zu analysieren Die systematische Analyse der Poetik eines Einzeltextes gewinnt somit ihre Legitimitat erst dadurch dass sie zugleich als Teil der Poetik einer Epoche oder einer literarhistorischen Bewegung gefasst wird Dies fuhrt zu einem dialektischen Wechselspiel eines historischen und eines systematischen Ansatzes den Wehrli in seinen spateren Schriften poetologisch nennen wird Insbesondere in seinem letzten Buch Literatur im deutschen Mittelalter Eine poetologische Einfuhrung 1984 aktuelle Aufl 2006 werden systematisch die bildungs und mediengeschichtlichen literatursoziologisch institutionellen philosophisch theologischen rhetorischen asthetischen hermeneutischen und formgeschichtlichen Kontexte entfaltet in denen die Geschichtlichkeit der Literatur beschrieben werden kann Literaturgeschichte Bearbeiten Mit der Grundhaltung stets den unabdingbar geschichtlichen Charakter literarischer Werke ins Zentrum der Beobachtung zu stellen grenzt sich Max Wehrli explizit von der Vorstellung ab Kunst sei etwas Uberzeitliches und asthetische Vollkommenheit sei nur gegen die Geschichte moglich es gebe so Wehrli gerade nichts Verganglicheres als die vermeintlich zeitlose Kunst Die Verstehensbedingungen fur ein solches vergangenes Werk sieht Wehrli in seinem Konzept der poetologisch hermeneutischen Auseinandersetzung der dialektischen Begegnung zwischen der eigenen aktuellen Situation des Rezipienten und der geschichtlichen Fremdheit des Gegenstandes Das Wagnis jedes literarhistorischen Verstehens besteht darin lebendigen Gegenwartsbezug zu verwirklichen und zugleich den Gegenstand ganz aus sich selbst in seiner geschichtlichen Bedingtheit zu sehen Es gilt die Werke der vergangenen insbesondere mittelalterlichen Literatur als das Fremde ganz andere seinem Zeitgesetz Folgende zu sehen und sie zugleich in bereitwilligem Hinhoren als ein Eigenes Unverlierbares ja vielleicht Aktuelles zu erfahren Dem Teleologie Verdacht dem jede chronologisch gegliederte Darstellung eines historischen Verlaufs notwendig ausgesetzt ist setzt Wehrli ein Differenzierungs Diktum entgegen Sachlich ware es sinnlos von Fortschritt oder Verfall zu sprechen und danach zu werten Methodisch sei es indes unabdingbar dass Literaturgeschichtsschreibung im Akt der Disposition und Gliederung des Materials einen inneren historischen Zusammenhang konstruiere so wie er sich dem Verfasser der Literaturgeschichte jeweils darbiete Ein Sinn der Geschichte ist auch fur die Literatur mindestens wissenschaftlich nicht zu benennen Wir konnen ihn hochstens postulieren auf Grund der Feststellung dass die geschichtlichen Verlaufe bei aller Dunkelheit und Chaotik immer wieder gestalthafte Zuge und eine Richtung aufweisen Der hohe Stellenwert den die Kategorien der Totalitat der Synthese und des Kontinuums in Wehrlis methodologischen Ausfuhrungen einnehmen bedingt zugleich eine drastische Relativierung Literaturgeschichtsschreibung als Rekonstruktion eines historischen Zusammenhangs konne nie volle Wissenschaftlichkeit beanspruchen Sie nehme eine dubiose Stellung zwischen Wissenschaft und Kunst ein deren Legitimation durch die subjektive Auswahl und Koharenzstiftung immer schon fragwurdig sei Epoche Bearbeiten Max Wehrlis historisch poetologischer Zugang bedingt ein spezifisches Epochenverstandnis Die Erweiterung des Faches Altere deutsche Literatur um die Literatur bis 1700 an der Universitat Zurich ist neben der individuellen Vorliebe vor allem wissenschaftliches Programm Es geht um das Problem die altere deutsche Literatur in einen Verstandniszusammenhang zu bringen um eine Einordnung der fruhen literarischen Zeugnisse die nur diskontinuierlich und fragmentarisch greifbar sind nur aus enger Bindung an ein ebenfalls fragmentarisch uberkommenes lateinische Traditionsfeld und aus heterogenen Bezugen zur mundlichen volkssprachlichen Uberlieferung sich entwickeln und die anfanglich weit davon entfernt sind ein institutionalisiertes autonomes Literatursystem darzustellen Dabei forderte das methodische Programm der Literatur immer im Zusammenspiel von historischer Situation und systematischer Einordnung zu begegnen einen analytischen Blick der die fachgeschichtlich administrativen Grenzen des universitaren Betriebs notwendig uberschreiten musste Der spezifische Epochenbegriff ergibt sich aus dem Forschungsgegenstand der Geschichte von Entstehung Integration Wandel eines solchen niemals autonomen immer offenen Literatur Systems Es ist die Geschichte des Zusammenruckens isolierter Denkmaler der verschiedenen Ansatze und Versuche zu einem Wirkungszusammenhang oder doch einer sinnvollen Konstellation der Bildung bestimmter Traditionen mit ihren spezifischen Formtypen und Funktionen immer im Gegenspiel zum gesamteuropaischen Latein und den anderen Volkssprachen in Europa Entscheidend ist dabei nicht die Idee eines nationalen Geistes oder sonst einer mysteriosen Grosse sondern die schlichte Tatsache dass ein literarisches System nach Typen rhetorischen Formen metrischen Ordnungen und Wortbedeutungen notwendig von einer sich gleichzeitig aufbauenden Sprache in jedem Sinn getragen wird Diese Epoche der deutschen Literatur ist erst im 18 Jahrhundert oder sogar noch spater nach dem Zuruckgehen auch des wissenschaftlichen Lateins abgeschlossen In diesem Sinne wurde der Fachteil der Alteren deutschen Literatur an der Universitat Zurich programmatisch von den Anfangen bis um 1700 angesetzt Auszeichnungen und Mitgliedschaften BearbeitenDie wissenschaftliche Arbeit Max Wehrlis wurde mit zahlreichen Ehrungen und Auszeichnungen im In und Ausland gewurdigt Honorary Member der Modern Language Association of America 1964 korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Heidelberg 1977 Gottingen 1981 und Munchen 1983 Trager der Gold Medaille des Goethe Instituts 1970 des Kantons Zurich 1972 und des Gottfried Keller Preises der Martin Bodmer Stiftung 1979 Zudem war Max Wehrli 1955 Visiting Professor an der Columbia University New York 1986 erhielt er von der Universitat Munchen die Ehrendoktorwurde Schriften BearbeitenJohann Jakob Bodmer und die Geschichte der Literatur Zurich Phil I Sekt Diss Frauenfeld Leipzig 1936 Das barocke Geschichtsbild in Lohensteins Arminius Frauenfeld Leipzig 1938 Allgemeine Literaturwissenschaft Bern 1951 Formen mittelalterlicher Erzahlung Aufsatze Zurich 1969 Geschichte der deutschen Literatur von den Anfangen bis zum Ende des 16 Jahrhunderts Stuttgart 1980 Literatur im deutschen Mittelalter eine poetologische Einfuhrung Stuttgart 1984 Fritz Wagner und Wolfgang Maaz Hrsg Max Wehrli Humanismus und Barock Hildesheim Zurich 1993 Fritz Wagner und Wolfgang Maaz Hrsg Max Wehrli Gegenwart und Erinnerung Gesammelte Aufsatze Hildesheim Zurich 1998 Ausgaben und Ubersetzungen Deutsche Barocklyrik Auswahl und Nachwort von Max Wehrli Manesse Zurich 1977 ISBN 3717515322 Deutsche Lyrik des Mittelalters Auswahl und Ubersetzung von Max Wehrli Zurich 1955 6 Auflage 1988 Jacob Bidermann Cenodoxus Hrsg Max Wehrli Dusseldorf 1958 Sonderdruck aus Das deutsche Drama vom Barock bis zur Gegenwart Band 1 Hrsg Benno von Wiese Jacob Bidermann Philemon Martyr Lateinisch und deutsch Hrsg und ubersetzt von Max Wehrli Olten Koln 1960 Jacob Balde Dichtungen Lateinisch und deutsch Hrsg und ubersetzt von Max Wehrli Olten Koln 1963 mit Friedrich Ohly Julius Schwietering Philologische Schriften Munchen 1969 Historie von Doktor Johann Faust Hrsg und ubersetzt von Max Wehrli Zurich 1986 Hartmann von Aue Iwein Aus dem Mittelhochdeutschen ubertragen mit Anmerkungen und Nachwort von Max Wehrli Zurich 1988 Literatur BearbeitenStefan Sonderegger Alois M Haas Harald Burger Typologia litterarum Festschrift fur Max Wehrli Zurich 1969 Karl Bertau Max Wehrli 17 9 1909 19 12 1998 In Bayerische Akademie der Wissenschaften Munchen Jahrbuch 1999 S 259 263 Peter von Matt In memoriam Max Wehrli In Mittellateinisches Jahrbuch Bd 34 1 1999 S 1 6 Wolfgang Harms Max Wehrli Wehrli Max In Christoph Konig Hrsg unter Mitarbeit von Birgit Wagenbaur u a Internationales Germanistenlexikon 1800 1950 Band 3 R Z De Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 015485 4 S 1989 1990 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Max Wehrli im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Max Wehrli in KalliopeNormdaten Person GND 118766090 lobid OGND AKS LCCN n81004031 VIAF 44395474 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wehrli MaxKURZBESCHREIBUNG Schweizer Literaturwissenschaftler und GermanistGEBURTSDATUM 17 September 1909GEBURTSORT ZurichSTERBEDATUM 18 Dezember 1998STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Wehrli amp oldid 233339808