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Die letzte Chance ist ein wahrend des Zweiten Weltkriegs spielendes Schweizer Fluchtlingsdrama von Leopold Lindtberg Der Film erlebte seine Urauffuhrung am 26 Mai 1945 in Zurich FilmTitel Die letzte ChanceProduktionsland SchweizOriginalsprache Deutsch Italienisch Englisch Schweizerdeutsch Franzosisch Jiddisch Niederlandisch PolnischErscheinungsjahr 1945Lange 113 Original 90 deutsche Fassung MinutenAltersfreigabe FSK 16StabRegie Leopold LindtbergDrehbuch Richard SchweizerProduktion Lazar Wechsler fur Praesens Film A G ZurichMusik Robert BlumKamera Emil BernaSchnitt Hermann HallerBesetzungJohn Hoy Ltnt Halliday Ray Reagan Sgt Braddock Ewart G Morrison Major Telford Luisa Rossi Tonina Romano Calo Priester Therese Giehse Frau Wittels Robert Schwarz Bernard Wittels Eduardo Masini Wirt Giuseppe Galeati Fuhrmann Tino Erier Muzio der Spitzel Leopold Biberti Oberleutnant Brunner Germaine Tounier Madame Monnier Emil Gerber Grenzwachter Ruedi Sigfrit Steiner Schweizer Militararzt Maurice Sakhnowsky Hillel Berthe Sakhnowsky Hannele seine Nichte Rudolf Kampf Professor Jean Martin Hollander Gertrud ten Cate Hollanderin Carlo Romatko jugoslawischer Arbeiter Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Produktion 3 Kritik 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenZweiter Weltkrieg Oberitalien 1943 Ein deutscher Transportzug mit alliierten Kriegsgefangenen auf dem Weg nach Innsbruck wird von alliierten Fliegern angegriffen beschossen und in Brand gesetzt Zahlreiche alliierte Soldaten fliehen aus den lodernden Waggons Wahrend einige von ihren deutschen Bewachern auf der Flucht erschossen werden konnen der englische Leutnant Halliday und der amerikanische Sergeant Braddock entfliehen Sie verstecken sich im Dunkeln ubernachten auf dem Heuschober eines Bauern der sie dabei entdeckt und schlagen sich mit Hilfe eines italienischen Fuhrmannes der sie in seinem Eselskarren versteckt und an den Kontrollpunkten der italienischen Faschisten durchschmuggelt in Richtung Schweizer Grenze durch Auf dem Weg in die rettende Freiheit begegnen die beiden der jungen Tonina die am Fluss ihre Wasche wascht Sie hilft den beiden weiter Ein voreilig verkundeter Waffenstillstand lasst Halliday und Braddock kurz auf Frieden hoffen doch dieser erweist sich als trugerisch Von Toninas Onkel in Zivilklamotten gesteckt verstecken sich Halliday und Braddock in einem Guterzug wo sie Zeugen einer Deportation von Juden werden Die Flucht der beiden Manner fuhrt sie in ein Bergdorf wo die beiden Soldaten bei der Uberquerung einer kleinen Brucke von antifaschistischen Partisanen kontrolliert werden Im Dorf lernen sie bei stromendem Regen in der Kirche den Pfarrer kennen der ihnen ebenfalls weiterhilft Er bringt die beiden Manner zu dem ortlichen Gasthof einer Sammelstelle fur Fluchtlinge Soeben sind franzosisch deutsch hollandisch und polnischsprachige Fluchtlinge zuruckgekehrt die wegen Schneesturms vergeblich versucht hatten die Grenze zur Schweiz zu uberqueren Halliday lernt den erfahrenen Bergfuhrer Giuseppe kennen und er sieht wie ein Fluchtling Frau Wittels mit ihrem Sohn Bernard eintrifft Frau Wittels hatten Halliday und Braddock bereits aus ihrem Versteck beim Juden Deportationszug bemerkt als sie verzweifelt versucht hatte die Deportation ihres Mannes zu verhindern Im Glockenturm der Dorfkirche machen die beiden alliierten Soldaten ihre entscheidende Begegnung als sie den gleichfalls entflohenen britischen Major Telford kennenlernen Als im Radio die Befreiung Mussolinis durch eine Sondereinheit der SS verlautbart wird wechselt ein politisch durch und durch opportunistischer Dorfler erneut die Seiten steckt sich sein soeben abgelegtes Parteizeichen wieder an und geht ins Tal um die dort stationierten Deutschen zu informieren dass sich im Dorf wieder Fluchtlinge aufhalten Daraufhin sturmen Einheiten ins Bergdorf Als Erste wacht Frau Wittels inmitten der Nacht auf als sie Schusse hort die von der Brucke heruberhallen Dort liefert sich die SS ein Scharmutzel mit den Partisanen Diese kehren mit Verwundeten ins Dorf zuruck und fordern alle Dorfbewohner auf den Ort zu ihrer eigenen Sicherheit sofort zu raumen Der Dorfpriester uberredet die drei alliierten Offiziere mit den verangstigten Gasthof Fluchtlingen augenblicklich in Richtung Grenze aufzubrechen ehe es zu spat ist Es ist fur alle die letzte Chance Man solle versuchen das Dorf Giuseppes zu erreichen denn dort sei man sicherer Giuseppe konne erneut versuchen alle uber die Schweizer Grenze zu bringen Wahrend der Dorfpfarrer mit den Alten des Ortes zuruckbleibt und von den deutschen Besatzern verhaftet wird erreichen die von Telford angefuhrten Fluchtlinge das Nachbardorf Doch sie finden es vollig zerstort vor Die Hauser wurden niedergebrannt die Manner erschossen Und alles nur weil die Deutschen ein einziges Gewehr im Ort gefunden hatten Auch Giuseppe ist unter den Opfern Die drei alliierten Soldaten beschliessen die bunt zusammengewurfelte Fluchtlingstruppe beim Fluchtversuch in die Schweiz mitzunehmen Ihnen schliessen sich auch mehrere kleine Kinder an die durch den nationalsozialistischen Terror zu Waisen geworden sind Der Aufstieg in die schneebedeckte Bergwelt bei Wind und Wetter ist vor allem fur die Alten kraftraubend Der gebrechliche Jude Hillel bricht im Schnee zusammen Man hilft ihm wieder auf Schliesslich erreicht die Fluchtlingstruppe eine kleine Berghutte die vorubergehend Schutz vor dem draussen tobenden Schneesturm bietet Dort kommt man sich auch menschlich naher Es entsteht so etwas wie ein von tiefem Humanismus gepragtes internationales Zusammengehorigkeitsgefuhl uber alle Sprachbarrieren und Mentalitatsunterschiede hinweg das im gemeinsamen Singen des Kanons Frere Jacques kulminiert wobei jede Person dieses Kinderlied in seiner eigenen Sprache singt Plotzlich naht ein deutscher Trupp und die Fluchtlinge verstecken sich nahe der Hutte Doch die deutschen Soldaten gehen an der Hutte vorbei in der Absicht so rasch wie moglich die Passhohe zur Schweiz zu besetzen um von dort den Fluchtlingsstrom in das neutrale Nachbarland zu unterbinden Die alliierten Soldaten horen von deren Absicht und andern ihren Plan Halliday schlagt vor dass die Fluchtlinge bei Nacht an den deutschen Grenzposten vorbeischleichen sollen wahrend die Offiziere die deutschen Grenzwachter abzulenken versuchen Doch Bernard Wittels hat langst seinen eigenen Plan geschmiedet Als der Pass in Sicht ist entfernt er sich in voller Absicht von den anderen Fluchtlingen und macht so die Deutschen auf sich aufmerksam die ihn sofort auf ihren Skiern verfolgen Er klettert durch den Schnee in Richtung Berggipfel und wird dabei hinterrucks erschossen Bernards Mutter die das alles mit ansehen muss schreit vor Entsetzen und erweckt damit die Aufmerksamkeit der Deutschen Sie schiessen auch auf die anderen Fluchtlinge Wahrend die meisten von ihnen entkommen wird Halliday getroffen als er einem seiner Schutzbefohlenen dem alten Hillel zu helfen versucht Doch der alte Mann schafft es nicht mehr Die Gunst des Moments nutzen die anderen Fluchtlinge und passieren unbeschadet die Grenze Dort werden sie von einer Schweizer Grenzpatrouille in Empfang genommen Auch Halliday kann sich schwer verletzt in die Schweiz retten Beim Schweizer Grenzposten beginnen nun die burokratischen Formalitaten Die illegale Einreise in die Schweiz eroffnet neue Hindernisse Die Fluchtlinge mussen erst einmal nachweisen dass sie politisch verfolgt waren Major Telford macht dem hilfsbereiten Chefgrenzer Oberleutnant Brunner klar dass die Fluchtlinge Schreckliches durchgemacht haben und dass auf der anderen Seite des Passes ihr sicherer Tod wartet Nach einem Telefonat gibt Bern grunes Licht und schliesslich werden alle mit einem Lkw ins nachste Tal in ein Fluchtlingslager gefahren Halliday uberlebt die Fahrt nicht und wird auf dem ortlichen Friedhof beigesetzt Produktion BearbeitenDie letzte Chance gilt als die beruhmteste Kinoproduktion der Schweiz in ihrer uber einhundertjahrigen Filmgeschichte Die Dreharbeiten begannen am 8 November 1944 und wurden erst Anfang Mai 1945 beendet Gedreht wurde uberwiegend in den Schweizer Bergen Die Aussenaufnahmen wurden vor allem im Tessin in und um Gandria Mergoscia Caprino Lamone aber auch am Berninapass in Filisur Lenz Mullheim Wigoltingen sowie am Zurcher Guterbahnhof und am Lago Maggiore angefertigt Die Studioaufnahmen entstanden im Filmstudio der Bellerive AG Zurich Neben einer Fulle von Amateurdarstellern darunter die aus deutscher Gefangenschaft entkommenen britischen bzw US amerikanischen Soldaten Morrison Hoy und Reagan wirkten auch drei namhafte Schweizer Profischauspieler mit Therese Giehse Leopold Biberti und Sigfrit Steiner Der volkerverbindende Charakter des Films wird auch durch die zahlreichen Sprachen die in Die letzte Chance gesprochen werden unterstrichen Es wird dadurch hervorgehoben dass trotz des Sprachenwirrwarrs und den damit einhergehenden linguistischen Verstandigungsschwierigkeiten eine Verstandigung zwischen Menschen unterschiedlichster Herkunft sehr wohl moglich ist Die letzte Chance erlebte nach seiner Welturauffuhrung einen internationalen Triumphzug der seinesgleichen sucht Innerhalb kurzester Zeit lief der Film auch in den westlichen Siegermachten an Am 27 November 1945 in New York City am 19 Dezember 1945 in Paris und am 1 Februar 1946 in London Am 11 April 1946 fand der Film schliesslich auch seine deutsche Erstauffuhrung Bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes wurde Leopold Lindtberg 1946 sowohl mit dem Hauptpreis Grand Prix als auch mit dem Internationalen Friedenspreis ausgezeichnet Im Jahr darauf erhielt Die letzte Chance in Los Angeles den Golden Globe Award fur denjenigen Film der am besten fur internationale Verstandigung wirbt Kritik BearbeitenVon der Kritik wurde Die letzte Chance enthusiastisch gefeiert Besprechungen gab es unter anderem in Motion Picture Herald New York Vol 161 Nr 7 17 November 1945 in Theatre Arts Vol 29 Nr 12 Dezember 1 Dezember 1945 in New York Motion Picture Critics Reviews Vol 2 Nr 42 3 Dezember 1945 in Cinematographie Francaise Paris Nr 1138 5 Januar 1946 in Today s Cinema Vol 66 Nr 5296 25 Januar 1946 und in Kinematograph Weekly London Nr 2024 31 Januar 1946 In Kay Wenigers Lexikon Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben ist zu lesen Erst wenige Monate vor dem Untergang des 3 Reichs wagte damit die Schweiz erstmals einen Film zu produzieren der nicht nur eindeutig gegen den Krieg im Allgemeinen Stellung bezog sondern auch gegen den Verfolgungsterror der Nationalsozialisten Weiter heisst es Erzahlt wurde die Geschichte eines international zusammengewurfelten Fluchtlingstrecks der versucht verfolgt und bedroht von ihnen nachstellenden deutschen Wehrmachtssoldaten von Norditalien uber die Schweizer Grenze in Sicherheit zu gelangen Die letzte Chance geriet dabei weniger zum antideutschen Propagandastuck vielmehr schuf Lindtberg erneut ein von tief empfundener Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft getragenes Werk das mit der Botschaft des volkerverstandigenden Humanismus zugleich einen verhaltenen Optimismus fur eine bessere Zukunft in der Krieg Hass und Verfolgung ausgeschlossen sind verband 1 Buchers Enzyklopadie des Films schrieb Mit dokumentarischer Strenge hat Lindtberg der vorwiegend mit Amateuren arbeitete die Geschichte realistisch und nuchtern gestaltet und zugleich das Problem der schweizerischen Fluchtlingspolitik aufgezeigt Die ehrliche Machart und menschliche Aussage des Films haben ihm zu einem internationalen Erfolg verholfen bis zum Aufkommen des Neuen Schweizer Films galt er als der Schweizer Film par excellence 2 Reclams Filmfuhrer konstatierte Lindtberg hat diesen dokumentarischen Spielfilm mit nuchternem Realismus inszeniert Er drehte uberwiegend mit Laien wobei die beiden englischen Soldaten und der amerikanische Sergeant einen Teil ihres eigenen Schicksals nachspielten Die Aktualitat des Themas und die Ehrlichkeit des Films in Absicht und Form machten ihn kurz nach dem Krieg zu einem grossen Erfolg 3 Das Lexikon des Internationalen Films urteilte uber Die letzte Chance Unpathetischer dokumentarischer Spielfilm zum Teil spielen Laien ihre eigenen Schicksale ein bewegender Appell fur mehr Menschlichkeit 4 Weblinks BearbeitenDie letzte Chance in Fritz Bauer Institut Cinematographie des Holocaust Memento vom 19 Februar 2007 im Internet Archive Die letzte Chance in der Internet Movie Database englisch Die letzte Chance 1945 Filmportrat auf cyranos chEinzelnachweise Bearbeiten Kay Weniger Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben Lexikon der aus Deutschland und Osterreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945 Eine Gesamtubersicht ACABUS Verlag Hamburg 2011 ISBN 978 3 86282 049 8 S 313 Buchers Enzyklopadie des Films Hrsg v Liz Anne Bawden dt Ausgabe v Wolfram Tichy Luzern u Frankfurt M 1977 S 456 Reclams Filmfuhrer Von Dieter Krusche Mitarbeit Jurgen Labenski S 386 Stuttgart 1973 Klaus Brune Red Lexikon des Internationalen Films Band 5 S 2212 Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1987 Filme von Leopold Lindtberg Ja soo 1935 Fusilier Wipf 1938 Wachtmeister Studer 1939 Die missbrauchten Liebesbriefe 1940 Landammann Stauffacher 1941 Der Schuss von der Kanzel 1942 Marie Louise 1944 Die letzte Chance 1945 Matto regiert 1947 Swiss Tour 1949 Die Vier im Jeep 1951 Unser Dorf 1953 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die letzte Chance 1945 amp oldid 231055217