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Elisabeth Frenzel geborene Luttig Niese 28 Januar 1915 in Naumburg an der Saale 10 Mai 2014 in Berlin 1 war eine deutsche Literaturwissenschaftlerin Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Bedeutung fur die Erzahlforschung 3 Veroffentlichungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDie Tochter des Juristen Oswig Luttig Niese und seiner Frau Elisabeth geb Niese studierte an der Berliner Universitat wo sie 1938 bei Julius Petersen uber Die Gestalt des Juden auf der neueren deutschen Buhne promovierte Ihre Dissertation verrat gluhende Begeisterung fur den Nationalsozialismus und einen auf den Rassentheorien von Hans F K Gunther basierenden Antisemitismus Die Buchhandelsausgabe wurde nach Kriegsende in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt 2 Kurz vor ihrer Promotion hatte Frenzel 1938 den Redakteur bei der NS Propagandazeitschrift Der Angriff und spateren Regierungsrat im Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda Herbert A Frenzel geheiratet dem sie im Nachwort zu ihrer Dissertation fur die Erweiterung meines wissenschaftlichen Interesses durch Hinweis auf die aktuellen kulturpolitischen Fragen dankte Mitglied der NSDAP war Elisabeth Frenzel nicht Doch arbeitete sie bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs als wissenschaftliche Angestellte fur Alfred Rosenbergs Amt fur Kunstpflege und als wissenschaftliche Mitarbeiterin fur die Hohe Schule der NSDAP Ihre 1943 in der Schriftenreihe zur weltanschaulichen Schulungsarbeit der NSDAP erschienene Broschure Der Jude im Theater wurde 2003 von Jochen Horisch in der Neuen Zurcher Zeitung als eine der ubelsten antisemitischen Publikationen aus germanistischer Feder uberhaupt bezeichnet 3 Ausserdem bemuhte sie sich um ein Lexikon judischer Schriftsteller fur Rosenbergs Institut zur Erforschung der Judenfrage in Frankfurt am Main das ahnlich dem bereits bei diesem Institut erschienenen Lexikon der Juden in der Musik der leichteren Ausgrenzung judischer Kunstler aus dem deutschen Kulturleben dienen sollte In der Endphase des Weltkriegs war an ein solches Grossprojekt nicht mehr zu denken stattdessen wurde 1944 ein einbandiges Handbuch fur 1945 angekundigt das aber auch nicht mehr erschien Hauptartikel Daten deutscher Dichtung Nach dem Zweiten Weltkrieg war Frenzel als freie wissenschaftliche Schriftstellerin tatig Gemeinsam mit ihrem Mann Herbert A Frenzel verfasste sie das Standardwerk Daten deutscher Dichtung Chronologischer Abriss der deutschen Literaturgeschichte das zuerst 1953 im Verlag Kiepenheuer amp Witsch erschien und bis 2007 in mehreren hunderttausend Exemplaren 35 Neuauflagen erlebte die jeweils von Elisabeth Frenzel in Absprache mit dem Verlag aktualisiert wurden Erst nachdem Volker Weidermann es in einem Artikel fur die FAS im Mai 2009 als Skandal bezeichnet hatte dass dieses Grundlagenwerk bis zur letzten Auflage fur die Zeit von 1933 bis 1945 keine Werke prominenter von den Nationalsozialisten verfolgter Autoren wie etwa Kurt Tucholsky Klaus Mann Joachim Ringelnatz oder Oskar Maria Graf auffuhrte oder wie bei Armin T Wegner oder Irmgard Keun nicht einmal ihre Namen erwahnte aber gleichzeitig nationalsozialistische Autoren wie Erwin Guido Kolbenheyer oder Richard Billinger und ihre Werke ausfuhrlich wurdigte nahm der Deutsche Taschenbuch Verlag das Werk ab sofort aus seinem Programm 4 Elisabeth Frenzels Nachschlagewerke zur Stoff und Motivgeschichte der deutschen Literatur sind ebenfalls in mehreren Auflagen erschienen Die politisch und ideologisch erheblich vorbelasteten Eheleute Frenzel wurden mit diesen Arbeiten in der bundesdeutschen Germanistik und Theaterwissenschaft der 1950er Jahre ohne jedes Aufheben reintegriert Herbert A Frenzel wurde 1951 Schriftleiter der Deutschen Gesellschaft fur Theatergeschichte jedoch blieb ihnen eine akademische Karriere verwehrt Von 1978 bis 2001 war Elisabeth Frenzel Mitglied der Kommission fur literaturwissenschaftliche Motiv und Themenforschung der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1997 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz am Bande Im Oktober 1999 forderte Anton G Leitner im Namen der Redaktion der Zeitschrift Das Gedicht in einer offentlichen Erklarung aufgrund der antisemitische n Tendenzen ihrer Dissertation die Aberkennung von Frenzels Doktortitels 5 Es entbrannte eine heftige Diskussion an der sich auch der Prasident der Humboldt Universitat zu Berlin beteiligte 6 Wir wurden uns damit in die unruhmliche Tradition des Nationalsozialismus stellen als aus rassischen oder politischen Grunden akademische Titel aberkannt wurden erklarte er Die Suddeutsche Zeitung machte dieses Argument ratlos Das darf hier kein Argument sein so das Blatt SZ 14 Oktober 1999 Anton G Leitner erhielt durch diese Kontroverse anonyme Drohbriefe mit antisemitischem Inhalt 7 8 Frenzel lebte zuletzt in Berlin Bedeutung fur die Erzahlforschung BearbeitenFrenzels Bedeutung fur die deutschsprachige Erzahlforschung nach 1960 ist unbestritten auch wenn sie einen literaturwissenschaftlichen Zugang zu Motiven und Stoffen wahlte Ihre Nachschlagewerke Stoffe der Weltliteratur und Motive der Weltliteratur werden bis heute benutzt und wer die in den deutschsprachigen Landern lange in Verruf geratene literaturwissenschaftliche Motiv und Themenforschung methodisch fundiert betreiben mochte findet in den programmatischen Schriften Frenzels viele Anregungen In der volkskundlich folkloristisch orientierten Enzyklopadie des Marchens die nicht unumstritten auch lebende Autoren wurdigt verfasste Gero von Wilpert Sydney einen huldigenden Artikel uber Frenzel 9 der zwar die Berucksichtigung der Volksliteratur in ihrem Werk lobt und die internationale Anerkennung der Stoff und Motivforschungen Frenzels unterstreicht aber nicht auf die NS Zeit oder das Thema der Dissertation eingeht Veroffentlichungen BearbeitenDie Gestalt des Juden auf der neueren deutschen Buhne Konkordia Buhl 1940 Phil Diss Universitat Berlin 1940 Judengestalten auf der deutschen Buhne Ein notwendiger Querschnitt durch 700 Jahre Rollengeschichte Deutscher Volksverlag Munchen 1940 Buchhandelsausgabe der Dissertation Der Jude im Theater Schriftenreihe zur weltanschaulichen Schulungsarbeit der NSDAP Heft 25 Eher Munchen 1943 Daten deutscher Dichtung Chronologischer Abriss der deutschen Literaturgeschichte Mit Herbert A Frenzel Kiepenheuer amp Witsch 1953 zuletzt in 35 Auflage bei dtv 2007 Theodor Matthias Das neue deutsche Worterbuch Unter besonderer Berucksichtigung der Rechtschreibung sowie der Herkunft Bedeutung und Fugung der Worter auch der Lehn und Fremdworter 9 Auflage bearbeitet von Elisabeth Frenzel und Herbert A Frenzel Verlag Praktisches Wissen 1954 Stoff und Motivgeschichte In Wolfgang Stammler Hrsg Deutsche Philologie im Aufriss Band 3 Erich Schmidt Verlag Berlin 1957 Sp 739 787 Stoffe der Weltliteratur Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Langsschnitte Kroners Taschenausgabe Band 300 Kroner Stuttgart 1962 ISBN 978 3 520 30010 2 zuletzt 10 Auflage 2005 Stoff Motiv und Symbolforschung Metzler Stuttgart 1963 zuletzt 4 Auflage 1978 ISBN 978 3 476 99315 1 Stoff und Motivgeschichte Verlag Schmidt 1966 zuletzt 2 Auflage 1974 ISBN 3 503 00784 9 Motive der Weltliteratur Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Langsschnitte Kroners Taschenausgabe Band 301 Kroner Stuttgart 1976 ISBN 3 520 30101 6 zuletzt 6 Auflage 2008 Vom Inhalt der Literatur Stoff Motiv Thema Herder 1980 ISBN 3 451 17402 2 Federstriche Ein immerwahrender Literaturkalender Mit Herbert A Frenzel Artemis 1987 ISBN 3 7608 4950 4 Vergilbte Papiere Die zweihundertjahrige Geschichte einer burgerlichen Familie Droste 1990 ISBN 3 7700 0877 4 uber die Familie Niese Literatur BearbeitenChristian Adam Der Traum vom Jahre Null Autoren Bestseller Leser die Neuordnung der Bucherwelt in Ost und West nach 1945 Berlin Galiani Berlin 2016 S 319 322 Adam J Bisanz Raymond Trousson Herbert A Frenzel Hrsg Elemente der Literatur Beitrage zur Stoff Motiv und Themenforschung Elisabeth Frenzel zum 65 Geburtstag Kroner Themata 702 703 2 Bande Kroner Stuttgart 1980 ISBN 3 520 70201 0 Band 1 ISBN 3 520 70301 7 Band 2 Ernst Piper Alfred Rosenberg Hitlers Chefideologe Blessing Munchen 2005 ISBN 3 89667 148 0 zugleich Potsdam Univ Habil Schr 2005 Florian Radvan Mit der Verjudung des deutschen Theaters ist es nicht so schlimm Ein kritischer Ruckblick auf die Karriere der Literaturwissenschaftlerin Elisabeth Frenzel In German Life and Letters 54 1 2001 ISSN 0016 8777 S 25 44 Peter Gossens Vom Inhalt der Literatur Elisabeth Frenzel und die Stoff und Motivgeschichte In Komparatistik Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft fur Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft 2000 2001 ISSN 1432 5306 S 128 136 Christoph Konig Hrsg unter Mitarbeit von Birgit Wagenbaur u a Internationales Germanistenlexikon 1800 1950 Band 1 A G De Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 015485 4 Levke Harders Studiert promoviert Arriviert Promovendinnen des Berliner Germanischen Seminars 1919 1945 Berliner Beitrage zur Wissenschaftsgeschichte 6 Peter Lang Frankfurt am Main u a 2004 ISBN 3 631 52610 5 Rezension Birgit Boge Die Anfange von Kiepenheuer amp Witsch Johann Caspar Witsch und die Etablierung des Verlags 1948 1959 Harrassowitz Wiesbaden 2009 bes S 275 326 Volker Weidermann Standardwerk mit Lucken Ein grotesker Kanon FAZ 11 Mai 2009 uber Daten deutscher Dichtung Peter Gossens Judengestalten auf der deutschen Buhne Buch von Elisabeth Frenzel 1940 In Wolfgang Benz Hrsg Handbuch des Antisemitismus Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart Band 7 Literatur Film Theater und Kunst Berlin Munchen Boston de Gruyter 2014 S 221 223 Peter Gossens Nachruf auf Elisabeth Frenzel In Komparatistik 2014 2015 Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft fur Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft Bielefeld Aisthesis 2015 S 15 17 Digitalisat bei ub uni frankfurt de Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Elisabeth Frenzel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Tom Wolf Langsam eingehen und dauern In taz 19 November 2005 David Ensikat Genug Nichts davon Nachruf auf Elisabeth Frenzel In Der Tagesspiegel 13 Juni 2014 Pirmin Meier Elisabeth Frenzel Germanistin mit deutschen Qualitaten Textatelier Hess von Biberstein 24 Juni 2014 Rabea Aschern Maximilian Koster und Johanna Vinken Eine ausgezeichnete Antisemitin Elisabeth Frenzel war Germanistin Millionarin Tragerin des Bundesverdienstkreuzes und hasste Juden Eine deutsche Karriere In Jungle World Dschungel 2 Oktober 2019 Einzelnachweise Bearbeiten Traueranzeige im Berliner Tagesspiegel Memento vom 17 Mai 2014 im Webarchiv archive today Buchstabe F Liste der auszusondernden Literatur Deutsche Verwaltung fur Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Zentralverlag Berlin 1946 Jochen Horisch An ihren Werken sollt ihr sie erkennen Das Internationale Germanistenlexikon 1800 1950 Memento vom 24 Juli 2007 im Internet Archive In Neue Zurcher Zeitung 31 Dezember 2004 Daten deutscher Dichtung Umstrittenes Lexikon wird nicht mehr verlegt 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